Herbert Tamban Im Zeichen des Labrys Quid pro quo-Schokolade für die Wölfin

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ahorn

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Klappentext
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Zucker fürs Crème brulée


Schokolade für die Wölfin


Caq au Vin in Lack und Leder

Maxima zerrte an ihrem Kostümrock, strich diesen demonstrativ glatt, als hätte nicht sie ihn angerempelt, sondern er sie, schob dann ihre Handtasche auf ihren Unterarm und befahl: „Komm mit!“
Herbert folgte ihr mit gesenktem Haupt, wie ein Delinquent, welcher seinen letzten Weg antrat. Dabei hatte er den Fall gelöst und ihm strebte danach, seine Erkenntnis der ganzen Welt kundzutun. Jedoch wie, wenn sie ihn in wenigen Minuten suspendierte, ihm die Chance nahm, der Gruber ein Geständnis zu entlocken. Der Frau dieses Rafaels so lange ins Gewissen zu reden, bis sie ihre Tat gestand. Eine Tat, die er verstand, sich in sie hineinversetzte.
Sie ihm eingestand, dass sie ihren Wagen auf dem Parkplatz hinter ihrem Haus abgestellt hatte. Denn es gab nur einen Parkplatz für die Anwohner. Einen Ort, auf dem gleichfalls Monika seinen Wagen geparkt hatte. Deswegen besaßen die Häuser der vorderen Reihenhauszeile Gartentore.
An diesem Abend, dem war er sich sicher, stand das Tor der Gruber offen. Die Betrogene von Neugier gepackt, betrat den Garten, erspähte die offenstehende Terrassentür. Es war dunkel, finster. Sie sah bloß eine Frau und einen Mann auf dem Sofa. Nackt, tot. Anstatt die Polizei zu rufen, stieg Wut in ihr auf.
Bloß eines brachte ihn zur Verzweiflung: Wie kamen seine Fingerabdrücke auf die Tatwaffe.

Maxima stellte ihre Handtasche auf ihren Schreibtisch ab und glitt auf ihren Chefsessel.
„Setz dich“, fuhr sie ihn an.
Herbert verspürte keinerlei Verlangen, sich ihr gegenüberzusetzen. Daher kehrte er ihr seinen Rücken zu und setzte sich auf ihren Schreibtisch. Er hörte nur ihr Grummeln, Murren und das Zitieren aus einer Akte, dessen Inhalt er längst kannte.
Sie warf ihm sein Fehlverhalten vor, fragte ihn, was ihn dazu getrieben hätte, eine Kollegin zu zwingen, sich an einem Tatort auszuziehen. Er antwortete nicht. Einerseits hatte er sowieso keine Chance, denn Maxima holte nicht einmal Luft. Anderseits gab es für ihn bloß eine Möglichkeit, zumindest zum Teil ihre Vorhaltungen abzumildern.
Allerdings hätte er ihr gestehen müssen, in welchem Verhältnis er zu Monika stand. Nicht, dass er Angst empfand, Maxima könnte diese Beichte Magda auf die Nase binden. Erstens wusste Magda es sowieso und zweitens war es kein Geheimnis, zumindest den Freunden gegenüber, dass Magda und er nur gemeinsam das Bett teilten, um zu schlafen. Maxima war Magdas Busenfreundin.
Das Einzige, was ihn zu schweigen bewog, war das Risiko, dass Maxima Monika versetzte, falls er das Verhältnis offenbarte. Maxima hasste Beziehungen zu Untergebenen, die über ein freundliches Miteinander hinausgingen. Dieses hatte sie ihm, nachdem sie nach einer Geburtsfeier nebeneinander in einem Bett gelegen hatten - zwar mit einem Lächeln - in sein Gedächtnis geschrieben.

Ihr Redeschwall verebbte. Er schaute ihr hinterher, nachdem sie an ihm vorbeigegangen war, und zu einem Aktenschrank tänzelte. Ihm verlockend mit ihrem Hintern zuwinkte. Er kurz dahinschmolz und verfluchte, dass sie seine Vorgesetzte war.
Maxima öffnete eine Schublade und zerrte ein Blatt heraus. Dieses wedelnd, kam sie auf ihn zu, setzte sich an seine Seite, überschlug ihre Beine, presste ihm das Blatt gegen seine Brust und befahl: „Unterschreib!“
Ohne seine Brille konnte er sowieso nicht lesen. „Was ist das?“
Sie kicherte. „Dein Urlaubsantrag. Ohne Unterschrift nimmt die Personalabteilung den nicht an.“
„Urlaubsantrag?“
„Was dachtest du?“
„Suspendierung?“
„Weswegen?“ Sie strich über sein Knie. „Weil ihr gevögelt habt. Ihr seid alt genug. Oder?“
Er zwirbelte seinen Schnauzer. „Aber?“
„Das kann doch mal passieren. Ihr konntet nicht ahnen, dass ihr irgendwann zusammenarbeitet.“
Er verstand nur Bahnhof. „Irgendwann zusammenarbeitet? Du hast sie in meine Abteilung gesteckt.“
„Herbert, es soll Menschen geben, die einem gleich reinen Wein einschenken.“
„Was für einen Wein?“
„Monika hat mir erzählt, dass ihr einen Urlaubsflirt hattet. Was ist dann daran verwerflich, wenn du sie später nackt siehst?“ Sie rückte näher an ihn heran, kuschelte sich an ihn. „In Klamotten habt ihr bestimmt nicht gebumst. Um Tamara mache ich mir Sorgen.“
„Tamara?“
Maxima verdrehte ihre Augen. „Sie hat sich doch total in Monika verschossen.“
Geahnt hatte er dergleichen von Tamara schon, jedoch nicht mit Monika im Speziellen. Allerdings es aus dem Munde ihrer Patentante zu erfahren etwas anderes.
„Sie ist lesbisch?“
„Hast du etwas gegen Lesben?“
Er tippte sich auf die Brust. „Ich, nee. Wieso? Von mir aus kann jeder mit jedem. Ich meine bloß, gibt es irgendetwas, mit dem sie nicht am Rande der Gesellschaft steht?“

Tamara Seibot. Ihr Vorname war für Herbert ihr Auftrag. Wie einst im Fernsehstraßenfeger Raumpatrouille Orion die Vorgesetzten von Major Cliff Allister McLanes Leutnant Tamara Jagellovsk an seine Seite gestellt hatten, um seine Entgleisungen zu ahnen, hatte Maxima ihm die Seibot an seine Fersen geheftet. Davon war er felsenfest überzeugt.
Tamara war äußerlich eine Frau, hatte jedoch ein Herz aus Stein. Jeden Ulk legte sie auf ihre Goldwaage und witterte frauenfeindliche Annäherungen.
Vor Urzeiten hatte er beim Drehen am Kopierer ihre Brust touchiert. Eine Ohrfeige ihrerseits, sowie ein Eintrag in seine Personalakte brachte sie ihm bei.
Herbert wusste, dass er wie jeder Mensch Vorurteile hatte, blendete diese, wenn er ermittle aus. Leider trafen diese in vielen Fällen zu. Tamara war keine Ausnahme. Sie war Veganerin, Feministin und Psychologin. Jeder Tatbestand für sich stellte eine Bereicherung für die Gesellschaft dar, indessen brachte derer Kombination jeden durchschnittlichen Mann, welcher standardmäßig sozialisiert war, zur Verzweiflung. Nun auch ganz offiziell eine Lesbe. Dabei fiel sie für ihn mit ihrem Äußeren wahrlich genug auf. Dafür konnte sie aber nichts.

„Herbert!“
Er winkte ab. „Okay, jedem sein Pläsier.“
„Du verstehst nicht.“
Herbert runzelte seine Stirn.
Maxima strich über seine Wange. „Wenn Tamara etwas macht, dann hundertprozentig.“
Dieses hatte er bereits selbst herausgefunden. „Was hat das mit Monika zu schaffen?“
„Vielleicht hast du es schon bemerkt, sie ist …“
„Flatterhaft.“
„Derart würde ich es nicht bezeichnen, sie ist …“, sie ergriff seine Hand. „Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf.“
Immer, wenn Maxima ihm dieses sagte, wusste er, dass sie ihren Mund nicht halten konnten. Er brauchte sie nur anzusehen.
„Sie ist Autistin.“
Bei diesem Wort dachte er eher an Forest Gump, als an Monika. „Autistin? Verrückt?“
„Du nun wieder? Von Menschenkenntnis hast du keinen Schimmer. Die meisten Autisten sind normal.“ Sie hob ihren Kopf an, als betrachtete sie die Deckenleuchte und flüsterte: „Wer ist normal? Nein. Sie kann die Gefühle anderer nicht einschätzen“, dabei wandte sie ihm ihr Gesicht zu und verdrehte ihre Augen.
Sie griff hinter sich und klopfte auf die Akte, aus der sie zuvor zitiert hatte. Zumindest hörte sich es für ihn danach an. „Wer gibt dergleichen Aussage zu Protokoll.“
Er brummelte.
„Wenn du der Ansicht bist, dass ich dir zuliebe die Akte in die tiefste Region des Archivs versenke, dann hast du dich geschnitten. Immerhin war es mein Fehler.“
„Das kann man wohl sagen.“
„Herbert, auch wenn du kein Fettnäpfchen auslässt, deinen Spürsinn möchte ich haben.“ Sie strich abermals über sein Bein. „Unterschreib und dann rann an die Arbeit.“
„Hat dir Magda erzählt, dass ich das Schlafzimmer streichen soll?“
„Schlafzimmer?“
„Weil du ‚arbeiten‘ sagtest.“
„Herbert, du und Handwerk. Du sollst herausfinden, wie Magdas Tranchiermesser an den Tatort gekommen ist. Du hast bestimmt niemanden erstochen. Warum hast du Malte erzählt, dass du in dem Haus warst?“
Er zwirbelte seinen Schnauzer. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Wirst du senil. Was haben wir am Heiligen Abend zu Mittag gegessen?“
Herbert zuckte mit den Achseln.
Maxima klopfte auf seinen Oberschenkel. „Sauerbraten. Magdas Sauerbraten. Wer hat diesen aufgeschnitten und womit?“
Er hatte es wirklich vergessen. Herbert brachte des Öfteren etwas von Magdas Kochkünsten ins Dezernat mit. „Du meinst?“
„Genau.“
Sein Ermittlerinstinkt erwachte. „Wer hat noch von ihrem Braten genascht?“
„Dirk. Allerdings glaube ich nicht, dass er am Heiligen Abend durch Hannover saust und Menschen ersticht.“

Dass Herbert Kriminalhauptkommissar Dirk Neuhaus als seinen Freund betrachte, konnte er nicht behaupten. Seit Jahren, und da spielte es für ihn keine Rolle, in welcher Stadt er seinen Dienst schob, trafen sie sich und kickten den Ball. Der Fitness zuliebe und - dieses gestand er sich gerne ein -, der Zechgelage, die danach folgten.
Dirk hatte er es zu verdanken, dass er unter dem Befehl von Maxima stand. Herbert zwirbelte seinen Bart. Dirk traf nicht die Schuld, von ihm hatte er den Tipp erhalten, dieser war nicht Leiter des Kriminaldauerdienstes, sondern Leiter der Fachinspektion 1. Dezernates. Somit auf gleichem Rang wie Maxima. Allerdings konnte sich nicht einmal der Polizeipräsident dem politischen Einfluss erwehren und da Herbert das falsche, nämlich kein Parteibuch hatte, bekam der mit dem richtigen den Posten.

„Außerdem mein Ex. Wenngleich ich ihm jede Tat zutraue. Er hat ein Alibi. Zuerst war er als Weihnachtsmann unterwegs, dann bei den Kindern.“
„Und du?“
„Herbert! Wo wohl?“
„Dann am nächsten Tag mit deinem Lover zu deinen Eltern.“
„Ex!“
„Schon vorbei, dabei hatte ich bereits die Hochzeitsglocken gehört. Brachte es wohl nicht?“
„Zu anstrengend.“
Er grinste. „Lag an dir?“
Sie verzog ihr Gesicht. „Herbert! Im Bett nehme ich es mit einer Zwanzigjährigen auf. Immer unterwegs, immer auf Achse.“ Sie kniff in seine Wange. „Das ist für uns nicht mehr. Da lieben wir es ein wenig ruhiger.“ Sie legte ihren Arm um seine Schulter und wippte mit ihrem Fuß. „Ein gepflegtes Abendessen, ein Theaterbesuch und zur Krönung …“
Herbert konnte der Verlockung nicht widerstehen und strich über ihr Bein, bis seine Finger den Saum ihres Rockes touchierten. „Wir werden eben alt.“
Sie rutschte ein wenig vom Schreibtisch, sodass seine Hand unter ihrem Rock verschwand.
„Wie wäre es mal wieder mit einem gemeinsamen Abendessen“, hauchte sie ihm ins Ohr.
„Gerne. Caq au Vin im Montmartre“, flüsterte er. Worauf sie kicherte.
„Du darfst dir auch ein Kleidchen von mir ausleihen.“
„Sehr witzig.“
„Also nach Monikas Aussage musst du hinreißend ausgesehen haben.“
Dieser Fauxpas würde ihn sicher den Rest seines Lebens verfolgen, daher versuchte er, es ins Lächerliche zu ziehen. „Jedoch nur, wenn du dich in Lack und Leder wirfst.“
„Ich glaube nicht, dass in den Restaurants, in denen wir verkehren, dies angesagt ist.“
Er malte sich die Szene aus und schmunzelte. „Glaube ich auch nicht.“
Maxima presste einen Zeigefinger an ihre Unterlippe und murmelte: „Muss doch nicht gerade Lack und Leder sein. Ich werde schon was Passendes finden.“
„Wer noch?“
„Möchtest du jemanden mitbringen?“
Herbert verdrehte seine Augen. „Wer war außerdem in deinem Büro?“
„Sagte ich bereits, mein Ex mit Florence, wegen der Bescherung.“

Dieser Vorname schoss ihm dermaßen durch seine Nerven, dass seine Hand verkrampfte. Sein Zucken kommentierte Maxima zuerst mit einem Aufschrei. Dann zerrte sie den Saum ihres Rockes ihrem Becken entgegen, schnappte sich Herberts Hand und fuhr ihn an: „Wenn du an deinen Fingernägeln kaust, dann kannst du diese zumindest abfeilen.“ Sie beugte sich über ihre Schenkel und zupfte an ihrer Strumpfhose. „Du hast noch einmal Glück gehabt.“
Es war nicht, was sie ihm sagte, sondern wie. Er war lange genug verheiratet, um eine Laufmasche zu erkennen. Mehrfach hatte Magda ihm ihr Leid geklagt. Ein Leid, das er nie verstand. Es entbot ihm immer, weshalb Frauen Unmengen von Geld verprassten, um ihre Beine in ein Nichts zu hüllen.
Sicher, wenn er mit einer Frau ausging, reizte es ihn, sofern diese sich in einem schicken Kleid präsentierte, dann ihre Beine abgestimmt darbot. Jedoch Alltags?
Überhaupt. Er verstand nie den Sinn darin, weshalb Maxima ihre Hüften in einen engen Rock zwängte und ihr Gesicht, als ginge sie auf Kriegsfahrt, bemalte. Zumindest, wenn er sie sah.
Wie jeder anständige Untergebener vermied er es, sie zu treffen. Meistens war es nichts Gutes, was sie ihm entgegenbrachte.
Privat war es etwas anders. Wenngleich er dann gleichfalls eher einen Bogen um sie schlug, da in diesen Fällen die Gespräche oftmals ins Dienstliche wechselten. Dabei fühlte er sich an ihrer Seite wohl. Jedenfalls machte es für ihn keinen Sinn, dass sie sich auftakelte. Für wen? Sie war keine Chefsekretärin, deren Boss sie dazu zwang. Sie war der Boss. Dass sie den Polizeipräsidenten bezirzen wollte, schloss er kategorisch aus. Wäre auch ein nutzloses Unterfangen für sie. Er war verheiratet und schwul.

