Liebe Label,
dein Gedicht habe ich jetzt lange auf mich wirken lassen. Ein echt janusköpfiges Teil! So locker-flockig und witzig es daherkommt, es hat doch einen melancholischen Unterton, der stellenweise sogar in Bitterkeit umschlägt.
Solche Gedichte mag ich gerne, die hinter der Fassade noch was zu bieten haben...
In diesem Sinne könnte man auch den Beginn der 3.Strophe verstehen: Wo vorher alles rutscht und flutscht, kommt es plötzlich zu einem Stocken, der Textfluss hält inne, Zweifel kommen auf. Dann wird die 3.Strophe lakonisch abgeschlossen: Es lebe die Desillusion!
Hier stelle ich noch eine Variante für Strophe 3 zur Debatte:
Nach längerer Gefangenschaft
in einer Art von Doppelhaft
hat keiner mehr Verlangen
noch irgendwas zu fangen
Der Schluss ist dann eher versöhnlich. Und die schöne Wendung sie käm zurück lässt offen, ob hier echtes Hoffen lohnt oder ob wir es mit einem Ammenmärchen zu tun haben...
lg wüstenrose