Himmelstein III

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Sturm
Hier haben sie am Steg bezogen Posten
und schauen wie gebannt und starr gen Osten,
woher der Wind mit vollen Backen faucht,
aufwühl’nd den See, in dessen Wellenkronen
geschuppte Leiber von Najaden wohnen,
von feisten Tritonsöhnen untertaucht.

Die beiden stehen da dem Sturm zum Hohn,
Frau Vilma ist’s mit Eike, ihrem Sohn,
sie halten sich mitnichten bei der Hand,
verbunden sind sie nur durch ihren Trotz,
der spottet heiter aller Wut des Gotts,
an ihnen wird sie jämmerlich zuschand.

Zwei Bretter fehlen an dem Steg von zehn
und Hedwigs Boot ist nirgendwo zu sehn.
Die kühne Seglerin, sag, wohin trieb
der Ostwind sie, die doch so sicher kreuzt,
ich hör, wie Eike sich die Nase schneuzt,
er wüsste gern, wo seine Muse blieb.

Bewegte Luft durchorgelt fernen Tann,
ein Knab‘ ist Eike hier, noch lang kein Mann,
doch keimt bereits in ihm der Liebe Saat,
ergeht in Sehnen sich und bitterm Schmachten,
und oft genug muss er sich selbst verachten,
ist Träumer nur und noch kein Mann der Tat.

Ganz andre Schmerzen sind’s, die Vilma plagen
und oft muränenartig an ihr nagen,
denn Eikes Vater rührt sie nicht mehr an,
ist immer unzufrieden und unwirsch -
er ist ein Jäger und auf Frauenpirsch,
hat sich entpuppt als polternder Tyrann.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Eike,
deine Zeilen kann ich (noch) nicht so recht auf mich wirken lassen, da ich beim Lesen an drei Stellen erheblich ins Straucheln gerate:

aufwühl’nd den See
dieser Lösung kann ich nichts abgewinnen, das ist kaum sprechbar / kaum verstehbar

an ihnen wird sie jämmerlich zuschand.
Wer ist "sie", wo ist der Bezug?

ist immer unzufrieden und unwirsch -
erst die korrekte Betonung von unzufrieden, dann die extrem zurechtgebogene Betonung von unwirsch - das geht nicht zusammen!

Kannst du da Abhilfe schaffen?

lg wüstenrose
 
Sturm
Hier haben sie am Steg bezogen Posten
und schauen wie gebannt und starr gen Osten,
woher der Wind mit vollen Backen faucht,
aufwühlt den See, in dessen Wellenkronen
geschuppte Leiber von Najaden wohnen,
von feisten Tritonsöhnen untertaucht.

Die beiden stehen da dem Sturm zum Hohn,
Frau Vilma ist’s mit Eike, ihrem Sohn,
sie halten sich mitnichten bei der Hand,
verbunden sind sie nur durch ihren Trotz,
der spottet heiter aller Wut des Gotts,
an ihnen wird sie jämmerlich zuschand.

Zwei Bretter fehlen an dem Steg von zehn
und Hedwigs Boot ist nirgendwo zu sehn.
Die kühne Seglerin, sag, wohin trieb
der Ostwind sie, die doch so sicher kreuzt,
ich hör, wie Eike sich die Nase schneuzt,
er wüsste gern, wo seine Muse blieb.

Bewegte Luft durchorgelt fernen Tann,
ein Knab‘ ist Eike hier, noch lang kein Mann,
doch keimt bereits in ihm der Liebe Saat,
ergeht in Sehnen sich und bitterm Schmachten,
und oft genug muss er sich selbst verachten,
ist Träumer nur und noch kein Mann der Tat.

Ganz andre Schmerzen sind’s, die Vilma plagen
und oft muränenartig an ihr nagen,
denn Eikes Vater rührt sie nicht mehr an,
ist immer unzufrieden, niemals wirsch -
er ist ein Jäger und auf Frauenpirsch,
hat sich entpuppt als polternder Tyrann.
 
Hallo Wüstenrose, vielen Dank für die drei Hinweise. Den ersten und dritten habe ich direkt umgesetzt, beim zweiten verweist das "sie" auf die Wut.
Mit Gruß
E. L.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Eicke,

nehme nochmal einen Anlauf:
woher der Wind mit vollen Backen faucht,
den See [blue]zerwühlt[/blue], in dessen Wellenkronen
Da aufwühlt auf der ersten Silbe betont wird, würde ich so umstellen.

In der letzten Strophe überzeugt mich die Lösung mit "wirsch" nicht, mir ist dieses Wort sehr unvertraut (laut Duden: ärgerlich, aufgeregt), mag sein, dass du mehr mit dem Wort anfangen kannst, doch wirkt es an dieser Stelle etwas schwer verständlich für mich.
Wie wäre es so:

denn Eikes Vater rührt sie nicht mehr an,
[blue]sie ist ihm offensichtlich ziemlich schnurz,
sein Blick geht frech spazieren, ihren Schurz -
den meidet dieser[/blue] polternde Tyrann.

Insgesamt spricht mich der Tonfall des Gedichts an: einerseits recht erhaben / gediegen / formbewusst, andrerseits prosaisch und direkt, das gibt ein schönes Spiel, eine schwingende Mischung!

lg wüstenrose
 
Hallo Wüstenrose,
diesmal folge ich dir nicht - beim zerwühlt finde ich es bedenkenswert, aber ich halte die Synkope hier für sinnbedingt und förderlich, der Schurz- und schnurz-Einfall hingegen ist mir gar zu banal und erreicht die humoristische Ebene, auf der ich mich nur selten und unsicher bewege. Aber deine Charakteristik mit einerseits - andrerseits gefällt mir und trifft etwas, was mir so gar nicht bewusst war.
Mit Dank für Befassung
E. L.
 



 
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