Herbert Tamban Im Zeichen des Labrys Quid pro quo 3 - Alles Käse

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ahorn

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„Gewalt. Mord. Immer wieder dasselbe. Aber die Palästinenser sind Terroristen. Auch oder gerade, wenn sie friedlich demonstrieren. Dieses glaubte ich, liebe Milena, bis heute. Ich war wirklich überzeugt, dass Krieg, erst recht Angriffskriege nach 1939, nach dem Sechs-Tage-Krieg, nach den beiden Golf-Kriegen, die vom Irak angezettelte wurden, dass diese Geisel, dieser Dämon, gebändigt wurde. Nein. Solange es Diktatoren gibt, die in die Geschichtsbücher eingehen wollen, wird dieser Dämon nicht zu besiegen sein. Jedenfalls hat er es geschafft, denn er, der Diktator, Tyrann aus Moskau steht seit heute in Europa Seit an Seit, neben Hitler und Stalin.“
Frei nach Samuel Goldwasser aus Flucht aus dem Ministerium


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Klappentext
Zurück zu Schokolade für die Wölfin



Alles Käse

Ein Herz aus Käse-Sahne

Monika ließ ihn am Hauptbahnhof heraus und verabschiedet ihn mit den Worten „viel Spaß mit Elsa“. Dabei hatte er ihr nichts erzählt. Vielleicht hatte er es schlicht vergessen, als er mit seinem Magen kämpfte und dadurch sein Gehirn gelähmt war.
Den Marsch durch die Fußgängerzone nahm er zum Anlass, all jenes, was er erfahren hatte, in seine Theorie einzubauen.

Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Was hatte die Wolff in einem homosexuellen Swingerclub zu schaffen? War sie eine Lesbe? Dieses lag für ihn auf der Hand. Wie sie ihm erzählt hatte, beabsichtigte sie, eine neue Stelle anzutreten, nach oben zu fallen. Eine homosexuelle Frau in der Führungsetage einer Versicherung? In einer Branche, die für ihn eher pfiffig, männerdominiert war, chauvinistisch. Wie kam dieses an? Nicht gut. Er erinnerte sich wieder an ihren Satz: Ich suche immer gute Mitarbeiter.
Das war es. Nicht sie hatte Informationen, die sie zu Geld machen wollte, sondern der Schuster. Er hatte was gegen sie in der Hand. Denn er kannte ihre sexuelle Neigung. Erpressung? Dass sie ihn mit eigener Hand über den Deister, ins Jenseits, befördert hatte, schloss Herbert jedoch aus. Sie hatte ein Alibi, war im Urlaub. Jemand anders hatte für sie die Drecksarbeit erledigt. Kalle. Sascha Svinemotski. Dieser gab zu, dass er in dem Haus war. Zuerst gestanden er die Tat, kurze Zeit später widerrief er sie. Allerdings hatte er nicht bestritten, dass er dort war. Einzig erklärt, inwieweit er ein intimes Verhältnis mit der Gruber hatte.
Kalle? War dies seine Masche, war er ein Auftragskiller? Waren die ganzen Morde, die er all die Jahre als Verwirrter auf sich genommen hatte, um dann bar der Beweise auf freien Fuß gesetzt zu werden, seine Taktik? Herbert kannte ihn bereits aus Braunschweig, Celle und Uelzen. In welch anderen Regionen hatte er diese Masche angewandt? Jedenfalls trennte sich für ihn der Mord an der Gruber von dem an dem Schuster. Der Gruber beförderte seine Frau ins Jenseits, das war für ihn glasklar. Eheprobleme, ein für ihn starkes Motiv.

Quatsch! Dabei bezog er diesen Quatsch weder auf Kalle noch auf den Gruber, sondern auf seine Annahme, dass die Wolff homosexuell war. Vielleicht hatte sie Angst, dass es herauskam, aber wer ließ deshalb in der heutigen Zeit jemanden umbringen? Es war eher ein Aushängeschild. Wie viele Promis outeten sich, um für ein paar Tage auf den Titelblättern der Boulevardpresse zu landen. Er verstand es nie, weshalb Menschen ihr Intimleben öffentlich ausbreiten. Wem ging dieses was an?
Monikas Stimme erklang in ihm wieder: Ich bin seit elf Jahren erst eine Frau und verbannt sich mit der – er wollte sich alle Türen offen halten – Androgynität der oder des Baum-Ständer. Hatte die Wolff nicht ihr ganzes Leben mit ihrem Hintern gewackelt, ihre Beine gespreizt. Wenn er davon ausging, dass sie Männer bevorzugte? Er ging davon aus und dafür hatte er mehrere Begründungen, die in der Natur der Sache lagen. Einer davon war Macht, die Macht des Weibes. Denn es war für ihn denkbar, vorstellbar, sogar plausibel, dass Kalle mit ihr die intime Beziehung gepflegt und nicht mit der Gruber, wie er zu Protokoll gegeben hatte. Sie, die Wolff, hatte in dem Haus der Gruber gewohnt, nicht die Gruber selbst.
Hatte die Wolff ihre Biografie ihrem neuen Geschlecht angepasst? Betrogen? Dies gefiel keiner Chefetage. Das war ein Motiv.

Am Café angekommen, sah er Elsa, wie diese, am Fenster sitzend, auf ihrer Armbanduhr starrte. Er betrat das Café und eilte zu ihr.
„Entschuldige bitte, mein Wagen ist in der Werkstatt und ich musste die Bahn nehmen.“
„Weiß ich.“ Sie erfasste ihre Armbanduhr. „Für einen Mann bist du recht pünktlich. Ich habe uns ein Kännchen und eine Käse-Sahne bestellte. Du magst Käse-Sahne?“
„Ja.“ Nein, was eher der Wahrheit entsprach, wollte er ihr nicht sagen.
„Dann setzt dich.“
Er musterte sie. „Schönes Kleid.“
Wenngleich er weniger ihr mausgraues Etuikleid bewunderte, sondern eher ihre Brüste, die aus diesem quollen, sowie ihre Beine, die fast bis zu ihrem Schritt offen lagen.
„Gibt es keinen Kuss?“
Er lehnte sich zu ihr hinüber, presste seine Lippen auf die ihren und spürte sogleich ihre Zunge in seinem Mund. Hemmungslos war sie, dies konnte man ihr lassen. Jedenfalls würde seine Magda es nie wagen, sich derlei offen zur Schau zu stellen, obwohl sie sich nicht nur mit Elsa messen konnte, gar sie übertraf. Dann zum Überfluss ihre Zunge in der Öffentlichkeit Ottfried in den Mund zu stecken. Das geziemte sich für seine Magda gar nicht, sie hatte Anstand. Dass sie es tat, stand für ihn außer Frage, er sah es ständig, allerdings nicht mit Publikum.
Der Kellner trat an ihren Tisch, stellte den Kuchen und den Kaffee ab, schenkte ein, verschwand.
Elsa strich über seine Hand. „Für dich, mit einer Extraportion Sahne. Ihr Männer könnt das verkraften.“
„Woher weißt du, dass mein Wagen in der …?“
„Magda hat es mir erzählt.“
„Magda?“
„Ich war mit ihr shoppen.“
Sie nahm ihr rechtes von ihrem linken Bein, spreizte ihre Schenkel, beugte sich seitlich herab, sodass er nicht nur ihre Strumpfhose in Gänze, sondern obendrein ihren Slip umschwärmte, oder besser, was sich darin verbarg. Sie brachte drei Tüten zum Vorschein, stellte diese auf ihrem Schoß ab. Als wären sie verheiratet, ein Ehepaar, zog sie aus der Ersten einen Rock, hielt ihm diesen vors Gesicht.
„Knapp“, brachte er nur hervor.
„Knapp?“ Sie strich über ihren Oberschenkel, dabei hatte er den Eindruck, als schob sie ihren Rocksaum mit Absicht weiter hoch. „Können sich meine Beine nicht sehen lassen?“
„Doch, doch“, grummelte er, während er in die Käse-Sahne stieß.
Sie zuckte mit ihrem Kopf, stopfte den Rock zurück in dessen Tüte und wandte sich der Zweiten zu.
Mit den Worten: „Für den Theaterball“ befreite sie ein Kleid, das einzig durch dessen Oberteil geprägt, für ihn größer als der Rock erschien.
Er nahm einen Schluck vom Kaffee und murmelte: „Theaterball?“
Elsa steckte das Kleid zurück, strich diesmal nicht über seine Hand, sondern über sein Knie. „Der Silvesterball des Theaters. Magda hat mir gesagt, dass ihr jedes Jahr … diese ganzen Promis, die Schauspieler … ich freue mich schon darauf.“
Jedes Jahr das gleiche Spiel. Jedes Jahr schleppte Magda ihn zu diesem Ball, obwohl er die Gäste nicht ausstehen konnte. Ein Theaterschaffender in seinem Umfeld, seiner Familie, genügte ihm. Unmittelbar dachte er an Else, die mit Elsa einzig und allein die ersten drei Buchstaben gemein hatte. Sie konnte, wenn er Elsa betrachtete, zumindest rein äußerlich nicht mit ihr mithalten. Wenngleich das Äußere einer Frau für ihn nicht an der ersten Stelle stand. Es gab andere Werte, die er an Frauen schätzte. Und Else? Sie laberte ihn voll.

Den ganzen Abend hing sie an seiner Ferse, quatschte, was für eine brillante Schauspielerin sie wäre. Niemand ihr wahres Talent entdeckt hätte. Gut. Einmal endete der Abend im Bett.
Es war kein Ruhmesblatt für ihn. Wenn er daran dachte, schämte er sich. Sie machte ihn an, erregte ihn. Allerdings hielt sie nicht ihren Mund. Quatschte und quatschte. Er wollte einfach, dass sie still war.
Er hockte sich auf ihren Oberkörper, spreizte seine Beine, drang in sie ein. Tat dies, wie ein Mann dieses sonst nur vaginal tat. Nachdem er sich erleichtert hatte, schluckte sie, wischte ihre Lippen ab und quatschte weiter.
Sie laberte ihn voll, als wäre nichts geschehen. Nein. Er war nicht besser, als all die andern Männer. Manchmal verfluchte er, dass er ein Mann war.

Elsas Stimme holte ihn aus seinen trüben Gedanken.
„Das Beste habe ich dir noch nicht gezeigt“. Sie stupste gegen seine Nase. „Aber nur ein kleiner Vorgeschmack. Magda sagte mir, du stehst auf Rot.“ Sie zupfte einen Slip aus der letzten Tasche. Einen Slip, soweit er es erspähte, der pur aus Spitze und Tüll bestand. Der kaschierte eher, als zu verbergen, dazu in Rot. Rot empfand er als vulgär. Schwarze, weiße, vielleicht sogar blaue Unterwäsche, sah er gerne an Frauenkörper, zart, mit Spitze. Wie kam Magda bloß auf Rot?
„Ich sehe nicht allein an deinen Augen, dass Vorfreude in dir aufwallt“, hörte er sie, während er weiterhin über die Farbe Rot grübelte und sie, ohne auf eine verbale Antwort von ihm zu warten, die Dessous zurück in die Tasche stopfte.

Kurz darauf schnappte sie sich ihre Handtasche, die sie neben sich auf dem Tisch abgestellt hatte, öffnete sie. Ein Lächeln auf ihren purpurrot bemalten Lippen, holte sie eine Schachtel zum Vorschein, klappte diese auf. „Zum Zeichen unserer innigen Liebe, die nie vergehen darf.“
Er betrachte das Ding, das sie hervorzog.
„Eine Kette?“
„Zwei Ketten.“ Elsa legte die feinen Ketten auf dem Tisch ab, erfasste deren Anhänger und hielt sie zusammen. „Zwei Herzen, die sich vereinigen. Ist das nicht süß?“
Angewidert fasste er an seinen Hals. „Ich bin nicht der Kettentyp. Weist?“
Ihr Gesicht zu ihm gewandt, nahm sie eine der Ketten auf und legte diese um ihr Handgelenk. „Du kannst sie auch als Armband tragen oder“, sie legte die Kette wieder ab, umfasste ihre Fessel, „als Fußkettchen.“
Er zwirbelte seinen Schnauzer. Beabsichtigte sie ihm Fessel anzulegen? Fußfesseln! Abgesehen davon, dass für ihn der Schmuck eindeutig feminin, daher Damenschmuck war, trug er nie Schmuck, außer seiner Armbanduhr sowie seinem Ehering natürlich.
„Danke“, schnaufte er, schnappte sich eine und steckte sie in seine Hosentasche. Um sie von seiner Schandtat abzulegen, ergriff er die Zweite. „Soll ich sie dir umlegen?“
„Das wäre nett von dir.“

Er stand auf, begab sich an ihren Rücken. Derweil sie ihr Haar hochschob, tippte er an ihren Haaransatz. „Deine Rose bräuchte mal Wasser. Sie sieht vertrocknet aus.“
„Rose?“
Einatmend kniff er seine Augen zu. Warum setzte er sich nie sofort seine Brille auf? Ohne diese konnte er den winzigen Verschluss der Kette ohnehin nur ertasten. Es war bestimmt ein Leberfleck oder Ähnliches. Er griff in seine Hosentasche, holte seine Brille hervor, während sie fortfuhr: „Das ist eine Jugendsünde.“
Er zwirbelte seinen Schnauzer. War es ein Brandmal?
„Jugendsünde?“
„Ein Labry.“
Sich seine Brille aufsetzend, wiederholte er: „Ein Labry?“
Er wusste, was ein Labry war. Immerhin hatte er den Huth in Latein genossen.
Elsa betastete ihre Tätowierung. „Eine griechische Doppelaxt. Ich wollte es mir seit Jahren wegmachen lassen.“

