Herbert, der Frosch war heute Morgen besonders guter Laune. Spät erwacht, warf er sich alsbald in Schale. Sonntags streifte er immer sein bestes Stück aus dem Kleiderschrank über: Eine knallrote Badehose mit Gesäßtasche, die ihm Herma, seine teure Verblichene einstmals noch geschenkt hatte, bevor sie der Storch holte.
Guter Dinge lag er jetzt auf der Lauer nach einem Frühstückshappen, einer fetten Fliege oder einer vorwitzigen Grille. Aber spät aufstehen rächt sich. Fliegen und Grillen hatten sich bereits gut getarnt im Schatten der Bäume und Gräser niedergelassen und zeigten keinerlei Anstalten, als Frühstücksflocken herzuhalten.
Eugen, seinen besten Freund, ruhte, wie immer ohne Badehose, träge auf einem Stein und döste in der Sonne. Links und rechts hielt er je eine fette Grille fest umklammert mit seinen nassen und schleimigen Pfoten.
„Hallo Eugen, was geht ab? Hast wohl wieder nicht genug bekommen? Komm rück eine der Grillen raus! Ich habe Hunger, denn die Mistviecher sind schon alle Siesta machen gegangen.“
„Nix da – nach dem Mittagsschläfchen brauche ich meine Aufwachgrillen, sonst werde ich knätschig! Guter Tipp von mir: Wenn der faule Udo durchs Gras hoppelt, hüpfen sie dir reihenweise ins Maul. Mach ihm einfach mal Beine!“
Udo war ein Singlehase, der die meiste Zeit am Rande des Tümpels die feuchten Gräser abnagte und dabei bemüht war, so wenig wie möglich Kalorien zu verbrauchen. Udos Hasendame hatte sich kürzlich mit einem fremden Rammler aus dem Staub gemacht. Die aktive Suche nach dem schönen Geschlecht war auch nicht so Udos Sache, da er sich dafür ja hätte bewegen müssen. So wartete er tagein, tagaus geduldig in der Nähe des Tümpels auf eine neue Häsin, die sich zu ihm gesellen könnte.
„Udo du Faulpelz! Solltest wieder mal deine Gelenke ölen, sonst wirst du fett und das mag die Damenwelt überhaupt nicht! Komm wir machen Sport. Ich wette mit dir, dass du mich nicht überholen kannst, wenn du mir fünfzig Meter Vorsprung lässt!“
Udo öffnete seine müden Augen, rümpfte die Nase und musterte Herbert.
„Du glaubst wohl, dass dir deine Badehose Flügel verleiht. Nach siebzig Meter hab ich dich und danach sehe ich nur noch einen grünen Punkt im Rückspiegel!“
„Ok – die Wette gilt. Eugen macht den Schiedsrichter.“
Herbert hüpfte zum Busch am Waldrand und Eugen bezog gequält als Schiedsrichter Stellung auf dem Hochsitz eines Jägers.
„Auf Quaaack geht’s los: Auf die Plätze, Fertig, Quaack!“
Udo machte zwei Dutzend riesige Sätze und war alsbald dort angekommen, wo Herbert gestartet war. Aber Herbert hatte sich schon einen kleineren Vorsprung erhüpft. Nun saß er im Schatten einer Hecke und grinste Udo an:
„Na ein wenig mehr Action, wenn ich bitten darf!“
Udo spannte alle seine Muskeln und Sehnen an. Wie eine Feder schnellte sein Körper über das Gras.
Nach zehn Sprüngen erreichte er den Anfang der Hecke. Herbert war aber schon am Ende derselben angekommen.
„Jetzt hab ich dich gleich!“ rief Udo und katapultierte seinen Körper aus dem Gras. Als er auch am Ende der Hecke angekommen war, saß Herbert bereits frech grinsend unter dem nächsten Baum.
Das Spielchen dauerte den ganzen Tag lang. Eugen hatte schon lange aufgehört, dem munteren Treiben zu folgen und widmete sich ganz den beiden Grillen in seinen Pfoten.
Udo kam Eugen immer näher und näher. Da Herbert es bei jeder Attacke aber auch noch ein kleines Stückchen vorwärts schaffte, gelang es Udo nicht, ihn einzuholen, oder gar zu überholen.
Herbert erntete während der Hatz die aufgeschreckten Grillen und verspeiste sie genüsslich, Udo schlurfte gedemütigt zurück zum Tümpel und Eugen träumte auf seinem Hochsitz schon lange von einem dicken Abendwurm.
Anmerkung: Die Geschichte beruht auf einem berühmten Paradoxon, nämlich der Geschichte von Achilles und der Schildkröte, die Zenon von Elea wohl im Altertum erzählt hatte. Unser Verstand sagt uns, dass es Quatsch ist, dass ein schneller Läufer niemals einen langsameren einholen kann, wenn der einen kleinen Vorsprung hat. Was aber ist an dieser Geschichte so falsch? Versucht mal logisch zu begründen, wo hier der Denkfehler steckt (aber gugeln kann jeder - das gilt nicht).
