Heißer Sommer, Haiku

Kaetzchen

Mitglied
In deinem Haiku hast du das gleiche Problem. Du wertest. Ein Haiku ist wie ein Film. Du schreibst nur, was du siehst und läßt für den Leser etwas offen, was er ergänzen kann. Es muß aus einem beeindruckenden Erlebnis heraus entstehen.
Adjektive sind fehl am Platz. Die ganze erste Zeile kannst du auf einem Film nicht sehen, auch die Hoffnung nicht.
Ja, ein Haiku schreiben ist schwer, aber es macht Spaß und ist Herausforderung.

LG
Kaetzchen
 
Zuletzt bearbeitet:

MarieA.

Mitglied
Hallo Kätzchen,
bei der Hoffnung hatte ich gleich ein ungutes Gefühl, aber ich habe noch nie gehört/ gelesen, dass man im Haiku nur optische Wahrnehmungen wiedergeben darf. Die Hitze kann man sogar in Grad am Thermometer ablesen, ansonsten spürt man sie auf der Haut und indirekt durch Schwitzen oder Atembeklemmung. Wind sieht man auch indirekt an der Bewegung der Blätter und Halme, nimmt man akustisch wahr ...
Die Hoffnung werde ich jedoch entfernen, ist ja ohnehin erloschen, weil es hier wieder nicht geregnet hat.
Danke dir!
LG
Marie
 

Kaetzchen

Mitglied
O.k. Das ist die erste Verbesserung, wobei mir tote Baumgerippe etwas übertrieben erscheint.
Der Titel - heißer Sommer -
dann - Heißer Atem -
Wortwiederholung ist nicht so günstig.
Der Titel mag gehen, aber heißer Atem des August, ist nicht gegenwärtig, mehr Fantasie in meinen Augen. Haiku konzentriert sich auf die Wahrnehmung, nicht auf Fantasien. Und braucht übrigens nur zwei Hauptbegriffe.
Das sind keine coolen Sprüche von mir, hab ich gelesen und mir aufgeschrieben.
Richtig, das Thermometer kannst du sehen, auch wie Wind Blätter bewegt, aber du kannst nicht den August sehen und auch nicht seinem Atem. ist eine Metapher, gehörte nicht ins Haiku.
Ich schreibe dir später ein Beispiel. Und analysiere das Haiku von Mimi. Alles was sie schreibt kann man sehen oder erleben.
Muß los
LG Kaetzchen
 

MarieA.

Mitglied
Danke, dass du so intensiv dran bleibst!
Die (einzelnen) toten Baumgerippe sind nun aber real, ein Foto aus meinem Fenster heraus ...
Die Wiederholung mit der Überschrift war mir gar nicht gegenwärtig, weil ja Haikus normalerweise nicht betitelt werden. Und man kann den Titel hier nicht ändern.
Den Atem hatte ich ja schon durch den spürbaren Hauch ersetzt, noch nie ist mir ein Haiku so schwer gefallen!
LG
Marie
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Marie

Also, wenn du wirklich ein klassisches Haiku schreiben willst, darfst du im Grunde keine Metapher benutzen. Also so ein etwa:

Augustsonne
dörrt die Erde aus.
Totholz.

Die Frage ist nur: warum um alles in der Welt sich an solche Regeln halten, wenn das was man sagen will sich anders besser ausdrücken lässt? Mal ganz davon abgesehen, dass sich kaum ein Haiku schreiber mehr an solche Regeln hält. Man lese nur die Haiku von Jan Wagner, oder die von Transströmer. Formen verändern sich. Die originelle Haiku Dichtung ist in einer Kultur entstanden, deren Denkweise der Unseren fremd ist. Das kann man eh kaum nachahmen. Es wirkt meistens bemüht.

L.G
Patrick
 

Kaetzchen

Mitglied
Heißer Sommer

Vertrocknete Äste
ragen unbeweglich
in den wolkenlosen Himmel

So etwa würde ich das Haiku schreiben. Der Leser kann gedanklich ergänzen:
unbeweglich, also ohne Wind; wolkenlos, also kein Regen. Es wird nicht alles erklärt. Das Haiku kommt mit zwei Hauptbegriffen aus.
Nun nimm einen Pinsel und du kannst jedes Wort malen.
LG Kaetzchen

Haiku schreiben ist schwer und braucht viel Zeit.
 



 
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