Herz mit Ohren

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sufnus

Mitglied
Herz mit Ohren

War einmal ein Herzbetörer
suchte den Betör-Erhörer
suchte liebeswund und bang
und zwar wirklich stun-den-lang!

Ob er törte auch und sang:
Nicht ein Herz erlag dem Klang.

Unser Sänger ohne Glück
sang ein letztes Stück,
hat dann den Verstand verloren.
Tja. Das Herz hat keine Ohren.

Anmerkung:
Irrtum, lieber Kleinkunstdichter!
Der Pschyrembl sei Dein Richter:
Dass dem Herz die Ohren fehlen,
darf getrost als Irrtum zählen.

Und für mich weiß ich's genau,
namentlich dank meiner Frau,
denn sie schenkte einst - ich schwör! -
meinem tauben Herz Gehör.
 
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kakadu

Mitglied
Hi Sufnus,

das ist eine amüsante und kurzweilige Anatomiestunde, der ich gerne gelauscht habe! Die Idee und die Verarbeitung gefallen mir wirklich gut. Ich finde nur einen Vers, der mir metrisch ein bisschen verwackelt scheint:

und zwar wirklich Stun-den-lang!

Um "und zwar" hier trochäisch zu lesen, müsste ich mich gegen die natürliche Betonung stemmen. Das klingt nicht schön, und ich würde mir hier einen geschmeidigeren Versanfang wünschen (z.B. unbeirrbar, ohne Pause, allen Ernstes). Wenn du "stundenlang" mit Bindestrichen schreibst, was mir absolut gefällt, würde ich es allerdings auch als ein Wort behandeln und folglich kleinschreiben.

Sieht das jetzt so aus, als hätte ich mehr gemeckert als gelobt? Das soll es auf keinen Fall! Ich mag dein Herz mit Ohren!

LG Kakdu
 

sufnus

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Hey Kakadu! :)
Ein ganz liebes Dankeschön für Deine charmante, Textzugewandtheit! Hach... :)
Bei dem metrischen Wackelkontakt hast Du natürlich völlig recht. Ich hab die Melodie ein ganz kleines bisschen an den Ringelnatzschen Bumerang angelehnt.... warum auch immer.... und da kommt u. a. auch das stundenlang her, das selbstverfreilich kleingeschrieben gehört. Die Bindestriche hat der Ringel natürlich da nicht verwendet, die sind hier eher so ein bisschen ein Vortragshinweis. Naja und bei dem hier ein bisschen Pate gestanden habenden Vorbild ist das Metrum ja auch gerne mal ein bisschen wuschig. Auf diesem metrischen Pfühl hab ich mich hier (zumindest an der Stelle) ein bisschen häuslich eingerichtet. :) Aber die Stun-den-lang-Großschreibung wird sofortissime minuskülisiert.
Und zum Abschluss lass ich mirs nur noch erfreut angelegen sein, speziell Dein Gefallenfinden an der makroskopischen Anatomie des Pumporgans beglückt zu konstatieren. :)
Liebe Grüße!
S.
P.S.:
Und wiewohl ich ein etwas säumiger Erwähner der (mein olles Herz wirklich immer außerordentlich erfreuenden Sternespender*innen) bin, will ich hier Oliver mal besonders-gesondert bedanken. Immerhin bist Du ja sonst eher auf Ungereimtes spezialisiert; umso mehr freut mich hier Deine stattgehabte Amüsanz.
 
Zuletzt bearbeitet:

kakadu

Mitglied
War einmal ein Herzbetörer
suchte den Betör-Erhörer
suchte liebeswund und bang
und zwar wirklich Stun-den-lang!
Hi Sufnus,

nur um nicht missverstanden zu werden: Es geht mir nicht darum, das Metrum so glatt wie einen Kinderpopo zu haben. Wenn es gut klingt, darf es gerne auch variiert werden. Ringelnatz hat es in seinem Bumerang geschickter und wohlklingender gemacht, indem er eine Senkung nicht besetzt, also praktisch einen kretischen Vers dazwischen gesetzt hat:

Bumerang flog ein Stück
XxX XxX

Das klingt gut zwischen den vierhebigen Trochäen! Ähnlich ginge das auch mit deinem V4, z.B.:

sang und sang stun-den-lang

Der zusätzliche Binnenreim macht klanglich auch einiges her.

Sorry, die Pferde:
Mit und ohne Mikrofon:
Nicht ein Herz erlag dem Ton.


Bin schon weg.

LG Kakadu
 

sufnus

Mitglied
Hey Kakadu!
Oh... das sind wirklich nice Vorschläge... vor allem Dein sang & sang usw. hat es mir gar sehr angetan und es zieht dann tatsächlich auch eine Änderung in Z5 nach sich, um eine nochmalige Sang-Wortwiederholung zu vermeiden. Ich finde mit dem mit/ohne Mikro hast Du das wirklich auch richtig witzig & cool gelöst. Freude!
Ich lass meine Version jetzt trotzdem erstmal noch so stehen, weil ich mich nicht von dem Neolog "törte" lösen kann... aber Deine Änderung ist die Verbesserung der Herzen... auf alle Fälle... vielleicht klau ich sie mir bei Gelgenheit doch noch. ;) (nur hier in der Lupe oder mit Verweis auf die Verbesserin anderswo online - die literarischen Beiträge on- und offline trenne ich eigentlich relativ feinsäuberlich :) )
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Huch?!
Die Stundenlangheit, die eine solche in ihrem adverbialen Sosein gar nicht ist, erstrahlt ja immer noch kapitalisiert... jetzt aber... !
LG!
S.
 

kakadu

Mitglied
Ich lass meine Version jetzt trotzdem erstmal noch so stehen, weil ich mich nicht von dem Neolog "törte" lösen kann...
Da bin ich ganz bei dir, lieber Sufnus. Das "törte" gehört unbedingt in den Vers 5! Mein Mikrofon war nur ein kleiner Gag am Rande, weil ich sah, dass ein weiterer "ang"-Reim nach meinem Beispiel zu viel des Guten gewesen wäre. Direkt als Vorschlag wollte ich das nicht verstanden wissen. "Sang und sang" darfst du aber gerne als kleines Geschenk annehmen (auch ohne Erwähnung), wenn dir noch was Passendes für V5 einfällt.

Hach, ich liebe es, an fremden Gedichten zu fummeln! Wenn ich einmal angefixt bin, gehen manchmal die Pferde mit mir durch und ich bin froh dass du mir nicht auf die Finger gehauen hast. :D

LG Kakadu
 



 
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