Aufschreiber
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In wilden Glissandi pfeift der Wind den Abgesang auf Wärme und Sonnenschein. Vom Rumoren der Fensterflügel geweckt wuchte ich die Lider in Alltagsstellung.
Fokus.
Der kahle Ahorn vor dem Haus rückt ins Bild, tastet mit seinen Astklauen unsicher nach meinem Hirn. Im Hintergrund tobt der Tanz grauer Wolkenderwische, zu den Tala des Regens.
„Dha ghe na tun na dha ti dha …“ – Improvisation auf Dach und Fensterstock.
Mein Blick schweift, trifft das leere Bett nebenan. Für einen Moment scheint sich die Decke zu wölben, zeichnen sich darunter ihre vertrauten Konturen ab.
Freudiger Schreck.
Doch schon das nächste Blinzeln nimmt den Spuk mit. Wischt siebenundzwanzig Jahre einfach weg und hinterlässt – faltenfrei – dämonisch grinsende Leere.
Susan Vega summt zwischen meinen Ohren:
„Solitude stands by the window...“
Schon will ich in Morpheus’ Arme zurücksinken, als das Telefon läutet. Widerwillig strampele ich einen Ausstieg in meinen Kokon, beschuhe mich und wanke hinaus.
„Das muss ja dringend sein.“, murmelt eine raue Stimme aus meiner Kehle.
Noch immer bettelt das Piepsen – viel widerlicher, als die gute alte Klingel – um Beachtung.
Mein Fuß stößt gegen eine leere Flasche – des gestrigen Abends Schlaftrunk.
Sie rollt beiseite, wird in der Ecke klirrend von der vorgestrigen gestoppt.
Ich bekomme den Hörer zu fassen.
„Hallo?“
Aus dem Mobilteil tönt mir das Freizeichen entgegen. So dringend war es wohl den Anrufern dann doch nicht.
Ich schlurfe in die Küche, schalte den Wasserkocher ein, werfe die Schmutzwäsche vom Stuhl in die Plastikwanne. Dann lasse ich mich auf dem freigewordenen Sitz nieder und beginne mein morgendliches Ringen. Das Pflichtgefühl gewinnt. - Wieder einmal.
Bis das Instantkaffee-Wasser kocht, ist Zeit, den anderen Dressurleistungen der Zivilisation Genüge zu tun. Ich wasche mich, putze die Zähne und versuche, mein strubbeliges Stockhaar zu bändigen.
Als aus der Küche das Abschaltklicken des Kochers dringt, bleibt mir ... Kapitulation, allerdings nur mit einem linksseitigen Teilerfolg.
Die Kaffeesahne flockt in der Tasse aus. Ich entsorge die eklige Mixtur in den Ausguss und gieße mir ein neues Gebräu auf. Todesverachtend, die schwarze Bitterkeit mit vier Löffeln Zucker kaschiert, schlürfe ich den Sud. – Das Schütteln des Widerwillens, das sich mir aufzwingt, bringt die Tasse gefährlich ins Wanken. Jetzt! Schlucken!
Auf der Suche nach halbwegs tragbarer, weil knitterarmer, Bekleidung – man wahrt ja den Schein – kehre ich zurück, ins halbdunkle Schlafzimmer.
Ein dunkler Fleck zeichnet sich auf der glatten Decke ihres Bettes ab. Es zieht es mich näher, als gäbe es dort ein winziges Schwarzes Loch. Fast muss ich bei der Vorstellung nicken, denn das Loch gibt es ja, in meiner Realität. Ich schalte die Nachttischlampe ein und greife zu. Ein einzelnes Blatt hat mir der Sturm hingelegt, blutrot gefärbt, aber ansonsten makellos, wie sie, die hier nicht mehr ruht.
Kühl und weich liegt es auf meiner Hand, saugt unwiderstehlich alle Kraft hinweg. Wie in Zeitlupe sinke ich auf ihr Lager nieder. Mein Blick wird trüb und eine Träne brennt sich ein Bachbett durchs Gesicht. Am Kinn hält sie kurz inne, ehe sie, frei fallend, das Herzblut-Blatt trifft.
