Heldenmut (Ein ganz normaler Mann Teil 4)

5,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Hera Klit

Mitglied
Heldenmut (Ein ganz normaler Mann Teil 4)



Früh war ich schon ein aufgeweckter Knabe, der sich mit schierem Heldenmut für die Sache der Frauen einsetzte. Ich hatte eine zarte Mutter, die unter den Grobheiten meines Vaters unendlich litt. So kam mir von Anfang an fast automatisch die Rolle des Beschützers und Frauenverstehers zu. Einmal trat meine Mutter mitten in der Nacht weinend an mein Bett heran, -da mag ich vielleicht fünf oder sieben Jahre alt gewesen sein- und sie bat mich hinüber ins elterliche Schlafzimmer zu kommen, um mich schützend neben sie ins Ehebett zu legen.
Mein unsanfter Vater hatte sie schwer gekränkt und verletzt und sich nach unten ins Wohnzimmer auf die Couch zurückgezogen. Und so lag ich nun neben dieser Schutzbedürftigen und spannte meinen kleinen Körper zur vollen Größe an, um dem eventuell zurückkehrenden Unhold ein unüberwindliches Hindernis zu bieten. Ich nahm meinen ganzen Knabenmut zusammen, aber als ich die schweren väterlichen Schritte kurz nach Mitternacht auf der knarzenden Treppe vernahm, rutschte mein kleines Ritterherz ganz tief in meine Schlafanzughose. Ohne das Licht einzuschalten, trat der Übermächtige herein und schlüpfte von seiner Seite aus behände unter seine Decke. Mehrere Minuten vergingen, in denen ich fast durchgehend meinen Atem anhielt. Würde er einschlafen, ohne mich zu bemerken? Ich musste absolut stillhalten. Gerade als ich anfing zu glauben, Mutters und meine List ginge auf, rutschte eine Hand über die Bettmittelgrenze herüber und betastete meine zitternde Seite. Der kenntnisreiche Mann erfühlte natürlich sehr schnell, dass ihm hier kein rundlich geschwungener weiblicher Körper in die Hände fiel, sondern die mageren Rippen eines schmächtigen Knaben. „Was zum Teufel?“, entfuhr es ihm und ehe ich mich versah, packte er mich am Arm, zerrte mich aus dem Bett und beförderte mich mit einem Tritt in den Hintern unsanft vor die Schlafzimmertür. Hier stand ich nun in der totalen Dunkelheit, gedemütigt als Frauenbeschützer. Ich wusste, ich hatte auf der ganzen Linie versagt. Ich hatte nicht den Körper und die Kräfte eines starken Mannes, um meinen Herrn Vater im Kampf zu bezwingen, und ich hatte nicht den verlockenden Körper einer begehrenswerten Frau, um ihn von seinem eigentlichen Opfer abzulenken. Ich war ein Nichts, zu nichts nütze im Kampf der Geschlechter. Für Männer war ich lächerlich und uninteressant und für Frauen war ich absolut nutzlos. Dieses explosive Gefühlsgemisch sollte ich mein Lebtag nicht mehr loswerden. Solche und ähnliche Erinnerungen kamen mir immer gerade in Notzeiten, wenn ich meine liebe Mühe mit aufdringlichen Männern hatte, in den Sinn. Genauso erging es mir, als unser österreichischer Nachbar sich erdreistete, die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten und meine Männlichkeit auf die schlimmste Art infrage zu stellen.
Nach der Szene mit den Löchern in der Hecke fühlte ich mich wie damals, als ich im dunklen Hausflur vor der Schlafzimmertür meiner Eltern stand, verzweifelt und gedemütigt bis in die Grundfesten meines Selbstverständnisses. Ich musste mir nun eine geeignete Strategie zulegen. Zunächst galt es herauszufinden, ob der saubere Herr ejakuliert hatte, weil er davon ausging, meine Frau heimlich zu beobachten oder ob er eventuell wegen meines Hintern gespritzt hatte, weil er bi oder schwul war. Da ich niemand fragen konnte, beschloss ich, die Sache selbst zu erkunden. Ich konnte ihn schlecht einfach fragen, ich würde schon etwas unternehmen müssen, um ihn auszukundschaften, wenn nötig auch mit ungesetzlichen Maßnahmen. Die Unschuld meiner Frau und meiner fast erwachsenen Töchter stand auf dem Spiel. Sollte er bi oder schwul sein, dann dürfte ich mir nicht zu schade sein, mich ihm hinzugeben, um seine Lust auf diese Art einzudämmen und unschädlich zu machen. Das Durchwühlen seiner Mülleimer, nachts im Schein der Taschenlampe brachte keinerlei Indizien zutage, also würde mir nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten, wenn er das Haus verließ und dann bei ihm einzusteigen und vorsichtig seine Wohnung zu durchsuchen. Meine ganze weitere Strategie war ja abhängig von seiner sexuellen Polung.
Wäre er hetero, dann müsste ich wirklich mit verschärftem Muskeltraining schleunigst beginnen, wäre er schwul oder bi, dann genügte es mit normalem Po-Training weiterzumachen. Mir käme entgegen, dass er dann ja offensichtlich auf feminine Männer in Frauenklamotten stand. Hätte er sonst in die Hecke gesamt? Nein!

