Herr Schmidt
Vollidioten, Geisteskranke, Bescheuerte, Halbseidene, Halsabschneider, Ahnungslose und Abgedrehte. Ich bin von diesen Leuten umzingelt.
Ich bin mittendrin unter ihnen. Dummes Gelaber, Frechheiten morgens bis abends. Diese Parasiten wollen mich aber bekehren, Geld schinden, mir helfen. Helfen? Wobei? Mein Leben zu meistern und dann auch noch begeistert in die Jubelarien zu ihren Ehren einzustimmen?
Den Fernseher an, die hochgelobten Nachrichten. Klar, wahr, vollständig - dreimal laut lachen, dreimal einen Cognac zur Beruhigung ob des angeblich selbstauferlegten Anspruchs. Und der Knilch, der das verkündet, bedankt sich hinterher auch noch ganz artig jedesmal für das entgegengebrachte Interesse. Es klingt immer irgendwie nach einer Dauer-Rechtfertigung für die letzte Gebührenerhöhung. Par ordre du mufti, und nicht, wie es sich für eine Demokratie gehören würde, per Volkes Stimme.
Da würde es das nicht geben. Wir sind sowieso mal wieder in der Spitzengruppe der Zwangsgebührenzahler. Das geht dann mit der Kirchensteuer weiter, nur kann man da wenigstens austreten.
Wie war das gerade? Klar, wahr, vollständig? Jedesmal kommen Fragen auf, inhaltliche Fragen, dazugehörige Fragen. Die werden ausgeblendet, stattdessen Interviews mit "Statements". Platitüden gefällig? Wieviel Gramm dürfen es denn heute sein? Darf es vielleicht ein bißchen mehr sein?
Journalismus heißt doch die Fragen, die Zuschauer oder Zuhörer oder Leser haben könnten, im Vorfeld zu antizipieren. Sie also anzusprechen, sie zu beantworten.
Da man sie aber nicht stellt, weil man sie nicht beantworten kann oder weil man nicht daran gedacht und entsprechend nicht recherchiert hat, verbleibt ein einseitiger fataler Eindruck. Ein Beispiel möge hier genügen: "Deutschland wird aufgefordert xyz zu liefern" Kein Wort also jemals von "Die EU wird aufgefordert".- Was "liefern" denn Portugal, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Dänemark usw.usw.? - Nichts davon hat man gehört. Auch keine Aufforderung. Aber bei uns "Sofort liefern" als Dauer-Forderung.
Kein Kommentar, man muß das nicht weiter beschreiben. Die Inkompetenz medialer Berichterstattung wird hier besonders deutlich. Die halbe Wahrheit soll erst einmal genügen, dann wird nach Tagen eventuell marginal nachgelegt. Qualitäts-Journalismus.
Und hier beginnt das Dilemma eines offensichtlich intellektuell nicht sonderlich herausfordernden Dauer-Dramas. Was gehört dazu? Was würde der Empfänger der Botschaft wissen wollen? Wenn man sich diese Frage stellt, dann ist meistens profunde Recherche angesagt. Momentane Eindrücke sind keine Recherche. Eine Meinung zur Sache auch nicht. Fakten schon. Verifizierte Fakten. Vor allem: Vollständige Fakten.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch negative Ausnahmen, haarsträubende Ausnahmen. Da gab es mal den fürchterlichen Zugunfall in Frankreich. Direkt ganz nahe bei der Stadt Troyes, wahrlich nicht nur ein Stecknadelpunkt auf der Landkarte. Letztere wurde sogar extra eingeblendet. Der Nachrichten-Vorleser mühte sich ab. Mehrfach stammelte er diesen Stadtnamen in allen möglichen Varianten, es war ein Trauerspiel. Die korrekte Aussprache blieb unangetastet. In der gesamten Redaktion gab es also niemand, der im Vorfeld gewußt hätte, wie es korrekt auszusprechen war. Niemand, denn sonst wäre es nicht passiert. Recherche? Nö, außerdem ist das Wort ja auch französisch.
