Heimkehr II: Aufbruch zum Wasserturm

Max Neumann

Mitglied
Dann hörte ich eine Stimme sprechen
Sie sagte mir vergessene Wörter

Wohin ich jetzt gehen musste
Um dieses Leben zu beenden
Mein zerbrochenes Herz zu retten
Dieser Tag war einfach nur ein Tag

Ich stand aus dem Dreck wieder auf
Aus dem Himmel grauer Regen
So lösten sich meine Hände
Eine Scherbe fiel hinunter

Zwischen die Ritzen des Bordsteins
Menschen kamen und gingen vorbei
Betrachteten mich als Fremden
Ich gehörte nicht in ihre Welt

Mit gesenktem Kopf ging ich weiter
Um den Wasserturm zu finden
Doch damals wusste ich das nicht
Eine Wunde am Knie ließ mich hinken

So fand ich Obdach bei einem Freund
Der den ganzen Tag dasselbe machte
Alkohol trinken und Drogen nehmen
Ein bisschen machte ich noch mit

Dann glaubte ich zu ersticken
So rief ich einen Krankenwagen
Nach Luft ringend zählte ich Sekunden
Irgendwann erschien der Notarzt

Grinsend nannte ich ihn einen Engel
Er antwortete etwas von Elend
Das verstand ich und lehnte es ab
Später schlief ich erschöpft ein

Am nächsten Tag trank ich nicht mehr
Humpelte verwundet zur Toilette
Um entkräftet zu onanieren
Es machte mir keinen Spaß mehr

Einige Tage lag ich im Bett herum
Mit jedem Sonnenaufgang klarer
Mein Freund trank und er fluchte
In seinem Atem erkannte ich mich

Allmählich kam mein Licht zurück
In diesem Licht erwuchs Hoffnung
Wie eine Pflanze im Frühling
Inmitten eines Feldes aus Dornen

So sah ich mir einen Film an
Über einen Mann mit meiner Krankheit
Von weit entfernt fiel mir etwas ein
Ein Ort aus der Vergangenheit

An dem sie täglich zusammenkommen
Bei dem Freund konnte ich nicht bleiben
Träge packte ich einen Beutel und ging
Hinaus in eine Welt voller Fremder

Irgendwo musste der Wasserturm sein
Jeden Tag kam ich ihm näher
Das gab mir immer mehr Hoffnung
Um vom Käfer zum Mensch zu werden
 



 
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