Er verdrehte seine Augen und zischelte: „Entschuldige. Florence?“
„Florence, eine Austauschkollegin aus Frankreich. Du wirst sie kennenlernen.“
„Wieso?“
„Im neuen Jahr wird sie dich im Dauerdienst unterstützen, bis dahin geht sie ihrem Dienst in der Polizeistation Davenstedt nach. Sie ist eine richtig nette.“
Er hatte sie. Er hatte sie schneller, als er es sich in seinen kühnsten Träumen jemals vorstellte. Seinen Gedanken, Maxima über Florence‘ Doppelleben aufzuklären, verwarf er. In ihrer Freizeit konnte sie machen, was sie wollte.
Außer ihn zu demütigen, an der Nase herumzuführen, hatte sie für ihn nichts Verwerfliches getan. Nein. Er musste mit ihr reden. Seine Vernunft verlangte von ihm, sie wieder auf den Weg der Tugend zu bringen.
Er sprang vom Schreibtisch, eilte zur Bürotür.
„Wo willst du hin?“
„Ich muss los.“
Maxima wies zum Boden. „Dein Urlaubsantrag.“



Doppelter Schokoladengenuss

Herbert ließ seine Gedanken treiben. Er beobachtete die Fahrgäste, die aus- oder einstiegen, sah aus dem Fenster. Seine Lippen geschürzt, betrachtete er seine Stadt mit anderen Augen. Nicht mit der Hektik des Autofahrers, der sich seinen Weg bahnte, sondern eher wie ein Gast.
Seine Stadt? Hannover war nie seine Stadt. Würde dieses nie werden. Er wohnte dort, ging jedenfalls zeitweise seinem Dienst dort nach. Hamburg war eine Stadt. Berlin war eine Stadt. Und? Braunschweig.
Nein. Sie war nicht eine, sondern die Stadt. Die Stadt, in der er als Pennäler fuhr, wenn er das Nachleben erkundete. Er sich im Panoptikum die Kante gab, mit Rockern philosophierte, oder unter den dröhnenden Klängen der Stones sich die Seele aus dem Hals schrie.
Oder gleich gegenüber im Bürgerpark nach der Schule sich einen Joint hineinpfiff, nicht mehr wusste, wie er heim kam. Einfach alles vergessen, zu schweben.
Den Huth, den Vater.
Er sah sich im Prinzenpark, eine Blondine an seinen Lippen, ihre Brüste, ihre Leichtigkeit, sein erstes amouröses Abenteuer. Wie hieß sie? Alles eine endlose Zeit her. Vergangenheit.
Er gab Maxima recht. Im Geist war er seit diesem Tage nie gealtert, bloß weiser, ruhiger geworden.
In seinen Erinnerungen gefangen, hätte er beinahe die Haltestelle verpasst. Es war eben nicht einfach, Stadtbahn zu fahren.

Strammen Schrittes eilte er, als könne er Florence verpassen, auf die Polizeistation zu. Was sollte eine Französin zwischen den Jahren fern der Heimat schon machen, außer Arbeiten? Das Wort Französin hallte in ihm nach. Die Baum-Ständer war bar jeglichen Akzents. Vorurteile? Sprachen alle Franzosen mit melodischem Zungenschlag? Er kannte zu wenige.
Just hatte er den Eingang in Sichtweite, da verließ eine Gruppe Uniformierter die Station. Männer, Frauen. Jedoch eine stach, gekleidet in einer fremdländischen Uniform, heraus. Zweifelnd, seines Anliegens sie zu überführen, ging er weiter, weiter auf sie zu, spürte förmlich ihren Blick und erkannte, als er ihr Gesicht wahrnahm, dass sie es nicht war. Ob sie Florence, Nathalie oder Jannette hieß, stand nicht in ihrem Gesicht, jedoch die Baum-Ständer war sie nicht.
„Florence?“
„Qui.“
„Tamban, Kriminaldauerdienst.“
Sie lächelte. „Oh, mon bien-aimé hat ma Teddy mich nich vergessen.“ Sie schlang ihre Arme um Herberts Hals, zog sich herauf, drückte ihm jeweils einen Kuss auf eine Wange, glitt danach herab und wandte ihren Kopf. „Ou is ma cherie, ma Bar?“
Das Einzige, was er verstand, war, dass sie jemanden erwartete.
„Bar?“
Sie nickte und fauchte: „Bar“, dabei spreizte sie ihre Arme ab, tänzeltet von einem Fuß zum Anderen, wie ein Sumoringer, welcher sich zum Angriff bereitet machte. Bloß ihr Brummen, Knurren passte eher zu einem Māori.
„Bar, Ours.“
„Bär?“
„Qui, Bar.“
Es fiel ihm nicht schwer, eine passende Person in seinem Umfeld auszumachen, auf welche diese Beschreibung zutraf. Malkus.

Axel Malkus besaß einen Körperbau wie ein Schrank sowie das Gehirn eines Haussperlings. Herbert hatte sich, seitdem er Leiter des Kriminaldauerdienstes war, gefragt, wie jener seine Prüfungen bestanden hatte.
Die einzige Verwendung, die er für ihn hatte, war die eines Bodyguards, wenn Herbert in Milieus eindrang, in welche sich kein normaler Mensch ungeschützt begab.
„Axel?“
„Qui Aksel.“ Ihre Augen, derart erschien es ihm, fingen an zu leuchten, während sie sich abermals umsah. „Ou Aksel?“
Herbert verstand nicht, weshalb Malte Florence als derart abfällig, als kein Hingucker bezeichnet hatte. Sicher, sie gehörte nicht zu dessen Beuteschema. Sie hatte weder ein pralles Gesäß, auf welches Malte am meisten stand, noch eine üppige Oberweite, jedoch eins hatte sie, dies bewunderte er, Charisma. Wenngleich sie vom Gesicht eher Dschingis Khan ähnelte.

Die Kleine war derart von ihrer Eroberung begeistert, dass sie ihm brühwarm verklickerte, wie sie Malkus bezirzt hatte. Wenngleich er dieses längst von Malte erfahren hatte, hörte er gespannt zu.
Ihre Anmut, ihr Akzent betörte ihn. Allerdings, dass die beiden ihr Verlangen in seinem Büro auslebten, vergrätzte ihn, ließ ihn beinahe platzen.
Diese Schandtat stellte Malkus‘ Anmaßung in den Schatten, dass dieser sich gegenüber Florence als Leiter, als Chef des Kriminaldauerdienstes ausgab. Dabei war dieser Hochstapler an diesem Abend bloß Chef vom Dienst. Einen Dienst, den er nicht wahrgenommen hatte.
Denn anstatt seiner erschien Monika am Tatort. Dabei war Monika nach Maltes Aussage gleich nach der Bescherung verschwunden und dass sie dem Liebesspiel der beiden beigewohnt hatte, schloss er aus. Sie hätte dieses sicher gehört, wäre der Sache nachgegangen und hätte, jenes für sie belustigende Schauspiel ihm in ihrer direkten Art erzählt.

„Monika?“
„Monika?“, wiederholte Florence.
„Die andere Frau im roten Kleid?“
„Moni. Komisch Frau, verstehen rien Spass, wollten pas anziehen Kleid, dabei sein ma petite Amie krank et ander Frau pas gepasst Kleid und Schuu.“
„Andere Frau?“
„Oui. Schwarz Frau. Confiant Frau.“
„Confiant?“
„Wissen was wollen.“
Herbert dämmerte es, wen sie meinte, jedoch, obwohl er sie nicht ausstand, verabscheute er es, wenn sie jemand als Schwarze bezeichnete.
„Wenn überhaupt, dann heißt es dunkler Hautfarbe“, unterrichtete er Florence mit Nachdruck.

Florence, derart erschien es ihm, nahm sein Entrüsten nicht wahr, dafür ballte sie ihre zierlichen Hände und wetterte: „Sie haben dicken Mann richtig gezeigt, mit Schuu gegen Kopf. Bon. Frau klopfen Popo okay, mais machen Foto ...“ Sie schüttelte sich.
Damit zerplatzte seine Hypothese, dass Monika, bei der für ihn verständlichen Entgleisung von Tamara, am Schokoladenbrunnen stand.
„Hast du dich mit einer Frau, die einen rosa Rock und eine weiße Bluse trug, davor gestritten.“
„Non, ich mich nie streiten, niemand geseen, nur schwarze Frau beoabachen.“
„Dann hast du dir das Kostüm von Malte übergezogen?“
„Malte?“
„Dicker Mann, der macht Fotos von Popo?“
„Musst. Moni kommen und sagen mir, dass ich ausziehen Kleid. Sie muss geben zuruck. Ich wollen geen, wo mich niemand seen, sie mais sagen gleich, haben nicht Zeit.“ Sie senkte ihren Kopf. „Ich haben getan. Dicker Mann geben mich Mantel. Haben dann gespielt als georren dazu. Machen dann Tanz mit Manner auf Stuulen. Bar mich dann getrosten.“
„Monika“, hakte Herbert nach.
„Haben gestopft Kleid in Sack.“
„Trug sie einen rosa Rock?“
„Non. Kleid rot. Wozu du alles wollen wissen.“
Herbert tippte an seine Schläfe. „Ein Ermittler braucht ein gutes Gedächtnis.“
Sie lächelte und strich über seine Brust. „Seien Test. Bar wollen wissen, ob ich gut seien nicht nur in Liebe.“
Herbert ignorierte ihre Schlussfolgerung. Denn entweder schien es für sie vor dem Wechsel in eine andere Ableitung gängig oder sie hatte die Annahme, es war bei der deutschen Polizei üblich, vorab mit dem zukünftigen Vorgesetzten zu schlafen. Keine der Alternativen gefiel ihm.
Sie zupfte an seinem Schnauzer. „Du fallen mir. Wir konnen geen essen zusammen. Draussen seinen kalt.“
Herbert verbat sich, ihre Einladung anzunehmen. Nicht, weil es ihn nicht reizte, er war ein Mann. Jedoch gleichfalls von Maxima beauftragt, demnächst ihr Vorgesetzter zu sein.

Er sann nach. Vielleicht hatte Florence sich geirrt. Sie hatte bestimmt eine Auseinandersetzung mit Monika. Wenngleich sie keine Hemmungen hatte, sich an einen Mann heran zuschmeißen, war es für sie sicher beschämend gewesen, sich unter den Blicken aller zu entkleiden. Er versuchte daher, an einen Zeitpunkt anzuknüpfen, an der ihr nicht die Pein plagte.
„Was trug Monika, bevor sie sich das rote Kleid anzog?“
Sie zog ihre Augenbrauen herauf. „Jeans, Pullover.“
„Da bist du dir sicher?“
„Qui!“
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Es war für Frauen nicht unüblich, dass sie sich umzogen, jedoch weshalb hatte sich Monika neu eingekleidet. Jeans und Pullover waren im Dienst passende Kleidung. Am Tatort und später beim Verhör der Baum-Ständer trug sie einen Minirock sowie ein Top, diesen sogar ohne Büstenhalter. Ein Umstand, der, soweit er sich entsann, seinen Hormonspiegel nach oben getrieben hatte. Bei diesen Gedanken fiel ihm wieder das Paradox mit der Strumpfhose ein.
„Strumpfhose?“
Florence zerrte ein Hosenbein, bis über ihr Knie herauf. „Bien sur. Im Winter seien kalt. Ich frieren sonst.“
Ihr Knie, das der feine gemusterte Stoff umhüllte, verzauberte ihn. Dennoch bezweifelte er, inwieweit dieser ihr zartes Bein wärmte. Ihre derben Strümpfe, welche eher zur Uniform gehörten, diese Aufgabe übernahmen. Er konnte sich jedoch vorstellen, wie sie sich nach dem Dienst kleidete.
„Monika?“
Sie ließ das Hosenbein herabgleiten und zuckte mit ihren Schultern. „Habe sie heute nicht geseen.“
„Bei der Feier. Trug sie eine Strumpfhose?“
„Oh, du steeen auf Collants.“ Florence grinste. „Ich kannen dir geben meine, wenn wir haben Liebe. Dann immer seien bei dir.“ Sie blinzelte. „Du fallen moi.“
Herbert überlegte, ob er ihre Einladung bezüglich des Mittagsessens annehmen sollte, verwarf jedoch den Gedanken aus für ihn bekannten Gründen. Jedenfalls war sie eine Frau die nicht lange fackelte. Er nahm sich vor, bei gegebenem Anlass, mit ihr zu sprechen, um ihr verstehen zu geben, dass ihr Doppelleben, von dem er weiterhin ausging, einer Polizistin nicht zustand.
„Dein Angebot schmeichelt mir. Allerdings will ich nur wissen, ob Monika eine anhatte.“
Sie kniff ein Auge zu.
„Non. Hab ich gelieen ihr.“
„Weiß?“
„Non.“
Florence erhob ihren Arm. „Haben geseen.“
„Monika in weißer Strumpfhose?“
„Non. Frau mit Rock rosa und Chemisier blanc.“
„Wo, wann?“
„Nach Liebe mit Bar. Ich geen pour pettite filles.“
„Pettite filles?“
„Machen Pipi.“
„Auf der Toilette hast du sie gesehen?“
„Non. Bar wollen holen Champagner aus Raum, sagten Tamara, dann ich gingen auf Toilette, et als kamen zuruck, saen ich Frau aus kommen Raum.“
„Hast du sie erkannt?“
„Non. Seen nur Popo.“
Ihre Aussage verwirrte ihn, ergab für ihn keinen Sinn. Daher nahm er sich vor später darüber nachzudenken.
„Der Champagner hat euch gemundet?“
„Non. War nicht da. Sind zu mir.“
Jedenfalls war ihm klar, weshalb Malkus nicht am Tatort war.
Herbert zwirbelte erneut seinen Schnauzer. Vielleicht hatte sich Monika mehrmals umgekleidet. Sie war eine Frau.
„Monika hat sich, nachdem sie dein Kleid in den Sack gestopft hatte, auch entkleidet.“
„Non. Sie gingen, traf Mann. Sie ihn kussen. Sie mit ihm streiten. Sie ihn kussen. Seien ihn lieben.“
Herbert verstand nichts mehr. Monika konnte küssen, wen sie wollte, bloß wen? Er war nicht bei der Weihnachtsfeier. „Lieben?“
„Kussen, streiten, kussen, dass seien Liebe.“
„Mit diesem Mann ist sie dann gegangen?“
„Qui. Haben Sack mit Kleid an Tur gestellt und seien gangen.“ Sie umschlang seinen Hals. „Gangen wir jetzt essen, mir seinen kalt.“
Er löste die Umarmung. „Später.“
„Haben ich bestanden. Du sagen Bar?“
„Sicher.“
Dies nahm er sich vor, jedoch nicht in der Art, wie sie es vermutete.
Erneut schlang sie ihre Arme um seinen Hals, zog sich herauf, drückte allerdings diesmal ihre Lippen nicht auf seine Wange, sondern auf seinen Mund.
„Merci Cherie, ich dich laden auf Champagner bei moi. Haben immer Champagner pour Amis.“