Guter Dinge lag er jetzt auf der Lauer nach einem Frühstückshappen, einer fetten Fliege oder einer vorwitzigen Grille. Aber spät aufstehen rächt sich. Fliegen und Grillen hatten sich bereits gut getarnt im Schatten der Bäume und Gräser niedergelassen und zeigten keinerlei Anstalten, als Frühstücksflocken herzuhalten.
Eugen, seinen besten Freund, ruhte, wie immer ohne Badehose, träge auf einem Stein und döste in der Sonne. Links und rechts hielt er je eine fette Grille fest umklammert mit seinen nassen und schleimigen Pfoten.
„Hallo Eugen, was geht ab? Hast wohl wieder nicht genug bekommen? Komm rück eine der Grillen raus! Ich habe Hunger, denn die Mistviecher sind schon alle Siesta machen gegangen.“
„Nix da – nach dem Mittagsschläfchen brauche ich meine Aufwachgrillen, sonst werde ich knätschig! Guter Tipp von mir: Wenn der faule Udo durchs Gras hoppelt, hüpfen sie dir reihenweise ins Maul. Mach ihm einfach mal Beine!“
Udo war ein Singlehase, der die meiste Zeit am Rande des Tümpels die feuchten Gräser abnagte und dabei bemüht war, so wenig wie möglich Kalorien zu verbrauchen. Udos Hasendame hatte sich kürzlich mit einem fremden Rammler aus dem Staub gemacht. Die aktive Suche nach dem schönen Geschlecht war auch nicht so Udos Sache, da er sich dafür ja hätte bewegen müssen. So wartete er tagein, tagaus geduldig in der Nähe des Tümpels auf eine neue Häsin, die sich zu ihm gesellen könnte.
„Udo du Faulpelz! Solltest wieder mal deine Gelenke ölen, sonst wirst du fett und das mag die Damenwelt überhaupt nicht! Komm wir machen Sport. Ich wette mit dir, dass du mich nicht überholen kannst, wenn du mir fünfzig Meter Vorsprung lässt!“
Udo öffnete seine müden Augen, rümpfte die Nase und musterte Herbert.
„Du glaubst wohl, dass dir deine Badehose Flügel verleiht. Nach siebzig Meter hab ich dich und danach sehe ich nur noch einen grünen Punkt im Rückspiegel!“
„Ok – die Wette gilt. Eugen macht den Schiedsrichter.“
Herbert hüpfte zum Busch am Waldrand und Eugen bezog gequält als Schiedsrichter Stellung auf dem Hochsitz eines Jägers.
„Auf Quaaack geht’s los: Auf die Plätze, Fertig, Quaack!“
Udo machte zwei Dutzend riesige Sätze und war alsbald dort angekommen, wo Herbert gestartet war. Aber Herbert hatte sich schon einen kleineren Vorsprung erhüpft. Nun saß er im Schatten einer Hecke und grinste Udo an:
„Na ein wenig mehr Action, wenn ich bitten darf!“
Udo spannte alle seine Muskeln und Sehnen an. Wie eine Feder schnellte sein Körper über das Gras.
Nach zehn Sprüngen erreichte er den Anfang der Hecke. Herbert war aber schon am Ende derselben angekommen.
„Jetzt hab ich dich gleich!“ rief Udo und katapultierte seinen Körper aus dem Gras. Als er auch am Ende der Hecke angekommen war, saß Herbert bereits frech grinsend unter dem nächsten Baum.
Das Spielchen dauerte den ganzen Tag lang. Eugen hatte schon lange aufgehört, dem munteren Treiben zu folgen und widmete sich ganz den beiden Grillen in seinen Pfoten.
Udo kam Eugen immer näher und näher. Da Herbert es bei jeder Attacke aber auch noch ein kleines Stückchen vorwärts schaffte, gelang es Udo nicht, ihn einzuholen, oder gar zu überholen.
Herbert erntete während der Hatz die aufgeschreckten Grillen und verspeiste sie genüsslich, Udo schlurfte gedemütigt zurück zum Tümpel und Eugen träumte auf seinem Hochsitz schon lange von einem dicken Abendwurm.
Anmerkung: Die Geschichte beruht auf einem berühmten Paradoxon, nämlich der Geschichte von Achilles und der Schildkröte, die Zenon von Elea wohl im Altertum erzählt hatte. Unser Verstand sagt uns, dass es Quatsch ist, dass ein schneller Läufer niemals einen langsameren einholen kann, wenn der einen kleinen Vorsprung hat. Was aber ist an dieser Geschichte so falsch? Versucht mal logisch zu begründen, wo hier der Denkfehler steckt (aber gugeln kann jeder - das gilt nicht).