Er schloss den Verschluss, setzte sich wieder hin und musterte sie. „Die Kette steht dir.“
„Danke.“ Sie zupfte an ihrer Armbanduhr. „Was, schon so spät? Ich muss los.“
„Los?“
„Ich habe einen Friseurtermin. Schau nicht traurig, wir sehen uns doch heute Abend bei mir.“
„Abend, bei dir?“
„Herbert! Ottfried ist heute Abend bei Magda und sei ehrlich, für ein Gästebett sind wir wirklich zu alt.“
„Wann?“
„Ich würde sagen, um sieben.“
Er dachte an den Swingerclub.
„Neun? Ich habe einen Termin. Dienstlich.“
„Von mir aus. Wir haben die ganze Nacht für uns“, sie blinzelte, „und viele weitere.“
Der letzte Satz machte ihm Angst. Ein, zwei Nächte mit ihr, er betrachtete ihre Brüste, ihre Beine, vermochte er nicht abzulehnen. Sie dagegen, derart erschien es ihm, hatte es eher auf eine längere Beziehung abgesehen. Wer kaufte die Katze im Sack? Er nicht.
„Wo?“
„Bei mir.“
Er verdrehte die Augen. „Wo du wohnst?“
„Das weißt du nicht?“ Sie strich über seinen Oberschenkel, seinen Bauch. „Ich dachte, du bist Polizist.“ Kurz darauf, öffnete sie, verknüpft mit dem Satz „ist, die echt“, den Verschluss seines Waffenhalfters, ergriff seine Dienstwaffe und zog diese aus dem Halfter.
„Lass, das ist kein Spielzeug.“
Elsa fuchtelte mit der Waffe herum. „Ist sie geladen?“
Er schnappte sich seine Pistole und grummelte: „Die Dinger sind gefährlich.“
Der Waffe entrissen, glitten ihre Finger erneut über seinen Oberschenkel, besuchten seinen Schritt, worauf sie flüsterte: „Es gibt gefährlicheres Spielzeug, mit dem nur wir Frauen spielen.“
Das Spiel ihrer Finger erregte ihn.
„Deine Adresse?“
„Hast du etwas zu schreiben?“
Ihre Spitze, dass sie der Ansicht war, dass er sich keine Adresse zu merken konnte, schluckte er herunter, weil sie weiterhin massierte, ihn damit milde stimmte. „Nein.“
Sie ließ von ihm ab, starrte in ihre geöffnete Handtasche und flüsterte: „Herbert, einen Stift habe ich, aber ...“
Ein zweites Mal an dem Tag umfasste er einen Kajal. „Soll ich auf meine Hand schreiben?“
Sie stierte erneut in ihre Handtasche und zuckte mit ihren Achseln. „Kein Papier.“ Sie wandte ihren Kopf und erfasste eine Papierserviette. „Nimm die.“
Sie nannte ihm ihre Adresse, während er versuchte diese auf der Serviette zu notieren. Außer dass er diese zerriss, passierte nichts.
Sie leckte über ihre Oberlippe und schmachtete: „Anfeuchten.“
Er hatte kein Verlangen danach, mit seiner Zunge ihren Kajal zu befeuchten, daher griff er in seine Hosentasche und holte die Kondomverpackung heraus. Immerhin war er ein erwachsender Mann.
Sie grinste. „Du bist süß, du denkst an alles. Allerdings“, sie strich über die Verpackung, „glaube ich nicht, dass wir die brauchen. Aus dem Alter sind wir heraus, dass wir von Bett zu Bett hüpfen, und verhüten muss ich nicht mehr.“ Ihre Finger glitten über seinen Unterarm. „Du ja auch nicht.“

Zuerst zuckte er zusammen, dann quoll Wut in ihm auf. Keine Wut, die er Elsa gegenüber empfand, sondern Magda. Was erdreiste sie sich, derart Intimes einer ihr - dieses galt gleichfalls für ihn, – fremden Frau auf die Nase zu binden.
Als hätte er es nicht gehört, riss er die Verpackung auf, verstaute die Kondome in seiner Hosentasche. Nach einem Kontrollblick, den er Elsa zuwarf, klappte er die Packung auf, schrieb ihre Adresse auf, derweil sie sich erneut zu ihm lehnte.
Zuerst fletschte sie die Zähne, anschließend hörte er ein Knurren, bevor sie ihm ins Ohrläppchen biss.
„Ich fahre vollkommen darauf ab, wenn ein Mann tief in mir abspritzt“, knurrte sie vielmehr, anstatt es ihm ins Ohr zu flüstern. „Allein der Gedanke macht mich heiß.“
Er zog den Kopf zurück, sah ihr ins Gesicht und versuchte, einen irgendwie zustimmenden Ausdruck aufzulegen. Ging sie tatsächlich davon aus, dass er so ein Typ Mann war, oder stand sie wirklich darauf? Seins war es zumindest nicht. Trotzdem wollte er sie nicht vorverurteilen.
Für ihn bestand eine Verabredung nicht allein daraus, in die Kiste zu springen. Es war ein Zeremoniell, eine Liturgie, mit für ihn festem Ablauf. Er war unbestreitbar ein Mann, dennoch pflegte er eher eine romantische Version. Das Wort ‚feminin‘ unterschlug er.

Bei einem Candle-Light-Dinner sollte es beginnen. Blicke voller Scheu, die er der Dame, sie ihm zuwarf, gefolgt von unbeabsichtigten, ungesteuerten Berührungen, die dennoch von beiden ersehnt waren. Keiner es aussprach. Kichern, Lachen. Endlich, nach dem Mahl, kam für ihn der entscheidend zweite Schritt, der natürlich abhängig von den Räumlichkeiten war. Ein exzellenter, gehaltvoller Roter gehörte, jedenfalls für ihn, stets dazu.
Setzte sich seine Herz-Dame auf einen Sessel, war zwar nicht Hopfen und Malz verloren, jedoch der Wein der Ausklang des Abends. Bevorzugte sie hingegen ein Sofa, warf ihm einen auffordernden Blick zu, strich über die Sitzfläche oder sie forderte ihn, gar mit einem sachten Klopfen auf dasselbe, direkt auf, dann ging es weiter.
Small Talk, Kichern, Lachen. Ein beim Zuprosten versehentliches, dennoch von ihm geplantes Berühren ihres Knies, zeigte ihm an, wie es weiterging. Schob sie seine Hand dezent weg, war der Abend für ihn wohl verloren, allerdings bekundete sie ihm ihre Bereitschaft, sich ein weiteres Mal mit ihm zu treffen. Ließ sie ihn verweilen, legte sogar ihre Hand auf die seine, schob sich näher an ihn heran und stellte obendrein ihr Glas ab, tat er ihr es gleich. In diesem Augenblick achtete er auf ihre Atmung, veränderte diese sich nicht, genoss sie es gestreichelt zu werden, ging sie jedoch in sachte Schnappatmung, brauchte er bloß abzuwarten, bis ihre Lippen die seinen berührten. Er sie im innigen Kuss befingern, ihre Brüste liebkosen durfte. Wiederum spielte es daraufhin eine entscheidende Rolle, an welchem Ort sie verweilten: Waren sie außer Haus, harrte er aus, bis sie ihn einlud, sie ihn zwar nicht direkt, jedoch eindeutig fragte, ob er zu ihr oder sie zu ihm aufbrechen wollen. Natürlich antwortete er ‚zu dir‘, denn Frauen fühlten sich sicherer in ihrer gewohnten Umgebung. War er bei ihr, wartete er, bis sie ihn vom Sofa zog. Wenn er sie bei sich geladen hatte, machte er schlichtweg weiter, bis sie ihn frage, ob es im Bett nicht bequemer wäre.
Allerdings, egal, welches Szenario sie ins Bett führte, er überließ zu jeder Zeit ihr, wie weit es ging, welche Spiele sie spielten. Denn er war ein Gentleman, der Damen verstand. Zumindest, was diese Seite von Frauen betraf. Alles andere war nichts als Sex und für ihn nicht tragfähig, eine Beziehung aufzubauen.

Elsa stand auf, richtete ihren Rock, schnappte sich ihre Tüten, ihre Handtasche und säuselte: „Oh, Herbert Schatz, jetzt muss ich aber wirklich.“
Er als Mann alter Schule erhob sich, worauf sie sich an ihn schmiegte, er ihre Taille umfasste, ihre Lippen begehrte, sie innig küsste, danach ihr „bis heute Abend“ ins Ohr hauchte.
Als Antwort zwinkerte sie ihm zu und drehte sich, ohne Druck auszuüben, aus seiner Umarmung. Mit ihrer Hüfte schwingend, stöckelte sie auf ihren High Heels von dannen.

Was für ein Rasseweib, dachte er sich. Bevor er wieder Platz nahm, kontrollierte er seine Gesäßtasche, ob er seine Brieftasche eingesteckt hatte. Denn als Zechpreller wollte er das Café nicht verlassen. Er zog ihr Käse-Sahne-Stück, das sie nicht angerührt hatte, heran.
In Vorfreude auf eine erotische Nacht stieß er zu.



Wiener im Kostümrock
Herbert sah bereits ihre Wut, obwohl er bis dato Monika nie im Zorn oder in Rage gesehen hatte. Wie sie ihre Arme verschränkt, angelehnt an ihrem BMW stand und den Hals getreckt, gen Nachthimmel blickte, sagte mehr als eine Standpauke.
Dabei hatte sie ihn auf dem Festnetz angerufen und er ihr erklärt, dass er sich um eine halbe Stunde verspäte.
Magda war der Grund.

Gleich nachdem er zu Hause angekommen war, hatte er sich geduscht, frische Unterwäsche angezogen und suchte nach einem für den Abend passenden Anzug. Bei der Auswahl schoss ihm wieder das Paradox mit den Konfektionsgrößen durch sein Gehirn.
Er wandte sich Magdas Kleiderschrank zu, musterte ihre Garderobe. Sie war vom Wuchs kürzer als er, hatte aber, dieses bewunderte er, typisch weibliche Rundungen. Er schnappte sich einen ihrer Kostümröcke, zog sich diesen über, betrachtete sich in Magdas Standspiegel.
Er sah einen Mann, der einen Rock trug. Was sonst? Er kippte den Spiegel derart, dass er sich nur Brust abwärts betrachten konnte. Dann stellte er sich vor, er hätte eine breite Hüfte, eine schmalere Taille. In seinen Gedanken erschien das Bild einer Frau. Bloß, mit breiter Hüfte hätte der Rock ihm nicht mehr gepasst. Er wäre zu eng gewesen. Damit war für ihn bewiesen, zumindest bestand die Möglichkeit, dass der Besitzer des Koffers und der feinen Garderobe im Kleiderschrank, ein und dieselbe Person war sowie maskulin.

In seiner Spekulation versunken, hatte er nicht mitbekommen, dass Magda nicht nur das Haus, sondern danach das Schlafzimmer betreten hatte.
Ohne Pathos oder irgendetwas ins Lächerliche zu ziehen, bot sie ihm an, eine passende Strumpfhose herauszusuchen. Sofort hüpfte ein kurzes Lächeln über ihren Mund, woraufhin sie ihn fragte, ob ihr rotes Bandeaukleid ihm nicht besser gefalle als der Rock.
Die Andeutung saß. Herbert fragte sich bloß, ob sie ihn in dieser Nacht in diesem Kleid entdeckt, oder Monika ihr die Geschichte erzählt hatte.
Pein kam nicht bei ihm auf. Weshalb? Sie waren zu lange verheiratet, zu lange beste Freunde, sodass es keinerlei Scham zwischen ihnen gab. Soweit er sich erinnerte, verklickerte sie ihm, während sie den Bund erfasste, dass Frau den Reißverschluss hinten trüge. Einen Tatbestand, der ihm bekannt war. Er war zwar ein Mann, gleichwohl nicht dumm. Allerdings war es ihm vollkommen wumpe, an welchen Teil seines Körpers der Verschluss verweilte. Es fiel ihm schlichtweg leichter, diesen vorn zu schließen. Daher hatte er diesen Frevel, dieses Vergehen, gar mögliche Verbrechen begangen. Dass es eins war, verriet ihm Magdas Gesichtsausdruck. Er erklärte sich für schuldig, worauf sie ihn anpfiff, diese Schandtat aus dem Weg zu räumen und er ihr den Anlass seiner Maskerade erzählte.
Sie setzten sich aufs Ehebett und Magda erklärte ihm in epischer Breite, weshalb, warum, weswegen Frauen bei der Kleiderwahl, speziell bei Kleidern, immerfort auf ihre Problemzonen aufmerksam gemacht wurden. Es waren für ihn wahrlich keine Neuigkeit, denn Magda hielt ihm des Öfteren den gleichen Vortrag, meist in kurzer oder noch kürzerer Version, wenn sie ihn nötigte, beim Kleiderkauf anwesend zu sein. Als Quintessenz ihres Vortrages gab sie ihm recht, dass seine Theorie schlüssig sei.

Mit jedem Schritt, dem er Monika entgegenkam, kam er dem Abschluss seiner Theorie entgegen. Einer Theorie, die wie die eines Physikers erst zu beweisen galt, jedoch in sich schlüssig war.
Der Mord an der Gruber hatte nur eins gemeinsam mit dem an dem Schuster. Den Tatort. Ansonsten waren sie mit Ausnahme einzelner Protagonisten autark. Die Gruber schob er erst einmal beiseite, dafür beschäftigte er sich mit dem Schuster. Der Dreh- und Angelpunkt seines Todes war die Wolff. Genauer gesagt, ihre Biografie. Seine Idee, mit dem Wechsel ihres Geschlechtes, strich er. Es war ihm dann doch zu abstrus. Ob sie eher Männer oder Frauen bevorzugte, für ihn nicht mehr von Belang. Was jedoch im Rahmen des Möglichen lag, war, dass sie ihre Vita angepasst hatte. Der Schuster hatte es herausbekommen und versuchte, dadurch seinen Vorteil zu erlangen. Damit war er wieder bei einer Theorie, die er bereits zuvor ersonnen hatte. Diese Annahme verbaute Herbert als Fundament. In welcher Beziehung stand die Baum-Ständer zu ihr. Außer, dass sie einige Zeit im selben Haus gewohnt hatten. Er musste sich wieder ihrer Aussage gewahr werden.

Ich tanze auf dem Berggrat. Auf der einen Seite lauert das Erschlaffen, auf der anderen der verfrühte Samenerguss.
Was hältst du davon, wenn ich mit einem anderen Mann schliefe?
Wildfremde Kerle glotzten sie an!
Wir waren nahezu zwanzig Jahre ein Paar, sie meine erste Frau und ich - davon gehe ich aus – ihr erster Mann.
Ob die Reaktion meiner Begleiterin durch den Anblick der Professionellen, durch die Übergabe des Kondoms, oder durch meine Bemerkung, sie könne sich ein Taschengeld dazuverdienen, ausgelöst wurde, entbehrte sich meiner Sinne.
Es war ihr freier Entschluss gewesen, ihre Hüften zu schwingen, einem Fremden durch das geöffnete Beifahrerfenster ihre Dienste anzupreisen.
Bin mit Sascha tanzen, las ich.
Wir sind nicht verheiratet.


Dass die Baum-Ständer zwanzig Jahre verheiratet war, strich Herbert aus seinem Kalkül, denn dieses war wahrlich gelogen. Alles andere passte. Sogar auf die Frage, ob er – zur Zeit der Aussage, ging er davon aus, dass sie ein Mann war - seine Frau sowie ihren Geliebten ermordet hätte, antwortete er wahrheitsgemäß mit Nein. Denn die Baum-Ständer war eine Frau und die Personen, die sie meinte, lebten. Es waren der Ehemann, der Freund, der Wolff sowie ihr Geliebter.
Die Wolff und die Baum-Ständer waren vielleicht vor Jahren ein Paar. Jedenfalls erzählte die Wolff der Baum-Ständer ihre Vita. Um diese Beichte abzugeben, bedurfte es mehr als einer Wohngemeinschaft. Damit lag ihre Achillesferse auf seiner Hand. Die Wolff ging nicht nur anschaffen, sondern auf den Straßenstrich. Wann sie dieser Beschäftigung nachgegangen war, spielte keine Rolle. Die Tatsache für sich war Skandal genug. Sascha?

