Heiß-kalt erwischt

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anbas

Mitglied
Heiß-kalt erwischt

Es bleibt mir wirklich nichts erspart,
die Liebe trifft mich ziemlich hart,
ich weiß nicht, was hier grad' geschieht
- mir ging's doch gut, als Eremit.

Sie stapfte in mein Leben rein,
ich konnte nicht mal "Hilfe" schrei'n,
weil sie mir irgendwie gefiel
- nun häng ich drin im Liebesspiel.

Für dieses Spiel brauch ich viel Mut,
denn sie beherrscht es wirklich gut.
Ich merk, sie fängt mich spielend ein
- na ja, vielleicht soll das so sein.

So nimmt das Schicksal seinen Lauf,
ich geb mich hin, ich geb mich auf.
Jedoch was immer auch geschieht:
Ein Teil von mir bleibt Eremit!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Mut

Für dieses Spiel brauch ich viel Mut,
denn sie beherrscht es wirklich gut.
Das versteh ich nicht ganz. Wenn die lyrische Sie das Liebesspiel gut beherrscht, braucht "Mut" doch nur ein lyrisches Ich, das dagegen ankämpft - etwa, weil es sich einem Keuschheitsgelübde hingegeben hat.
 

molly

Mitglied
Ich sehe das so: :)
Der Eremit hat es sich in seiner Klause gemütlich gemacht und nun erwischt es ihn, heiß-kalt. Er muss mutig seinen Hort verlassen, um sich auf das Liebesspiel einzulassen.
Man möchte ihm nur zurufen: Hab weiter Mut, denn das tut gut.

Liebe Grüße Monika
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Man will sich ja schließlich nicht blamieren.
Also braucht der einsame Mann (das lyrische Ich) "Mut", um sich beim Liebesspiel mit der lyrischen Sie, die es "gut beherrscht", nicht zu blamieren? Wieso braucht er dann "Mut"? Braucht er nicht vielmehr offene Sinne und Zärtlichkeit? Und die entspringen doch aus Liebe, nicht aus "Mut"?
Er muß mutig seinen Hort verlassen
Aber die lyrische Sie ist doch schon beim Liebesspiel, das sie beherrscht, und das mag in der Klause sein oder in ihrem Versteck - und da muß er jetzt Mut haben und aufbrechen? Muß er noch den ersten Kuß wagen und lyrische Zaubersprüche flüstern? Selbst dafür bräuchte er nicht seinen Mut, sondern seinen Mund.
 

molly

Mitglied
Also warum Mut? Darf natürlich auch Geheimnis bleiben.
Doch bin ich sehr gespannt auf die Antwort!
 

anbas

Mitglied
... and the winner is ... :D


Vielen Dank für Eure Rückmeldungen und die Wertungen! Es ist doch immer wieder interessant und spannend, welche Nuancen sich bei der Interpretation eines Textes ergeben können. Grundsätzlich denke ich, dass jede Sichtweise ihre Berechtigung hat. Daher ist es auch eine heikele Sache, die "richtige Lösung" zu verraten - so weit es die überhaupt gibt. Ich möchte nämlich nicht, dass die anderen Gedanken dadurch vom Tisch gefegt werden.

Dennoch werde ich die Frage beantworten - zumindest zum Teil und mit der klaren Ansage, dass ich mich über andere Interpretationen ebenfalls freue, sie mir willkommen sind.

In einem Prosa-Text hätte ich das Wort "Spiel" möglicherweise in Anführungsstriche gesetzt. Im Gedicht mochte ich sie nicht setzen, sie passten irgendwie nicht. Für das LyrIch ist das Ganze nämlich nicht unbedingt ein Spiel. Monika liegt mit ihrer Interpretation meinen Gedanken schon recht nahe. Hier muss sich jemand, das LyrIch, auf etwas Neues einlassen, sich auf ungewohntes Terrain begeben. - Welche Befürchtungen das LyrIch haben könnte, soll nun aber wirklich den Lesern überlassen werden ;).

Liebe Grüße

Andreas
 

poetix

Mitglied
Hallo Andreas,
du hast völlig recht. Sich auf eine Beziehung einzulassen, erfordert Mut. Zumal, wenn man vorher Eremit war und das zum Teil auch bleiben will. Ein schwieriges Spiel, aber auch ein spannendes, ein Wagnis, bei dem man das Ende nicht kennt, das aber viel verspricht. Ich kann das gut nachvollziehen. Es gefällt mir.
Viele Grüße
Christoph
 

anbas

Mitglied
Hallo Christoph,

danke für Deine Rückmeldung. Ja, so, wie Du schreibst, ist es gemeint. Allerdings geht es dem Eremiten ja nicht nur um das Ergebnis. Auch das ganze Drum und Dran, das Einlassen auf jemand anderen, die Veränderungen im Gewohnten usw. - es hängt viel mehr dran, als "nur" die Unsicherhheit über den Ausgang.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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