Einige Wochen vergingen ohne eine günstige Situation. Der Kerl verließ scheinbar nie das Haus. Auf der Arbeit fiel es mir schwer, die Rolle des Respekt erheischenden maskulinen Qualitätsmanagers zu spielen, fühlte ich mich doch innerlich wie eine billige Schlampe, die sich jeder Hallodri nach Belieben vornehmen kann.
Mein Selbstbewusstsein als Mann wurde zudem stark gebeutelt durch die Tatsache, dass ich sehr oft, wenn ich von der Arbeit kam, meine ungezogene Frau über den Gartenzaun mit dem Herrn Nachbarn ein Gespräch führen sah. Man schien sich gut zu verstehen, man lachte sogar miteinander, obwohl ich doch schon an der Garage in Hörweite war. Und dann die abschätzigen Blicke dieses österreichischen Unmenschen, wenn ich die Außentreppe heraufkam. Die Blicke, die er nach mir warf, waren von einer derartigen Geringschätzung meiner Person geprägt, dass ich annehmen musste, er würde meine Frau auch durch ein Zaunloch von hinten pimpern, während ich danebenstünde. Er tanzte mir total auf der Nase herum, er nahm mich nicht ernst, er verspottet mich. In diesen Momenten bereute ich es sehr, immer noch nicht mit dem Bizepstraining begonnen zu haben. Ich musste mir aber eingestehen, diesem Neandertaler körperlich keinesfalls gewachsen zu sein. Meine ständigen heimlichen Einnahmen von weiblichen Hormonen, die ich im Darknet bestellt hatte und die ich peinlichst vor den Augen meiner Frau versteckt hielt, machte mich natürlich auch nicht zum standhaften Fighter. Nein, sie führten sogar dummerweise dazu, dass ich mich irgendwie zu der Stärke und Männlichkeit des Nachbarn hingezogen fühlte. Damals war mir absolut nicht klar, was eigentlich meine Motive waren. Ich steckte in einer totalen Gefühlsverwirrung. Ich erwischte mich immer öfter dabei, wie ich mich nach einer schnellen heimlichen Nummer in Nachbars Gartenhütte sehnte. Ich hatte doch gesehen, wie er ausgestattet war, und dies hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Sein Penis verfolgte mich bis in meine Träume, die zugegebenermaßen fast täglich feuchter und feuchter wurden.
Fast vergaß ich meine eigentliche Aufgabe als Beschützer meiner mir vom Leben anvertrauten Frau und meiner Töchter. So ein alleinstehender Rentner wie mein Nachbar, war doch eine tickende Zeitbombe für Sitte und Anstand. Das hatte er doch durch die Heckenszene bewiesen.
Solche reifen erfahrenen Männer haben doch zu fünfundneunzig Prozent des Tages nichts als Sex im Kopf und da sie keine eigenen Frauen mehr bekommen können, versuchen sie die Frauen und Töchter der anderen ehrbaren Männer zu schänden. Ich musste auf der Hut sein.