„Wie?“, murmelte Herbert, während er seinen Schnauzer zwirbelte. „Wie Sascha, Sascha Svinemotski alias Kalle.“
Herbert verwarf seine Hypothese, dass dieser ein Auftragskiller wäre. Ein verwirrter Geist mit einem perfiden Hobby, dies war er. Es war für Herbert nicht auszuschließen, ob er sein Hobby der Wolff gebeichtet hatte oder sie dahintergekommen war. Jedenfalls nutze sie es aus. Wer verdächtige einen Menschen, der regelmäßig einen Mord gestand, eines Mordes?
Bloß in welcher Beziehung standen die Baum-Ständer und Monika? Mit einem Fremden verschwand sie bestimmt nicht nach der Weihnachtsfeier.

„Kommst du auch schon.“
Herbert zuckte mit seinen Achseln. „Der Bus hatte Verspätung“, log er.
Monika zupfte an seiner Anzugjacke. „Willst ins Theater?“
„Wieso?“
„Wie du aussiehst.“
„Ich weiß nicht, was du hast? Immerhin ist es eine Weihnachtsfeier.“
„In einem Swingerclub.“
„Und?“
Sie kniff ein Auge zu und runzelte ihre Stirn. „Meinst, es interessiert irgendwen, wie du aufschlägst?“
Herbert musterte Monika. „Besser als dein Look.“
Ihre Kleiderwahl war nach seinem Geschmack wahrlich nicht angepasst. Diensttauglich sicher, obwohl ihre Jeans, für sein Empfinden, ihr zu eng an den Beinen lag. Ganz zu schweigen an ihrem Becken. Er wunderte sich des Öfteren, wie es den Frauen gelang, derartige Hosen sich über die Lenden zu ziehen. Zumindest steckten ihre Füße nicht erneut in diesen Springerstiefeln, sondern in den Stiefeletten, die sie zu dem Kostüm getragen hatte.
Seine Hand erfasste die Tasche, aus der sie in seinem Büro ihren Laptop gezaubert hatte. „Soll ich dir die abnehmen?“
„Meinst du, ich breche unter der Last zusammen. Lass uns losgehen.“
Ein zweites Mal an diesem Tage schritten sie über den geschotterten Weg. Monikas schwankender Gang, gepaart mit ihrem Fluchen, verriet ihm, dass ihr Schuhwerk dem Untergrund nicht angepasst war. Daher reichte er ihr seinen Arm.
„Danke“, murmelte sie. „Der Pullover steht dir.“
„Pullover?“ Er zupfte an dessen Stoff. „Das ist ein Pullunder. Pullover sehen zu einem Anzug grässlich aus. Die Ärmel schauen hervor.“ Diese Weisheit hatte ihm Magda eingetrichtert, selbst wäre er nie auf diesen Gedanken gekommen. „Zumindest so lange man die Jacke nicht auszieht, dann sieht es eher lächerlich aus.“
Monika blieb stehen, sodass er gleichfalls stoppte.
„Herbert, warst du schon einmal in einem Swingerclub?“
Er hätte, ohne zu lügen, mit „Ja“ antworten können, denn vor Stunden hatte er diesen, den sie ansteuerten, betreten. Er blieb ehrlich. „Nein.“
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. „In einem Swingerclub zieht man sich aus.“
Er zuckte. „Nackt?“
„Zeitweise. Geht nicht anders“, sie kicherte. „Die meisten tragen Unterwäsche, zumindest einen Bademantel.“
„Warst du ...?“
Als erahnte sie seine Frage, antworte sie mit „Ja“.
Allein die Vorstellung, sich vor anderen Menschen zu entblößen, ließ ihm einen Schauer über seinen Rücken rinnen. Sogar am Strand zog er sich erst aus, wenn er ins Wasser ging.
Sie erreichten den Eingang zum Club. Ein Mann mit der Statur von Malkus stand davor. Es fröstelte Herbert bei seinem Anblick. Außer einer Unterhose, welche von ihrer Knappheit eher einer Frau zustand, umschlang seinen Hals ein weißer Pappkragen mit Krawatte und seine Handgelenke Pappmanschetten der gleichen Farbe.
Ohne dass Herbert ihn ansprach, rief dieser ihm „Einadung“ entgegen.
Herbert trat an ihn heran, reckte sich, sah hinauf und sprach: „Bitte?“
„Einadung! Ohne Einadung kommst nicht rein.“
„Der Alexander hat uns zur Weihnachtsfeier eingeladen.“
„Haben du Einandung schriftich, kommen rein, sonst beiben draußen.“
Abgesehen davon, dass dieser Typ einen Sprachfehler besaß, kam Herbert die Abweisung mehr als entgegen. Zum einen musste er sich nicht entkleiden, zum andern konnte er eher zu Elsa. Was ihm gefiel.
„Gut, dann nicht.“



Ein Schlüssel bringt es an den Tag

Für Herbert erschien das Grauen in Form eines Mannes, der einzig mit einem Mankini bekleidet, im Flur des Swingerclubs auftauchte. Mit dem Unterschied, dass er das Ding nicht wie die Kunstfigur Borat in Giftgrün der Menschheit präsentierte, sondern die Farbe Lila bevorzugte.
Die Arme erhoben, fuchtelte er mit seinen Händen und stöckelte auf Pumps auf ihn zu, die einen Absatz besaßen, welcher gar darin geschulten Damen das Gehen eher erschwerte, als dieses zu fördern.
„Dali, mein Süßer, ich habe schon auf dich gewartet.“ Er trat an die spärlich bekleidete Malkus-Kopie heran, stieß diesen in die Seite und geiferte: „Cem, lass ihn rein.“
Dieser wandte sich Alexander zu. „Haben kein Einadung Ceo.“
Alexander verdrehte seine Augen, stöckelte weiter auf Herbert zu und trällerte. „Schatz, du musst entschuldigen. Bist recht spät. Cem ist nicht ganz helle, aber er hat seine Qualitäten.“ Er blinzelte ihm zu. „Du verstehst, was ich meine.“ Dann legte er seine Hände an Herberts Hals, zog sich an ihn heran und presste ihm einen Kuss auf den Mund.
Herbert hätte, wenn der Überfall nicht derart plötzlich erfolgt wäre, gewürgt.
„Jetzt komm rein“, zirpte Alexander, neigte sich, seine Finger weiterhin an Herberts Hals zur Seite und forderte Monika, die er Chantalle nannte, auf zu folgen, denn es gäbe für sie genug.
Was dieser Alexander mit „genug“ meinte, verstand Herbert nicht. Denn in diesem Moment knatterte ein Motorrad über den Schotterweg und der Lärm blockierte sein Gehirn.
Alexander hakte sich bei ihm ein und zerrte ihn in den Club. Monika folgte ihnen.
An einem Gang, den Herbert am Nachmittag nicht betreten hatte, löste sich Alexander von ihm und trällerte: „Süßer, ich bringe dir einen Bademantel, damit du dich nicht verkühlst.“ Danach drückte er ihn einen Kuss auf seine Wange und verschwand in den Saal, in dem sich die Bar sowie die einladenden Sitzlandschaften befanden.

Monika übernahm die Führung durch den Gang. In dessen Mitte, soweit er dieses erspähte, angekommen, trat eine Frau, deren einziges Kleidungsstück ein Paar High Heels waren, durch eine Türlaibung.
Ihr Anblick nahm Herbert ein wenig die Furcht vor dem Kommenden. Ihre prallen Brüste, ihr Gesäß, welches gar Malte zum Schwärmen brachte, ließen für ihn keinen Zweifel offen, dass sie weiblich war. Als sie dann an ihn herantrat, an seinen Schnauzer zupfte und ihn zu einem Glas Champagner einlud, empfand er dieses nicht gerade angemessen – er war im Dienst -, aber allemal erquickender als diesen Alexander.
Während er die Maueröffnung, aus der sie gekommen war, passierte, lugte er in den Raum hinein. Für ihn war es unumstritten die Damentoilette, obgleich kein Türblatt existierte, auf dem in der Regel das zugehörige Symbol prangte. Allerdings bewies ihm eine barbusige Frau, die ihre Lippen nachzeichnete sowie, soweit er es erkannte - es fehlten die Urinale -, dass seine Annahme korrekt war.
Sie erreichten das Ende des Ganges. Eine Aufschrift „Privat“ auf einem Türflügel zeigte ihm auf, dass es dort für Gäste nicht weiterging. Monika wandte sich nach rechts, betrat einen Raum, welcher für ihn gleichfalls wie die Damentoilette eindeutig war.
Eine geräumige, mit Plüsch bezogene, Bank sowie Spinde an den Wänden, gekoppelt mit der Nähe zur Örtlichkeit, ließ keine Skepsis in ihm aufkommen.
„Monika, wir treffen uns an der Bar. Sage mir zuvor, wo sich die Herrenumkleide befindet.“
Sie zog ihren Mundwinkel herauf. „Hast du es vergessen, das ist ein Swingerclub.“

Er begriff die Frauen nie. Ihre Inkonsequenz brachte ihn um seinen Verstand. Wenn ein Mann sie in Unterwäsche sah, kreischten sie, bedeckten ihre Blöße, obwohl sie sich zuvor mit Inbrunst am Strand, einzig bekleidet mit einem knappen Bikini, aalten.
Dagegen empfanden sie keinerlei Scham dabei, wenn sie in der Herrenabteilung ein T-Shirt oder einen Pullover ergatterten, die Herrenumkleide zu entern. Zumindest traf dieses auf Magda zu.
Ihm würde es nie einfallen, wenn er dergleichen Kleidung in der Damenabteilung aufspürte, diese sich in der Damenumkleide über seinen Leib zu ziehen. Abgesehen davon, dass er niemals in der Damenabteilung stöberte, und sollte dieses geschehen - der Gedanke war für ihn absurd - keine Pein erlitt, jene Kleider, ohne eine schützende Kabine anzuprobieren.
„Ich kann mich nicht in der Damenumkleide ... Wenn eine Frau hereinkommt.“
„Wenn du eine Herrenumkleide findest, dann gebe Cleo Bescheid. Er wird sich bestimmt freuen.“ Sie ergriff seinen Unterarm und zerrte ihn hinein. „Schau lieber nach, wie die Schlösser funktionieren.“
„Ich?“
Sie grinste. „Du bist der Mann.“
Er sah sich um. „Alle Fächer belegt.“
Auf eine Ecke deutend, grummelte sie: „Dahinten gehts weiter.“
Herbert ging auf die Lücke zu, trat hindurch und erblickte weitere Spinde. Ohne sich einen erneuten dummen Spruch von ihr abzuholen, inspizierte er das Schloss eines freien Faches und rief: „Ganz einfach, wie bei einem Hotelsafe.“

Monika hatte sich bereits entkleidet und saß auf der Bank, als er wieder zu ihr zurückkam. Es gefiel ihm, was er sah. Jedoch, dass sie sich als Polizistin in derart aufreizenden Dessous anbieten wollte, erzürnte ihn. Was er mit einem eindeutigen Gesichtsausdruck ihr kundgab.
„Ich dachte, dir gefällt Rot?“
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Dieses Rot verfolgte ihn.
„Ja, aber?“ Er fing an, zu stammeln. „Man sieht deine Brüste.“
Es erschien ihm, als starre sie ihn ungläubig an.
„Das ist der Sinn eines solchen Büstenhalters“, erklärte sie ihm, während sie über ihre Brustwarzen strich. Dann lehnte sie sich zur Seite, öffnete ihre Handtasche, zog eine Verpackung heraus und riss diese auf. Zwei Strümpfe brachte sie zum Vorschein, die sie zuerst vor ihr Gesicht hielt, sodann einen, wie es Frauen zu tun pflegten, aufrollte, um diesen über ihr Bein zu streichen.
Herbert musste schmunzeln. Die Frau, das unbekannte Wesen, dachte er sich. „Obenherum fast nackt, aber Strümpfe“, gab er zum Besten.
Nachdem sie den ersten Strumpf über ihren Oberschenkel gestreift hatte, lehnte sie sich erneut zur Seite, holte ein Paar rote Pumps aus ihrer Tasche.
„Füßlinge sehen echt scheiße aus. Ich kann es nicht ab, in geschlossenen Schuhen, mit nackten Füßen ... du weißt schon. Außerdem“, sie zupfte an der Spitze des Strumpfes, „finde ich die weihnachtlich.“
Herbert trat näher an sie heran, begutachtete. Weihnachtsmänner mit Sack und Rute tanzten im Reigen um ihren Schenkel.
Sie zog sich den zweiten Strumpf über, schlüpfte in den ersten, dann in den zweiten Schuh, worauf sie zuckte, diesen von ihrem Fuß schob.
Sie musterte diesen, als hätte jener irgendeine Macke.