Verpatztes Dinner

Wieder in der Bahn, musterte er diesmal nicht die Fahrgäste, betrachtete nicht die Häuser der Stadt, sondern sann darüber nach, was er von Florence, soweit er sie verstanden, erfahren hatte.
Er sah Monika in einem neuen Licht. Nein, gezweifelt hatte er an ihrer Loyalität bereits. Florence‘ Aussage bekräftigte seine Annahme. Sie log, verheimlichte ihm irgendetwas. Irgendetwas? Er zwirbelte seinen Schnauzer. Etwas Entscheidendes. Der Beweis fehlte ihm.

Er nahm sich vor, Malte zu kontaktieren, diesen zu bitten, ihm das Video zur Verfügung zu stellen. Danach die Aufnahme, die Kleidung der Frau mit den Beweisstücken zu vergleichen. Er kniff seine Augen zu.
Wie dumm war er? Nicht seine Anweisung an Monika am Abend, nachdem er die Baum-Ständer verhört, sie ihn gedemütigt hatte, grämte ihn. Er von Monika verlangt hatte, den Rock, die Bluse, die Stiefel, den Koffer, all die Beweisstücke zur Kriminaltechnik zu verfrachten, ließen ihn an seinem Verstand zweifeln. Denn zu dieser Zeit ahnte er nichts.
Sondern, und dieses verzieh er sich nicht, er ihr den Befehl gegeben hatte, bei der Untersuchung mitzuhelfen. Wenn sie nicht bereits zuvor, die sie belastenden Beweise entsorgt hatte, davon ging er aus, dann hatte sie genug Chancen, ihre Spuren unter den Tisch zu kehren.
Was ihn mehr umtrieb, ihn wurmte, war die Frage, warum sie zuvor am Tatort aufschlug. Als Täterin kam sie für ihn nicht infrage. Sie war Polizisten durch und durch, das Geheimnis eher ein anderes. Es musste dahinterkommen. Vielleicht verband es sich mit ihrer Ermittlung, die, wie sie ihm sagte, ihn nichts anginge. Mit dieser Akte, die er bei ihr entdeckt hatte, sie das Foto hinzufügen sollte.

Herbert verließ die Bahn. Zumindest klärte sich für ihn der Sachverhalt mit Magdas Tranchiermesser auf. Maxima hatte ihm berichtet, dass sie sich in ihrem Büro mit Malte und Florence getroffen hätte. Warum? Bloß um sich zu besprechen? Dieses hatten sie sicher vorher getan.
Die Geschenke waren es, die sie zusammenbrachten. Herbert war es entfallen. Was er mit Maxima zu Mittag gegessen hatte, wusste es wirklich nicht mehr. Es fiel ihm jedoch wieder ein, dass ihr Schreibtisch beladen mit festlich verpackten Präsenten war.
Der Zufall, die Unachtsamkeit beförderte das Messer in einen der Säcke. Einen jener Säcke, in dem Monika Florence‘ rotes Kleid sowie ihres, und sicherlich Maltes Kostüm stopfte. Eine Verabredung trieb sie zur Eile.

Er drückte die Eingangstür des Dezernates auf.
Deswegen empfand sie keine Lust, sich zu kostümieren. Der Streit? Der Mann, der sie abholte, war über die Verspätung mitnichten beglückt. Zumindest erklärte es ihr festliches Gewand.
Ihr Auftreten bei dem gemeinsamen Abendessen mit Dünnbier und Elsa bewies ihm, dass sie sich, wie jede Frau, dem Anlass angepasst kleiden konnte.
Der Fremde war niemand von der Polizei. Ansonsten wäre er eingetreten, hätte sich unters Volk gemischt. Zumindest den eine oder anderen begrüßt.
Ob die beiden vorab dinierten, oder gleich zum Hauptgang, Hauptakt übergingen, spielte für Herbert keine Rolle. Jedenfalls fuhren sie in seine Wohnung, sein Heim. Zu ihm. Ihm? Sie betraten die vier Wände, welche für die nächste Zeit sein Zuhause sein sollten. Schuster.
Den Gedanken daran, wieweit sie vorgedrungen, Herbert schmunzelte, er vorgedrungen war; ob sie beide nackt oder bekleidet, verwarf er. Unwichtig. Belanglos.
Monikas Linientreue machte die Tat erst möglich. Sie hatte vergessen, den Sack Maxima zu überreichen. Sie fährt zurück und sucht den Sack im Büro, wo er jedoch nicht war. Florence sah sie. Ihr fällt ein, dass sie jenen in der Halle vergessen hatte.
Den Sack zuerst geschultert, warf sie diesen in ihrem Kofferraum. Kofferraum? Warum beließ sie ihn nicht dort, nahm ihn mit ins Haus? Kofferraum? Der Kofferraum, der nicht schloss, der nicht verriegelt werden konnte.
Sie selbst hatte es ihm gesagt. An dem Tag, an dem sie ihm die Sorokin vorstellte. Er sein Erlebnis mit der Wolff hatte. Trotzdem, warum nahm sie den Sack mit ins Haus, anstatt diesen schlichtweg im Inneren ihres BMWs zu verwahren.

Herbert schritt auf den Aufzug zu, entschied sich um und ging zur Treppe.
Die Begriffe: Weihnachtsmann, Weihnachtsfrau sowie Bescherung, brachten ihn weiter. Monika betrat das Haus der Gruber. Wie? Niemand war mehr am Leben. Denn zwischenzeitlich hatte der Gruber seine Tat vollbracht und die Ruelas ihren Frust an der Leiche ausgelebt.
Er setzte einen Fuß auf die erste Stufe. Klar. Sie hatte einen Schlüssel mitgenommen. Gebongt. Sie betrat das Haus, spürte einen Luftzug. Worauf sie die Ursache ergründete, die Leiche vorfand.

Die Treppe weiter erklimmend, zweifelte er an seiner Theorie. Wieso zog sie sich aus? Weil sie derart tickte. Herbert erinnerte sich an eine Nichtigkeit, merkwürdig, in der Situation, jedoch unwichtig.
Ob es beim Frühstück, beim Mittag oder irgendwann dazwischen geschehen war, entsann er sich nicht. Monika bekleckerte ihr T-Shirt, ihr Top oder was Frauen trugen, womit, wusste er nicht mehr. Anstatt zu fluchen, oder sich über sich selbst lustig zu machen, reagierte Monika absonderlich.
Sie riss sich das Oberteil vom Leib, als wäre dieses vom Teufel besessen. Dann warf sie es zu Boden und verließ den Raum. Minuten später erschien sie wieder frisch eingekleidet.

Herbert blieb stehen, zwirbelte seinen Schnauzer. Sie war verrückt. Jeder normal tickende Mensch hätte getrauert, die Polizei gerufen oder wäre zumindest weggelaufen. Nicht sie. Es war ihr egal. Egal, dass der Mann, mit dem sie kurz zuvor intim war, sowie eine Frau, ob sie sie kannte oder nicht, blutüberströmt auf einem Sofa saß. Krank.
Gleich seinen Füßen, die Stufe um Stufe die Treppe erklommen, kam er der Wahrheit näher.
Warum zog sie sich nicht das rote Kleid wieder über, verwischte ihre Spuren und verschwand? Sie hatte bereits Spuren hinterlassen, allerdings nicht allein im Wohnzimmer. Lack und Leder.

Es war kein verführerisches Spiel von ihr gewesen, als sie sich ihm präsentierte. Sie war Polizistin, wusste, dass eine Hautschuppe genügte, um sie zu überführen. Sie hatte Zeit. Dieses dachte sie sich. Der Koffer. Sie hatte ihn im Obergeschoss entdeckt. Weibliche Neugier. Geräusche im Erdgeschoss störten sie. Sie schaute nach, linste hinunter, erspähte jemanden, der das Haus betrat.
Der Fluchtweg war für sie verwehrt. Sie nahm sich Kleidung aus dem Koffer, zog sich an und ...?
Herbert schlug sich an die Stirn. Das Fenster im Zimmer, welches einem Bordellzimmer glich, war, als er an diesem stand und die Frau mit dem Kinderwagen beobachtete, verschlossen, jedoch nicht verriegelt.
Das Entfliehen aus einem Fenster in einem Obergeschoss eher abschreckend für die Psyche als lebensbedrohlich. Erst recht für eine durchtrainierte Polizistin. Sie ging keine Gefahr ein, denn sie wusste, wer nach den Uniformierten den Tatort aufsuchte. Ihr war bewusst, wer Chef vom Dienst war. Ein Volltrottel. Dass dieser, weil er mit etwas Anderem beschäftigt war, nicht ans Telefon ging, daher die Zentrale ihn, Herbert rief, konnte sie nicht erahnen.
Bloß eines strich er aus seiner Theorie, denn es ergab für ihn keinen Sinn. Die Baum-Ständer war unter dem Kostüm nicht nackt gewesen, gab es nur an.
Herbert nahm die letzte Stufe, betrat den Flur und erblickte sogleich die Person, an der er seine Wut auslassen konnte.
Axel Malkus.



Lyrical kisses on french

Seine Triaden, Vorhaltungen schienen für ihn an Malkus abzuprallen. Zumindest nahm er es derart wahr. Seine Augen starr, bewegungslos, hatte es für ihn den Anschein, als wäre Malkus in einer anderen Welt. Er sank nicht einmal zusammen, wenngleich Herbert es nicht einzuschätzen vermochte, da dieser Zwei-Meter-Hüne ihm gegenübersaß wie ein Vater, der im Kindergarten einer Erzieherin zuhörte.
Herbert hatte seinen Frust, welchen er eher Monika entgegenschreien sollte, abgeladen. Pausierte.
„Sie liebt mich.“
„Wen Sie lieben, geht mir am Arsch vorbei, solange Sie nicht ihre Dienstpflichten verletzten und zu allem Überfluss ihre Liebschaft in meinen“, Herbert holte Luft und donnerte: „in meinem Büro vögeln.“
„Chef, was halten Sie von mir. Ich würde nie …“
„In meinem Büro eine Frau vernaschen? Ihrem Gelüsten nachgehen?“
Malkus zog eine Augenbraue herauf. „Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht.“ Er presste seine Lippen, schmunzelte. „Warum nicht?“
„Sie geben es also zu.“
„Was?“
„Dass sie Florence in meinem Büro penetriert haben.“
„Pene-Wie?“
Herbert flechte. „Ihr Ding in sie versenkt haben. Sie ...“
Das Wort ‚Vollidiot‘ verkniff er sich.
„Nein. So etwas würde ich nie tun.“
„Sie haben nie …“
„Natürlich. Ich bin ein Mann. Aber Florence?“ Er schloss seine Augen und säuselte: „Sie ist eine Heilige, eine Fee, eine Göttin, eine …“
„Jetzt ist es aber gut. Was haben sie dann gemacht?“
Malkus schnüffelte, wie ein Hund, der auf Fährtensuche ging. „Sie geküsst.“
„Wow!“ Herbert schmunzelte, zwirbelte seinen Schnauzer. „Dann ging es mit ihr richtig zur Sache. Mir können sie es sagen“, er zwinkerte ihm zu, „hört niemand zu.“
„Ja“, schmachte Malkus. „Ihr Mund, ihre Lippen, hingen an mir. Ihr Französisch trieb die Wollust in mir. Sie holte das Letzte aus mir heraus. Dann tat ich es ihr gleich, meiner Maus.“
Herbert konnte kaum an sich halten. Kurz vor einem Lachanfall spie er „lecken“ über seinen Lippen.
„Lecken?“
„Als Französisch bezeichnet man, wenn ich mich nicht irre, blasen. Also, wenn eine Frau oder ein Mann einen anderen Mann oral befriedigt.“
„Chef, Sie sind obszön und haben keinen Blassen.“
Ob er über den Satz als solchen sich erdreisten sollte, oder er eher darüber verwundert war, dass der Malkus‘ Fremdwörter beherrschte, versagte es ihm.
„Mir ist es wurst, welchen Sexpraktiken Sie nachgehen. Zumindest hatten Sie ihren Spaß.“ Er zwinkerte erneut. „Das ist es, was zählt.“
„Nein, wir hatten keinen Sex. Wir haben gedichtet. Die ganze Nacht, bis die Vögel des Morgens uns in den Schlaf wiegten.“
„Im Winter.“
„Oh, du mein …“
Herbert winkte ab. „Ist gut. Ich glaube Ihnen.“
Ein Dichterfürst in seinem Umfeld genügte ihm. Ottfried, Magdas Freund, war nicht nur Regisseur, Autor von langweilen Dramen, sondern, dies quälte Herbert am allermeisten, Lyriker. Es hätte ihn nicht verwundert, wenn dieser Malkus sich vor seinen Augen einen Mate-Tee aufgoss, einen Räucherstab entzündete und sein Strickzeug herausholte.
Zu seinem Glück tat er es nicht, dafür fragte dieser ihn: „Kann ich heute eher Feierabend machen?“
„Wieso?“
„Meine Worte, meine Gefühle für Florence zu fassen, auf Papier zu bringen.“
Er streckte dem Dichter seinen Arm entgegen. „Raus!“

