Helle Nächte

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hermannknehr

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Weißt du noch, die hellen Nächte,
die wir auslebten als brächte
keinen Morgen uns die Nacht,

deren Fülle wir erwogen,
sie mit Wünschen überzogen
und verwandelten in eine Schlacht.

Andre, die wir zärtlicher erlebten,
die mit ihrem Glanz durchwebten
Zauber uns ein Glück verhießen

und im innigem Erleben
uns mit einem scheuen Beben
noch vertrauter werden ließen.

Welten haben sich erschlossen,
uns in eine Form gegossen
und beständiger gemacht.

Und dies alles hinzunehmen,
Horizonte aufzudehnen,
war genug für eine Nacht.
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo Herbert H.,
Angejahrt! Tja, das bin ich inzwischen tatsächlich, was mich aber nicht davon abhält Gedichte zu schreiben. Meine ganz persönliche Meinung zum Thema Moderne und Avantgardismus im Bereich der Lyrik habe ich versucht in dem Essay "Lyrik, die Diva der Literatur" darzulegen. Lies es doch einmal. Mich würde Deine Meinung dazu sehr interessieren.
Grüße
Hermann
 

hermannknehr

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Hallo Herbert H.,
Hier noch ein Zusatz zu meiner Antwort. Nicht das Wort „bejahrt“ hat mich betroffen gemacht (wie gesagt, das bin ich inzwischen selbst), sondern der Satz: „das noch heutzutage zu schreiben, halte ich für gewagt“. Ja, was kann, darf, soll, muss man heute schreiben, um „in“ zu sein? Nicht wenige (namhafte) Dichter halten den Reim an sich für angejahrt und unzeitgemäß. Konsequente Kleinschreibung und Verzicht auf Interpunktion ist obligatorisch. Der Weg zu Wortverdrehungen und Verfremdungen (z.B. in „Bildzeitung“ von H.M. Enzensberger) oder Wortverstümmelungen (z.B. in „Ich“ von E. Fried) ist dann nicht mehr weit. Endet alles in der Nonsense-Poesie? Einen Geschmack davon gibt uns Elisabeth Borchers mit einem Gedicht, das schon 1960 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erschienen ist:

eia wasser regnet schlaf
eia abend schwimmt ins gras
wer zum wasser geht wird schlaf
wer zum abend kommt wird gras

Darüber gilt es nachzudenken.
LG
Hermann
 



 
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