Hildes Traum (Ein Stück in 2 Szenen)

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Hera Klit

Mitglied
Hildes Traum

Ein Stück in 2 Szenen

Personen:
Hilde:...............eine Post-Op-Transsexuelle
Bärbel:.............eine Pre-Op-Transsexuelle
Chefarzt:.........ein Spezialist für geschlechtsangleichende Operationen
Mann:..............ein ca. 45 Jahre alter Mann aus dem Volk, mit Jeansjacke



Erste Szene:
************************Donnerstag*********************************

Hilde liegt in einem Krankenbett und weint.
Bärbel sitzt auf einem Stuhl daneben und versucht zu trösten.


Bärbel:
„Mensch Hilde, jetzt freu dich doch, die OP ist doch so gut verlaufen
und du hast dein lang ersehntes Ziel endlich erreicht.“

Hilde:
„Ich freu‘ mich ja, das sind doch nur Freudentränen.“

Bärbel:
„Kuck mal, ich hab den Aphorismenband von Oscar Wilde
bekommen, den bewunderst du doch so, hast du mir erzählt.“

Hilde:
„Ja, der bringt immer alles so gekonnt auf den Punkt und der hatte doch auch so ein
schweres Leben.“

Bärbel:
„Ich hab auch den Spruch mit dem Rinnstein und den Sternen gefunden.
Soll ich mal lesen.“

Hilde:
„Oh, der hat mir gerade in den schwersten Stunden immer wieder Kraft gegeben.“

Bärbel will lesen, aber die Tür geht auf und der Chefarzt kommt rein:

Chefarzt:

„So, da schau ich mir die Sache noch mal an, ist ja alles sehr gut verlaufen.
Würden sie uns mal kurz alleine lassen.“

Bärbel geht raus, der Arzt hebt die Bettdecke:

Chefarzt:
„Na, das ist ja perfekt, besser könnte es nicht sein. Noch ein paar Wochen
und sie können das erste Rendezvous einplanen.“

Hilde:
„Bin ich jetzt ganz Frau, Herr Doktor?“

Chefarzt:
„Für mich sind sie mehr Frau als die meisten, die draußen herumlaufen.
Es steht jetzt nichts mehr im Wege, sie haben jetzt den passenden Körper
zu ihrer weiblichen Seele.“

Hilde:
„Sie glauben gar nicht wie glücklich sie mich damit machen.
Es ist lustig, aber beinahe hätte ich noch mal den Rückzieher
gemacht, als ich den Film "The Danish Girl" sah.“

Chefarzt:
„Aber ich bitte sie, die Medizin hat nun wirklich gigantische Fortschritte
gemacht, seit den 20ziger Jahren.
Nächsten Dienstag können wir sie entlassen.“

Chefarzt ab, Hilde schaut glücklich und verträumt an die Decke.
Bärbel kommt rein.


Hilde:
„Du, ich darf schon am Dienstag raus.“

Bärbel:
„Da kann ich dich aber nicht holen, da habe ich selbst einen Arzttermin.“

Hilde:
„Das macht doch nichts ich nehme die Straßenbahn, es ist ja nicht weit.“


Zweite Szene
****************************Dienstag***********************************

Hilde sitzt in der Straßenbahn, ihr gegenüber ein etwas 45-jähriger Mann
mit Jeansjacke.


Es werden Blicke gewechselt.

Hilde lächelt, darauf lächelt auch der Mann.

Hilde steigt an der nächsten Haltestelle aus.


Der Mann steigt auch aus.

Hilde geht die Straße entlang.

Der Mann ist drei Schritte hinter ihr.

Hilde dreht sich abrupt um und wendet sich dem Mann zu.

Sie wartet, bis er näher herankommt.

Der Mann kommt immer näher an Hilde heran.

Gerade als sein Gesicht kurz vor Hildes ist, rammt er ihr seine
Stirn mit Wucht auf das Nasenbein.


Hilde stürzt nach hinten um und bleibt breitbeinig vor dem Fremden liegen.
Der Mann tritt ihr nun ganz fest in den Unterleib.


Hilde schreit auf.

Mann:

„Du schwule Drecksau, dich mach ich fertig.“

Der Mann geht weiter.

Hilde liegt mit dem Hinterkopf auf der Bordsteinkante,
aus ihrer Hose rinnt Blut auf die Straße.


Hilde dreht den Kopf gerade und schaut hinauf zum Himmel.

Sie beginnt zu lächeln.
 
Hallo Hera Klit,

direkt hatte ich es nicht verstanden (ich meine den Schluss der zweiten Szene), aber jetzt denke ich schon - der Schluss bezieht sich wohl darauf:

Bärbel:
„Ich hab auch den Spruch mit dem Rinnstein und den Sternen gefunden.
Ein kleiner Hinweis: „Sie" wird als Anrede immer groß geschrieben (ist im Text überall klein geschrieben, z. B. hier:

Chefarzt:

„So, da schau ich mir die Sache noch mal an, ist ja alles sehr gut verlaufen.

Würden sie uns mal kurz alleine lassen.“
Oder hier:

Chefarzt:

„Na, das ist ja perfekt, besser könnte es nicht sein. Noch ein paar Wochen

und sie können das erste Rendezvous einplanen
Ansonsten ein interessantes Zwei-Szenen-Stück..

LG SilberneDelfine
 
Zuletzt bearbeitet:

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera Klit,

direkt hatte ich es nicht verstanden (ich meine den Schluss der zweiten Szene), aber jetzt denke ich schon - der Schluss bezieht sich wohl darauf:



Ein kleiner Hinweis: „Sie" wird als Anrede immer groß geschrieben (ist im Text überall klein geschrieben, z. B. hier:



Oder hier:



Ansonsten ein interessantes Zwei-Szenen-Stück..

LG SilberneDelfine
Vielen Dank für deinen wertvollen Kommentar.

Das Stück "lebt" praktisch von dem Wilde-Aphorismus, der sinngemäß sagt:
"Wir alle liegen im Rinnstein, aber mache schauen zu den Sternen auf."

Der Schluss bedeutet etwa:

Hilde liegt im Rinnstein und schaut zu den Sternen und lächelt,
weil sie es erreicht hat, wenigstens als Frau zu sterben.


Liebe Grüße
Hera
 



 
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