Monika kniff ein Auge zu, linste in ihren Schuh, pulte in dessen Innerem herum. Eine Einlage brachte sie hervor, bevor sie den Pumps kippte und ein Stück Metall, welches kaum größer war als das letzte Glied eines kleinen Fingers eines Mannes, hinunterglitt.
„Was ist das?“
„Eine Einlage. Lauf du einen Abend auf neuen hochhackigen Schuhen, dann weißt du, wie deine Ferse schmerzt.“
Er deutete auf den metallischen Gegenstand. „Dies?“
„Ein Schlüssel. Setz dir deine Brille auf!“
„Versteckst du gerne Schlüssel in deinen Schuhen?“
„Gesucht habe ich ihn.“
„Und gefunden. Wofür ist er?“
„Mein Spind im Dezernat.“
„Du hast einen Spind im Dezernat?“
„Du nicht?“
Auf diese Frage wollte er nicht antworten.
Sie drehte den Schlüssel. „Wie kommst du da hinein?“
„Du wirst ihn dort hineingelegt haben?“
„In einen Schuh?“
Er zuckte mit den Achseln. „Mache ich genauso, wenn ich …“
„Du trägst aber keine Pumps, das drückt.“
„Dann hast du ihn dort versteckt, nachdem du den Schuh ausgezogen hast.“
„Nee.“

Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. „Gehen wir das professionell an. Wann hast du die Schuhe das letzte Mal getragen?“
„Bei der Weihnachtsfeier.“
Die Kombination von roten Pumps und Weihnachtsfeier ließen ihn hellhörig werden. Immerhin hatte Florence erzählt, dass Monika rote Pumps von Maxima erhalten hatte. Diese Aussage ihr direkt an den Kopf zu werfen, war für ihn alles andere als professionell. Er versuchte daher, es zu umschreiben.
„Sind das die Schuhe, die du zu dem roten Kleid getragen hast?“
„Was sonst? Weswegen sollte ich mir rote Pumps kaufen? Ich kann rote Schuhe nicht ausstehen.“
„Dann sind es deine?“
„Ich leihe mir keine Schuhe aus. Maxima hat sie mir aufgeschwatzt, dabei habe ich weiße Stiefel. Fand sie zu nuttig.“ Erneut drehte sie den Schlüssel. „Wie kommst du da hinein?“
Wenn Herbert in seinem Leben eins gelernt hatte, dann war es dies. Wenn Frauen sich auf ein Thema konzentrierten, vergaßen sie die Welt um sich herum. Sie gerieten in eine Art Trance. Schalteten die Barrieren ab, die sie schützten, um nicht ungewollt etwas Falsches zu sagen. Zumindest kannte er diesen Zustand von Magda.
„Gehe den Tag durch. Wann und wo hast du die Schuhe angezogen?“
„Wie kommst du da hinein? Im Dezernat.“
„Genauer. Wann, wo?“
„Vor dieser lächerlichen Bescherung, vor meinem Spind.“
„Genauer?“
„Ich habe mich ausgezogen, mir das Kleid übergestreift, bin in die Pumps geschlüpft. Danach habe ich meine Jeans, meinen Pullover in den Spind gelegt, meine Stiefel in ihn gestellt.“
Es war für Herbert an der Zeit, die erste Ablenkungsfrage zu starten.
„Wie kamst du die letzten Tage an deine Klamotten?“
„Mit Tamaras Schlüssel. Wir haben nur einen Spind.“
„Dann?“
„Ich habe abgeschlossen und den Schlüssel in meine Handtasche gesteckt.“
„In welche?“
„In meine kleine Schwarze zum Umhängen.“
„Weiter?“
„Mein Smartphone in sie gesteckt.“
„Wo war dies vorher?“
„In meiner Gesäßtasche.“
„Dann?“
„Bin ich hinunter.“
Herbert erinnerte sich daran, dass Florence ihr eine Strumpfhose geliehen hatte.
„Du hast dir keine Strumpfhose übergezogen?“
„Was hat die Frage mit dem Schlüssel zu schaffen?“
Er musste Vorsicht walten lassen.
„Wenn man sich etwas anzieht, dann stellt man eine Tasche ab.“
„Aber keine Umhängetasche, die hängt man sich über die Schulter.“
„Ich meine nur.“
„Warte. Im Treppenhaus habe ich mir eine Laufmasche gerissen. Die andere hat mir dann eine von ihren gegeben.“
„Florence?“
„Meinetwegen. Aber abgestellt habe ich meine Tasche nirgends.“
„Wie ging der Abend weiter?“
„Abend? Es war später Nachmittag.“
„Meinetwegen.“
„Diese Bescherung. Dann hat Mike gedrängelt.“
„Mike?“
„Er wollte mich abholen.“
„Du bist nicht selbst gefahren?“
„Hin.“
„Du hast getrunken?“
„Ein Glas Sekt.“
„Warum, er war bei mir.“
„Okay, Mike sollte dich nach Hause bringen. Was geschah dazwischen? Zwischen Bescherung und dem Verlassen des Dezernates.“
„Ich bin zu dieser, wie hast du sie genannt, Florence, habe ihr gesagt, sie solle das Kleid ausziehen.“
„Vor all den Kollegen? Weshalb?“
„Maxima hat mir gesagt, ich soll ihr die Sachen zurückbringen. Ich kenne sie nicht. Außerdem sagte ich ihr sofort, nicht wo.“
„Maltes Kostüm hast du dann gleichfalls entgegengenommen?“
„Nein. Maxima und Malte sind befreundet. Diese Florence hat sich sein Kostüm übergezogen.“
„Dann?“
„Dann bin ich zu Tamara, habe sie gebeten, den Sack in die Teeküche und meine Sachen aus dem Spind nach Hause zu bringen.“
„Weswegen?“
„Mike hat gedrängelt.“
„Ihr seid gefahren? Zu dir?“
„Wohin sonst?“
„Hast du dir in seinem Wagen die Schuhe ausgezogen oder deine Handtasche abgestellt?“
„Nein.“
„Er hat dich dann zu Hause herausgelassen und du bist in deine Wohnung?“
„Nein.“
„Du bist nicht …?“
„Wir. Er kam mit hinauf.“
„Weswegen?“
„Er hatte seinen Koffer in meiner Wohnung.“
„Gut! Ist auf dem Weg in deine Wohnung irgendetwas geschehen? Bist du vielleicht gestolpert?“
„Nein.“
„Nichts?“
„Nichts.“

Monika runzelte ihre Stirn. „Als ich meine Wohnungstür aufschloss, grabschte er von hinten an meine Titten.“
„Daraufhin hast du ihm eine Ohrfeige verpasst und dabei ist dir deine Handtasche von der Schulter gerutscht.“
„Die kann nicht rutschen.“
„Weshalb?“
„Zerre den Riemen um den Hals, das hält. Bloß, warum sollte ich ihn schlagen?“
„Er grapscht an deine Brüste und du machst nichts?“
„Ich habe ihn gefragt, ob er Lust hätte.“
„Lust worauf?“
„Sex.“
„Ich dachte, er hatte keine Zeit.“
„Das heißt nicht, dass ich ihn nicht fragen kann.“
„Seine Antwort?“
„Ja.“
Herbert klatsche. „Da haben wir es. Ihr habt euch eure Kleider vom Leib gerissen und dabei fiel der Schlüssel in deinen Schuh.“
„Haben wir nicht. Ich bin zu meinem Bett, legte meine Tasche ab, während er wieder von hinten an meine Titten grabschte.“
„Da hat es dir gereicht, du bis aus deiner Haut gefahren und …“
„Warum sollte ich aus meiner Haut fahren, weil Mike mir an die Titten greift? Ich habe meinen Slip, meine Strumpfhose heruntergezogen, mich vorgebeugt, am Bettgestell abgestützt und ihm gesagt, er solle sich beeilen.“
„Beeilen?“
„Er hatte es eilig und ich keine Lust.“
„Du hattest kein Verlangen. Dennoch hast du ihm erlaubt, dass er dich“, er räusperte sich, „na ja, du weißt?“
Sie runzelte ihre Stirn.
„Von hinten nagelt? Quatsch! Erstens war es Weihnachten, Nächstenliebe, wenn du verstehst. Ich empfinde es als schwachsinnig, ergibt keinen Sinn dieser ganze Weihnachtsscheiß, vögeln kann man an jedem Tag. Zweitens war es nicht das erste Mal. Zum warm werden nimmt er mich meist von hinten. Dennoch war es unbequem.“
„Mit deinen hohen Pumps war es dir unbequem, deshalb bist du aus diesen geschlüpft.“
„Warum? Auf hohen Absätzen ist es leichter, als sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Er kommt besser heran.“
„Trotzdem war es dir unbequem?“
„Mir? Nein. Ihm.“
„Das hat er dir gesagt?“
„Nein. Das spüre ich. Er war komplett verkrampft. Ich bin dann auf mein Bett.“
„Vorher hast du dich entkleidet?“
„Warum ausziehen? Zeit verlieren. Er stand.“
„Du hast also masturbiert?“
„Wieso?“
„Weil du auf deinem Bett gelegen hast und Mike stand.“
„Mike lag zwischen meinen Beinen und meine Füße waren an seinem Rücken. Sein Penis stand.“
„Er hat dir deine Klamotten vom Leib gerissen?“
„Nein.“
Herbert tippte an seine Schläfe. „Wie soll das gehen, wenn du weiterhin deine Unterhose, die Strumpfhose über den Schenkel hattest.“
„Man hebt die Beine, spreizt die Knie ab und der Kerl kriecht durch.“
Herbert stellte sich die Situation vor, musste schmunzeln.
„Dann?“
„Was wohl?“
„Es mir klar, was er gemacht hat. Danach. Irgendwann wird er wohl fertig gewesen sein. Vielleicht sind dir die Pumps von deinen Füßen …“
„Mein Smartphone hat geklingelt.“
„Ihr habt eine Pause eingelegt?“
„Nein. Ich habe telefoniert.“
„Telefoniert, während er …“
„Wenn ich auf dem Rücken liege, habe ich meine Hände frei. Außerdem war Axel an der Strippe. Ich habe dir doch gesagt, dass ich kein Bock mehr hatte, und Mike braucht, wenn alles glatt läuft, nicht meine Hilfe.“
„Axel?“
„Ja. Er hatte irgendeine Braut auf der Feier aufgebracht, wollte Zeit mit ihr verbringen, fragte mich, ob ich seinen Dienst übernehmen könne. Dann haben wir uns noch unterhalten.“
„Unterhalten?“
„Von etwas Belanglosem hat er gefaselt. Ich habe ihm noch gesagt, wenn Mike fertig ist, mache ich mich auf die Socken. Woraufhin er mir sagte, ich solle keine Hast an den Tag legen, am Heiligen Abend wäre es meist ruhig. Ich könnte mich vorher frisch machen. Dann kam er.“
„Malkus?“
„Mike.“
„War er gegangen, weil du mit Malkus telefoniert hast?“
„Er kam zu früh, spritze ab. Deswegen habe ich mich von Axel verabschiedet.“
Abgründe taten sich für Herbert auf, aber er war Profi und vermochte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Jedenfalls versuchte er es.
„Du kamst zum Höhepunkt, während du mit Axel …“
„Er hatte einen Hänger.“
„Malkus?“
„Mike. Ich musste ihm einen reiben. In einer Hand mein Smartphone, in der anderen seinen Schwanz hatte ich keinen Bock drauf. Dass ihr Kerle nie wisst, wann es so weit ist. Anstatt euer Ding tief zu versenken, euren Rotz dahin befördert, wo er hingehört …“
„Hat er etwa?“
„Volle Lotte.“
„Dann hast du dich ausgezogen. Halt. Das ist es. Der Schlüssel ist dir aus der Tasche gefallen, als du dein Smartphone herausgezogen hast.“
„Er klemmte im Schuh, nicht im Bett.“
„Du hast ihn aufgehoben und in deinen Schuh gesteckt, da du dich sicher duschen wolltest.“
„Nein. Ich habe Mike aufgefordert, seine Sauerei aufzulecken.“
Herbert schluckte unwillkürlich. „Das hat er gemacht?“
„Natürlich nicht. Ihr Männer verlangt von uns Frauen, euren Glibber zu schlucken und selbst? Dabei ist es euer.“
„Somit hast du dich entkleidet.“
„Warum? Mike ist herausgekrochen, hat mir meinen Slip, meine Strumpfhose heraufgezogen, während ich den Rock des Kleides abhielt.“
„Bitte?“
„Ich hatte keinen Bock darauf, ein frisches Laken aufzuziehen oder das Kleid zu beflecken.“
„Das ist euch gelungen?“
„Nicht ganz, das Kleid hatte etwas abkommen, habe ich aber erst später gesehen.“
„Dann hast du dich geduscht.“
„Klaro, glaubst du, ich laufe mit einem besudelten Slip herum?“
„Im Bad hast du dich entkleidet. Wie bist du vorgegangen?“
„Red Klartext.“
„Genau, jedes Detail ist von Belang.“
„Ich habe meine Handtasche über das Thermostat der Heizung gehängt, das Kleid ausgezogen, es zusammengefaltet und auf den Klodeckel gelegt. Anschließend bin ich aus den Pumps geschlüpft, habe Wasser ins Waschbecken gelassen.“
„Haben deine Schuhe auch etwas abgekommen?“
„Wieso, welcher Mann kann derart weit spritzen. Für meinen Slip und die Strumpfhose habe ich Wasser eingelassen. Weißt du, wie das stinkt, wenn man die unbehandelt in einen Wäschekorb legt?“
„Die Pumps?“
„An die Heizung. Damit sie beim Duschen nicht nass werden. Du weißt, mein Bad ist nicht groß.“
„Was für einen Verschluss hat deine Handtasche? Schnapper, Schnalle, Magnet?“
„Magnetverschluss.“
„Nach dem Duschen hast du dich abgetrocknet?“
„Sicher.“
„Dein Handtuch über die Heizung gehängt?“
„Nee. Über die Heizung im Wohnzimmer, die ist breiter. Wie kommst du darauf?“
„Ist einfach. Der Schlüssel glitt zwar aus deiner Tasche, als du dein Smartphone herausholtest, blieb jedoch am Magneten hängen. Erst als du dein Handtuch über die Heizung gehängt hast, kamst du vielleicht mit deinem Knie gegen deine Tasche. Er fiel ab, direkt in deinen Schuh.“
„Ich habe das Badetuch über die Heizung im Wohnzimmer gehängt. Das mache ich immer.“ Sie runzelte ihre Stirn. „Mike!“
„Mike?“
„Er wollte sich duschen.“
Herbert zog seine Augenbrauen zusammen und murmelte: „Duschen?“
„Klaro, er duscht sich immer, bevor er nach Hause fährt.“ Sie hob ihren Arm und wedelte mit ihrem Zeigefinger. „Dabei muss der Schlüssel in meinen Schuh gefallen sein.“ Sie drehte das Corpus Delikti. „Fall gelöst.“
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. „Eine Frage habe ich.“
Sie stand auf, zupfte, sich dabei wendend, an ihren Strümpfen. „Kann ich es verhindern?“
„Was?“
Sie kicherte. „Dass du mir eine Frage stellst.“
„Du hast gesagt, du bist mit Mike nach Hause, aber am Tatort warst du mit deinem Wagen?“
Es war eher eine Fangfrage, um ihre Glaubwürdigkeit zu testen.
„Wo ist dein Problem?“
„Ich habe keins. Ins Dezernat, zur Weihnachtsfeier, bist du mit deiner Karre?“
„Ja. Ich brauchte sie nicht mehr, habe sie Tamara überlassen.“



Doktorspiel

Es war eine Villa, die Herbert erblickte. Dass Elsa in einer noblen Wohngegend wohnte, wusste er, aber ihr Haus war mehr, als er erwartet hatte. Einen Blumenstrauß mit der einen Hand gepackt, drückte er mit dem Zeigefinger der anderen den Klingelknopf, während er seinen Atem inhalierte, um diesen zu testen.
Den Strauss hatte er an einer Tankstelle erworben. Frauen konnten einem Blumenstrauß nie widerstehen.
Er hatte einen Grund, sie milde zu stimmen, denn er kam nicht nur zu spät.

Kurz nachdem er den Swingerclub verlassen hatte, just in der Sekunde, in der er den Bus sprang, rief ihm Professor Vöhringer an. Der teilte ihm in seiner liebenswerten, direkten Art mit, dass er nicht länger auf ihn warten würde. Wenn er seine Erkenntnis nicht benötige, er, da er seine Arbeit nicht wertschätze, ausharren müsste, bis er irgendwann für ihn Zeit hätte. Herbert fragte ihn, wann dieses sei. Woraufhin ihn der Vöhringer lapidar mitteilte, dass dieses frühstens in einer Woche geschehe. Denn er plante, bereits in dieser Nacht aufzubrechen, um in einem Golfresort sein Handicap zu verbessern, auf dem Herbert – er nannte ihn Tamban und dieses mit Nachdruck – nicht einmal den Golfcaddy lenken dürfte.
Daher war es für Herbert eher eine Zwangslage. Er schlug dem Professor vor, sich umgehend mit ihm zu treffen, und gab ihm Elsas Adresse. Nach dem Sprichwort: „Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg kommen“, stimmte Vöhringer zu und legte auf.