Genau in der Mitte.
Fokus.
Der kahle Ahorn vor dem Haus rückt ins Bild, tastet mit seinen Astklauen unsicher nach meinem Hirn. Im Hintergrund tobt der Tanz grauer Wolkenderwische, zu den Tala des Regens.
„Dha ghe na tun na dha ti dha …“ – Improvisation auf Dach und Fensterstock.
Mein Blick schweift, trifft das leere Bett nebenan. Für einen Moment scheint sich die Decke zu wölben, zeichnen sich darunter ihre vertrauten Konturen ab.
Freudiger Schreck.
Doch schon das nächste Blinzeln nimmt den Spuk mit. Wischt siebenundzwanzig Jahre einfach weg und hinterlässt – faltenfrei – dämonisch grinsende Leere.
Susan Vega summt zwischen meinen Ohren:
„Solitude stands by the window...“
Schon will ich in Morpheus’ Arme zurücksinken, als das Telefon läutet. Widerwillig strampele ich einen Ausstieg in meinen Kokon, beschuhe mich und wanke hinaus.
„Das muss ja dringend sein.“, murmelt eine raue Stimme aus meiner Kehle.
Noch immer bettelt das Piepsen – viel widerlicher, als die gute alte Klingel – um Beachtung.
Mein Fuß stößt gegen eine leere Flasche – des gestrigen Abends Schlaftrunk.
Sie rollt beiseite, wird in der Ecke klirrend von der vorgestrigen gestoppt.
Ich bekomme den Hörer zu fassen.
„Hallo?“
Aus dem Mobilteil tönt mir das Freizeichen entgegen. So dringend war es wohl den Anrufern dann doch nicht.
Ich schlurfe in die Küche, schalte den Wasserkocher ein, werfe die Schmutzwäsche vom Stuhl in die Plastikwanne. Dann lasse ich mich auf dem freigewordenen Sitz nieder und beginne mein morgendliches Ringen. Das Pflichtgefühl gewinnt. - Wieder einmal.
Bis das Instantkaffee-Wasser kocht, ist Zeit, den anderen Dressurleistungen der Zivilisation Genüge zu tun. Ich wasche mich, putze die Zähne und versuche, mein strubbeliges Stockhaar zu bändigen.
Als aus der Küche das Abschaltklicken des Kochers dringt, bleibt mir ... Kapitulation, allerdings nur mit einem linksseitigen Teilerfolg.
Die Kaffeesahne flockt in der Tasse aus. Ich entsorge die eklige Mixtur in den Ausguss und gieße mir ein neues Gebräu auf. Todesverachtend, die schwarze Bitterkeit mit vier Löffeln Zucker kaschiert, schlürfe ich den Sud. – Das Schütteln des Widerwillens, das sich mir aufzwingt, bringt die Tasse gefährlich ins Wanken. Jetzt! Schlucken!
Auf der Suche nach halbwegs tragbarer, weil knitterarmer, Bekleidung – man wahrt ja den Schein – kehre ich zurück, ins halbdunkle Schlafzimmer.
Ein dunkler Fleck zeichnet sich auf der glatten Decke ihres Bettes ab. Es zieht es mich näher, als gäbe es dort ein winziges Schwarzes Loch. Fast muss ich bei der Vorstellung nicken, denn das Loch gibt es ja, in meiner Realität. Ich schalte die Nachttischlampe ein und greife zu. Ein einzelnes Blatt hat mir der Sturm hingelegt, blutrot gefärbt, aber ansonsten makellos, wie sie, die hier nicht mehr ruht.
Kühl und weich liegt es auf meiner Hand, saugt unwiderstehlich alle Kraft hinweg. Wie in Zeitlupe sinke ich auf ihr Lager nieder. Mein Blick wird trüb und eine Träne brennt sich ein Bachbett durchs Gesicht. Am Kinn hält sie kurz inne, ehe sie, frei fallend, das Herzblut-Blatt trifft.
Genau in der Mitte.
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