Den Hinweis auf die Nadelbäume glaube ich Dir nicht, lieber Bernd!

Es kann sich hier aus nachvollziehbaren Gründen nur um den Seufzer eines geplagten LL-Redakteurs handeln, dem auch der Herbst hier nur grüne Blätter beschert. Da wäre ihm ein kleiner Tapetenwechsel sicher willkommen.
Das Rondelet hat eine interessante Form, mit der sich sicher einiges gestalten ließe.
Hier erzwingt der Reim
"Herbst - färbst" die Anrede an ein Du, obwohl das LyrIch eigentlich nur von sich berichtet und auch der Herbst nur im mittleren Vers direkt angesprochen wird. Auch passt die wiederholte Feststellung
"schon wieder Herbst" eigentlich nicht zum Gejammer eines LyrIchs, das sich offensichtlich etwas Herbsttypisches wünscht.
Der Ausdruck
"in bunt gefärbt" ließ mich zwar schmunzeln, für besonders gelungen halte ich ihn jedoch nicht, eher schon als Zugeständnis an das Metrum.
Dass ein Dauerfarbton einem gehörig auf den Keks gehen kann, lässt sich nachvollziehen, allerdings deutet Grün stets auf Lebensfülle und Vitalität hin, während das herbstliche Bunt für das letzte Aufbäumen vor der Zersetzung und Auflösung steht. Daher bleibt mir der leere, matte Zustand des grünen LyrIchs auch nach dem Hinweis auf Immergrünes rätselhaft.
Bei mir hinterlässt Dein Rondelet noch immer den Eindruck ungeklärter Rätselhaftigkeit: Futter für meine Kryptophilie.
Grüße
JB