Und hätte man den Text der Nachricht wenigstens mal vorher durchgelesen, dann wäre das nicht passiert. Und die Nachricht selbst war bereits einen Tag alt, es war also nichts, was gerade im Moment erst hereingekommen war. Aber es war ja nur in Frankreich, ach so. Kleinigkeiten? Haarspalterei?
Nein, wenn schon, dann bitte richtig. Man will ja nicht auch noch verblöden.
Noch ein sprachliches Schmankerl, denn die inhaltlichen Versäumnisse liegen ja auch eher im Auge des Empfängers und dessen Beschäftigungsbereitschaft mit der eigentlichen Tiefe der Nachrichtenmeldung.
"Der Schaden ist größer wie vom letzten Jahr", dazu klingen dann die Worte vom "Bildungsauftrag" unserer Medien im Ohr.
"Mit dem Komparativ auf Du und Du, aber was kommt danach?", dieses Standardwerk verstaubt in allen Redaktionsschreibtischen. Es ist einfach unglaublich, und sie merken es nicht. Der genannte Bildungsauftrag müßte erst einmal für alle Mitarbeiter gelten und dann diese aussiebend umgesetzt werden.
"Herr Schmidt - is Ihne Ihre Frau da?"
Die Nachbarin am Gartenzaun.
"Nein, es tut mir leid, aber sie ist noch beim Einkaufen!"
"Sage Se ihr halt nur, daß des Rezept supper war! Ganz annerster als wie des aus dem Katalog wo ich ihr gezeigt hab!"
"Alles klar, das mache ich doch gerne!"
Puh, das war zwar Dialekt. Aber dazu bei ihr ein Studium der Sozialwissenschaften. Die Zeiten ändern sich. Aber sie und ich, wir beide sind Bestandteile der oben eingangs erwähnten Zielgruppen, ja, ich gehöre dazu. Man möge mich also einordnen.
Vollidioten, Geisteskranke, Bescheuerte, Halbseidene, Halsabschneider, Ahnungslose und Abgedrehte. Ich bin von diesen Leuten umzingelt.
Ich bin mittendrin unter ihnen. Dummes Gelaber, Frechheiten morgens bis abends. Diese Parasiten wollen mich aber bekehren, Geld schinden, mir helfen. Helfen? Wobei? Mein Leben zu meistern und dann auch noch begeistert in die Jubelarien zu ihren Ehren einzustimmen?
Den Fernseher an, die hochgelobten Nachrichten. Klar, wahr, vollständig - dreimal laut lachen, dreimal einen Cognac zur Beruhigung ob des angeblich selbstauferlegten Anspruchs. Und der Knilch, der das verkündet, bedankt sich hinterher auch noch ganz artig jedesmal für das entgegengebrachte Interesse. Es klingt immer irgendwie nach einer Dauer-Rechtfertigung für die letzte Gebührenerhöhung. Par ordre du mufti, und nicht, wie es sich für eine Demokratie gehören würde, per Volkes Stimme.
Da würde es das nicht geben. Wir sind sowieso mal wieder in der Spitzengruppe der Zwangsgebührenzahler. Das geht dann mit der Kirchensteuer weiter, nur kann man da wenigstens austreten.
Wie war das gerade? Klar, wahr, vollständig? Jedesmal kommen Fragen auf, inhaltliche Fragen, dazugehörige Fragen. Die werden ausgeblendet, stattdessen Interviews mit "Statements". Platitüden gefällig? Wieviel Gramm dürfen es denn heute sein? Darf es vielleicht ein bißchen mehr sein?
Journalismus heißt doch die Fragen, die Zuschauer oder Zuhörer oder Leser haben könnten, im Vorfeld zu antizipieren. Sie also anzusprechen, sie zu beantworten.