Elsa öffnete. Ihr Anblick lockte ihn. Zugegeben, sie war zu Hause, dennoch war es für eine Dame ungewöhnlich, in Dessous und Strapse die Haustür zu öffnen. Eins stand für ihn zumindest fest, der Vöhringer war noch nicht aufgeschlagen, denn, soweit schätze er sie ein, ihn würde sie keinesfalls, bar in Unterwäsche gekleidet, bewirten. Er überreichte ihr den Blumenstrauß, worauf sie sich mit den Worten: „Oh Blumen und derart extravagant verpackt“ bedankte.
Er sah ihr sofort an, wie sie es meinte. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Nachdem sie den Strauß lieblos auf einen hüfthohen Schrank geworfen hatte, zerrte sie ihm erst die Jacke aus, dann ihn selbst ins Wohnzimmer, welches nach seiner unverbindlichen Schätzung mehr Fläche besaß als sein ganzes Reihenhaus.
„Ich …“, vielmehr bekam er nicht hervor, denn sie fuhr ihn mit einem „Rede nicht so viel“ ins Wort, zerrte ihn zu einer der beiden Sitzlandschaft, presste ihn, bevor er es sich bewusst wurde, auf das Sofa und ihren Körper an den seinen.
„Ich …“
„Frage nicht, greif zu“, gab sie ihm zu verstehen und unterstützte ihre Aufforderung mit dem Wackeln ihrer Brüste.
„Ich …“
„Männer, alles muss man selbst machen“, schnarrte sie, griff an ihren Rücken, öffnete den Büstenhalter, streifte diesen ab und bevor er etwas sagen konnte, war sein Gesicht zwischen ihren Brüsten und ihre Finger an seinem Gürtel. „Komm, zeig es mir. Pump deinen Samen in mich.“
Es gab für ihn Seiten an Frauen, die er nicht schätzte und zu diesen gehörte nicht, dass er Frauen verbat, forsch ranzugehen. Allerdings fand er es als abturnend, wenn sie ihr Verlangen mit Sätzen darboten, die er bedingt aus Filmen kannte, welche er im Dienst über sich ergehen lassen musste.
Da er jedoch nicht zu der Gruppe Männer gehörte, die lauthals ihren Unmut ausdrückte, versuchte er die Situation als solche zu bezeichnen und presste, soweit ihre Brüste es ihm erlaubten: „Auf dem Sofa“ auf dieselben.
„Mofa?“

Ihre Frage verschmolz mit einem Schellen, welches, das war ihm bewusst, nicht aus ihrem Munde drang, sondern einen Besucher ankündigte. Bevor es ihm gelang, aus ihrer Umklammerung zu entfliehen, war sie bereits aufgesprungen, murmelte etwas wie „so früh“ oder „oh müh“ und eilte zur Wohnzimmertür.
Ob es ihm mehr Antrieb verlieh, dass der Vöhringer sie barbusig zu Gesicht bekam, was ihm wahrlich nicht recht war, oder ihre Standpauke, wenn sie erfuhr, wer ihn eingeladen hatte, spielte später sicher eine Rolle. Allerdings war es, für ihn just in diesem Moment, zweitrangig.
Während er den Gürtel schloss, eilte er ihr hinterher, betrat die Diele in dem Augenblick, als sie die Tür öffnete. Er ergab sich dem Schicksal und blieb stehen.
Elsa zerrte Vöhringer ins Haus, schloss hinter ihm die Tür. Dann presste sie ihren an seinen Körper, strich mit ihrem Schenkel über Vöhringers Hose und wandte dabei Herbert ihr Gesicht zu, sodass er erst ihr Lächeln, dann ihre Lippen sah, die sich bewegten. Allerdings vernahm er nicht die Worte, die er von ihr erwartete.
„Schatz, warum hast du mir nicht gesagt, dass du noch einen Kumpel mitbringst?“
Herbert schluckte, brachte deshalb bloß: „Professor Doktor Vöhringer“ hervor.
„Oh, Arzt“, schmachte Elsa und streichelte Vöhringers Wange.
„Rechtsmedizin“, zischte dieser, ohne mit einer Wimper zu zucken oder irgendeinen anderen Teil seines Körpers zu bewegen, als hinge ein Oktopus an ihm.
„Dienstlich“, unterstrich Herbert.
Sie ließ von ihm ab, zupfte an ihren Slip und säuselte: „Ich geh’ dann schon mal ins Bett, mich freimachen, Doktor“, dann schritt sie an Herbert vorbei, blinzelte ihm zu und ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, nahm sie, dabei mit ihrer Hüfte schwingend, die gewendelte Treppe zum Obergeschoss.

Erst nachdem sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, fing sich Herbert wieder.
„Vöhringer, Mund zu!“
Dieser hob seinen rechten Arm und näselte: „Professor Vöhringer, so viel Zeit muss sein.“
„Folgen Sie mir, Professor!“
Er ging zurück ins Wohnzimmer, steuerte die zweite Sitzlandschaft an, die an einem Kamin positioniert war.
„Tamban, Tamban, Sie sind mir aber ein ganz schlimmer Finger“, hörte er, bevor er die Sitzgruppe erreichte, sich Vöhringer zuwandte und sah, wie er sich umblickte.
„Hätte ich bei einem derart kleinen Staatsdiener wie Ihnen nicht erwartet.“ Er nickte. „Bei ihrem Gehalt und dazu …“, er wandte sich kurz der Tür zu. „Die macht es sicher auch nicht für einen Fünfziger.“
Herbert versuchte, die Contenance zu wahren, deutete auf einen Sessel und sprach dem Ambiente sowie dem Gast angemessen: „Setzten Sie sich. Sie ist Frau Liesemeier, eine Bekannte von mir, außerdem die Hausherrin. Ich darf Frau Liesemeier entschuldigen. Die Gnädigste hat ein wenig, wenn ich es dermaßen umschreiben darf, über den Durst getrunken“, wenngleich er den Vöhringer nur verspottete.
Die Feststellung war nicht erlogen, denn als sich seine Nase zwischen ihren Brüsten befand, roch er nicht nur ihr Parfüm, sondern gleichfalls aus ihrem Mund Alkohol. Sicherlich hatte sie ihr Warten mit mehr als einem Glas versüßt.

Er setzte sich, nachdem Vöhringer auf dem Sessel Platz genommen hatte, aufs Sofa und erhob seine Stimme: „Dann schießen Sie mal los!“
Vöhringer grinste. „Wer heute noch zum Schluss kommen will, ist wohl eindeutig.“
„Jetzt lassen Sie den Quatsch, kommen Sie zur Sache. Immerhin wollen Sie ihr Handicap verbessern.“
„Ich bitte Sie, das habe ich nicht nötig. Hören Sie besser zu. Ich habe Ihnen gesagt, dass von mir verlangt wird, das Handicap von auserwählten Persönlichkeiten, dazu zähle ich Sie nicht, zu verbessern. Aber, derart gnädig bin ich, Ihnen vorher meine Erkenntnisse darzulegen. Ihnen durch eine punktgenaue Darstellung die Zeit zu schenken, ihr ‚Membrun virile‘ …“
„Quatschen Sie nicht, reden Sie!“
„Nach dem fachmännischen Sezieren der beiden Gäste meines Institutes habe ich eindeutig festgestellt, dass diese nicht durch das mir zur Verfügung gestellte Tatwerkzeug den Weg über den Jordan angetreten sind.“
„Vöhringer!“, donnerte er ihm entgegen, der Typ war nicht zum Aushalten. „Reden Sie Klartext!“
„Sie haben die beiden Herrschaften nicht erstochen“, er schmunzelte, „zumindest nicht mit der angeblichen Tatwaffe.“
„Wie kommen Sie darauf, dass ich ...?“
„Was die Glocken läuten?“ Er lehnte sich zu ihm herüber. „Warum wollten Sie mich hier treffen?“
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Wer wusste davon? Für ihn gab es nur eine Person, die ihn in ein Licht rücken wollte, das für ihn nicht zutraf: Von Stetten.
„Bullshit!“
„Bitte?“
„Ich habe niemanden erstochen.“
„Habe ich Ihnen soeben gesagt. Stellen Sie sich, für mehr als Leichenfleddern kann man sie nicht belangen.“
„Sehr witzig. Wie sind sie ums Leben gekommen? Durch Ihre schlechten Witze bestimmt nicht?“
„Es war ein immenses Stück Arbeit, aber was macht man nicht alles, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Hypnotikum, zumindest bei der Frau.“
„Man hat sie hypnotisiert?“
„Schlaftabletten, Überdosis.“
„Sie meinen Selbstmord?“
„Das müssen Sie herausfinden, jedenfalls fand ich in ihrem Blut, soweit in ihrem Mageninhalt neben Crème brûlée den Wirkstoff. Ein grausiges Zeug, wie gut, dass man dieses vor Jahren verboten hat.“
„Verboten?“
„Den Wirkstoff …“
„Bitte kein Fachchinesisch.“
„Es gibt verschiedene Ansätze, um einen Patienten, natürlich nach ärztlicher Diagnose …“
„Vöhringer!“
„Wollen Sie es nun wissen?“
„Ja! Aber ohne Ihren Tam-Tam.“
„Die Dosierung macht wie immer das Gift. Das Präparat muss für jeden Patienten genau dosiert werden, ansonsten ist der Schlaf ewig.“
„Sie sagten eben, es ist verboten?“
„Dem ist so, jedoch in der Schweiz, bei den Eidgenossen, die sogar mit Armbrüsten auf wehrlose Kinder schießen, war es bis vor knapp einem Jahr zugelassen, jedoch nicht als Schlafmittel, sondern für die Behandlung von Herzkrämpfen. Wie es bei diesem Leiden seine Wirkung zeigt, konnte ich noch nicht ergründen, aber ich bekomme es heraus.“
Herbert musste schmunzeln. Dass dieser Vöhringer ihm eingestand, eine Wissenslücke zu haben, belustigte ihn.
Vöhringer griff in seine Hosentasche, brachte einen USB-Stick ans Licht.
„Alles Genauere, wie Todeszeitpunkt, habe ich Ihnen auf diesen kleinen“, er zwinkerte, „konspirativen Datenspeicher geschrieben.“
„Der junge Mann gleichfalls Tabletten?“
„Ganz und gar nicht. Stich von hinten ins Herz.“
„Mit einem Messer?“
„Woran denken Sie? Das hätten sogar meine unterbelichteten Helferlein gesehen. Eher eine Nadel. Was zappeln Sie die ganze Zeit?“

Seitdem er mit dem Typen ins Wohnzimmer gegangen war, spürte Herbert bereits einen gewissen Drang, der für ihn langsam unerträglich wurden. „Ich muss mal pinkeln.“
„Dann gehen Sie. Meine letzte Erkenntnis kann noch warten.“
Herbert schnappte sich den Stick, steckte ihn in die Hosentasche und ertastete dabei das Fläschchen, das ihm der Huth überreicht hatte. Er hatte es die ganze Zeit in seiner Jackentasche verwahrt, es vergessen, verdrängt, verdrängt wie seinen alten Lehrmeister. Erst als er sein Handy zückte, dieser, er schaute Vöhringer an, Verrückte ihn anrief, in seine Hosentasche gesteckt. Er holte es heraus, hielt es ihm unter die Nase.
„Was soll ich damit?“
„Untersuchen?“
Er ergriff das Fläschchen, wendete, drehte es. „Eine kleine olivgrüne Flasche. Zufrieden?“
„Den Inhalt?“
Vöhringer öffnete sie, schnupperte an ihr. „Rosmarin, Lavendel und“, er schnüffelte abermals, „ein Hauch von Baldrian.“
„Das kann ich auch.“ Da meinte er aber eher das Schnüffeln. Sicher, sogar er hatte irgendwelche Kräuteressenzen gerochen, allerdings nicht welche, dieses wollte er ihm jedoch nicht auf die Nase binden. „Gift oder Ähnliches?“
„Das soll ich erschnuppern. Cyanwasserstoff entdecken sogar Ihre unterentwickelten Riechzellen, oder?“
„Cyanwasserstoff …“
„Blausäure, Bittermandel, Sie … genauso interessant ist Parathion eher als E605 bekannt. In der Kriminalliteratur wird es gern als Schwiegermuttergift bezeichnet. Dieses gelingt nur, wenn die verhasste Schwiegermutter eine ausgeprägte Affinität zum Knoblauch aufweist.“
„Ich danke Ihnen für Ihre Belehrung, aber Bläusaure erkennt sogar ein kleiner Staatsdiener.“
„Was soll ich damit?“
„Analysieren?“
„Bin ich Chemiker?“
Herbert versuchte es auf die Einschleimtour, wenngleich diese ihm überhaupt nicht behagte.
„Aber einer der, nein, der anerkannteste Rechtsmediziner“, frohlockte er und führte den Satz im Gedanken fort. „In diesem Raum.“
„Wenn Sie mich derart nett bitten. Vielleicht finde ich irgendwann eine freie Minute. Jetzt hurtig aufs Töpfchen, ihr Gezappel geht mir langsam auf die Nerven.“