Herbert hatte sich gerade vom Gespräch mit Malkus erholt, da schlug das Türblatt seiner Bürotür gegen seinen Aktenschrank. Er sah auf. Monika kam herein, eher schritt sie. In ein beiges Kostüm gehüllt, als wolle sie mit Maxima in Konkurrenz treten, tänzelte sie an seinen Schreibtisch heran.
Sie packte die Rückenlehne des Stuhls, auf dem zuvor Malkus gesessen hatte, rollte jenen, um den Tisch herum, an seine Seite. Ihren Rock an ihr Gesäß pressend, setzte sie sich hin. Derweil überschlug sie ihre Beine, während sie ihre Handtasche für ihn demonstrativ auf seinem Schreibtisch abstelle. Wenngleich diese eher einer Einkaufstasche glich, als eine Handtasche, welche eine Dame, gekleidet in einem Kostüm, ausführte.
Sie zupfte an ihrem Blazer. „Ist dir kalt?“
„Wieso?“, konterte er.
Monika schlüpfte aus ihrem Blazer, faltete diesen zusammen und legte ihn ab, als wäre Herberts Schreibtisch ein Boden in einem Kleiderschrank. Sein Zorn ihr gegenüber verflüchtigte sich in dem Moment, als er ihre zarten, in Nylon gehüllten Knie, betrachtete. Die feine Spitze, die unter ihrem Rocksaum hervorschien, erblickend, erahnte er, dass sie Strümpfe trug. Er ertappte sich bei dem Gedanken, ob diese von Strapsen oder von selbst hielten. Sodann seinen Blick ihrem beigen ärmellosen Top, dessen seidiger Glanz ihn anzog, zuwandte, um es zu inspizieren. Er stellte fest, dass ihre vollen, verführerischen Brüste, von denen er wusste, weshalb sie derart prall waren, bar jeglichen mechanischen Halt, jenes formten, es ausfüllten. Er senkte seinen Kopf, schielte dabei sie an und lechzte nach ihren vollen rubinrot bemalten Lippen.
„Ich habe es.“
Ihre mechanische, roboterhafte Stimmlage riss ihn aus seinen erotischen Gedanken.
„Was?“
„Das Bild.“
„Welches Bild?“
Monika zerrte einen Laptop aus ihrer Einkaufstasche, legte diesen vor Herbert auf dem Schreibtisch ab und klappte ihn auf.
„Von der Mieterin, Mitbewohnerin der Gruber.“
„Wie?“
Monika verdrehte ihre Augen, als wäre er der Verrückte und nicht sie. „Cocktail, Rafael?“
„Du trinkst Alkohol im Dienst?“
„Alkoholfrei. Ging, aber die Tapas waren lecker.“
Herbert musterte abermals ihr Top und entdeckte einen Fleck auf einem Träger. Kurz überlegte er, ob er sie darauf hinweisen sollte, allerdings unter Anbetracht ihrer halterlosen Brüste, verwarf er seinen Gedanken, dafür murmelte er: „Bild.“
„Phantombild.“

Monika hatte nicht ganz zu Ende gesprochen, da erschien dieses auf dem Bildschirm ihres Laptops. Herbert konnte gar nicht flott genug zusammenzucken, wie seine Gedärme sich verkrampften und Bilder, Wörter durch sein Gehirn zischten: Baum-Ständer, Versicherung, Schuster.
War es möglich? War der Schuster nicht der Schuster, sondern ...? Erneut verkrampfte sich sein Magen. Waren all seine Hypothesen für die Katz? Hatte ein Kerl ihm einen … allein das Wort in diesem Kontext spülte ihm einen Brechreiz durch seine Kehle. Dabei hatte er es bereits angenommen, vermutet. War nicht meist der erste Gedanke der richtige? Er musterte Monika. Waren seine Anschuldigungen ihr gegenüber gleichfalls Fehlinterpretationen?
Sie wedelte mit ihrem Fuß. „Passen nicht?“
Er betrachte ihre schwarzen Stiefeletten.
„Ich habe keine andere, jedenfalls mit Absatz und Pumps waren mir zu kalt.“
Zu kalt, schoss es Herbert durch sein Gehirn, betrachtete dabei ihre Beine und verstand, wie so oft, die Frauen nicht, während er das Wort ‚Frau‘ wiederkäute.
„Der Rafael und die Baum-Ständer hatte etwas miteinander?“
Er stellte eher die Frage, um seine eigene Befürchtung zu mildern, ad absurdum zu stellen. Wenn er davon ausging, dass dieser Rafael auf Frauen stand.
„Ich habe ihn nicht gefragt. Sollte ich? Er ist Zeuge. Mit wem er es treibt, seine Sache. Ich dachte, du freust dich?“ Sie tippte auf der Tastatur herum. „Schau! Die gleiche Frau, von der du ein Phantombild anfertigen ließest. Du siehst, ich glaube dir. Wir müssen sie nur finden.“ Sie beugte sich zum Bildschirm vor. „Ich muss los.“
„Wohin?“
„Meine Sache. Du hast Urlaub.“
Sie klappte ihren Laptop zu, steckte diesen in ihre Tasche, woraufhin er ihr Handgelenk umfasste.
„Hat dieser Rafael dir weiteres erzählt? Anhaltspunkt?“
„Ja.“
„Was?“
„Diese Chris.“
„Chris?“
„Er nannte sie Chris. Sie hat eine Tätowierung auf ihren Oberarm.“
„Etwas Bestimmtes?“
„Ein Hunde- oder Wolfskopf.“
Herbert umfasste ihren Oberarm. „Wie du?“
Sie wandte sich ihm zu, grinste. „Das ist kein Wolf, sondern eine Wölfin.“
„Das sieht man?“
„Klaro, oder hat sie einen Schwanz?“



Marzipan

Kaum verschwand der Duft von Monikas Parfüm aus seiner Nase, da konnte er wieder klar denken. Wie sie es schaffte, ihn einzuwickeln, ihn von seinen Zielen abzulenken, grämte ihn. Die Frau brachte ihn um seinen Verstand. War sie weg, verfluchte er sie. War sie bei ihm, fühlte er sich wie ein Pennäler, der seine Sportlehrerin verehrt. Dieser, verschwitzt vom Sport, sich zur Tür der Lehrerumkleide schlich, sie beobachtete, wie sie sich umzog, dabei sich zwischen seine Schenkel griff und schmachtete.
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer und flüsterte: „Malte, Video, Technik. Los Alter, raff dich auf!“

Er steckte seine Lesebrille in seine Hemdtasche, schnappte sich seine Jacke und verließ sein Büro. Am Aufzug erblickte er Mattmann, wie dieser einen untersetzten, bierbäuchigen Mann verabschiede.
Jürgen Mattmann, eine weitere Koryphäe in seinem Team.
Sein Intellekt, obwohl er diesen selten bewies, war sicher bei Weitem höher als der von Malkus. Trotzdem konnte Herbert ihn nicht ausstehen. Seine kumpelhafte Art, die er an den Tag legte, kotzte ihn an. Seine fehlende Distanz brachte Herbert in Rage, obgleich er diese selten vor Untergebenen auslebte. Distanz. Dienst war Dienst, Schnaps war Schnaps. Was jedoch diesen Mattmann am meisten prägte, waren seine Segelohren. Segelohren, welche prächtiger waren, als jene von Prinz Charles, die ihm ein dümmliches Aussehen verliehen. Am liebsten wäre er ihm aus dem Wege gegangen. Mattmanns Grinsen zeigte ihm allerdings an, dass dieser ihn bereits ins Visier genommen hatte.
„Na Chef, wie war Ihr Erholungsurlaub? Mit Carlo war es ihnen bestimmt nicht langweilig.“
Carlo Connant zählte Herbert zu seinen Freunden, obgleich auch dieser ihn manchmal nervte. Er war ein schlechter Verlierer.

Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Er hatte meist das bessere Blatt. Waren dies Zeiten. Den Abend vergaß er nie. Seit Jahren droschen Carlo und er in der Eule, Carlos Stammkneipe, ein gepflegtes Blatt. Es war für sie knifflig, einen dritten Mann zu finden. Wer spielte Skat?
Da setzte sich Ulrike an ihren Tisch. Ihr Mann Wolfgang nahm den Stuhl neben ihr. Er war ein lausiger Spieler. Irgendwann am Abend, die ersten Runden des Verlierers vertilgt, war ihr Mann erneut an der Reihe, seine Schuld einzulösen. Er verließ die Runde, torkelte an die Theke. Ulrike zwinkerte, hob ihre Brüste und gab unmissverständlich zu verstehen, welch Preis dem nächsten Gewinner erwartete.
Carlo gab sich alle Mühe, jedoch sein Partner versemmelte ihm die Chance.
Herbert löste seinen Gewinn ein, während ihr Mann wartend auf die nächste Runde ein Zwischenbier zischte. Ab diesem Abend trafen sie sich regelmäßig, jedenfalls dann, wenn ihr Mann nicht auf seinem Bock saß.
Ihm amüsierte die Vorstellung, dass dieser in einem Gespräch mit Carlo steckte - der konnte labern -, während er auf der Damentoilette sich mit Ulrike vergnügte.
Irgendwann schlief die Skatrunde ein. Ihr Mann war überzeugt, dass er die Abende, an denen er nicht auf Achse war, in trauter Einsamkeit mit seiner Holden verbringen wolle. Seitdem vergnügte sich Herbert mit ihr nicht mehr in der Damentoilette, sondern in ihrem Ehebett oder auf ihrem Sofa. Diese Spielart war nicht ihrem Gelüsten gezollt, allenfalls den Bieren, welche Ulrike, zu seinem Unmut, in sich kippte.

Mattmann klopfte ihm auf die Schulter. „Wir stehen alle hinter Ihnen. Dass die Seibot gleich die Kollegen alarmiert, nur weil sie mit der Monika ...“ Er griente. „Ich würde sie auch nicht von der Bettkante werfen. Sie ist schon ein heißer Feger. Na ja, wer weiß, wie lange sie bei uns ist.“ Er zwinkerte. „Zeit nutzen.“
Herbert war vor dem Platzen. „Ich hatte“, er räusperte sich, „an diesem Abend nichts mit Frau Ferigart. Sie hat sich bloß geduscht. Wir wollten auf den Weihnachtsmarkt.“
Dies war zwar gelogen. Ihm fiel nichts anderes ein.
„Weihnachtsmarkt“, wiederholte Mattmann, dabei stieß er seinen Zeigefinger in Herbert Bauch. „Ich verstehe Bescherung. Nick, Nack.“
Herbert war es zu doof. Er wies auf die Aufzugtür und grummelte: „Wen haben sie gerade verabschiedet?“
„Den Gruber, den Mann der Toten.“
„Sind Sie jetzt komplett übergeschnappt? Den können Sie nicht laufen lassen. Verhaften.“
„Wieso, er ist“, Mattmann stockte, „war ihr Ehemann.“
„Deswegen. Liegt die Ehefrau erstochen auf dem Lager, war ihr Mann des Messers Trager.“
Schrecklich. War Reimen ansteckend?
„Aber?“
„Mensch Mattmann, dies war von Anfang an unsere Theorie.“
„Aber?“
Er gab ihm recht, ohne dieses auszusprechen. Seine Hypothese war bei ihrer erstens Besprechung, soweit er sich erinnerte, etwas anders ausgefallen. Nichts hatten sie vor Tagen, weder die Namen der Toten noch, ob sie überhaupt in diesem Haus wohnten. Einzig die Aussage der Baum-Ständer, die er zwar aus für ihn prekären Gründen nicht vorlegen konnte, jedoch dessen Inhalt, soweit er diesen für tragfähig hielt, in seine Theorie einflocht.
„Sie haben uns verklickert, es wäre eine Frau gewesen“, fuhr Mattmann fort.
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Davon ging er zuvor wahrlich aus. Allerdings zweifelte er, nachdem er das Phantombild von ihr gesehen hatte, am Geschlecht der Baum-Ständer. Immerhin konnte er nicht ausschließen, dass der Baum-Ständer, wenn er ein Mann war, ein Verhältnis mit dem Schuster pflegte und diesen en flagrante mit der Gruber entdeckt hatte. Zumindest passten dazu die Verstümmelungen der Gruber. Diese seine Sichtweise wollte er, obwohl sie nachvollziehbar war, dennoch dem Mattmann nicht ans Knie binden.
„Denken Sie nach, Mattmann?“
Dieser tippte sich an seine Schläfe und murmelte: „Ich verstehe. Sie meinen, der Gruber hat seine Holde und ihren Lover? Ja. Immerhin hat er sie zuletzt gesehen.“
Herbert runzelte seine Stirn. „Woher?“
„Hat er mir gesagt.“
„Was? Muss ich Ihnen alles aus der Nase ziehen.“
„Er hat mir gesagt, dass er sie mittags gesehen, sie da noch gelebt hätte.“
„Wo? Sprechen Sie!“
„Er wollte, wie er sagte, ihr ein Mahl bereiten. Aber sie hätte ihre Migräne gehabt.“
„Wo?“
„In ihrem Haus.“
„Mattmann, da wohnte sie nicht.“
„Sie meinen?“
„Das tue ich.“
„Chef, trotzdem können wir den Gruber nicht festhalten.“
„Weswegen?“
Mattmann kratzte sein Genick. „Er ist Abgeordneter.“
„Was interessiert mich so ein Hinterbänkler.“
„Er ist Fraktions-Vize.“
„Von welcher Partei?“
„Der, der rechtschaffenen Bürger.“
„Nie von denen gehört. Kommunalpolitiker?“
„Nee, ganz oben.“
„Reden Sie keinen Blödsinn. Lesen Sie zukünftig mehr, als nur die Sportnachrichten.“
Kaum hatte Herbert den Satz ausgesprochen, da fiel ihm wieder ein, welch Staatsbürger dieser Gruber war. „Öschi! Weshalb wohnt er dann in Hannover?“
Mattmann schmunzelte und sang eher, als er sprach: „Das Parlament wird leerer und leerer, jedoch immer voller Lehrer.“
„Ist er Lehrer?“
Mattmann zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Fahndung?“
„Lassen Sie den Quatsch. Der läuft uns nicht weg. Suchen Sie alles, was Sie über ihn finden können, dann laden Sie ihn vor. Zur Fahndung können sie trotzdem hoch.“
„Wen soll ich ausschreiben lassen?“
„Kontaktieren Sie die Ferigart. Die hat ein Phantombild.“ Herbert erhob seinen Arm. „Jedoch nur an die Streife. Verdeckt. Sie verstehen.“
Mattmann salutierte. „Jawohl Chef.“
Herbert sah sich um. „Wo ist eigentlich dieser Dünnbier?“
„Keine Ahnung.“

