Homo Diaboli (Terzine)

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Tula

Mitglied
Homo diabolicus
Versuch zum Thema: Teufelskanzel

Der Ausblick übers Land, an Sagen reich,
bezeugt auf diesem Fels, mit Müh erklommen:
Der Teufel ist ein Schlappschwanz im Vergleich.

Ein lächerlicher Stein, genau genommen,
mit dem der Prahlhans durch die Lüfte zog,
bis er, erschöpft, an diesen Ort gekommen.

Kein Hexchen, das sich nicht vor Lachen bog,
als sie den matten Satan schlafend fanden,
worauf der schwer gekränkt von dannen flog.

Die Probe hätte er als Mensch bestanden.
Schaut hin! Wo sich einst Wald und Feld und Flur
wie grüner Urstrom durch die Landschaft wanden,

starrt ein Gebirge aus Beton. Natur
des Fortschritts, ohne Wuchs an ihren Hängen.
Statt Schnee an Gipfeln, glänzt die Smog-Glasur.

Weil im Gedärme Gier und Eifer drängen,
macht seine Sippe ganze Gletscher kalt,
bäckt täglich Brot, nur stets in Übermengen,

kippt Müll ins Meer, der sich zu Inseln ballt,
schlägt Wälder ab, legt letzte Sümpfe trocken
und ‚kultiviert‘ mit Flüssen aus Asphalt.

Sieht sich als Ebenbild, doch liebt das Zocken
und glaubt, wer ständig ärmer wird, ist reich.
Kein Teufel könnte Ähnliches verbocken!

Der Sapiens – Verlierer im Vergleich.



PS: das Thema natürlich das eines Wettbewerbs, leider stand mir Luzifer bei diesem nicht bei ... Pfui Deibel!
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

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Warum eigentlich?
Sollten es eher Naturgedichte werden und war Dein Beitrag zu 'sozialkritisch'?
Mir hats' ausnehmend gut gefallen!

Liebe Grüße
Petra
 

Tula

Mitglied
Hallo Petra
Ich gehe davon aus, dass die in diesem Falle 10 Endrundenteilnehmer ausgezeichnete Gedichte eingereicht haben und dass viele andere super-Beiträge es leider auch nicht schafften. Berichtet wurden Hunderte von Einsendungen! Was man gewiss als ausgesprochen positiv werten darf.

Das Thema war natürlich knifflig. Ich grübelte recht lange über eine passende Idee. Es gibt ja einige Teufelskanzeln in Deutschland, die des Wettbewerbs liegt augenscheinlich bei Aschaffenburg. Die Sage, die ich vage kannte und dann auch im Internet fand, hat Brocken-Bezug und die Wette des Teufels mit den Hexen dort. Das ließ sich hier natürlich nur andeuten.

Freut mich, dass es dir und anderen gefällt. Die Terzinen-Bastelei war also nicht umsonst :cool:

Dankend lieben Gruß
Tula
 

Schreibfan

Mitglied
Was war'n das für ne doofe, doofe Jury, die dich nicht berücksichtigt hat? Das Gedicht ist super, ich habe nichts zu maulen. Wie man bei uns im Süden sagt: "Nix gschwätzt isch gnug g'lobt".

LG Schreibfan
 

wiesner

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Die Ignoranz anderer ist nicht selten ein Qualitätsbeweis. Ist nur ein kleiner Trost ... aber doch ein Trost!
Sehr gekonntes Dreizeilenangebot!

Gruß
Béla
 

Tula

Mitglied
Hallo Schreibfan
Danke. Ganz nebenbei: mein Hinweis auf den Wettbewerb hatte die Absicht, die Idee des Themas überhaupt zu erklären. Bei manchen Themenstellungen kann man durchaus verzweifeln, aber am Ende stimulieren sie die Phantasie.

Dankend lieben Gruß
Tula
 

Tula

Mitglied
Moin Béla
Wir haben doch die Foren, da bin ich jetzt sehr zzufrieden mit meiner Terzine :)
Ansonsten stimmt es was du sagst. In der kommerziellen Filmindustrie, und nicht nur dort, wird das sehr deutlich. Der größte Müll wird mitunter zum großen Renner, während anderes sang und klanglos untergeht. Schade.

Dankend lieben Gruß
Tula
 

mondnein

Mitglied
Der größte Müll wird mitunter zum großen Renner, während anderes sang und klanglos untergeht.
ich muß an Denis Scheck denken, der in 3sat "in der heiligen Stadt Köln" die jeseils aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste abarbeitet: es sind die meistgelesenen Werke der Woche, die top ten, und siehe da: etwa die Hälfte von denen landet in der Tonne. Und das wird für jeden Einzelfall gut begründet, ich stimme dem Kritiker völlig zu, immer.
Andererseits verstehe ich die Juroren der Wettbewerbe nicht. Zumal, im Unterschied zu dem Scheck, keine Begründungen veröffentlicht werden.
Aber auch ohne Wettbewerbe landen Leute wie ich im Abyssus des Unbekannten, des Vergessenen, des Ungelesenen. So nach einer Woche spätestens. Dann ist es wie Aschermittwoch.
Wenn das mit Dir "am grünen Holze" geschieht, wie soll es dann erst uns am "dürreren" ergehen.
Aber ich hatte dieser Tage Glück: mein Gedicht "letzte Strophe" ist tatsächlich das abschließend-letzte im schweizerischen Kalender "posie agenda 2025" geworden. Das macht Freude.

grusz, hansz
 

Tula

Mitglied
Hallo Hans
Guter Tipp, d h. ich habe gerade ein Interview mit Denis Schenk gelesen und mich dabei trefflich amüsiert. Ein ausgesprochen geistreicher Kritiker mit Sinn für Humor.
Mein Glückwunsch für die Veröffentlichung deiner "letzte Strophe" im genannten Kalender.
Ansonsten ist natürlich alles im Leben nur Schall und Rauch. Wir könnten unsere Gedichte vielleicht in Kisten vergraben und hoffen, dass die Nachwelt sie irgendwann ausbuddelt. Solch ein Fund sollte spektakulär genug sein, um doch noch berühmt zu werden :cool:

Dankend lieben Gruß
Tula
 



 
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