Lieber Patrick Schuler,
die letzten beiden Verse deines Gedichtes
nun da schnee fällt
in eden?
finde ich herausragend! Überhaupt gelingt es dir in deiner Lyrik oft, die letzte Zeile so zu gestalten, dass sie noch lange im Gedächtnis bleibt.
Schwierigkeiten habe ich aber dieses Mal am Anfang des Textes. Einerseits erscheint mir die Genitivkonstruktion in Vers 1 im Vergleich zu den anderen Versen etwas überformt, andererseits kann ich nicht nachvollziehen, wie die
fänge eines
falken verdorren können? Vor meinem inneren Auge sehe ich, wenn ich an die "Füße" von Greifvögeln denke, nichts, was noch austrocknen könnte.
Ein weiteres Problem stellt für mich der Übergang von den ersten beiden Versen auf den dritten dar. Zwar könnte ich das Gedicht als Anspielung auf Rilkes
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen verstehen und damit das Thema der Identität, also letztlich der inneren Heimat, in den Mittelpunkt der Interpretation rücken, aber meiner Meinung nach würde dies ohne den Bezug auf Rilke der Text selbst nicht ohne Weiteres leisten.
Ließe man allerdings die ersten beiden Verse gänzlich weg, würde dem Gedicht wiederum die Einleitung fehlen - irgendetwas sollte dort also unbedingt stehen. In meinen Augen würde sich das Suchen nach einer Alternative sehr lohnen, denn die Ausstrahlung des Textes und die grandiosen letzten beiden Verse sind alle Mühen wert.
Herzliche Grüße
Frodomir