In Gedenken an Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow
Mit den neuen Erkenntnissen gestärkt, macht sich Herbert auf den Weg zum Treppenhaus, um endlich die Technik aufzusuchen. Kaum an der Glastür, die zum Treppenhaus führte, angekommen, winkte ihn Maxima herbei, die, abgestützt auf einen Fenstersims, sich an das Fenster schmiegte, das sich gegenüber dem Treppenhaus befand. Flucht, keine Option, die für Herbert infrage kam.
Maxima deutete hinaus und flüsterte: „Sind die nicht niedlich?“
Er folgte ihrem Arm und spähte hinaus. „Was ist an Tauben niedlich?“
Sie entnahm ihrer Handtasche ein Opernglas und drückte dieses Herbert an seinen Bauch.
„Herbert! Dort hinten, hinter dem Bulli. Komm näher, dann kannst du sie sehen.“
Er lehnte sich an Maximas Schulter, schmiegte seine Wange an ihr Haar, roch den Duft von Marzipan, legte das Opernglas an und suchte. Was daran Maxima niedlich fand, entsagte es ihm.
Monika stand, wie es Frauen pflegten, ihre Einkaufstasche geschultert vor dem Dünnbier. Dass er seinen Arm um ihre Taille schlang, anzüglich, jedoch unter dem Vorbehalt des Geschlechtsaktes, den er gefilmt hatte, für ihn nicht abwegig.
Als würde dessen Geste auf Maxima übergehen, legte sie ihren Arm an seinen Rücken, tätschelte sein Gesäß und flüsterte: „Ich habe es geahnt.“
„Was?“
„Herbert, dass ihr Kerle dafür keinen Instinkt habt. Mike und Monika.“ Sie steckte ihre Finger in seine Gesäßtasche, als wäre es ihre. „Monika zeigt das ja nicht. Kann sie ja nicht. Aber, da kenne ich mich aus, das Funkeln in seinen Augen, wenn er sie sieht“, sie schmachtete, „romantisch. Ich könnte richtig neidisch werden. Sein athletischer Körper, sein fester Griff zum Hinschmelzen.“
„Maxima?“
„Herbert, hast du vergessen, was ich dir vorhin gesagt hatte. Obwohl? Obwohl, ein Diner bei Kerzenlicht?“
„Maxima?“
„Aus meinem Bett würde ich ihn nicht werfen“, zischte sie, dabei kniff sie ihm in seine Pobacke. „Jedenfalls hatte ich recht.“
„Wieso?“
„Magda war der Ansicht, Monika würde nicht auf ihn stehen.“
„Magda?“
„Ich hatte die beiden zur Geburtsfeier eingeladen.“
Herbert zuckte zurück, sodass ihre Hand aus seiner Gesäßtasche flutschte.
„Habe ich?“
„Nicht ich. Kristian.“
„Seid ihr nicht auseinander?“
„Das heißt lange nicht, dass ich nicht mit ihm feiere, obwohl, es war eher ein Umtrunk.“
„Ist er nicht verheiratet?“
„Das wäre mir neu.“
„Der Dünnbier!“
Sie schnappte sich ihr Opernglas, hielt dieses an ihre Augen und fauchte: „Herbert, jetzt werde nicht spießig. Ich sage nur Elsa. Mit welcher Inbrunst sie ihre Arme um seinen Hals legt.“
„Geschieden?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Geht mir ja nichts an. Wie gefällt dir ihr neues Kostüm?“
„Wann hast du sie getroffen?“
„Erstens habe ich gemeinsam mit ihr das Kostüm gekauft und zweitens, sehe ich sie gerade oder glaubst du, ich bin blind.“
Herbert spähte. „Wo ist sie?“
Maxima schüttelte sich und zischte: „Wie sie sonst immer herumläuft?“
Herbert verstand nur Bahnhof. „Von wem redest du?“
„Von Monika, von wem sonst. Ach, wie süß. Schau, wie sie ihr Bein an seinem reibt.“ Sie stöhnte. „Man müsste noch einmal jung sein.“
Er entriss ihr das Glas, spähte hindurch und zürnte: „Wie er sie begrabscht?“
„Quatsch“, stellte sie fest, nachdem sie ihm das Opernglas erneut entwendet hatte. „Er liebkost ihren Hintern. Eifersüchtig?“
„Ich? Nö.“ Er gab ihr einen Klaps. „Ich habe dich.“
„Ich sage nur Elsa.“
„Weil du der Ansicht bist, der Dünnbier steht auf Sekretärinnen-Look, gehst du mit ihr shoppen?“
„Shoppen ist übertrieben. Das macht mit ihr keinen Spaß. Rein in den Laden, raus aus dem Laden, und dafür halte ich mir meinen Nachmittag frei.“
„Wie? Wann warst du mit ihr?“
„Vorhin. Sie hatte es wieder eilig gehabt. Jedenfalls scheint ihr das Kostüm zu gefallen, sonst hätte sie es nicht gleich angezogen. Aber ihre Schuhe. Nein. Schau!“
Sie übergab ihm das Opernglas.
„Jetzt presste er sie gegen den Bulli“, schnaufte er, woraufhin das Glas wieder den Besitzer wechselte.
„Wie kräftig er ist, wie er sie hält. Sie schwebt förmlich an seine Lenden. Magda sagt das auch.“ Ein weiteres Mal begab sich das Opernglas auf seine Reise.
„Dass sie schwebt? Ich würde sagen, er zieht sie aus.“
„Auf dem Parkplatz? Gib her! Schau genau hin. Er schiebt mit einer Hand ihren Rock hinauf, während er sie mit seiner anderen hält. Sie schwebt. Sie küssen sich. Wie niedlich. Rein, raus.“
Getrieben von ihren letzten Worten, ergriff er das Opernglas und spähte hindurch. Er sah genauer hin, erkannte jedoch nur, dass sie, wie er vermutet hatte, Halterlose trug. „Seine Hose hat er an. Nicht einmal den Reißverschluss …“
„Ich rede nicht von ihm. Von Magda. Rein in Laden, raus aus dem Laden. Hat sie mir gesagt. Das Kostüm steht ihr wirklich prächtig, genau das Richtige für den Innendienst.“
„War Magda dabei? Warum Innendienst?“
„Ich bin der Ansicht, Monika wäre genau die Richtige für den zweiten Posten als Assistentin beim Präsidenten. Die Tina muss sie etwas trimmen, damit sie damenhafter sich benimmt. Akkurat ist sie zumindest. Gestern.“
„Heute ist sie nicht mehr akkurat?“
„Magda war gestern, mit ihr ein Kleid kaufen. Etwas Anständiges.“ Sie strich über seinen Bauch. „Was Männer eben antörnt. Wenn ich sie nur gesehen hätte? Sie sah bestimmt sexy aus? Magda kennt sich damit aus.“
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Ging er am Morgen davon aus, dass Magda Monika dazu animiert hatte, ihn zu verführen, stellte sich der Sachverhalt nach Maximas Aussage anders dar. Inwiefern die beiden Damen eine Wette geschlossen hatten, wer die Zwei verkuppelte, war ihm schnuppe. Trotzdem amüsierte er sich, da er Wissen besaß, welches, soweit er aus ihrer Äußerung filtrierte, Maxima nicht ihr Eigen nannte. Er hatte es beäugt.
Jedenfalls, dies nahm er an, hatte Magda ihr bloß verklickert, dass er ein Rendezvous mit Elsa hätte oder hatte. „Gesehen hätte?“
„Monika ist nicht gekommen.“
Herbert schmunzelte, da er ihre Aussage mit seinem Video revidieren konnte. „Du warst dabei?“
Sie tippte sich an ihre Schläfe. „Glaubst du, ich lasse mir die Chance entgehen. Den ganzen Abend habe ich ausgeharrt. Dabei war die Party wahrlich nicht nach meinem Geschmack.“
„Wieso?“
„Kein Pfiff. Die saßen nur da und haben philosophiert.“ Sie streichelte erneut sein Gesäß. „Erinnerst du dich an unsere Partys? Da ging es zur Sache.“
„Welche Partys?“
„Im Studium. Keine Gelegenheit ließen wir verstreichen, wenn … ich glaube nicht?“ Sie jagte ihm das Glas ab. „Der Mike kennt kein Tabu. Der öffnet sich seine Hose.“
„Lass sehen?“
„Ich mache ein Foto.“
„Spinnst du?“
„Als Beweis. Immerhin treiben sie es auf meinen Parkplatz. Magda wird Augen machen. Eins zu null für mich.“
„Gib schon her!“
„Mein Smartphone?“
„Das Opernglas.“ Herbert fixierte. „Handarbeit.“
„Holt er sich einen runter?“
Er verdrehte seine Augen. „Bei ihr!“ Er verließ den Ort der Tat und schwenkte auf ihr Gesicht. Ihre Münder hatten sich getrennt. Monika schloss ihre Augen, presste ihre Lippen. Wenngleich er nicht Vorort verweilte, hörte er förmlich ihren Atem, den sie in kurzen Stößen durch ihre Nase zog.
Dann, als hätte dieser Dünnbier eine Region erkundet, in der er nichts zu suchen, oder, dies konnte er nicht sehen, den richtigen Punkt getroffen hatte, riss sie ihre Augen auf, woraufhin sie ihre Lippen bewegte. Er sengte das Glas. „Sie trennen sich.“
„Das sehe ich auch ohne Opernglas.“
Er beobachtete, wie sie ihren Rock glattstrich, dann erblickte er die Ursache des abrupten Endes und zischte: „Malkus“, dabei wandte er sich Maxima zu und murmelte: „Dünnbier?“
„Mike? Der steht immer noch neben Monika.“
„Bei der Party. War er zugegen?“
„Der kam.“
Er sah sie entgeistert an. Wie wahr sie sprach.
„Herbert, glaubst du etwa? Der ist mit Kristian noch um die Häuser gezogen.“
Zumindest wusste Herbert, weswegen dieser nicht zeitig zum Dienst erschien.
Maxima ergriff das Glas, steckte dieses in ihre Handtasche und flüsterte: „Vorstellung vorbei. Schade. Dabei habe ich kein Beweisfoto.“ Sie legte ihre Hand auf seine Schulter. „Jetzt ab mit dir nach Hause.“
„Wieso?“
„Herbert, du solltest dir Gedanken machen, wie Magdas Messer an den Tatort kam.“ Sie wandte ihren Kopf. „Der Gedanke daran, dass jemand aus unserem Haus … macht mich fertig.“
Herbert nahm wieder sein Vorhaben auf, die Technik aufzusuchen. Er räusperte sich. „Ich gehe dann.“
„Warte, ich begleite dich nach unten.“



Verlockung im Gewerbegebiet

Er konnte Maxima nicht entfliehen. Daher nahm er sich vor, das Gelände erst zu verlassen, um anschließend von hinten sich anzuschleichen, um den Kellereingang zu nutzen.
Im Treppenhaus hatte er bereits begonnen, all seine neuen Erkenntnisse zu sammeln. Daher nahm er sich den Fußmarsch zum Anlass, diese zu sortieren, in eine für ihn logische Struktur zu bringen.

Der Baum-Ständer. Er hatte ihr Geschlecht gewechselt, da es für ihn vielleicht absurd, dennoch plausibler war. Gleichwohl er ihn aufgrund seiner fragilen Statur eher zu den Damen zählte.
Allerdings, da kam ihm Maltes Option entgegnen, er kein Hingucker war. Weder eine prächtige, eher gar keine, Oberweite, noch ein Gesäß, eine Hüfte, besaß sie, welche Malte entzückte, obwohl diese vom Rock des roten Kleides kaschiert war.
Der Duft von Marzipan, den Maxima verströmte, stellte für Herbert ein weiteres Puzzlestück dar. Im Treppenhaus, es war eher seiner Verlegenheit gezollt, nicht zu schweigen, fragte er sie, ob sie ein neues Parfüm hätte. Sie antwortet ihm, dass sie ein neues Make-up aufgetragen hätte, welches ihrer Haut nicht allein die Textur von Marzipan verlieh, sondern gleichfalls jegliche Unebenheiten, wie sie es bezeichnete, kaschierte, zudem diesen weihnachtlichen Duft verströmte. Es war derselbe Geruch, den er empfangen hatte, als er den Baum-Ständer beim Verhör extrem nahekam.
Den nächsten Hinweis gab ihm ebenfalls Maxima. Ihre blöde Idee, Monika in die Verwaltung zu stecken, brachte ihn darauf. Die Vorstellung für ihn Monika als bessere Tippse versauern zu lassen, erzürnte ihn. Soweit er sie kennengelernt hatte, war sie eine brillante Ermittlerin. Verschroben, merkwürdig, dennoch eher ein Diamant, dem der rechte Schliff fehlte.
Dies traf nicht für den Baum-Ständer zu. Er besaß seinen Schliff. Berechnend, über Leichen gehend. Präsident, Vorstand, Geschäftsführer. An welchem Ort bekam jemand die besten Informationen? Nein! Durch welche Hände gingen sie? Wer stand der Führung am nächsten, ohne sich selbst in den Vordergrund zu schieben? Die Sekretärin. Herbert zwirbelte sein Schnauzer. Abgebrüht.
Maximas enger Rock, in dem sie sich nach seiner Meinung eher hinein quälte, als in locker über ihr Becken zu schieben, Monikas Rock, der sie wie eine zweite Haut umhüllte, halfen ihm. Waren es nicht eher die Proportionen von Brust, Taille sowie Hüfte, welche die Silhouette einer Person zu einer Frau machte, als die absoluten Maßen? Ein Mann als Frau verkleidet, als Sekretärin ohne die prägende Silhouette? Denkbar, aber für Herberts Geschmack nicht zielführend.