Herbert wandte sich von ihm ab und eilte gen Diele. Dort angekommen sah er sich um, denn an eins hatte er nicht gedacht. Er wusste nicht, hinter welcher Tür der Ort, sein Ziel sich verbarg.
Ein Lichtschein am Ende der Diele lockte ihn. Als er diesen erreichte, erkannte er, dass er zwar nicht die Toilette gefunden hatte, jedoch eine Person, die ihm dieses sagen konnte: Elsa! Er war geschockt. Kaum darüber geschockt, dass sie ein Glas Sekt leerte. Es war bestimmt nicht ihr Erstes an diesem Abend, sondern wie sie bekleidet war. Wenngleich er ihr Nachtgewand nicht als Bekleidung titulierte. Eigentlich war sie nackt. Das beige Negligé bedeckte gewiss ihren Körper, verhüllte diesen allerdings nicht. Bis auf ein aus Seide gefertigtes handbreites Band, das ihre Taille umschlang, bestand ihr Gewand, soweit es Herbert als Laie in Bezug auf Damenmode einschätzte, aus Chiffon und reichte ihr gerade mal über die Scham.
Er eilte auf sie zu, schnappte sich die Sektflasche, die sie mit ihrer anderen Hand hielt und pfiff sie an: „Elsa, du hast genug für heute getrunken.“ Er gab ihr einen Klaps. „Jetzt sei brav, geh ins Bett, ich komme dann zu dir.“
„Ich bin immer brav.“ Sie ergriff ein zweites Glas, entriss ihm die Flasche und begann einzuschenken. „Jetzt stoßen wir erst einmal an“, forderte sie ihn, gefolgt von einem Hickser auf.
Seine Blase quälte ihn. „Erst sagst du mir, wo ich das Klo finde.“
„Welches, hier gibt es hunderte. Dann trinke ich eben mit deinem Freund.“
Diese von ihr sicher gut gemeinte Gastfreundschaft, gepaart mit ihrem Erscheinungsbild sowie seiner Notdurft, brachte ihn in eine Lage, die er kaum bewältigen konnte.
„Herr Professor Vöhringer trinkt keinen Alkohol.“
„Ist er …?“
„Nein. Er muss noch fahren.“
„Schade. Apropos ‚muss‘, jetzt weiß ich wieder, was ich machen wollte.“ Sie stellte die Flasche ab, wandte sich um, ging, leicht schwankend zur gegenüberliegenden Seite der Küche, öffnetet einen Schrank und nachdem sie ein „Ups, das war falsch“ verkündet hatte, eine weitere Tür. Herbert erkannte sofort, dass dieses der Kühlschrank war. Den Druck unterdrückend, trat er auf sie zu und fragte: „Was machst du?“
Sie griff in den Kühlschrank, zog eine Schale hinaus, hielt sie ihm entgegen, worauf er zugriff, dann eine zweite, die er gleichfalls nahm und eine dritte, die sie ihm nicht gab.
„Elsa, was soll das?“
„Mein Spezialrezept Crème brûlée alla“, sie hickste, „egal. Das einzige Gericht, dass ich kochen kann.“
„Warum drei?“
„Fürs Doktorchen.“ Ihr Zeigefinger kreiste über ihrer Schüssel. „Nur noch eine knackige Kruste, dann …“
Herbert sah es als Chance an. In ihrem Zustand würde sie eine gefühlte Ewigkeit benötigen. Somit verschaffte sie ihm genügend Zeit.
„Wo?“
„Hier, wo denn sonst?“
„Wo ist das Klo?“
„Ach so. Für dich mein Süßer oben zweite Tür rechts.“



In der Eule

„Oh, Erbert ju hier? Bringst mich nach Hause, Wolle maaacht Loonderschick“, vernahm er lallend aus Ulrikes Mund, bevor sie mit ihrem Kopf auf die Theke stieß.
Er strich über ihren Rücken. „Sonst gerne, aber ich muss noch arbeiten.“
„Iiihr Meenar seit aales Scheine, denkt blosch an Orbeit.“
Sich von ihr abwendend, erhob er seinen Arm. „Paula eine Lage.“
„Gern, mein Süßer“, trällerte daraufhin die Frau hinter dem Zapfhahn. „Herbert, blaibscht bes Fajaabend?“
„Heut nett.“
Sie zuckte mit den Achseln. „Schad, isch jönnt ma wedder.“
„Kommst zeitig an die Reihe. Ich vergess dik nett.“
„Jönnt ja den Emil Beschad jeben, der jönnt mich ablösen.“
„Brauchst nett, ich erwart noch jemand.“
„Is’e hübscher as ick?“
Herbert griff sich an die Brust. „An dik kommt kaane ran.“
Paula, tat es ihm gleich, nur dass sie etwas zu heben hatte. „Hast disch bes jetzte nett beschwert.“
„Sag ick doch. Ist aan Kollege.“
„Mit Möpsen?“
Er schmunzelte. „Soweit ick waas, hat er kaane Hunde.“
„Du wedder? Soll ich jetzte den Emil Beschad jeben?“
„Kollege!“
„Seit wann is de Emil Bulle? Also hat‘se dicke Titten oder nett?“
Herbert verdrehte die Augen. „Wat macht maan Bier?“

Er inhalierte die bierschwangere Luft des Ortes, in dem es keinen Unterschied gab, wer man war oder woher man kam, einfach nur Mensch sein. Der Eule, seiner zweiten Heimat, in dem jeder tun und lassen konnte, was er wollte, sogar, jedenfalls zu später Stunde, trotz des Verbotes, eine durchziehen. Daher wandte er sich wieder Ulrike zu, schnappte sich ihre Handtasche, die über ihrer Schulter hing, öffnete diese und fischte eine Schachtel sowie ein Feuerzeug heraus. Nachdem er einen Glimmstängel entfacht hatte, zog er an diesem und blies sodann den Rauch gen Kneipendecke.
Es war wirklich nicht sein Tag gewesen. Die Krönung dieses verflixten Tags war, was er bei Elsa erlebt hatte. Dabei war er nur neugierig und Neugierde war sein Job. Quatsch. Warum gab er sich die Schuld, bloß weil diese Schlampe nicht vorn und hinten, rechts und links auseinanderhalten konnte. Er schüttelte sich. Genauso ein Blödsinn. Ein Gefallen hatte sie ihm getan, sonst wäre er nie hinter ihre Lüge gekommen.
„Geschieden?“, murmelte er.

Er hielt es einfach nicht mehr aus, eilte zwei Stufen auf einmal nehmend die geschwungene Treppe herauf, öffnete sofort die zweite Tür rechts. Ein Klo sah er nicht. Es war für ihn eindeutig ein Gästezimmer, sparsam eingerichtet und es roch klinisch rein, jedenfalls nicht nach dem Ort, den er suchte. Schlussfolgerung für ihn, zweite Tür links, denn Elsa war eine Frau.
Wiederum Fehlanzeige. Die Tür eines weiteren Gästezimmers hatte er aufgesperrt. Er eilte weiter, bog rechts ab - eine andere Möglichkeit hatte er nicht - und erblickte sodann eine Tür am Ende des Ganges. Sein Orientierungssinn sagte ihm, dass der Raum, der sich dahinter befand, zum Garten hin lag, daher mit Sicherheit ihr Schlafzimmer war. Erneute Schlussfolgerung: Sie hat nicht von der Treppe aus gezählt, sondern vom Schlafzimmer ausgehend.

Er war erfolgreich.
Hätte er sich bloß nie hingesetzt, wie sonst in fremden Häusern im Stehen gepinkelt. Die Hände hätte er sich bestimmt auch nicht gewaschen. Aber, nein? Das Ambiente verlangte es von ihm. Es war eben für ihn zu piekfein. Allein die Größe des Bades beeindruckte ihn. Sein Wohnzimmer war mickrig. Ein Whirlpool dominierte den Saal. Dass es einer war, schloss er aus dessen Umfang. Eine Dusche, die er zwar nicht als solche erkannte, jedoch davon ausging, dass sich hinter dem gemauerten Oval, das sich an den Whirlpool anschloss, eine verbarg, vervollständigte das Ensemble. Ihm vis-à-vis stützte sich ein in Marmor gefasstes Doppelwaschbecken auf Säulen desselben Materials ab. Nachdem er sein ‚Membrun virile‘ – glaubte der Vöhringer, nur er beherrschte diese Sprache - trocken getupft, sich die Hose hochgezogen hatte, wollte er sich nichts nachsagen lassen und marschierte zielsicher auf die Waschbecken zu.
In keinen anderem für ihn fremden Haus hätte er sich gewundert, sich irgendwelche Gedanken gemacht, gegrübelt, aber in diesem, in Elsas Heim? Sicher, die Utensilien, die er am rechten Waschbecken sah, entsprachen, abgesehen von der Menge – Magda besaß weniger Flaschen sowie Tiegel -, eindeutigen seiner Vorstellung. Jedoch, was er am linken erblickte, weckte in ihm den Ermittlerinstinkt.
Eine Flasche Aftershave, ein Trockenrasierer und, er griff zu, eine „Haarlotion für den reifen Mann“ las er. Der Tatbestand als solcher hatte nichts Verwerfliches, allerdings ein ganzes Sammelsurium von Pflegemittel, welches an Anzahl, der vom rechten Becken nahestand, für ihn zu viel. Dieses waren nicht die Hinterlassenschaften eines Mannes, welcher Elsa ein, oder von ihm akzeptiert, mehrere Nächte beglückte, sondern für ihn eindeutig, welche …
Hatte sie ihn angelogen, als sie ihm hoch und heilig schwor, geschieden zu sein?

Herbert hatte Prinzipien und eins davon war, nie mit einer verheirateten Frau ein Verhältnis zu beginnen, nicht einmal mit ihr eine Nacht zu verbringen. Abgesehen von den Komplikationen, die eine solche Beziehung nach sich zogen, brachte er es einfach nicht übers Herz, einem anderen Mann die Hörner aufzusetzen, wenngleich nicht er, sondern die Frau es war, die es tat.
Okay, er pflegte eine derartige Liaison, diese stand aber unter einem anderen Stern. Erstens hatte er es beim ersten Mal in der Eule darauf angelegt, denn er konnte Wolfgang von Anfang an nicht ausstehen.
Zweitens wusste ihr Mann, zumindest war er es aus Ulrikes Sicht, wenn Herbert nicht zugegen war, was sie trieben. Das vergnügte ihn, denn Ulrike hatte ihm nie erzählt, dass Wolfgang ihr jemals gesteckt hatte, ob er überhaupt einen Verdacht hegte. Er war ein Langweiler, dieses stand für Herbert fest. Aber naiv? Derart naiv konnte kein Mann sein, dabei hatte er sie sogar in Flagrante erwischt. Nicht beim Akt! Obwohl? Vielleicht hätte er denselben Satz von sich gelassen, den er dann zum Abschied sprach.

Herbert erinnerte sich an die Situation, als wären kaum Minuten seitdem verstrichen. Eine längere Zeit von Abstinenz ging voraus, als Ulrike ihn kurz vor der Mittagspause anrief und ihn fragte, ob sie nicht gemeinsam etwas essen wollten. Ihm war sofort bewusst, dass Ulrike ihm eine ‚Spaghetti alla Napoli‘ – mehr konnte sie nicht kochen – zubereiten wollte. Jedenfalls bereitete er ihr den Nachtisch. Nach für ihn getaner Arbeit ging er sich Duschen und kam, bar, mit einem Handtuch bekleidet, aus dem Bad, als Wolfgang die Wohnung betrat.
In Schockstarre gab Herbert ihm zu verstehen, dass er sich beim Essen mit Soße bekleckert hätte. Ein Fakt, der nicht erlogen war, allerdings rekelte sich Ulrike genau in diesem Augenblick auf ihrem Ehebett. Dabei bezog er das Personalpronomen ‚ihrem‘, obwohl es ihm aus behördlicher Sicht nicht zugestand, auf Ulrike und sich. Sie trug nur ein Kleidungsstück: ein Evakostüm.
Was unternahm Wolfgang? Der griff in eine Jacke, zog etwas heraus, schlich sich zu Ulrike – dieses war seine übliche Gangart – und sagte ihr, er hätte seine Tankkarte liegengelassen. Diesen Satz prägte sich Herbert ein. Dass er dann beim Verlassen der Wohnung rief, Ulrike solle nicht vergessen, die Küche zu reinigen, eher nebensächlich für ihn, denn dieses sagte Wolfgang immer, wenn er sein Heim verließ. Allerdings, dass diese Dumpfbacke danach Ulrike höflich aufforderte, sich etwas überzuziehen, weil Besuch da sei und es sich nicht schicke nackt zu putzen, brachte Herbert in eine Zwangslage. Denn er wollte nicht unhöflich wirken und in Gelächter versinken. Den Lachanfall bezwang er, bis Wolfgang hinter sich die Wohnungstür zuzog.

Das eine hatte nichts mit dem anderen zu schaffen und bevor er an Elsa herantrat, ihr sein Missfallen unterbreitete, verlangte seine Berufsehre von ihm, mehr Beweise zu sammeln.
Um den Verbund zweier Menschen zu beweisen, existierten in einer Wohnung zwei Intimbereiche: das eheliche Bad und …
Er schlich aus dem Bad, den Gang entlang, bis zu der Tür, hinter der er das eheliche Schlafgemach vermutete.
Nachdem er die Tür geöffnet, das Licht eingeschaltet hatte, bewies sich seine Annahme beim ersten Blick. Ein King-Size-Bett, obwohl dieses geschützt durch eine Tagesdecke war, lud zum nächtlichen Spiel ein. Ein für ihn protziger, überdimensionierter Fernseher hing vis-à-vis an der Wand. Unter diesem erblickte er ein kniehohes Regal. Auf diesem ruhten zwei Statuetten sowie ein schwarzer Kasten. Er trat an jenes heran, ging in die Hocke, zog aus einer Sammlung, die auf einem darunter befestigten Brett ruhte, eine Verpackung heraus. Filme, die für ihn eindeutiger nicht sein konnten, erspähte er. Dabei schmunzelnd, richtete er sich auf und steuerte den linken der beiden Nachtschränke an. Jener, der an der Seite des Bettes stand, das dem Fenster am nächsten war. Er schob eine Schublade auf und erkannte sofort, welch Nachtschrank es war: Elsas. Das Spielzeug, das in ihr ruhte, sprach für ihn Bände. Nachdem er die Lade wieder zugeschoben hatte, wandte er sich dem zweiten Nachtschrank zu. Auch diesen konnte er eindeutig zuordnen, dabei war der Krimi mit dem eingesteckten Lesezeichen, „So ein Zufall“ las er, nicht einmal ein Indiz. Warum sollte sie derartige Lektüre nicht lesen? Die Lesebrille, die wahrlich kein Gesicht einer Frau zierte sein Beweis.
Eins erblickte er in diesem Raum jedoch nicht: Kleiderschränke. Dafür hing an der Wand, die des Ehemanns am nächsten war, ein Foto. Ein besonders Foto. Ein Hochzeitsfoto. Ihr Hochzeitsfoto. Elsa im weißen Hochzeitskleid schmiegte sich an die Lenden eines Mannes, der, auch wenn das Foto bereits viele Jahre auf dem Buckel hatte, mehr als nur ein Jahr älter als sie war. Seine grauen Schläfen sowie ihr jugendlicher Teint zeigten ihm dieses auf.
Er zwirbelte seinen Schnauzer. In solch einer Villa stellte niemand schnöde Kleiderschränke ins Schlafzimmer. Eine Tür links neben dem Fernseher verriet ihm sein Ziel.

