Heldenquatsch

petrasmiles

Mitglied
Pfiffig geschrieben, und doch am Kern vorbei: Man muss nicht wegen der anderen wieder aufstehen, sondern für sich selbst, und es geht nicht um den einen, heldenträchtigen Sieg, sondern den kleinen, jeden Tag.Oder anders gesagt: Wer liegen bleibt, ist schon tot, nur ohne Heldenquatsch.

Liebe Grüße
Petra
 

Martinte

Mitglied
Hallo Petra, will Deiner Auslegung gar nicht widersprechen. Aber der heutzutage so inflationär wie auch völlig unangemessene Gebrauch des Begriffs Held - man muss nur irgendetwas scheinbar Großes tun, z.B. im richtigen Moment ein scheißbanales Fußballtor schießen, und, zack, schon ist man einer - führt an seiner wesentlichen Bedeutung vorbei: Etwas zum Wohle der Allgemeinheit bewältigen wollen und dabei sehenden Augen ein eigenes existenzielles Risiko eingehen. Leider ist es so, dass dieses eigene existenzielle Risiko, auch wenn es oder vielmehr WEIL es im Moment der Aktion zwar bestand, aber nicht wirksam wurde, oft erst erkannt wird, wenn jemand schon tot ist. Und dann erst wird dieser jemand als der neue Held ausgerufen, obwohl er es vorher schon war. - Zu dem Thema ein Literaturtipp: "Erzählende Affen" von Karig/El Quassil (ganz großartig!!!).

Grüße, M.
 

fee_reloaded

Mitglied
Hi, Martinte,


bereits mit dem "Heldenquatsch" als Titel und Thema hast du mich schon (wie die Motte mit einem alten Wollpulli)! :)
Und ich mag den Schwung deines Gedichts und die leider nur zu wahre Botschaft.
Und auch noch serviert mit heldenhaftem Drive und feinem Wortwitz - so mag ich das!

Bezugnehmend auf die Diskussion unter meinem "sinn, los!" wage ich jetzt hier einmal einen vorsichtigen Vorstoß. Du weißt ja: du kannst dir was davon nehmen, musst aber nicht! Unsere Ansichten müssen sich ja nicht decken...

Gerade Humorgedichte bedürfen einer gewissen Kürze und einer Menge Tempo. Das macht sie so knackig und mitreißend.
Aber um das möglichst nicht zu behindern, sollte aber auch das Metrum möglichst exakt eingehalten werden - also keine Abweichung von Hebungsschema und Silbenzahl stattfinden.
Das mag jetzt klingen, als wäre ich eine sture Verfechterin des allzeit perfekten Metrums. Bin ich aber nicht. Ich selbst stelle tatsächlich durchaus die natürlicher klingende Sprache über ein allzeit exakt eingehaltenes Metrum (sufnus weiß davon ein Lied zu singen ;) ) - doch bei einem sehr kurzen Reim-Gedicht mit einem gewissen Drive halte auch ich das für wichtig, den Leser glatt durch den Text zu führen...damit nämlich wirklich nichts von einer Pointe ablenkt!

Da ich dir aber dein Gedicht nicht um- oder vorschreiben möchte, mache ich hier jetzt erstmal keine Vorschläge zur Glättung der zweiten Strophe (und noch ein paar anderer Stellen), sondern weise nur mal darauf hin, dass es hier und da etwas holpert und noch flüssiger "driven" könnte nach meinem Geschmack.
Wenn ich unter Gedichten Vorschläge mache, sind sie übrigens so gut wie immer zur Veranschaulichung gemeint und nicht als ein "genau so gehört es gemacht".
Ich habe aber bei dir das Gefühl, dass dir die alleinige Urheberschaft bzw. Erschaffung deiner Texte sehr wichtig ist - und kann das auch sehr gut nachvollziehen. Bei Herzenstexten von mir bin auch ich kritikresistent und das sollte man in bestimmten Fällen auch sein und sein dürfen!

Humorgedichte werden meist arg unterschätzt (von Autoren- und Leserseite), denn vor lauter Humor (und wenn der auch noch perfekt gebracht wird) sieht man das Handwerk dahinter (das aber nötig ist) gar nicht. Die Leichtigkeit des Inhalts wirkt aber nur so, wenn eben das schreibtechnische Handwerk nicht auf die leichte Schulter genommen wurde.

Hier würde es sich aus meiner Sicht so richtig lohnen, noch einmal ein wenig drüberzugehen. Der Feinschliff für den Rohdiamant sozusagen.

Auf jeden Fall jetzt schon gernst gelesen!

Liebe Grüße,
fee
 

Martinte

Mitglied
Hallo Fee noch einmal, ich habe einmal im Rahmen einer Art Benefizveranstaltung eigene Gedichte vor (mittelgroßem) Publikum vorgetragen (einzige Ausnahme, was Öffentlichkeit bisher betraf). Spätestens in dieser Situation war mir natürlich völlig klar, dass die Metren stimmen müssen. Ich habe mir damals auf meinem abzulesenden Ausdruck Punkte auf die zu betonenden Silben gemacht. Das hat bestens funktioniert. Spätestens seitdem gehe ich bzgl. der Metrik allein danach vor, wie ich es laut vorlesen würde. Auch wenn das manchmal vielleicht etwas unorthodox ausfallen mag - doch was kümmern mich Regeln, wenn es mir gefällt?! Bin mir aber bewusst, dass jemand, der meine Reime zum ersten Mal liest, die Betonungspunkte in meinem Kopf nicht sehen kann und anfängt zu stolpern. Deswegen kann ich schon nachvollziehen, dass Du ein Nachschleifen für sinnvoll hältst. Frage mich aber ernsthaft, wofür.
Und was Du zu den Humorgedichten schreibst, sehe ich absolut genauso. Wenn man mit Erdenschwere oder Feenstaub (sorry), also emotional, daherkommt, wird es - eher - für bedeutungsvoll gehalten, als wenn man eine gute Pointe gut aufgebaut hat, die ohne Emotion und nur mit Überraschung funktionieren kann. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass der Witz als Kleinkunstform allgemein unterschätzt wird, zumal man ihn schnell vergisst, sobald die Pointe ihren Zweck erfüllt hat.

In diesem Sinne: Danke für den Austausch und Grüße, M.
 

fee_reloaded

Mitglied
Spätestens seitdem gehe ich bzgl. der Metrik allein danach vor, wie ich es laut vorlesen würde. Auch wenn das manchmal vielleicht etwas unorthodox ausfallen mag - doch was kümmern mich Regeln, wenn es mir gefällt?! Bin mir aber bewusst, dass jemand, der meine Reime zum ersten Mal liest, die Betonungspunkte in meinem Kopf nicht sehen kann und anfängt zu stolpern. Deswegen kann ich schon nachvollziehen, dass Du ein Nachschleifen für sinnvoll hältst. Frage mich aber ernsthaft, wofür.
Das handhabe ich zuweilen für mich selbst durchaus ähnlich.
Ich habe aber festgestellt, dass, wenn ich meine Texte nicht nur vortragen, sondern einem lesenden Publikum nahebringen möchte, manches, das im lauten Vortrag für mich funktioniert, schriftlich plötzlich sperrt im Text.
Und wenn man beides haben möchte, ist es doch sinnvoller, eine einzige Version zu "backen", die für beide Seiten funktioniert, anstatt eigentlich nur eine den eigenen Ansprüchen genügend bedienen zu können.

Das nur ad "wofür".

Liebe Grüße,
fee (staubig)
 



 
Oben Unten