Das Hupen eines Wagens schreckte ihn aus seinen Gedanken. Er sah sich um, bemerkte zuerst, dass er bereits weiter marschiert war, als er wollte, dann Monikas BMW.
Sie fuhr an ihn heran, lehnte sich zur Beifahrertür hinüber, öffnete diese einen Spalt und schrie: „Soll ich dich mitnehmen.“
Er wandte sich zum Dezernatsgebäude um, zuckte mit der Schulter und nahm sich vor, am kommenden Tag ganz früh die Kollegen aufzusuchen.
Nachdem er sich in ihren Wagen gesetzt hatte, zischte er: „Fahr los.“
Sie drückte das Gaspedal herab, während er sich festhielt und Monika musterte. Sie hatte sich umgezogen, trug wieder Jeans und Pullover.
In dem Moment, als er sie anblickte, war er wieder am Tatort. Jeans und Pullover. Warum hatte er es nicht beachtet?

Er hatte den Koffer bereits am Tatort geöffnet, außer Kleidungsstücke, welche er eindeutig einer Frau zugeordnet hatte, entnahm er diesem eine Jeans sowie einen Pullover. Wenngleich er bei der ersten Sichtung des Inhalts, diesen der Gruber zuzuordnen hatte. Eigentlich hätte er sogleich zweifeln müssen, denn welche Frau in seinem Alter trug im Winter Miniröcke.
Den einzigen Hinweis, den er zu dieser Zeit besaß, waren ihre Körpermaße. Dass der Schuster in die Sachen passte, konnte er ausschließen. Ein Umstand, welcher für die elegante Garderobe im Schlafzimmer nicht zutraf. Die Konfektionsgröße, Monika hatte ihm dieses bestätigt, stimmte mit dem anderen Stück überein. Seine Schlussfolgerung für ihn in jenem Moment klar. Es war die Jeans, der Pullover einer Frau. Was war an diesen Sachen feminin? Irgendwelche Ornamente oder Farben, die sich eher selten an Kleidern von Männern fanden, hatte er nicht gesehen. Dieses bestätigte seine Theorie, die er vor Minuten weiterentwickelt hatte. Der Baum-Ständer, er musste seine Hypothese, dass es keine Rolle spielte, was dieser unter dem Weihnachtskostüm anhatte, über Board werfen. Er war zwar darunter nicht nackt, trug jedoch unter dem Kostüm, zumindest einen Damenslip. Den hatte Herbert ihn über seine halterlosen weißen Strümpfe gezogen und später in der Kloschüssel des Reviers versenkt.
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Wenn er in jenen Moment bereits näher an der Lösung des Falls heran war, dann lag es im Rahmen des Möglichen, dass das Umfeld der Gruber, wie er vor Tagen annahm, eher dem Rotlichtmilieu angehörte. Joos kam ihm wieder in Sinn. Die Adressen, die dieser ihm gegeben hatte. Eine hatte er sich gemerkt.

„Links!“
„Wie?“
„Du sollst links abbiegen.“
„Warum? Ich weiß, wo du wohnst.“
Herbert grummelte. „Links.“
„Bitte, der Herr wünscht eine Stadttour.“
„Richtung Spengel-Museum.“
„Stehst du auf moderne Kunst. Ich halte das Wilhelm-Busch-Museum für interessant. Wusstest du, dass der Busch gemalt hat.“
„Ja.“
„Nicht nur die Zeichnungen. Richtige Gemälde.“
„Sogar wo.“
„Wo?“
„Bei seinem Cousin.“ Herbert schloss seine Augen, wies nach vorne und schrie: „Fahr langsamer. Den hättest du fast mitgenommen.“
„Es war grün.“
„Irgendwo ist immer grün.“
Es war für ihn unmöglich, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Er betete, dass sie gesund ankamen, und wies, wenn nötig, ihr den Weg.

„Halt! Wir sind da.“
Monika bremste, wie sie gefahren war, sodass der Gurt ihn mit dermaßen Wucht auffing, dass er vermutete, etliche seiner Rippen wären gebrochen. Zumindest vermochte er kaum zu atmen.
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. „Sagt doch gleich, dass du deine Karre abholen willst.“
Er drehte sich nach rechts und folgte ihrem Blick. „Seit wann fahre ich einen Rover.“ Er streckte seinen Arm in ihre Richtung. „Von den Hausnummern her, müssten wir dort lang.“

Sie gingen einen Weg entlang, während Herbert nach einem Hinweis suchte, in welcher der Hallen sich sein Ziel befand. An einer Stahltür blieb er stehen, klopfte auf ein Schild, dessen Aufschrift für ihn eindeutig war.
Monika runzelte ihre Stirn und murmelte. „LaLu komischer Name für eine Autowerkstatt.“
„Swingerclub.“
Sie umschlang seine Taille und flüsterte: „Herbert, wenn du es nötig hast, brauchen wir keinen Swingerclub. Du hättest mich im Wagen ficken können.“
„Du bist vulgär.“
„Was ist an einem Autorfick vulgär? Eng, unbequem, aber so ein piefiger Club muss es wirklich nicht sein.“ Herbert wollte ihr gerade entgegenschleudern, inwieweit er das Wort für nicht angebracht hielt, da wandte sie ihren Kopf, nahm ihren Arm von ihm, öffnete ihren Hosenknopf und grölte: „Da vorn an den Mülleimern sieht uns niemand, aber beeile dich, mir ist kalt.“
„Monika!“
„Willst oder willst nicht?“ Sie zog sich an seinem Hals hinauf und küsste ihn. „Ich habe Lust, du hast Lust. Wo ist dein Problem?“
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Konnte dieses Weib an nichts anders denken? Manchmal glaubte er, sie wäre keine Frau, eher ein Mann, zumindest was ihre Vorstellung von Zweisamkeit betraf. Nein. Er beleidigte damit alle Frauen. Monika fragte, sagte, was sie wollte. Männer, nicht alle, aber viele, waren da anders. Die Schweine, die er kannte, die er verhört hatte, nahmen sich, was sie wollten, peinigten die Frauen.
„Wir sind dienstlich hier.“
„Dienstlich?“
„Ich möchte mir den Laden ein wenig genauer ansehen.“
„Ohne Durchsuchungsbeschluss?“
Herbert erhob einen Arm. „Verdeckt.“
Monika schien ihn zu mustern, während sie an ihren Pullover zupfte. „Die riechen, dass wir Bullen sind.“ Sie kehrte ihm ihren Rücken zu. „Warte. Ich bin gleich zurück.“ Dann eilte sie von dannen.

Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Was hatte sie nun wieder vor? Er hatte seinen Gedanken nicht ganz beendet, da brummte es kurz in seiner Hosentasche. Der einzige Gegenstand, der in seiner Tasche zu brummen vermochte, war sein Handy, dass sein Schlüssel brummte, schloss er aus.
„Bestimmt wieder leer“, zischte er und zerrte sein Handy heraus.
Er kontrollierte es. Der Akku war geladen. Er musterte das Display und stellte fest, dass er eine Kurznachricht erhalten hatte. Er bekam nie, fast nie, Nachrichten. Wer sollte ihm eine Nachricht senden? Es gelang ihm, nach mehreren Tippen, die Nachricht zu lesen.
17:30 cafe am kropke? kuss elsa, las er.
17 Uhr 30 würde er nie schaffen, dachte er sich. Jedenfalls sendete sie, was ihn beglückte, selten Nachrichten. Nicht allein, dass alles kleingeschrieben war, fehlte auch das ‚ö‘ vom Kröpke.
Da er kein Vergnügen darin fand, sich die Finger zu brechen, versuchte er sie anzurufen. Ein Unterfangen, welches im zwar glückte, jedoch sicher genauso viel Zeit in Anspruch genommen hatte wie das Tippen einer Nachricht. Zumindest hörte er ihre Stimme, die sich für ihn freudig anhörte. Er teilte ihr mit, dass er dienstlich unterwegs wäre und es zu dieser Stunde nicht schaffen könne. Woraufhin sie ihm sagte, dass dieses für sie kein Problem sei, sie wäre eine Frau und in der Lage, die Zeit zu überbrücken.
Er dagegen hatte ein Problem. Er hasst zu warten.
„Wo bleibt die nur?“, zischte er und ging zwei Schritte vor.
Da erblickte er Monika. Die Frau war keine Polizistin, sondern ein Chamäleon.



Pinseln bei der Weihnachtsfeier

Herbert stimmte Maxima zu. Monika besaß keinen Geschmack, zumindest was ihre Kleiderwahl betraf. Anstatt ihrer Jeans trug sie einen karierten Faltenminirock, den er eher einem Schulmädchen zustand als einer Frau. Den Rock hatte er bereits an dem Tag, als er diese Wolff traf, an ihr bewundert. Allerdings war da der Rest ihrer Garderobe, soweit er als Mann dieses einzuschätzen vermochte, damals stimmig, sodass der Wirt des Nürnberger Stübl, in dem sie zuvor gespeist hatten, sie für seine Tochter hielt.
Diesmal umhüllte ihren Oberkörper jedoch nicht ein Pullover, sondern die Jacke, die sie sich am Vormittag übergezogen hatte. Was ihm am meisten belustigte, waren ihre Schuhe. Soweit er es aus der Ferne sah, steckten ihre Füße in Springerstiefel, welche im krassen Gegensatz zu ihrer Frisur standen. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, der jedoch nicht an ihrem Hinterkopf baumelte, sondern seitlich an ihrem Kopf herabhing.

Sie blieb stehen, öffnete ihre Handtasche, die auf ihrer Ellenbeuge hing, und holte ihr Smartphone hervor. Sie telefonierte.
Mit wem, konnte Herbert nur erahnen. Ihre Gestik, ihre Mimik, soweit sie diese besaß, sowie ihre glucksenden Laute - Worte verstand er nicht, da sie zu weit weg war - ließen für ihn bloß eine Schlussfolgerung übrig. Mike.

Nachdem sie Herbert erreicht hatte, hielt sie ihm ihr Smartphone unter die Nase und zischte: „Für dich. Er versucht, dich seit Langem zu erreichen, aber du gehst einfach nicht an dein Handy.“
Mit der Absicht, Mike herunterzumachen, ihm entgegenzuschleudern, dass ein gewissenhafter Beamter, erst recht ein kommissarischer stellvertretender Leiter, auch nach einer durchzechten Nacht zum Dienst erscheinen muss, nahm er ihr Telefon entgegen. Er holte gerade Luft, da hörte er - seine – Stimme. Eine prägnante Stimme, welche sich weniger von seiner Tonlage, eher von den gewählten Worten von anderen Mitmenschen abgrenzte.
Professor Vöhringer berichtete ihm von dem Unvermögen seiner Mitarbeiter, die er einzig aus Nächstenliebe weiter in seinem Institut beherbergte. Seine weiteren, ihn selbst huldigenden Ausführungen ließ Herbert geduldig über sich ergehen, bis er ihn genervt fragte, ob er irgendetwas Entscheidendes bei der Autopsie entdeckt hätte. Dieses bejahte er zusammen mit der Aufforderung an Herbert, dass dieser ihn in 30 Minuten im Institut anträfe. Das war dann Herbert zu knapp, immerhin hatte er ein Treffen mit Elsa. Diese ein weiteres Mal zu enttäuschen, brachte er nicht über sein Herz.
Er schlug ihm vor, den Zeitpunkt um zwei Stunden zu verschieben, worauf der Vöhringer ihn in seiner unverblümten Art aufklärte, dass er zu dieser Stunde seine Rückhand trainieren wolle.
„Ich rufe Sie an. Geben Sie mir bitte die Rufnummer, unter der ich Sie erreichen kann.“
Als Antwort erhielt er von ihm lapidar, dass jedem Kleinkind bekannt sei, dass diese bei einem Anruf übermittelt würde. Dann legte er auf.
„Arschloch.“
Monika rieb ihre Oberarme, klapperte mit den Zähnen und murmelte: „Wie?“
„Nicht du, dieser Professor Vöhringer. Hast du seine Telefonnummer?“
„Klaro hat mich angerufen.“
„Hast du etwas zu schreiben?“
Sie holte einen Stift aus ihrer Handtasche und überreichte ihm diesen, woraufhin er jenen drehte. „Was ist das?“
„Kajal?“
Erst in diesem Augenblick, in dem sie diesen Gegenstand bezeichnete, dessen Sinn ihm bekannt war, erkannte er, dass Monika derart bemalt war, als wäre sie mit dem Gesicht in einen, nein, mehrere Farbeimer gefallen.
Seine Augen verdrehend, presste er die Spitze des Kajals auf seine Handfläche. „Soll ich mir die Nummer auf meine Hand schreiben?“
Sie kramte erneut in ihrer Tasche, zerrte eine Verpackung heraus und murmelte: „Hier.“
„Kondome?“
„Habe nichts anderes.“
„Im Dienst?“
Monika zuckte mit der Achsel. „Man weiß nie und ihr Kerle …“
„Gib her. Die Nummer?“

Er notierte die Rufnummer, steckte die Verpackung in seine Hosentaschen und reichte ihr den Kajal zurück. Nachdem sie diesen in ihre Handtasche gesteckt hatte, rieb sie ihre Oberschenkel.
„Ich sage dir immer“, er schmunzelte, „ziehe dir etwas Warmes an.“
„Danke für den Tipp.“
Den Blick gesenkt, starrte er auf ihre Stiefel. „Zumindest scheinst du warme Füße zu haben. Auf dem Flohmarkt ergattert?“
„Von einem Kumpel geschenkt bekommen.“ Sie quetschte ihren Daumen. „Waren richtig dicke.“
„Der Typ lebt auf kleinen Fuß.“
Sie runzelte ihre Stirn. „Waren im zu klein und mir“, sie hob eine Schuhspitze, „zu groß. Können wir. Ich erfriere.“

