Herr Gerner will in die Leselupe
Herr Gerner hatte beschlossen, schriftstellerisch tätig zu werden. [strike]Von Bekannten hatte er den Link auf die Leselupe, einem großen Online-Literaturforum, bekommen.[/strike] Von Bekannten hatte er den Link auf ein großes Online-Literaturforum namens Leselupe bekommen. Das kann ich auch, dachte er bei sich, und dann veröffentliche ich es in der Lupe und werde berühmt. Aber was soll ich schreiben? Für den Anfang nehme ich am besten eine Kurzgeschichte, überlegte Herr Gerner, die ist schön kurz, und Geschichten erzählen konnte ich schon immer gut.
Er kramte Papier und Bleistift hervor und nahm sich vor, alles aufzuschreiben, was er den Tag über erzählen würde.
Nur leider war im Moment niemand da, der ihm zugehört hätte. Höchstens Schnappi, sein Hund, aber der hörte ja nie zu. Doch, eine Möglichkeit gab es, Schnappis Aufmerksamkeit zu erregen: „Schnappi, wie wäre es mit Mittagessen?“, fragte Herr Gerner und kritzelte die Frage gleichzeitig auf seinen Zettel. „Wuff“, sagte Schnappi, das sollte heißen: Immer für ein Fresschen zu haben. Auch das wurde von Herrn Gerner gewissenhaft notiert. „Also dann, auf geht’s“. Schnappi lief ihm voraus in die Küche und öffnete ihm die Türen. Er war ein sehr kluger Hund, der prima Türen öffnen konnte. Am liebsten öffnete er die Küchentür, nur am Kühlschrank war er bisher immer gescheitert. „Was haben wir denn hier drin? Kalbsschnitzel. Schnappi, wollen wir Kalbsschnitzel essen?“ „Jaaauu!“, winselte Schnappi während er versuchte, seinen dicken Kopf in Herrn Gerners Hosenbein zu stecken. Damit war dieser nun gar nicht einverstanden: „Jetzt benimm dich mal, sei nicht so gierig! Und hör auf, meine Hose vollzusabbern!“, schimpfte er. „ ... und hör auf meine Hose vollzusabbern“, notierte er sorgfältig. Da habe ich schon eine Menge mitgeschrieben, dachte Herr Gerner während er zufrieden auf seinen Zettel sah.
Schnappi war, trotz seiner adliger Herkunft, an Literatur nicht interessiert. „Gero vom und zum Stiftswingert“ war sein eigentlicher Name. Als reinrassiger Rauhaardackel konnte er auf eine lange Reihe reinrassiger Rauhaardackel-Vorfahren zurückblicken . Aber hören tat er nur auf seinen Spitznamen „Schnappi“, nach seinem Lieblings-Hundefutter. Falls er überhaupt auf irgendetwas hörte, versteht sich. „Reffreff", bellte er ungeduldig. Das sollte heißen: Bleib bei der Sache. Hör auf zu schreiben und gib mir lieber das Schnitzel!
In diesem Moment klingelte es an der Haustür. „Es klingelt, hörst du? Wer mag das sein? Hoffentlich ist es nicht wieder die olle Frau Riechkölbchen, hach, immer diese Nachbarn!“ Auch das schrieb Herr Gerner eilig auf, bevor er mit Schnappi um die Wette zur Tür rannte. Frau Riechkölbchen hieß natürlich nicht Frau Riechkölbchen, er nannte sie nur so, denn sie trug, zur Erheiterung ihrer Mitmenschen, einen überdimensionalen Riechkolben spazieren. „Guten Tag Frau Riech..., äh Frau Hansen, schön dass Sie mal reinschauen“, heuchelte Herr Gerner, die Tür öffnend und eifrig mitschreibend. „Guten Tag Herr Gerner. Was schreiben Sie denn da? Darf ich mal sehen?“ Neugierig ist die wohl gar nicht, dachte Herr Gerner. Aber es war ihm nicht unangenehm, dass sie nach seiner Geschichte fragte. „Meine erste Kurzgeschichte, ich werde sie in der Leselupe veröffentlichen. Hier, bitte sehr.“ Frau Riechkölbchen war skeptisch. „Was Sie wieder für fixe Ideen haben. Na dann lassen Sie mal sehen.“ Sie nahm den Zettel und las:
- Schnappi, wie wäre es mit Mittagessen?
- Wuff (immer für ein Fresschen zu haben)
- Also dann, auf geht’s
- Was haben wir denn hier drin? Kalbsschnitzel. Schnappi, wollen wir Kalbsschnitzel essen?
- Jaaauu!
- Jetzt benimm dich mal, sei nicht so gierig! Und hör auf, meine Hose vollzusabbern!
- Reffreff (Bleib bei der Sache. Hör auf zu schreiben und gib mir lieber das Schnitzel!)
- Es klingelt, hörst du? Wer mag das sein? Hoffentlich ist es nicht wieder die olle Frau Riechkölbchen, hach, immer diese Nachbarn!
- Guten Tag Frau Riech..., äh Frau Hansen, schön dass Sie mal reinschauen.
„Unverschämtheit!“, schrie Frau Riechkölbchen. „Jetzt sehe ich mal, was Sie von mir halten. Das muss ich mir wirklich nicht bieten lassen!“
„Aber so lesen Sie doch weiter, es ist ja noch gar nicht zu Ende. Nein! Bitte nicht zerreißen, meine schöne Geschichte!“
Ratlos schaute Herr Gerner seiner Nachbarin hinterher, wie sie empört davonrauschte, das Gartentor laut hinter sich zuschmetternd. Meine Kurzgeschichte ist bei der Leserschaft wohl nicht so gut angekommen, dachte er bei sich. Vielleicht versuche ich es mal mit einem Gedicht.
