Hier sind Hopfnung und Schmalz schon verloren
wo ich einst mich auf Füßen verstand
denn ich wusst mich mit Reim zu verleimen
und darin mich bewusst loszutrinken
Doch jetzt muss mein Achillesvers hinken
warheitsfern will kein Reim mich daheimen
und er schöpft er verssenkt sich im Sand
der nur selten zum Glasklar erkoren
Ich bin fasziniert von Deinen Wortschöpfungen, die nicht hohl sind. Nach meinem Lesen klagt hier ein Lyrich über den Verlust der Heimat die da "Reimgedichte" heißt.
Das Lyrich war wohl im "Reimland" zu Hause, stand auf festen
Füßen dort und war mit vollem Verstand dabei ("auf Füßen verstand") Nun will ihm kein Reimgedicht wohl so recht glücken, das Lyrich ist nicht mehr so heimisch darin ("will kein Reim mich daheimen"). "Und er schöpft, er versenkt sich im Sand". Alles was das Lyrich macht in dieser Richtung rinnt ihm durch die Finger wie Sand und versinkt im Sand wieder.
Und auf Sand läßt sich bekanntlich nichts Festes aufbauen.
Sand wird auch zum Glas-Herstellen gebraucht. Das Lyrich könnte also, wenn es ihm gelänge, auch hier etwas Klares,
Durchsichtiges schaffen, doch es resigniert wohl eher
mit seinem "der nur selten zum Glasklar erkoren".
"Hopfung und Schmalz" gefallen mir besonders: Hopfnung,
eine Mischung aus Höhenflug=Hopf und Hoffnung
und Schmalz= steht wohl für Gefühle, den Überschwang derer,
bis hin zum Kitsch=Schmalz. Keine Hoffnung mehr den inneren Überschwang in Reime zu setzen. Sich mit reimengefüllten
Worte bewußtlos zu trinken. Nein, jetzt "trinkt man sich bewußt los" von der elenden Reimerei - will frei sein davon?
Es schmerzt wohl innerlich, doch wenn man den Schmerz versucht zu verreimen, dann hinkt es/man damit (Achilles-Ferse=die verletzte) Ich weiß nicht, ob ich mich hier zu sehr versteige, aber egal, Dein Gedicht finde ich sehr gut.
Es ist nicht nur hohle Wortspielerei, sondern der humorvolle
Versuch einer inneren Ablösung von der Reim-Heimat.
Wenn ich es verstanden habe....wenn?...wenn nicht, dann
gefällt mir auf jeden Fall die Wortspielerei
mit herzlichen Grüßen,Pelikan