Herbert hielt gerade nach einem Klingelknopf Ausschau, da schwang die Stahltür, vor der er stand, auf. Mit einem Satz brachte er sich vor dem Türflügel in Sicherheit.
Ein in einem lilafarbigen Fallschirmseide-Jogginganzug gekleideter Mann, kaum länger als Monika, der mit seiner Linken einen Stoffbeutel hielt, stand in der Türöffnung und trällerte: „Was wollt ihr beiden Süßen hier? Wir haben geschlossen.“
„Mal umsehen“, gab Herbert ihn knapp zur Antwort, dabei versuchte er sich ein Lachen zu verkneifen. Dieses gelang ihm aber nur teilweise, sodass der Satz eher lallend als klar über seine Lippen huschte.
Der Mann runzelte seine Stirn. „Mitglied?“
Weiterhin belustigt über das Erscheinungsbild, denn er hatte seit Jahren niemanden mehr in derartig lächerlichen Anzügen gesehen, konnte er sich seinen Spruch nicht verkneifen.
Mit gleicher Nasalstimme wie diese Witzfigur, die ihm gegenüberstand, trällerte er: „Als ich es zuletzt in meiner Hand hielt, war es noch da.“
Der Jogginganzugträger wandte sein Gesicht Monika zu, die, davon ging Herbert aus, ihm nicht nachstehen wollte.
Sie zog ihren Mundwinkel herauf, fletschte ihre Zähne und brummte in einer Tonlage, die eher einem Ganoven zustand: „Das Ding habe ich seit Jahren entsorgt, störte mich beim Sex“, woraufhin der Mann nur lapidar „schade“ antwortete.
Wieder an Herbert gewandt, fragte dieser: „Kennt ihr wen, den ich kenne?“
Natürlich war es Herbert von Anfang an bewusst, dass es eher naiv von ihm war, an die Tür eines Clubs zu klopfen, und um Einlass zu bitten. Der Versuch war es wert gewesen. Da er jedoch bereits vor der Tür stand, hatte er nichts zu verlieren.

Er zwirbelte seinen Schnauzer. Der Club ergab für ihn bloß einen Sinn, wenn er in Beziehung mit den Opfern oder den Tätern stand. Am liebsten hätte er ihm den Namen Chris Baum-Ständer entgegengeworfen. Allerdings, davon war er fest überzeugt, war dies mit Sicherheit nicht der echte Name des Mannes. Welcher Mensch hieß Baum-Ständer? Der Schuster war ihm zu jung. Ideal wären die Grubers. Eheleute. Swingerclub. Einleuchtend. Jedoch war ihm diese Annahme zu trivial.
„Felicitas“, hörte er sich sprechen, bevor er nachdachte.
„Felicitas“, wiederholte sein Gegenüber. „Ein schöner Name. Gängig. Meine Tante Erna hieß auch Felicitas.“ Er zog seine zu einem Strich gezupften Augenbrauen herauf. „Genauer?“
„Wolff mit zwei f.“
Der Typ lehnte sich an der Türzarge an, verschränkte die Arme und lächelte.
„Das Wölfchen. Lange nichts mehr von ihr gehört.“
Sein Satz schlug in Herbert wie eine Granate ein. Hatte ihn Kommissar Zufall hierhergeführt? Von seinem Glück noch ergriffen, sagte er: „Das Wölfchen.“
„Hat sie dir einen schnittigen Sportwagen verhökert?“
Herbert grübelte, war dies eine Fangfrage oder hatte die Wolff einen falschen Beruf angegeben? Er entschloss sich, bei der Aussage der Wolff zu bleiben.
„Sie kümmert sich um mein Vermögen.“
Der Mann zuckte mit seinen schmächtigen Schultern. „Dein Problem. Ich würde ihr nicht mein sauer verdientes Geld anvertrauen.“ Er stellte seinen Stoffbeutel ab, winkte sie heran und trällerte: „Kommt herein, aber ich habe nicht viel Zeit. Muss noch ins Studio. Ihr versteht, Problemzone“, dabei klopfte er sich auf sein Gesäß.
Während er ihnen eher wortkarg den Club zeigte, bestätigte sich Herberts erster Eindruck. Nicht, dass er irgendetwas Schmuddeliges vorfand. Alles war sauber, beinahe klinisch. Der Barbereich ausgestattet mit Tresen, Hocker sowie Sitzlandschaften, die zum Verweilen einluden. Die Saunalandschaft, an der sich ein zwar für Herberts Ansicht kleines Schwimmbecken sowie Whirlpools anschlossen, für ihn, soweit er Ahnung hatte, auf dem neusten Stand der Technik. Die Separees, wie er sich diese in einem Swingerclub vorstellte. Was seinen ersten Eindruck bestätigte, war der Gang des Typen.
Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Er räumte sich das Vorurteil, das er besaß, ein. Der Typ stand eindeutig auf Männer. Wenn er sich vorstellte, der Polizeipräsident würde mit derartigem Hüftschwung durch die Gänge schwänzeln? Es war ein Klischee.

Monika riss ihn aus seinen zweifelnden Gedanken.
„Was habt ihr ansonsten zu bieten?“
Der Hüftschwinger blieb stehen, wandte sich um und trällerte. „Alles, was euer Herz begehrt. Ihr könnt all eure Fantasien ausleben. Alles machen, alles an euch machen lassen. MS, Visit, Anal, Oral, Pegging, Bondage ...“
Herbert verstand eher Bahnhof. Der Typ hätte ihm auch auf Chinesisch etwas erzählen können. Für ihn war Sex einfach Sex.
Der Mann beendete seine Aufzählung mit den Worten: „Gang Bang nur mit Voranmeldung.“
Herbert runzelte seine Stirn. „Mit Voranmeldung?“
„Hey Süßer, diese Schweinerei will ich nicht jeden Tag haben.“ Er zuckte mit seinem Kopf, überkreuzte seine Beine und hielt Herbert seine Finger entgegen, als erwartete einen Handkuss. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Alexander. Du darfst mich auch Cleo nennen. Cleo von Kleopatra.“ Er lachte und zwinkerte Herbert zu. „Du verstehst Alexander, Kleopatra.“
Er wollte Alexander nicht enttäuschen. Die Ptolemäer gehörten wohl zum makedonischen Königshaus, allerdings Kleopatra und Alexander den Großen in direkte Verbindung zu stellen, für ihn ein kühnes Bild. Dieser Alexander verwechselte nach seiner Ansicht bestimmt Alexander den Großen mit Gaius Iulius Caesar oder Marcus Antonius. Zumindest war dieses Herbert aus dem Unterricht vom Huth als bescheidender Rest hängengeblieben.

Alexander trat derart nahe an ihn heran, dass er sein nach Rosen duftendes Parfüm roch. Dieses nahm er zumindest an, denn er hatte nie etwas von einem Aftershave gehört, welches den Duft von Rosen verströmte. Ohne ihn vorab zu fragen, um Erlaubnis zu bitten, zupfte dieser an seinen Schnauzer.
„Dein Friedrich-Wilhelm-Bart gefällt mir. Wie soll ich dich nennen?“
In Schockstarre darüber, dass ein Mann seinen Schnauzer begrapschte, stotterte Herbert: „Dali“, während er aus Monikas Richtung den Namen Herbert vernahm.
Seinen Schnauzer loslassend, trällerte Alexander. „Dali. Ich liebe ihren Gesang“, dabei strich dieser über Herberts Oberkörper, spitzte seine Lippen, fing an zu singen.
Herbert setzte ein Schritt zurück. „Nicht von Daliah Lavi oder trug sie einen Bart, sondern von Salvador Dalí, dem Maler.“
Alexander klimperte mit seinen Wimpern, klatschte dabei, dann schmachtete er: „Maler“. Er wandte sich Monika zu und stupste ihr an die Brust. „Und du Herbert, bist seine Muse. Wie rührend. Obwohl Herbert finde ich zu maskulin. Vielleicht Herbi? Nein. Ich nenne dich Chantalle. Wenn du nichts dagegen hast?“
Monika verschränkte ihre Arme. „Der Chantalle muss mal für kleine Jungs.“
Zuerst mit seinen Achseln zuckend, fuchtelte Alexander daraufhin mit seinen Händen, als scheuche er Hühner. „Husch, husch, Bübchen, dann geh! Setzt dich aber hin. “
„Wo?“
„Wo?“ Alexander zuckte und verzog sein Gesicht, als biss er in eine Zitrone. „Wo? Kommst du aus dem Urwald? Auf die Klobrille.“
Sie verdrehte ihre Augen. „Wo ist die Toilette?“
„Habe ich euch die Toiletten nicht gezeigt. Ich kleiner Schussel. Folge mir!“
Monika ins Schlepptau nehmend, watschelte Alexander von dannen.

Herbert atmete tief durch und schloss seine Augen. Außer, dass diese Wolff Gast in diesem Etablissement war, hatte er nicht viel erfahren. Dieses war für ihn zu wenig. Dieser Alexander wusste mehr, das spürte er. Wie an ihn herankommen? Monika mit ihren Reizen kam bei dem nicht weit. Während er verkrampft nach einer Lösung suchte, kam Alexander wieder auf in zu.
Kaum an ihn herangetreten, legte dieser seinen Arm um Herbert Taille, seine Hand an dessen Gesäß und trällerte: „Chantalle ist süß, jedoch …“
Herbert drehte sich aus der Umarmung. „Ich glaube, wir müssen.“
„Schau doch heute Abend bei unserer Weihnachtsfeier vorbei“, lud ihn Alexander ein. „Herrenabend.“ Er spitzte seine Lippen zu einem Kussmund. „Du verstehst.“
Erschrocken tippte Herbert an seine Brust. „Ich? Allein?“
„Den Chantalle kannst du natürlich mitbringen. Was ist eine Weihnachtsfeier ohne Geschenke? Wird Spaß haben.“ Er blinzelte ihm zu. „Wir kennen die doch. Wird mal richtig durchgenagelt.“ Seine Finger glitten über Herberts Schultern. „Und ich, ich zeige dir meinen Pinsel, du Künstler.“

Flucht in dieser Situation für Herbert das einzige probate Mittel.
„Ich muss dann.“
Alexander schlug sich an seine Stirn. „Ich Dummerchen, ich ja auch.“
Herbert eilte davon, schaute sich ein letztes Mal um, sah, wie Alexander ihm mit seinen Fingern zuwinkte und ihm „Tschüssi Süßer, wir sehen uns heute Abend“ zurief.

Das rettende Ufer, die Freiheit wiedererlangt, stand Herbert vor der Halle, lehnte sich an und griff in seine Hosentasche. Gen Himmel blickend, öffnete er die Schachtel, steckte einen Finger hinein und merkte erst, als ihm irgendetwas piekte, dass er keine Zigarettenschachtel hielt.
„Es ist immer der falsche Moment, sich das Rauchen abzugewöhnen“, murmelte er und verwahrte die Schachtel wieder in seiner Hosentasche.
Er stand es sich ein. Er hatte Vorurteile, Klischees im Kopf. Dies war jedoch lange kein Grund, dass ihn dieser Alexander begrapschen durfte. Wenn er sich vorstellte, er begrapschte jede hübsche Frau, dann..? Er verdrehte seine Augen. Zumindest hatte er den Wunsch, das Verlangen, sie in seine Arme zu nehmen und ihre Brüste …
Trotzdem, wie kam der Typ auf die Idee. Er hätte ihn um Erlaubnis fragen müssen. Hatte er irgendetwas an sich? Er erhob seinen Arm und schnüffelte. Kein außergewöhnlicher Duft stieg in seine Nase.
Er senkte seinen Arm und murmelte: „Jeder Mensch darf leben, wie es ihm gefällt.“
Warum sollten Homosexuelle keinen eigenen Swingerclub aufsuchen? Einer, der nur für sie war, wie Fitnessstudios für Frauen. Sicherlich käme es in einem normalen zu unschönen Verwickelungen. Herbert zwirbelte seinen Schnauzer. Wieder ein Klischee, das in seinem Geiste waberte. Als ob ihn jemals ein homosexueller Mann belästigt hatte, ihm die Kleider vom Leib gerissen, oder schlimmeres mit ihm angestellt hätte.

Monika tippte ihn an. „Wo warst du? Ich habe dich gesucht?“
„Hier. Dieser Alexander?“
„Kommt gleich.“
„Dann lass uns abhauen.“
Sie gingen zurück zum Wagen.
Herbert wandte sich zu ihr um. „Wie kam der Typ überhaupt auf die Idee, dich für einen Mann zu halten?“
Sie zuckte mit ihren Schultern. „Vielleicht braucht er eine Brille, jedenfalls habe ich ihn aufgeklärt. Ich halte ihn für nett. Er hat uns heute zu einer Weihnachtsfeier eingeladen.“
„Herrenabend“, zischte Herbert.
„Und?“
„Seit wann bist du ein Herr?“
„War einer.“ Sie grinste.
Herbert blieb stehen und zog seine Augenbrauen herauf.
Sie zwinkerte ihm zu. „Ich bin seit elf Jahren erst eine Frau.“
Ihm fiel seine Kinnlade herab. „Bitte?“
„Denk nach? Wie viele Transsexuelle kennst du im Polizeidienst?“
Außer ein „Ööh“ kam nichts aus seinem Mund.
„Eine bessere Tarnung gibt es nicht. Niemand hält uns für Bullen. Wir können uns in aller Ruhe umsehen.“
„Da gehe ich nicht hin.“
„Herbert. Cleo wird dich nicht gleich verführen.“ Sie schmunzelte. „Obwohl ein Auge hat er auf dich geworfen. Werde locker. Neue Wege beschreiten.“
„Aber nicht mit einem Mann.“
„Warum? Ich schlafe auch mit Frauen?“
„Das ist etwas anders.“ Er deutete auf ihren BMW. „Bringe uns schnell von hier weg.“

Nachdem er sich in ihrem Wagen gesetzt hatte, schaute Herbert sie an und fragte: „Was ist eigentlich Gang Bang?“
Sie runzelte ihre Stirn. „Das weißt du nicht?“
„Nein.“
„Mehrere Männer wichsen eine Frau voll.“
Herbert kratzte sich an seinem Nacken. „Das macht Spaß?“
Sie zuckte mit ihren Schultern, steckte ihren Schlüssel ins Zündschloss, wandte sich ihm zu und murmelte: „Keine Ahnung, bin ich ein Kerl?“. Dann drehte sie ihren Kopf von ihm ab und flüsterte: „Herbert, du bist ein Guter, du willst es nicht wissen.“
Sie startete ihren BMW, stieß heftiger als zuvor das Gaspedal hinab und Herbert hielt sich fest, schloss die Augen.



