Herzmarinade

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Drei Tage in Buttermilch und Rotwein
hast du das Herz mir mariniert.
Hast vorher durchwachsenen Speck
zwischen die feinen Fasern des Muskels geschoben,
trocken, sagst du, würde sonst das fettarme Fleisch.

Die Reste geronnenen Blutes hast du abgespült,
der Segelklappen sehnige Bänder gekappt
und mit kundiger Hand und geschliffener Klinge
beschnitten, was knorplig und ledern
sich deinem sanften Biss widersetzte.

Den Wildgeschmack rundend mit Süße und Säuren,
hast du’s mit Pflaumen und Äpfeln gefüllt
und zugenäht wie eine kostbare Börse
mit weißem Zwirn. Weiß, damit er
sich entfernen lässt, bevor du’s verzehrst.

Heiß brätst du’s nun an von allen Seiten
zischend und brutzelnd in Butterschmalz,
das vom gleichen Tiere genommen.
Pfeffer nicht sparst du und nicht an Salz
und löschst den Braten mit eben dem Sud,
in dem er drei Tage geschwommen.

 

Tula

Mitglied
Hallo Michael
Gewissermaßen ein kulinarisches Tantra.

Hast vorher durchwachsenen Speck
zwischen die feinen Fasern des Muskels geschoben
:p

LG
Tula
 

L'étranger

Mitglied
Hallo Michael,

willkommen auf der Leselupe.

Die Worte wohl gewählt hier. Ich fand, die anfänglich sorgsam bereitete Zweideutigkeit des Wildes (mein Herz) verliert sich leider mit der Zeit. Oder habe nur ich die Spur verloren?

Gruß Lé.
 

Spirulina

Mitglied
Herzlich willkommen, Michael,

es ist ein sehr sorgsam zubereitetes Herz, mit sehr ausdrucksstarken Worten.
Es geht aber tatsächlich etwas unter, dass es sich nicht um das Herz eines
frisch erlegten Rehs handelt, sondern um das waidwunde Herz eines Liebenden,
aber - es ist erkennbar.

Echt gut gemacht.
Liebe Grüße
Spirulina
 
Lieber Tula, hoffen wir, dass Tantra einen nicht gerade so mariniert, wie dieses Rezept mein armes Herz, das „waidwunde Herz eines Liebenden“, wie Du schreibst, liebe Spirulina. Aber auch für Dich, so wie für Dich, lieber Lé, „verliert sich die Zweideutigkeit mit der Zeit“.
Je nun, die „kulinarische“ Zurichtung schreitet halt bis zur bitteren (nein, würzigen) und heißen Gare fort, nicht ohne dass auf die Empfindsamkeiten des sanftbissigen LD allerfeinste Rücksicht genommen wird, sogar der rote Faden ist ein weißer.
Und wir können hoffen, die carnivorische Geschichte ist gut ausgegangen – am Ende gibt‘s Reime!

Danke für Euer Willkommen!


Michael

Huch, jetzt erst seh ich Eure Bewertungen, als Neuer muss ich mich hier erst zurechtfinden. Dankschön!
 
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