Hallo Etma
mein ganz herzlicher Dank auch hier. Du hast die Idee richtig erfasst: eine “Interpretation” des Werkes im eigentlichen Sinne ist das Gedicht nicht, sondern eher ein zeitgenössischer Versuch einer Verdichtung, der natürlich nicht ganz ohne Kompromisse (hoffentlich kreative) auskommt. Denn Bosch ging es nicht nur um den tapferen Einsiedler, sondern er nahm sich das in seiner Epoche sehr beliebte Motiv, um seiner Zeit einen bissig-satirischen Spiegel vorzuhalten.
Über die dargestellten Figuren im Detail streiten sich wohl die Gelehrten bis heute. Ist auch weniger wichtig, ich ließ da meinen eigenen Gedanken freien Lauf. Einen moralischen Finger wollte ich dabei nicht erheben, aber grundsätzlich einige “Betrachtungen” hinterlassen, seien es leere oder bewusste, hinterhältig-falsche Versprechungen der einen (hinter sieben Brücken …) und die Bewunderung reiselustiger Idioten mit Blick auf längst zerstörte Landschaften, und der Natur schlechthin, auf der anderen.
Der Abschluss soll eine Synthese darstellen. Da lockt auf dem rechten Teil des Triptychons eine Schöne (im Baum versteckt), während dem anderen in seiner Völlerei fast der Bauch platzt. Irgendwie doch treffend auch für unsere Zeit: auf der einen Seite der Wahn der ewigen Schönheit, mit Idealen, welche den Verlust jeder natürlichen (Schönheit) mit einbeziehen - mal ganz nebenbei, und auf der anderen das “nie-genug-bekommen”, der grobe, schnelle und oberflächliche Genuss des Feinen und alle Enstellungen des Schönen, die damit verbunden sind, nicht nur körperlich, wohl bemerkt, sondern in jeder Hinsicht von - Mensch und Natur.
Übrigens soll der Mann mit seiner Frau ganz oben auf dem fliegenden Fisch den Maler selbst darstellen. Gute Absicht, aber auch er ist seiner Zeit nicht "entkommen".
Der vornehme Herr im Mittelteil soll den Teufel selbst darstellen. Der kommt ja bis heute gut gekleidet (Stichwort: leere Versprechungen! - nicht selten wird dem weniger intelligenten Tier dazu der passende Wein eingeschenkt), meistens in Begleitung einer dieser Schönheiten, bei denen man wirklich nur ahnen kann, ob sie wirklich echt sind oder nicht. Wird in naher Zukunft sicher noch schwerer zu deuteln sein ... Zu Zeiten Bosch's war es wohl die Blässe der Haut, die bei den Damen der Gesellschaft ein 'must' war. Jedenfalls macht die Frau in Begleitung des Teufels auf dem Gemälde einen im weiteren Sinne ziemlich leblosen Eindruck. Da denke ich an manche first ladies, jeden Ranges.
Die ewig-Heutigen wissen stets alles, aber begreifen in der Breite und hinter den Dingen sehr wenig. Und wenn sich einer besonders auf die Prognosen versteift, die vom König (welcher Sparte auch immer) selbst kommen, dann ist eigentlich alles klar. Ich nahm mir dazu den Herren halbrechts weiter unten im zentralen Teil, Brille auf Hundeschnauze; daneben steht jemand, der noch weniger begreift, hat aber einen wunderbaren Öltrichter (?) als Helm. Was immer die da lesen, schlauer werden sie dabei wohl kaum.
Ich hoffe, ich habe nicht zu viel erklärt. Schade, dass ich nicht malen kann, so eine zeitgenössische Variante dieses Meisterwerkes wäre nämlich der absolute Knüller!
Nochmals vielen Dank und
LG
Tula