Weiter zu Alles Käse
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ahorn,

hier war ja noch keiner dran. Dann nasche ich mal von der Schokolade für die Wölfin. ;)

Caq au vin

... mit gesengktem Haupt ... Wer hat denn da wieder gezündelt? Ersetze das 'g' durch ein 'k'.
Das Einzige, was ihn bewegte, zu schweigen, war, dass, falls er es gestand, Maxima kein Komma Monika versetzte. Ich weiß, Du magst solche Schachtelsätze, aber ich hätte einen Vorschlag: Das Einzige, was ihn zu schweigen bewog, war das Risiko, dass Maxima Monika versetzte, falls er das Verhältnis offenbarte.
Maxima hasste ??? zu Untergebenen ... Da fehlt ein passendes Wort, z. B. Verbindungen, Beziehungen ...
... mit ihrem Hintern wackelte.
Ich meine bloß Komma gibt es irgendetwas, mit dem sie nicht am Rande der Gesellschaft steht?
... die Gefühle anderer nicht einschätzen ...
Dass Herbert Kriminalhauptkommissar Dirk Neuhaus kein Komma als seinen Freund ...
Herbert zwirbelte seinen Bart.
... der Präsident ihn im Dauerdienst parkte.
Seinen Gedanken Komma Maxima über Florence Doppelleben ...
Außer ihn zu demütigen ...

Doppelter Schokoladengenuss

Oder kein Komma gleich gegenüber im Bürgerpark ...
Zweifelnd, seines Anliegens ... Was willst Du sagen?
Bloß ihr Brummen, Knurren ...
... in jene welche sich kein normaler Mensch ... Passt besser ...
Wenngleich er dieses längst ...
... für ihn verständlichen Entgleisung ...
Sie sengkte ihren Kopf. Leg mal beim Schreiben die Streichhölzer weg ...;)
Herbert ignorierte ihre Schlussfolgerung.
Keine der Alternativen gefiel ihm.
... keine Hemmungen hatte Komma sich an einen Mann ...
... sicher beschämtend gewesen ...
Ein Umstand, der Komma so weit er sich entsann, seinen Hormonspiegel ...
Ihr Knie, dass der feine gemusterte Stoff ...
... wie sie sich nach dem Dienst kleidete.
"Oh, du steen auf Collants Punkt" ... Dann immer seien bei dir Punkt"
Jedenfalls war sie eine Frau Komma die nicht lange fackelte.

Verpatztes Dinner

Wieder in der Bahn Komma musterte ...
Nicht seine Anweisung an Monika am Abend ...
... ihn wurmte Komma war die Frage ...
... ihn nichts anginge.
Einen jener Säcke Komma in dem Monika ...
... nahm ihn mit ins Haus?
Denn zwischenzeitlichen hatte der Gruber ...
... mit etwas Anderem beschäftigt war ...

Lyrical kisses on french

Ihr Französisch trieb die Wollust ...
... seiner Bürotür kein Komma gegen seinen Aktenschrank.
... ihre Handtasche für ihn demonstrative auf seinem Schreibtisch abstellte.
... als einer Handtasche, welche eine Dame ...
... faltente diesen zusammen ...
... ihre zarten Komma in Nylon gehüllten Knie Komma betrachtete.
... Rocksaum hervorschien, erblicketend, erahnte er ...
... seidiger Glanz ihn anzog ...
... roboterhafte Stimmlage kein Komma riss ihn aus ...
Erneut verkrampften sich sein Magen.
... der erste Gedanke kein Komma der richtige?
Mit wem er es treibt Komma seine Sache.
Die gleiche Frau Komma von der du ...

Puhh! Das war jetzt ein Marathon. Gut, jetzt kann die Geschichte weitergehen. :)

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

ich danke dir - und der Fee ;) - für dein Korrektorat und hoffe, dass du nach dem Marathon, nicht ausgebrannt in der Ecke liegst.


Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

zwei Fehler habe ich im letzten Kapitel doch tatsächlich beim erneuten Lesen entdeckt.

Chef, Sie sind obszön und haben keinen Blassen. Okay, 'Blassen' ist in diesem Fall umgangssprachlich, aber wird es dann wirklich groß geschrieben? Sonst schreib vielleicht doch besser 'blassen Schimmer'.
Meine Worte, meine Gefühle für Florence zu fassen Komma, denn ein Semikolon passt da nicht wirklich, das arme Ding ;) auf Papier zu bringen.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

Okay, 'Blassen' ist in diesem Fall umgangssprachlich, aber wird es dann wirklich groß geschrieben?
Da habe ich keinen B(b)lassen (Schimmer)? Da aber Malkus diese Sprachweise, obgleich er Lyriker zu sein scheint, bevorzugt, lasse ich es erst einmal dabei. Vielleicht können uns die Lyriker helfen? :rolleyes:

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

mmmhh, lecker. Marzipan!

War sie bei ihm, füllte fühlte er sich Komma wie ein Pennäler ... Das einzige, was sich da füllt, ist ein ganz bestimmtes Körperteil ...o_O
... zwischen seine Schenkel griff und schmachtete.
Jürgen Mattmann Komma eine weitere ...
... bei Weitem höher Komma als der von Malkus.
... welche prächtiger waren Komma als jene von Prinz ...
Mattmanns Grinsen zeigte ...
... wie war Ihr Erholungsurlaub. Mit Carlo war es Ihnen ...
... erneut an der Reihe Komma seine Schuld einzulösen.
Sind Sie jetzt komplett übergeschnappt Fragezeichen
Wieso Komma er ist ...
... war ihr Mann des Messers Trager. Uuaaahhhh! Gruselich ...o_O
... in seine Theorie einflechtete.
... zukünftig mehr Komma als nur die Sportnachrichten.

In Gedenken an Loriot

... obwohl Komma es war eher ein Umtrunk.
Schau Komma wie sie ihr Bein ...
Weil du der Ansicht bist Komma der Dünnbier steht auf ...
Dass sie schwebt?
... den richtigen Punkt getroffen hatte ...

Wieso dieses Kapitel in Gedenken an unseren hochgeschätzten Humoristen? Wegen der Nummer mit dem Opernglas? Wo laufen sie denn?

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

danke. ;)

Uuaaahhhh! Gruselich ...
Finde ich auch. Der Dichter müsste ...

Wegen der Nummer mit dem Opernglas?
Nö. Der Rennbahnsketsch stammt nicht aus des Meisters Feder. Der Trickfilm allerdings. Die Szene als solche erinnerte mich - obwohl ich mich nie mit dem Großmeister des alltäglichen Wahnsinns vergleichen würde - an mir lieb gewordenen Szenen von Loriot und was liegt somit näher, als an diesen Mann des spitzen Bleistifts sowie Verstandes zu erinnern.

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

sein Gesamtwerk der bewegten Bilder, ob real oder gezeichnet, steht bei uns im Regal. Wir besuchen Familie Hoppenstedt jedes Jahr zu Weihnachten ... ;)

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

Die Vorstellung für ihn Komma Monika als bessere Tippse ...
... als ihn locker über ihr Becken zu schieben ...
... als die absoluten Maßen?
... eher dem Rotlichtmilieu (ein Wort) angehörte.
Ein Unterfangen, welches ihm zwar glückte ...
Er hasste zu warten.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

ein langes Kapitel mit einem erstaunlichen Ende.o_O

Den Rock hatte er bereits kein Komma an dem Tag Komma als er diese Wolff traf, an ihr bewundert.
... die Jacke, die sie sich am Vormittag sich übergezogen hatte.
Was ihn am meisten belustigte Komma waren ihre Schuhe.
... steckten ihre Füße in Springerstiefeln, ...
... Handtasche, die auf ihrer Ellenbeuge hing Komma und holte ...
Mit wem Komma konnte Herbert nur ...
Er versucht dich kein Komma seit Langem zu erreichen ... Also, wenn da ein Komma reinmuss, dann zwischen 'versucht' und 'dich'. Aus dem Bauch raus würde ich es ganz weglassen (das Komma) ...
Er holte gerade Luft, da hörte er seine Stimme. Nun, 'seine' Stimme hörte er gewiss nicht, sondern die am anderen Ende der Leitung, oder?
Professor Vöhringer berichtete ihm von ...
Seine weiteren, ihn selbst huldigenden Ausführungen ...
... worauf der Vöhringer ihn in seiner unverblümten ...
... klapperte mit den/ihren Zähnen und murmelte:
... gab im Herbert ihm knapp zur Antwort ...
... fletschte ihre Zähne ...
Hatte ihn Kommissar Zufall hierhergeführt? Ich weiß von nichts ...;)
Von seinem Glück noch ergriffen Komma sagte er:
Was habt ihr ansonsten zu bieten?
... Pegging, Was ist das denn? Bondage ...
... sondern von Salvator Dali Komma dem Maler.
Wenn du nichts dagegen hast.
Während er verkrampft kein Komma nach einer Lösung suchte, kam Alexander wieder auf ihn zu.
Kaum an ihn herangetreten Komma legte dieser ...
... als ihn irgendetwas pickte ... ein Huhn pickt (aktiv), hier würde ich eher 'piekste' sagen.
Hatte er irgendetwas an sich. würde ich eher als Frage verstehen, daher kein Punkt, sondern Fragezeichen.
Warum sollten Homosexuelle keinen eigenen Swingerclub aufzusuchen. auch hier wäre eher ein Fragezeichen angebracht.
Sicherlich kämme es in einem normalen ... es bezieht sich auf den Swingerclub, also klein ...
Wieder ein Klischee, dass in seinem Geiste waberte.
Wie leicht Vielleicht braucht er eine Brille, ...
Er hat uns heute kein Komma zu einer Weihnachtsfeier eingeladen.
Mehrere Männer wichsen eine Frau voll. Das nennt sich eher Bukkake (es gab mal einen Tatort zu diesem speziellen Thema). Gang Bang ist eher Rudelbumsen mit vielen Männern und ein oder zwei Frauen. Zum Finale gibt es dann vielleicht aber auch noch das andere ...:eek:

Monika ist ein wildes Früchtchen, was?

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

ich danke dir, für die beschaulichen Worten, für die Sterne.

Nun, 'seine' Stimme hörte er gewiss nicht, sondern die am anderen Ende der Leitung, oder?
Ja, seiner ist aus dem Kontext er, jedoch hört sie Herbert. Er denkt.
Er holte gerade Luft, da hörte er seine Stimme. Er kennt den Anrufer.
Wie wäre es mit:
Er holte gerade Luft, da hörte er - seine - Stimme. :cool:

Das nennt sich eher Bukkake (es gab mal einen Tatort zu diesem speziellen Thema). Gang Bang ist eher Rudelbumsen mit vielen Männern und ein oder zwei Frauen. Zum Finale gibt es dann vielleicht aber auch noch das andere ...
Ja, Ja.
Was sagte Monika zu Herbert?
„Herbert, du bist ein Guter, du willst es nicht wissen.“
Ich gehe mal davon aus, dass dieser Satz in dem Zusammenhang irgendwann später eine Bedeutung hat und vielleicht nicht, weil sie ein
wildes Früchtchen
ist.
Der Krimi / Thriller hat eben seine eigenen Gesetze.
Irgendwie kommt es mir vor, als hätte ich bei diesem Satz ein Déjà-vu. :oops:

Liebe Grüße und einen friedvoll brennenden Docht der dritten Kerze
Ahorn
 
Hallo @ahorn

ein paar Anmerkungen:

Sie warf ihm sein Fehlverhalten vor, fragte ihn, was ihn dazu getrieben hätte, eine Kollegin zu zwingen, sich an einem Tatort auszuziehen.
—> Hier könnte man es ein wenig lebhafter mit wörtlicher Rede machen, denke ich.
Obwohl … später kommt schon jede Menhe wörtl. Rede …

Dieses hatte sie ihm, nachdem sie nach einer Geburtsfeier nebeneinander in einem Bett gelegen hatten, zwar mit einem Lächeln, in sein Gedächtnis geschrieben.
—> Hier eine Stelle, wofür die Gedankenstriche erfunden wurden; wo sie stolperne Kommata ersetzen können :)
Dieses hatte sie ihm, nachdem sie nach einer Geburtsfeier nebeneinander in einem Bett gelegen hatten – zwar mit einem Lächeln – in sein Gedächtnis geschrieben.

Seit Jahren, und da spielte es keine Rolle, in welch Stadt Herbert seinen Dienst schob, trafen sie sich mit ein paar Kumpel und kickten den Ball.
—> dto
Seit Jahren, – und da spielte es keine Rolle, in welch Stadt Herbert seinen Dienst schob, – trafen sie sich mit ein paar Kumpel und kickten den Ball.

Er schaute ihr nach, nachdem sie an ihm vorbeigegangen war, und zu einem Aktenschrank schritt.
—> nach, nach
Evtl. so: ihr hinterher, nachdem

„Also nach Monikas Aussage musst du hinreisend ausgesehen haben.“
—> hinreißend

Jedoch Alltags?
—> ich denke: Jedoch alltags?

Seinen Gedanken, Maxima über Florence Doppelleben aufzuklären, verwarf er.
—> über Florence’ Doppelleben

sich einen Joint hinein pfiff
—> hinenpfiff

Die Kleine war derart von ihrer Eroberung begeistert, dass sie ihm brühwarm verklickerte wie sie Malkus bezirzt hatte.
—> Ich denke, Komma vor „wie“, da kein Vergleich.

Ihre Anmut, ihr Akzent betört ihn.
—> betörte

Malkus Anmaßung
—> Malkus’ Anmaßung

So weit erst mal, bis zum „Verpatzten Dinner“, sonst verpass ich mein Frühstück. :cool:

Liebe Grüße, Franklyn
 



 
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