Seine Annahme bestätigte sich, wenngleich … nein, er hatte es erwartet, allerdings nicht in dieser Pracht. Magda verlangte auch immer nach einer Ankleide, hatte sie sogar bekommen. Das Zimmer, das sie vor Jahren vom Schlafzimmer mit einer Trockenbauwand abgeteilt hatten, sprach er ihr zu. Den Raum, Zimmer war wirklich übertrieben, indem er sein Nachtlager aufschlug, wenn sie Herrenbesuch hatte oder sie, wenn er … jedoch kam der zweite Fall kaum zum Tragen, denn er hatte genug anderweitige Möglichkeiten. Sicher, sie hätten auch in den Kinderzimmern schlafen können, denn diese waren dann immer bei den anderen Elternteilen. Aber es waren ihre Zimmer. Dieses war alles Schnee von gestern. Ihre Kinder waren seit Jahren aus dem Haus und hatten sich damit abgefunden, dass ihre Eltern eine für sie unkonventionelle Ehe führten.
Der erste Schlag, der ihn traf, war - obwohl Schlag doch übertrieben -, dass das Licht von allein anging. Es verwirrte ihn, sich selbst zigtausend Mal zu sehen. Sie war verrückt, komplett durchgeknallt. Welch denkendes Wesen stattete zwei gegenüberliegende Wände mit Spiegeln aus?
Er wollte gerade den Raum fluchtartig verlassen, da trübten sich die Spiegel ein, bis sie … nein, in dem Augenblick erkannte er es, aus ihnen übliche matte mausgraue Schranktüren mutierten. Er war erleichtert und gleichzeitig … Neid wollte er es nicht nennen. Ihm war es schnuppe, was die reichen Pinkel sich für Spielereien gönnten. Denn ein Spiegel genügte ihm, um zu sehen, dass er alterte.
Endlich befreit von seinen Doppelgängern, sah er sich um. Wenngleich er nicht viel erblickte. Am Fenster stand ein Ohrensessel, der seinem Fernsehsessel glich, nur eben feiner. Mittig zwischen den Schränken, somit mittig im Raum stand eine Bank, die ihn an die Bank in der Umkleide des Swingerclubs erinnerte. Wahrlich bloß erinnerte, denn dessen Beine waren mit Blattgold belegt.
Da er nicht den Raum betreten hatte, um sich über Dekadenz Gedanken zu machen, ging er auf den Sessel zu, wandte sich um, um an den Griffen des ersten Paars Schranktüren zu zerren. Ohne Griffe war dies sogar für ihn unmöglich, daher versuchte er es mit drücken. Es gelang ihm und wie von Geisterhand geführt, schwangen sie auf. Die kurze Enttäuschung, die er gespürt hatte, verflog. Was hatte er erwartet? Dass ihr Ehemann aus dem Schrank sprang? Schubfächer fand er vor, von oben bis unten Schubfächer. Er zog sie auf: Unterwäsche, Damenunterwäsche in jeglicher Couleur und Machart, meist sexy. Er sah hinauf, streckte sich, zupfte an seinen Schnauzer, stellte sich vor, Elsa stünde vor ihrem Schrank. Wie kam sie an die Schubfächer heran? Er sah sich um. Weder eine Leiter noch einen Tritt erspähte er, dass sie sich auf den Sessel stellte, schloss er aus. Er zupfte an der Lade, an der er gerade noch herankam, zuckte zurück. Die oberen Schubladen schwangen in Gänze vor und schwebten, derart sah es für ihn aus, herab, bis sie auf Brusthöhe innehielten. Was für eine Dekadenz schoss ihm erneut durchs Gehirn. Auch diese untersuchte er. Das Ergebnis kein wenig interessanter als zuvor.
Er machte sich am nächsten Schrank zu schaffen. Wie die Türen aufgingen, wusste er immerhin. Businessoutfit, wie es Magda nannte, erblickte er. Die Frage, wie Elsa an die Röcke weit oben kam, stellte er sich zwar, jedoch war es ihm egal. Bevor er an den nächsten Schrank ging, schloss er den von ihm gerade geöffnet, schob beim ersten die Schubladen wieder hoch und schloss auch diesen.
Er machte sich am Dritten zu schaffen: Kleider, was sonst, aber eher welche für den Abend oder festliche Anlässe. Der Vierte beinhaltet eher ein Sammelsurium, zwar nach irgendeinem System sortiert, wie es für ihn den Anschein hatte, jedoch nach welchen? Wäre er eine Frau, hätte er es gewusst.
Standen für ihn noch zwei Schränke zur Auswahl - jedenfalls auf dieser Seite. Der erste von diesen stellte sich als belanglos heraus: Schuhe. Höchsten ihre Anzahl ließ weniger ihn, sondern vielmehr ein Schuhgeschäft erblassen. Der Letzte zauberte ihm ein Schmunzeln ins Gesicht. Nicht, dass er das vorfand, was er erhoffte, er wusste nicht einmal, wonach er genau suchte. Zugegebenermaßen passte der Inhalt zu den Pornofilmen im Schlafzimmer und stand dem Inhalt des Schranks, den er am Tatort im eindeutigen, zweideutigen Zimmer entdeckt hatte, mitnichten nach. Mit dem Unterschied, dass Elsa eher auf Verkleidung stand. Er entdeckte unter Andrem ein Hausmädchenkleid, welches ein Hausmädchen nie bei ihrer Arbeit tragen würde, ein Krankenschwesterkleid, welches sicher den männlichen Patienten, soweit diese auf Frauen standen, zum Entzücken brachte, jedoch nicht die Krankenschwester sowie ... Er musste zweimal hinschauen, da es für ihn einfach nicht dazu gehörte: Ein Dienstmädchenkleid, das er aus historischen Filmen über die Gründerzeit oder, er musste unwillkürlich an Ottfried denken, aus dem Theater kannte. Es war ihre Sache, wie sie sich kleidete.

Die erste Hälfte war geschafft. Er ging zur anderen Seite. Wiederum ein Schrank vollgepackt mit Schuhen, jedoch gleichfalls mit Handtaschen. Er zwirbelte seinen Schnauzer. Nie in seinem Leben würde er jemals die Frauen verstehen. Weiter ging es. Ein Lächeln hüpfte über seine Lippen. Erneut entdeckte er Damenschuhe, allerdings nicht allein. Herrenschuhe piekfein, erspähte er, die er nie anziehen würde, sein Geld war ihm einfach zu schade. Der nächste Schrank enttäuschte ihn erneut. Damenkleidung. Zwar wild durcheinander ohne Ordnung, als wäre es der Aufenthaltsort für abgelegte Kleider, den Abendkleider hingen neben Sommerkleider und diese neben welche, die er eher dem Bereich ‚geschäftlich‘ zuordnete, dennoch eindeutig. Ferner? Frauen waren seltsame Wesen? Er schaute ein weiteres Mal hin, zupfte erst an dem Stoff eines Hausmädchenkleids, dann an dem eines Dienstmädchenkleids, die, bis auf ein paar Nuancen, denen im Schrank mit den ‚Kostümen‘ glichen. Einzig die Pullover und Shirts in der oberen Region waren nach Farbe und Ausführung sortiert.
Langsam verließ in die Lust, gleichfalls lief ihm die Zeit weg. Zu lange konnte er Elsa nicht allein lassen, nicht, dass sie auf die Idee kam, dem Vöhringer Sekt anzubieten, bevor er einen stichhaltigen Beweis hatte. Danach konnte sie unternehmen, wonach es ihr strebte. Er öffnete den vorletzten Schrank. Zumindest ging der Inhalt wieder in die richtige Richtung. Definitiv Herrenbekleidung erspähte er: Straßenkleider, Alltagskleidung, oben und ganz oben, unten Schubfächer. Schubfächer mit Herrenunterwäsche und – Frauen waren unersättlich – eins mit Damenunterwäsche. Er untersuchte eilig die Hosen sowie Sakkos, die in seinem Griffbereich waren, durchwühlte dessen Taschen. Ohne Ergebnis. Eine Chance verblieb ihm. Er machte sich ans Werk.
Zumindest war die Kleidung für das Geschlecht gefertigt, nach dem er suchte. Geschäftskleidung für den anspruchsvollen Herren hätte er dem Inhalt den Namen geben können, jedenfalls Anzüge, die er höchstens auf einer Beerdigung anzog. Erneut durchwühlte er die Taschen erfolglos. Er hatte fast die Reihe Anzugjacken durchsucht. Wozu ein Mann derart viele schwarze Anzugjacken benötigte, war ihm weiterhin schleierhaft, sie unterschieden sich nicht einmal. Da fiel es ihm auf. Ein grüner Papierschnipsel am Revers lenkte seine Aufmerksamkeit. Die gleiche Art Schnipsel entdeckte er gleichfalls auf zwei weiteren Jacken. Er ging in die Hocke, vier Hosen, da jedoch an einer Schlaufe, durch die der Gürtel hielt.
Fahrig fuhr er mit der Hand in seine Hosentaschen und atmete erleichtert aus. Er zog die Hand heraus, setzte sich seine Brille auf und lehnte sich so weit vor, bis er die Aufschrift auf einem der Zettel erkennen konnte. Eine Nummer und ein, er frohlockte, Datum las er. Dieses Datum war, nicht vor Monaten eingeprägt wurden, sondern, soviel Glück hatte nur ein gewissenhafter Ermittler, der jeder Spur nachging, keine Vierzehntage her.
Das war der entscheidende Beweis. Welcher geschiedene Mann brachte seine Hose sowie Jacken, nachdem er sie von der Reinigung geholt hatte, zu seiner Ex. Besser gesagt, da er davon ausging, dass so ein reicher Pinkel nicht selbst zur Reinigung ging, welche geschiedene Frau holte die Kleidung ihres Ex-Manns ab? Er kannte keine.

Beglückt von seiner Erkenntnis eilte er hinunter, um Elsa diese an den Kopf zu werfen, jedoch fand er sie nicht in der Küche. Dann war sie doch wieder ins Bett gegangen. Ins Bett? Dann hätte er sie sehen müssen. Da fiel es ihm wieder ein. Im ersten Gästezimmer, er hatte es nur am Rand notiert, da er zu diesem Zeitpunkt anderen Probleme hatte. In diesem Zimmer war das Bett nicht fein säuberlich gemacht, sondern sah aus, als wäre es in Gebrauch.
Klar. Sie hatte nie vor ihn in ihr Schlafzimmer zu führen, genauso wenig ihn in ihr Bad. Denn zwei Türen hatte er oben nicht geöffnete und er verwettete seinen Schnauzer, dass sich hinter einer von diesem ein Gästebad versteckte. Er wusste auch welche: Die zweite Tür links, wenn er vom Schlafzimmer aus zu zählen begann. Er zuckte mit den Achseln. Was sollte es? Vöhringer! Er hatte den Professor vergessen. Er ging, als wäre nichts geschehen ins Wohnzimmer, sah sich um. Jedoch erblickte er ihn nirgends.
Dafür entdeckte er sie. Er entdeckte Elsa auf dem Sofa, auf dem er zuvor gesessen, als er sich mit Vöhringer unterhalten hatte. Er zuckte mit den Schultern und murmelte: „Was geht es mich an?“ Denn zur Gänze sah er sie nicht, nur Teile von ihr.



E N D E
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ahorn,

... erst recht Angriffskriege nach 1939 ...
Jedenfalls hat er es geschafft, denn er, der Diktator, Tyrann aus Moskau ...
Er hatte kein Komma was gegen sie in der Hand.
... aber wer ließ deshalb in der heutigen Zeit jemanden umbringen?
Entschuldige bitte, mein Wagen ...
Hemmungslos war sie, dies konnte man ihr nicht lassen.
Jedenfalls würde seine Magda es nie gewagt wagen
Dann zum Überfluss ihre Zunge ...
... stellte diese auf ihrem Schoß ab.
„Knapp“ Komma brachte er nur hervor.
Sie konnte, wenn er Elsa betrachtete, zumindest ...
... die er an Frauen schätzte.
... während sie fortfuhr: „Das ist eine Jugendsünde?Soll das wirklich eine Frage sein? Ich halte es im Kontext eher für ein einfaches Statement. Also: Punkt statt Fragezeichen ...
„Das weißt du nicht.Das hingegen halte ich eindeutig für eine Frage. Also Fragezeichen statt Punkt. Sie strich über seinen Oberschenkel ...
... wenn ein Mann tief in mir abspritzt ...
Setzte sich seine Herz-Dame auf einen Sessel ...
Waren sie außer Haus, haarte ist er im Fellwechsel? harrte er aus ...
... denn Frauen fühllten sich sicherer in ihrer gewohnten Umgebung.
... bis sie ihn vom Sofa zog.
... für ihn nicht tragfähig Komma eine Beziehung aufzubauen.
Was für ein Rasseweib Komma dachte er sich.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo @ahorn

ich steige mal ein:

Solange es Diktator(EN) gibt, die in die Geschichtsbücher eingehen wollen,

Jedenfalls hat er es geschafft, den(N) er, der Diktator,

steht seit heute in Europa Seit an Seit, neben Hitler und Stalin.
—> Das Komma ist entbehrlich

mit den Worten „viel Spaß mit Elsa“ verabschiedet
—> „Viel (Groß, da Satzanfang)

Monika hatte ihn am Hauptbahnhof herausgelassen und ihn mit den Worten „viel Spaß mit Elsa“ verabschiedet. Dabei hatte er ihr nichts erzählt. Vielleicht hatte er es schlicht vergessen. Der Kampf mit seinem Magen hatte sicher sein Gehirn gelähmt.
—> Hier würde ich versuchen, nicht 4x hatte in 4 Sätzen zu schreiben.
Z.B.:
Dabei hatte er ihr nichts erzählt.
—> Dabei war er schweigsam o.ä.
Vielleicht hatte er es schlicht vergessen.
—> Oder es schlicht vergessen.

Er zwirbelte seinen Schnauzer.
—> Wer ist er? In diesem Kapitel wurde noch kein männlicher Name erwähnt.

Er hatte, was gegen sie in der Hand.
—> kein Komma

Ah, hier sehe ich gerade, dass @Rainer Zufall das auch schon angemerkt hatte.

Ich warte dann mal auf eine Überarbeitung und komme wieder.

Liebe Grüße, Franklyn
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall, hallo Franklyn Francis,

ich danke euch. Obwohl mein Statement nicht zum Text gehört, habt ihr es trotzdem korrigiert. Dabei gehört es nicht zum Text. Allerdings bin ich politisch motivierter Autor, daher war ich nicht in der Lage an diesem, gestrigen Tag einen Text zu veröffentlichen, ohne darauf einzugehen. Auch, wenn ich dieses durch meine Protagonisten erzählte. Denn er hätte dieses so oder ähnlich verkündet, wenn er es erlebt hätte. Geschichte wiederholt sich ständig, obwohl es bei der Auslegung der Unantastbarkeit von Grenzen verschiedene Maßstäbe gibt. Lasst uns hoffen, dass der Tyrann aus Moskau, das Blutvergießen stopp. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

Franklyn, hatte, hatte, hatte. o_O Da bin ich doch beim ersten Satz glatt in die falsche Zeit gerutscht.
Der Herbert ist jetzt auch drin. Manchmal vergesse ich, den alten Knaben zu erwähnen, aber außer ihm ist ja keiner da. ;)

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

weiter gehts.