Da man sie aber nicht stellt, weil man sie nicht beantworten kann oder weil man nicht daran gedacht und entsprechend nicht recherchiert hat, verbleibt ein einseitiger fataler Eindruck. Ein Beispiel möge hier genügen: "Deutschland wird aufgefordert xyz zu liefern" Kein Wort also jemals von "Die EU wird aufgefordert".- Was "liefern" denn Portugal, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Dänemark usw.usw.? - Nichts davon hat man gehört. Auch keine Aufforderung. Aber bei uns "Sofort liefern" als Dauer-Forderung.
Kein Kommentar, man muß das nicht weiter beschreiben. Die Inkompetenz medialer Berichterstattung wird hier besonders deutlich. Die halbe Wahrheit soll erst einmal genügen, dann wird nach Tagen eventuell marginal nachgelegt. Qualitäts-Journalismus.
Und hier beginnt das Dilemma eines offensichtlich intellektuell nicht sonderlich herausfordernden Dauer-Dramas. Was gehört dazu? Was würde der Empfänger der Botschaft wissen wollen? Wenn man sich diese Frage stellt, dann ist meistens profunde Recherche angesagt. Momentane Eindrücke sind keine Recherche. Eine Meinung zur Sache auch nicht. Fakten schon. Verifizierte Fakten. Vor allem: Vollständige Fakten.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch negative Ausnahmen, haarsträubende Ausnahmen. Da gab es mal den fürchterlichen Zugunfall in Frankreich. Direkt ganz nahe bei der Stadt Troyes, wahrlich nicht nur ein Stecknadelpunkt auf der Landkarte. Letztere wurde sogar extra eingeblendet. Der Nachrichten-Vorleser mühte sich ab. Mehrfach stammelte er diesen Stadtnamen in allen möglichen Varianten, es war ein Trauerspiel. Die korrekte Aussprache blieb unangetastet. In der gesamten Redaktion gab es also niemand, der im Vorfeld gewußt hätte, wie es korrekt auszusprechen war. Niemand, denn sonst wäre es nicht passiert. Recherche? Nö, außerdem ist das Wort ja auch französisch.
Und hätte man den Text der Nachricht wenigstens mal vorher durchgelesen, dann wäre das nicht passiert. Und die Nachricht selbst war bereits einen Tag alt, es war also nichts, was gerade im Moment erst hereingekommen war. Aber es war ja nur in Frankreich, ach so. Kleinigkeiten? Haarspalterei?
Nein, wenn schon, dann bitte richtig. Man will ja nicht auch noch verblöden.
Noch ein sprachliches Schmankerl, denn die inhaltlichen Versäumnisse liegen ja auch eher im Auge des Empfängers und dessen Beschäftigungsbereitschaft mit der eigentlichen Tiefe der Nachrichtenmeldung.
"Der Schaden ist größer wie vom letzten Jahr", dazu klingen dann die Worte vom "Bildungsauftrag" unserer Medien im Ohr.
"Mit dem Komparativ auf Du und Du, aber was kommt danach?", dieses Standardwerk verstaubt in allen Redaktionsschreibtischen. Es ist einfach unglaublich, und sie merken es nicht. Der genannte Bildungsauftrag müßte erst einmal für alle Mitarbeiter gelten und dann diese aussiebend umgesetzt werden.
"Herr Schmidt - is Ihne Ihre Frau da?"
Die Nachbarin am Gartenzaun.
"Nein, es tut mir leid, aber sie ist noch beim Einkaufen!"
"Sage Se ihr halt nur, daß des Rezept supper war! Ganz annerster als wie des aus dem Katalog wo ich ihr gezeigt hab!"
"Alles klar, das mache ich doch gerne!"
Puh, das war zwar Dialekt. Aber dazu bei ihr ein Studium der Sozialwissenschaften. Die Zeiten ändern sich. Aber sie und ich, wir beide sind Bestandteile der oben eingangs erwähnten Zielgruppen, ja, ich gehöre dazu. Man möge mich also einordnen.
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