Hoffnungs Los

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ENachtigall

Mitglied
Hallo ziner,

willkommen zurück in der Leselupe!
Mit eigenwilligen Wortgeschöpfen vermagst Du hier auf dichtem Raum prägnante Bilder zu erzeugen.
Vorsicht aber, dass es in sich stimmig bleibt!
taust handlich
deine roten Sommernsilben
in meine Winterhülle
Hier müsste es z.B. entweder heißen "tauchen ... in" oder "tauen ... in meiner".

Grüße von Elke
 

ziner

Mitglied
Vielen Dank Elke,
an der LL kommt man dann wohl doch nicht vorbei ;-)

es müßte wohl eher ,der Melodie, des Rhytmus wegen
"taust du ..." heißen

tauchen geht nicht. Meint nämlich nicht, was ich sagen möchte.

Gruß z
 

ENachtigall

Mitglied
Danke für die Antwort, die meine Bedenken aber noch nicht ausräumt.

Ich sehe in der Konstruktion der dritten Strophe eine grammatische "Ungereimtheit". Wenn Du "tauen" meinst, muss es meinem Empfinden nach bei "Winterhülle" der Genitiv sein.

Für mich wären inhaltlich, sowie klanglich beide Varianten (tauchen oder tauen) gleichwohl stimmig, wobei die von Dir vorgesehene Idee ihre Spannung daher bezieht, dass hier die Verhältnisse vertauscht sind: die Sommersilben gefroren, sonst könnten sie nicht tauen - die Winterhülle folglich wärmer.

Das schließliche "für immer" ist mir ´ne dicke Spur zu pathetisch.

Grüße von Elke
 

ziner

Mitglied
Hallo Elke,
nein, Die Sommersilben sind warm denn sie tauen "hinein" in die Winterhülle.
Wie eine warme Hand den Schneeball frisst. Ihn zerlegt. Und weil über allem das erste Attribut steht, handelt es sich hier um eine Aufzählung.
Korrigiere mich, wenn ich falsch liege (ich kann mich dann immer noch auf meine künstlerische Freiheit berufen) aber die Winterhülle ist im Genitiv (kann sie denn als Substantiv überhaupt in den selben gesetzt werden? Ich bin da leider nicht ganz so sattelfest wie ich hätte sein können, wenn ich in der Schule reger mich beteiligt und meine Lektionen auswendig gelernt hätte).
Ich denke dein Mißverständnis liegt darin, daß du die Silben als gefroren siehst/liest, aber das ist als Bild nicht stimmig.
Du hast schlicht das kleine "in" übersehen - denke ich.
Das lyrische Ich wird hier erlöst, aus der Starre befreit, vom Kreuz genommen. Da können die Sommersilben (gerade am Ende des Textes) nichts anders sein, als warme Worte, die den erstarrten Panzer zum Schmelzen gebracht haben... Erlösung eben.
ich dachte es wäre - obschon kryptisiert - deutlicher.

Und jetzt habe ich etwas getan, was ich bisher nie, nie, nie getan habe: einen Text erklärt... damn...

Gruß z
 

ENachtigall

Mitglied
Tut mir Leid, ziner, wegen der "Nötigung" zur Erklärung. Der hätte es gar nicht unbedingt bedurft. Ich verstehe, was gemeint ist, aber die sprachliche Ausgestaltung trifft es noch nicht.

Ich fände es so sehr viel transparenter, ohne zu weit von deinem Entwurf abzurücken:


taust handlich
deine [blue]Spur[/blue] rote[strike]n[/strike][blue]r[/blue] Sommer[strike]n[/strike]silben
in meine Winterhülle
So bleibt der Wärme- und Abdruckaspekt aus "handlichen" erhalten, grammatisch ist alles im Lot.

Grüße von Elke
 

ziner

Mitglied
Ich fände es so sehr viel transparenter,

Aber um Transparenz geht es doch nicht. Es geht um Verdichtung.

Es ist auch keine Spur die hineingetaut wird. Es ist ein Abdruck, ein Statement. (Das addierte "n" sei meiner Schludrigkeit beim Tippen geschuldet. Vielen Dank für den Hinweis.) Ich wundere mich eher, daß du nicht über das "handlich" stolperst. Das ist so eine offensichtliche Konstruktion. Hast du nicht dafür etwas zu Hand?

Gruß z
 

HerbertH

Mitglied
Statt handlich
fingerschließend ?

Aber Sommernsilben geht wirklich nicht, das gehört verbessert, finde ich ;)

Liebe Grüße

Herbert
 

ENachtigall

Mitglied
Aber um Transparenz geht es doch nicht. Es geht um Verdichtung.
Mir geht es darum, mittels eines Gedichtes etwas zu sehen/erkennen/erahnen/begreifen zu können, das mir zuvor so nicht begegnet/erschienen ist.
Ein gutes Gedicht ist eine wortgewordene Persönlichkeit, egal ob sehr dicht, mitteldicht oder leicht dicht.

Und mit Deinem Werk habe ich mich jetzt ausgiebig genug befasst.

Grüße von Elke
 



 
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