Sie hatte ein Alibi, war im Urlaub. Jemand anders hatte für sie die Drecksarbeit erledigt. Kalle. Sascha Svinemotski. Dieser hatte zugegeben, dass er in dem Haus war. Zuerst die Tat gestanden, dann widerrufen. Allerdings hatte er nicht bestritten, dass er dort war. Einzig erklärt, inwieweit er ein intimes Verhältnis mit der Gruber hatte.
—> Ich habe mal gelesen, dass man nach einer „hatte“-Einführung (nach etwa 2 mal „hatte“) wieder zurück in die normale Vergangenheit wechseln könne, da es ohne „hatte“ besser ist und die PQP-Zeit eh schon langsam klar sein dürfte.
Z.B.:
Sie hatte ein Alibi, war im Urlaub. Jemand anders hatte für sie die Drecksarbeit erledigt. Kalle. Sascha Svinemotski. Dieser gab zu, dass er in dem Haus war. Zuerst die Tat gestanden, dann widerrufen. Allerdings bestritt er nicht, dass er dort war. Einzig erklärt, inwieweit er ein intimes Verhältnis mit der Gruber hatte.

In welch anderen Regionen hatte er diese Mache angewandt?
—> diese Masche

Wie viele Promis outeten sich, um für ein paar Tage auf den Titelblättern der Boulevardpresse zu landen.
—> Könnte man ruhig im Präsenz bringen, da es immer noch gültig ist: outen sich

Wem ging dieses an?
—> Müsste da nicht ein „was“ hin?
Wem ging dieses was an?

Wenn der davon ausging, dass sie Männer bevorzugte? Er ging davon aus und dafür hatte er mehrere Begründungen, die in der Natur der Sache lagen.
—> Muss nicht unbedingt doppelt sein.
Oder Vorschlag:
Wenn der davon ausging, dass sie Männer bevorzugte? Er jedenfalls ging davon aus und

Denn es war für ihn denkbar, vorstellbar, sogar plausible,
—> plausibel

Am Café angekommen, sah er Elsa, wie diese am Fenster sitzend, auf ihrer Armbanduhr starrte.
—> Ich meine Kommasetzung so:
Am Café angekommen, sah er Elsa, wie diese am Fenster sitzend auf ihrer Armbanduhr starrte.
oder:
Am Café angekommen, sah er Elsa, wie diese, am Fenster sitzend, auf ihrer Armbanduhr starrte.

Er musterte sie.
„Schönes Kleid.“
—> kein Zeilenwechsel, da kein Personen-, Sprecher-, Zeit- oder Perspektivwechsel.

Der Kellner trat an ihren Tisch, stellte den Kuchen, den Kaffee, ab, schenkte ein, verschwand.
—> kein Komma nach ab
Vorschlag: und (den) Kaffee ab,

„Woher weißt du, dass mein Wagen in der..?“
—> „Woher weißt du, dass mein Wagen in der ..?“
Leerzeichen vor den Auslassungspunkten, wenn das Wort vollständig ist.
„Magda hat er mir erzählt.“
—> es mir

„Das Beste habe ich dir noch nicht gezeigt“.
—> „Das Beste habe ich dir noch nicht gezeigt.“

„Zwei Herzen, die sich vereinigen. Ist das nicht süß.“
—> süß?“

„Was schon so spät? Ich muss los.“
—> „Was, schon so spät? Ich muss los.“

Ihre Anspielung, dass er sich keine Adresse zu merken vermochte, für ihn erträglich machte.
—> Hm, da stimmt was am Satzbau nicht.
Evtl. so: macht es für ihn erträglicher.

Er hatte kein Verlangen danach, mit seiner Zunge, ihren Kajal zu befeuchten, daher griff er in seine Hosentasche und holte die Kondomverpackung heraus.
—> mit seiner Zunge ihren Kajal zu befeuchten,

Was erdreiste sie sich, derart Intimes einer ihr, dieses galt gleichfalls für ihn, fremden Frau auf die Nase zu binden.
—> Die vielen Kommata machen das Lesen und Verstehen nicht einfacher. Ich würde hier Gedankenstriche einbauen:
Was erdreiste sie sich, derart Intimes einer ihr – dieses galt gleichfalls für ihn, - fremden Frau auf die Nase zu binden.

Nach einem Kontrollblick, den er Elsa zuwarf, klappte er die Packung auf, beschrieb diese, derweil sie sich erneut zu ihm lehnte.
—> beschrieb? Was genau macht er?

Rest später, ist schon spät geworden

Liebe Grüße,
Franklyn
 
Guten Morgen, Ahorn,

Vorab eine Frage zum Text:
Warum Latein im Titel? Spielt Latein eine große Rolle?
Ich selbst habe kein Latein gelernt und verstehe den Titel leider nicht …

Weiter im Text:

Blicke voller Scheu, die er der Dame, sie ihm zuwarf, gefolgt von unbeabsichtigten, ungesteuerten Berührungen, die dennoch von beiden ersehnt waren.
—> „sie ihm zuwarf“: Durch die vielen Kommata, muss ich leider sagen, dass ich den Satz/Sinn nicht verstehe. Oder meinst du: „die sie ihm zuwarf“

Keiner es aussprach.
—> Du verwendest relativ oft Ellipsen oder einen ungewöhnlichen Satzaufbau, das es mir teilweise vorkommt, dass mir ein wichtiges Wort zum Verständnis fehlt.

Kichern, lachen.
—> Kichern, Lachen. Substantivierte Verben.

Small Talk, kichern, lachen.
—> dto.

Ein exzellenter, gehaltvoller Roter gehörte, jedenfalls für ihn, stets dazu.
—> Was ist in diesem Zusammenhang mit Rotor gemeint?

warf ihm einen auffordern Blick zu
—> auffordernden

Schönen Samstag und
liebe Grüße, Franklyn
 
Hallo Franklyn,

wie gut, dass noch jemand Zweites drüberschaut. Da habe ich doch tatsächlich ein paar Kleinigkeiten überlesen ... ;)

Ja, bei Ahorn musst Du sehr konzentriert lesen. Versuche bei diesem Satz mal punktiert zu betonen: Blicke voller Scheu, die er der Dame, sie ihm zuwarf, ...
Dann müsste es klarer werden. Seine Sätze sind manchmal etwas verknotet, das ist halt sein ganz eigener Stil. Ich habe mich dran gewöhnt.
Was ein Roter ist? Es geht um Gemütlichkeit, da trinkt man gerne mal ein Gläschen Rotwein, oder?

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Franklyn Francis,

ich danke dir. ;)

Wenn der davon ausging, dass sie Männer bevorzugte? Er ging davon aus und dafür hatte er mehrere Begründungen, die in der Natur der Sache lagen.
Die Doppelung ist von mir gewollt. :cool:


Könnte man ruhig im Präsenz bringen, da es immer noch gültig ist: outen sich
Von der Logik her gebe ich dir recht, aber, wenn man alles, was bis in die Gegenwart ausstrahlt, ins Präsens setzt, dann ..?

Ja, bei Ahorn musst Du sehr konzentriert lesen.
Jo! Aber nur in Passagen der erlebten Rede, in den es weniger um den Inhalt geht, als darum, wie der Protagonisten diesen aufarbeitet. Herbert hätte sich gleichfalls Gedanken über ein Kochrezept machen können - im übertragenden Sinn :rolleyes:.

Warum Latein im Titel? Spielt Latein eine große Rolle?
Zuerst war es bloß ein Arbeitstitel. Abgehakt.
Wenngleich auch ich kein Lateiner bin, gibt es den einen oder anderen Satz, der bekannt ist. ;)
Quid pro quo = dieses für das (Gegenleistung)
Der Bezug liegt jedoch eher auf Huth - Herberts Lateinpauker. Der ganze Band bezieht sich eher auf Herberts Vergangenheit, als um den Fall an sich - der wird erst im dritten Band gelöst. Jetzt eine kleine Anspielung. ;) Latein war nie Herberts Glanzfach. Streich das 'd' schmeiße den Satz in eine Suchmaschine und lese. Darauf stieß ich auch erst später. Aber, es passt?

Liebe Grüße an euch beide und ein schönes – für dich Rainer Zufall hoffentlich arbeitsfreies – Wochenende.
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

der Wiener im Kostümrock:

Herbert sah bereits ihre Wut, obwohl er bis dato nie Monika nie im Zorn oder in Rage gesehen hatte. Wie sie ihre Arme verschränkt, angelehnt an ihrem BMW stand und den Hals gestreckt, gen Nachthimmel blickte, sagte für mehr als eine Standpauke.
Daher hatte er diesen Frevel, dieses Vergehen, gar mögliche Verbrechen, jedenfalls verriet ihm dieses Magdas Gesichtsausdruck, beganngen. Er erklärte sich für schuldig, worauf sie ihn anpfiff, diese Schandtat ...
... denn Magda hielt ihm des Öfteren den gleichen Vortrag, meist in küurzer oder sehr küurzer Version, wenn sie ihn ...
Genauer gesagt Komma ihre Biografie. Seine Idee,kein Komma mit dem Wechsel ihres Geschlechtes,kein Komma strich er.
Damit war er wieder bei einer Theorie, die er bereits zuvor ersonnen hatte.
Die Wolff und die Baum-Ständer waren,kein Komma vielleicht vor Jahren ein Paar.
Diese Weisheit hatte ihm Magda eingetrichtert ...
... ließ ihm einen Schauer über seinen Rücken rinnen.
... umschlang seinen Hals ein weißer Pappkragen ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

ich freue mich jedes Mal auf deine Korrektur, bin immer gespannt, wie viele 'Fehlerteufel' du findest, fragt mich dann, ob ich blind bin.

Seine Idee,kein Komma mit dem Wechsel ihres Geschlechtes,kein Komma strich er.
Hier lasse ich jedoch die Kommata drin. Es soll bewusst ein Einschub sein. Ob man diesen mit Kommata versehen muss, kann oder nicht darf, weiß ich nicht. Sollte es gegen alle Regel verstoßen, werde ich mich fügen. :cool:

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

ach, Du weißt doch: man kann einen Text zehnmal lesen, es findet sich immer noch eine Kleinigkeit.
Oh, ich kann Dir das gar nicht sagen, ob dieser Einschub gegen die Regel verstößt. Es entspricht Deinem Stil. Muss also nicht falsch sein, wenngleich ich die Kommata nicht setzen würde. Aber wie gesagt: Dein Stil. Passt schon.:cool:

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

Deine Geschichte kommt gerade recht als Ablenkung und Entspannung. Wir haben hier gerade ein Problem mit unseren Abwasserleitungen.

Für Herbert erschien das Grauen in Form eines Mannes, der ...
... ihm einen Kuss auf den Mund. Hier würde ich einen Zeilenumbruch machen ... Herbert hätte, wenn der Überfall nicht derart plötzlich erfolgt wäre, gewürgt. ... hier ebenso. „Jetzt komm rein“, zirpte ...
... ließ keine Skepsis in ihm aufkommen.
Ich kann es nicht ab Komma in geschlossenen Schuhen, mit nackten Füßen ...
... pulte in dessen Innerem herum.
... ein Stück Metall, welches kaum größer war, als das letzte Glied eines kleinen Fingers eines Mannes Komma hinunterglitt.
Die Kombination von roten Pumps und Weihnachtsfeier kein Komma ließen ihn hellhörig werden.
Diese Aussage ihr direkt an den Kopf zu Trennung werfen, war ...
Er versuchte es daher, es zu umschreiben.
Wenn Frauen sich auf ein Thema konzentrierten, vergaßen sie die Welt um sich herum.
Schalteten In welchen sie all die Barrieren abschalten, die sie schützten, um nicht ...
Vor dieser lächerlichen Bescherung, vor meinem Spind.
Danach habe ich meine Jeans, hier würde ich anstelle des Kommas tatsächlich ein 'und' vorziehen meinen Pullover kein Komma in den Spind gelegt, meine Stiefel in ihn gestellt.
In meiner Gesäßtasche.
Außerdem sagte ich ihr, sofort Komma nicht wo.
Er hatte seinen Koffer in meiner Wohnung.
Zerre den Riemen um den Hals, das hält.
Erstens war es Weihnachten ...
Zum warm werden kein Komma nimmt er mich meist von hinten.
Nein. Das spürte ich. Er war komplett verkrampft.
Von etwas Belanglosem hat er gefaselt.
„Magnetverschluss Punkt
Wie kommst du darauf Fragezeichen
"Dabei muss der Schlüssel in meinen Schuh gefallen sein.“ Sie drehte das Corpus Delikti.

Dieser Dialog hat es mal wieder ganz schön in sich. ;) Sexy Hexy Monika, ja?

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

Abwasserleitungen, Ablenkung, Entspannung? An welchen Ort hängst du ab, wenn du nicht am Lenkrad sitzt. :rolleyes:

Hattest immerhin eine Menge zu tun. Dialoge, erst recht Typ Pingpong machen mich irgendwie detsch, da schleichen sich eine Unmenge Fehler ein. ;)

Präsens ist korrekt. Klickt’s. :cool:

Sexy Hexy Monika, ja?
Bitte nicht übertreiben. Monika ist eine ganz normale Frau. Sie spricht eben das aus, was andere denken. Außerdem, wenn du den Dialog hinterfragst. Mit wem spricht sie?

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

ich habe gerade Urlaub. An unseren Leitungen ist leider etwas kaputt. :(

Okay, wenn sie es so meint wie 'so etwas spüre ich' im Sinne von Erfahrungswerte, ist Präsens okay. Wenn jedoch nur der explizite Moment gemeint war, dann 'spürte sie, dass er total verkrampft war'. Reine Interpretationssache. Kenne ich irgendwo her. Für den Autor mag es glasklar sein, für einen Leser ist es unter Umständen verwirrend.

Klar, sie spricht ja nur mit ihrem Chef. :D Und ja, so weit kenne ich sie ja nun schon, sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Ist ja nicht so, dass ich das verurteilen würde. ;) Ein Kriminalroman mit klarer Kante in Richtung Erotik ist durchaus in Ordnung für mich. Bei meinem Kommissar Zufall habe ich mich zurückgehalten, auch, weil meine Frau mir geraten hatte, dass weniger mehr sein kann. Obwohl ... ;) Das Kapitel, mit dem das veröffentlichte Buch nun startet, kennt sie gar nicht. o_O:cool:

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

ich hoffe, die Leitung flutscht wieder. :)

Für den Autor mag es glasklar sein, für einen Leser ist es unter Umständen verwirrend.
Ich nenne es eher ‚zweideutig‘. ;)

Klar, sie spricht ja nur mit ihrem Chef.
Aber wie? Eigentlich spricht sie mit sich selbst. Daher habe ich mir die Sache mit dem Schlüssel ausgedacht. Ein Dialog zwischen ihr und Herbert wäre eher norddeutsch einsilbig. :rolleyes:

Das Kapitel, mit dem das veröffentlichte Buch nun startet, kennt sie gar nicht
Freundenberg. :p

Liebe Grüße Ahorn
 
Hallo Ahorn,

ja, die Sache mit dem Schlüssel fand ich witzig.

Genau, Freudenberg. Aber hast Du es schon gelesen? Ist nämlich nicht ganz so, wie ich es hier eingestellt hatte. Habe es nochmal umgebaut.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 



 
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