Noch zwei kleine Bemerkungen: Vortragen ist eine sehr gute Methode zum Prüfen, laut lesen auch ohne Publikum zeigt schnell Störungen an.
Identische Reime in der 1. und 5. Zeile kommen vor allem bei Lear vor. Diese Form ist seltener geworden. Sie ist in gewisser Hinsicht auch viel schwieriger als "echte" Reime, weil der Limerick ja wirken soll. Lear verwendete in dem Fall meist sehr skurrile Bilder.
Was die Strenge betrifft: Ich bin dabei, ein Buch von Umberto Eco zu lesen, es geht eigentlich über das Übersetzen.
Er führte dort aus, dass das Wesentliche beim Übersetzen die Werktreue ist.
In Übertragung auf die Form würde ich formulieren, dass es nicht auf die Strenge ankommt, sondern auf die Treue. Formtreue erscheint mir wichtiger, als Strenge, insbesondere, wenn die Form Freiheiten erlaubt.
Einerseits gibt das mehr Freiheiten, andererseits schränkt es Freiheiten ein.
So erlaubt der Limerick unsaubere Reime, sofern sie ein bestimmtes Maß nicht übersteigen. Insbesondere muss der Reim mündlich möglichst sauber sein. Schriftlich spielt es keine Rolle (manche spielen damit). Das ermöglicht es, dass manche Limericks "regional" sind, wegen der unterschiedlichen Sprechweise.
Wenn ein Limerick nicht komisch ist, dann verletzt er die Formtreue.
Bei den meisten Limericks wird die Pointe im letzten Vers die Komik erzeugen. Bei Lear sind es aber auch durchgehende skurrile Bilder, die letzte Zeile enthält dann keine besondere Pointe, sondern wiederholt den Namen oder den Ort oder beides.
Der Limerick muss aber im wesentlichen die Rhythmik einhalten.
Der Auftakt und der Schluss eines Verses kann aber jeweils unterschiedlich viele Silben haben, ohne die Form zu verletzen. (Beim Schluss ist das wegen des Reimes nicht innerhalb eines Gedichtes möglich.)