Erschwerend und äußerst belastend für mich kam noch hinzu, dass mich plötzlich Erinnerung aus der Vergangenheit wieder anfielen wie unheimliche Schatten und Dämonen.
Eigentlich hatte ich doch mithilfe eines Psychologen herausgefunden, die Partys bei Opa Herbert verliefen damals völlig ohne Zwischenfälle, wodurch sie nicht die Ursache für meine immer mehr zutage tretende Geschlechtsdysphorie sein konnte. Hatte der Psychologe nicht tief genug gegraben? Unter dem Druck der martialischen Männlichkeit dieses Österreichers wurden die im Unbewussten vergrabenen Geschehnisse von damals an die Oberfläche meines labilen Bewusstseins gespült.
Was war damals auf Opa Herberts Gartenpartys wirklich geschehen? Wieso wachte ich jetzt nachts aus schlimmen Träumen von wilden Rentnerpartys auf, in denen Opa Herbert und seine Rentnerkumpane die Hauptrollen spielten. Opa Herbert war freilich nicht mein wirklicher Großvater, sondern nur ein Rentner, der in unserer Straße wohnte und den alle so nannten aufgrund seines Alters. Ich hatte doch damals, weil ich schon Achtzehn war und schon ein Auto besaß, nur die Getränke für diese Gelage geholt. Bisher war ich mir sicher gewesen, nur eins, zwei Gläschen Bier der Höflichkeit wegen mitgetrunken zu haben, aber jetzt träumte ich davon, von vielen Rentnerhänden begrapscht und ausgezogen zu werden. Schlimmer noch. Ich träumte davon, viele alte Schwänze gelutscht zu haben auf diesen Orgien, an denen ich doch nicht wirklich teilgenommen hatte? Oder? Es war zum Verzweifeln. Meine komplette Identität als Heteromann, Ehemann und Vater geriet ins Wanken. Ich musste kämpfen, um den Mann in mir zu retten. Das Schreckliche für diesen Mann, der ich sein musste, war die Tatsache, dass in mir eine Instanz mehr und mehr erstarkte, die sich wünschte, die Orgien mochten damals stattgefunden haben. Ja, mehr noch, diese Instanz in mir wünschte sich, die Orgien würden heute wieder stattfinden und im Zentrum dieser Orgien sah ich meinen nun sehr feminin gewordenen Körper und über mir auf mir und in mir sah und fühlte ich meinen bösen Nachbarn aus Österreich.
Der Mann in mir befand sich praktisch im Todeskampf und die Frau in mir erblühte mehr und mehr zum vollen Leben. Ich weiß nicht, wie Experten diesen Zustand nennen, ich weiß nur, wie er sich anfühlt. Schrecklich schön!
 
Zuletzt bearbeitet:

GerRey

Mitglied
Hallo Hera Klit!

Als Österreicher kann ich sagen, es gehört nicht unbedingt zu unserem Nationalsport, die Botanik zu besamen. Obwohl das da und dort schon mal passiert sein konnte - aber nicht bei der Beobachtung einer "scharfen" Nachbarin, sondern eher beim Absprung aus einem weiblichen Körper in freier Natur ... In diesem Zusammenhang spricht man landläufig auch vom "Anbauen", was ja nicht gleich auf jedem Acker gestattet ist.

Beim Lesen habe ich mich wieder sehr amüsiert.

Danke Dir dafür

Servus
GerRey
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera Klit!

Als Österreicher kann ich sagen, es gehört nicht unbedingt zu unserem Nationalsport, die Botanik zu besamen. Obwohl das da und dort schon mal passiert sein konnte - aber nicht bei der Beobachtung einer "scharfen" Nachbarin, sondern eher beim Absprung aus einem weiblichen Körper in freier Natur ... In diesem Zusammenhang spricht man landläufig auch vom "Anbauen", was ja nicht gleich auf jedem Acker gestattet ist.

Beim Lesen habe ich mich wieder sehr amüsiert.

Danke Dir dafür

Servus
GerRey
Vielen Dank, lieber GerRey.

Da habe ich wieder was gelernt.
Mein Nachbar ist tatsächlich Österreicher.
Ein toller Typ, absolut cool.

Liebe Grüße
Hera
 



 
Oben Unten