Herr Gerner hatte beschlossen, schriftstellerisch tätig zu werden. [strike]Von Bekannten hatte er den Link auf die Leselupe, einem großen Online-Literaturforum, bekommen.[/strike] Von Bekannten hatte er den Link auf ein großes Online-Literaturforum namens Leselupe bekommen. Das kann ich auch, dachte er bei sich, und dann veröffentliche ich es in der Lupe und werde berühmt. Aber was soll ich schreiben? Für den Anfang nehme ich am besten eine Kurzgeschichte, überlegte Herr Gerner, die ist schön kurz, und Geschichten erzählen konnte ich schon immer gut.
Er kramte Papier und Bleistift hervor und nahm sich vor, alles aufzuschreiben, was er den Tag über erzählen würde.
Nur leider war im Moment niemand da, der ihm zugehört hätte. Höchstens Schnappi, sein Hund, aber der hörte ja nie zu. Doch, eine Möglichkeit gab es, Schnappis Aufmerksamkeit zu erregen: „Schnappi, wie wäre es mit Mittagessen?“, fragte Herr Gerner und kritzelte die Frage gleichzeitig auf seinen Zettel. „Wuff“, sagte Schnappi, das sollte heißen: Immer für ein Fresschen zu haben. Auch das wurde von Herrn Gerner gewissenhaft notiert. „Also dann, auf geht’s“. Schnappi lief ihm voraus in die Küche und öffnete ihm die Türen. Er war ein sehr kluger Hund, der prima Türen öffnen konnte. Am liebsten öffnete er die Küchentür, nur am Kühlschrank war er bisher immer gescheitert. „Was haben wir denn hier drin? Kalbsschnitzel. Schnappi, wollen wir Kalbsschnitzel essen?“ „Jaaauu!“, winselte Schnappi während er versuchte, seinen dicken Kopf in Herrn Gerners Hosenbein zu stecken. Damit war dieser nun gar nicht einverstanden: „Jetzt benimm dich mal, sei nicht so gierig! Und hör auf, meine Hose vollzusabbern!“, schimpfte er. „ ... und hör auf meine Hose vollzusabbern“, notierte er sorgfältig. Da habe ich schon eine Menge mitgeschrieben, dachte Herr Gerner während er zufrieden auf seinen Zettel sah.
Schnappi war, trotz seiner adliger Herkunft, an Literatur nicht interessiert. „Gero vom und zum Stiftswingert“ war sein eigentlicher Name. Als reinrassiger Rauhaardackel konnte er auf eine lange Reihe reinrassiger Rauhaardackel-Vorfahren zurückblicken . Aber hören tat er nur auf seinen Spitznamen „Schnappi“, nach seinem Lieblings-Hundefutter. Falls er überhaupt auf irgendetwas hörte, versteht sich. „Reffreff", bellte er ungeduldig. Das sollte heißen: Bleib bei der Sache. Hör auf zu schreiben und gib mir lieber das Schnitzel!
In diesem Moment klingelte es an der Haustür. „Es klingelt, hörst du? Wer mag das sein? Hoffentlich ist es nicht wieder die olle Frau Riechkölbchen, hach, immer diese Nachbarn!“ Auch das schrieb Herr Gerner eilig auf, bevor er mit Schnappi um die Wette zur Tür rannte. Frau Riechkölbchen hieß natürlich nicht Frau Riechkölbchen, er nannte sie nur so, denn sie trug, zur Erheiterung ihrer Mitmenschen, einen überdimensionalen Riechkolben spazieren. „Guten Tag Frau Riech..., äh Frau Hansen, schön dass Sie mal reinschauen“, heuchelte Herr Gerner, die Tür öffnend und eifrig mitschreibend. „Guten Tag Herr Gerner. Was schreiben Sie denn da? Darf ich mal sehen?“ Neugierig ist die wohl gar nicht, dachte Herr Gerner. Aber es war ihm nicht unangenehm, dass sie nach seiner Geschichte fragte. „Meine erste Kurzgeschichte, ich werde sie in der Leselupe veröffentlichen. Hier, bitte sehr.“ Frau Riechkölbchen war skeptisch. „Was Sie wieder für fixe Ideen haben. Na dann lassen Sie mal sehen.“ Sie nahm den Zettel und las:
- Schnappi, wie wäre es mit Mittagessen?
- Wuff (immer für ein Fresschen zu haben)
- Also dann, auf geht’s
- Was haben wir denn hier drin? Kalbsschnitzel. Schnappi, wollen wir Kalbsschnitzel essen?
- Jaaauu!
- Jetzt benimm dich mal, sei nicht so gierig! Und hör auf, meine Hose vollzusabbern!
- Reffreff (Bleib bei der Sache. Hör auf zu schreiben und gib mir lieber das Schnitzel!)
- Es klingelt, hörst du? Wer mag das sein? Hoffentlich ist es nicht wieder die olle Frau Riechkölbchen, hach, immer diese Nachbarn!
- Guten Tag Frau Riech..., äh Frau Hansen, schön dass Sie mal reinschauen.
„Unverschämtheit!“, schrie Frau Riechkölbchen. „Jetzt sehe ich mal, was Sie von mir halten. Das muss ich mir wirklich nicht bieten lassen!“
„Aber so lesen Sie doch weiter, es ist ja noch gar nicht zu Ende. Nein! Bitte nicht zerreißen, meine schöne Geschichte!“
Ratlos schaute Herr Gerner seiner Nachbarin hinterher, wie sie empört davonrauschte, das Gartentor laut hinter sich zuschmetternd. Meine Kurzgeschichte ist bei der Leserschaft wohl nicht so gut angekommen, dachte er bei sich. Vielleicht versuche ich es mal mit einem Gedicht.