Horror an Loch 9

Bleibrot8

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Die Gäste des Golfclubs „Hammer & Sichel Neugattersleben“ machten sich langsam auf den Weg nach Hause. Es zogen dunkle Wolken am Horizont auf, von denen Kathrin jedoch nichts zu merken schien.
Sie wollte pünktlich Feierabend machen, da sie mit ihrer Freundin Mandy am Schachtsee verabredet war. Seit ihrem Streit vor einer Woche hatten sie sich nicht mehr gesehen und wollten sich aussprechen. Ein geruhsamer Abend zu zweit wird es wohl nicht werden, dachte sich Kathrin, aber immerhin besser als diese zwei alten Herren zu bedienen. Der Ladenschluss war schon längst verkündet worden, aber die beiden Herren wollten partout nicht aufstehen. Der eine Herr -ihr zugewandt- zeigte zurückgelehnt seinen prächtigen Bauch. Mit seinem runden Gesicht und seinem grauen Schnäuzer wirkte er freundlich und strahlte bereits die Gelassenheit eines Rentners aus. Der andere, ein hagerer Mann mit schwarzem Hut, wirkte deutlich jünger. Er saß abgewandt von Kathrin und machte keine Anstalten den Blick von seinem leeren Glas abzubringen. Würde sein rechtes Bein nicht unaufhörlich wippen, wäre Kathrin sich nicht sicher, ob er sich überhaupt in der letzten Zeit bewegt hätte.
Verwundert bemerkte Kathrin, dass die zwei Männer gar keine Golfkleidung trugen und sich auch nicht zu unterhalten schienen. Sie war ein aufgewecktes blondes Mädchen von 16 Jahren. Sie arbeitete nach der Schule im Golfclub an der Theke, um sich ihren ersten eigenen Walkman leisten zu können. Endlich in Ruhe die DDR-Hitparade 1980 Kassette hören, ohne dass sie dicht am Kassettenspieler stehen bleiben musste. Gerührt von dem Gedanken Nämlich bin ich glücklich von Karussell bald bei einem Spaziergang um den See hören zu können, nahm sie den Putzlappen und wischte die Theke ab.
„Wann gehen die beiden endlich? Die haben seit einer halben Stunde nichts mehr bestellt“, sagte Kathrin leise zu sich als sie Theke fertig gereinigt hatte.
„Die haben vor Allem nix mehr in ihren Gläsern. Das sind mir ja die liebsten“, schaltete sich überraschend ihre korpulente, aber nicht minder nette Chefin Heike ein. „Zapf denen noch ein schönes Bier zum Abschied und schick die heim“, trug sie Kathrin auf und verschwand in Richtung Küche.
Verärgert darüber, dass die Theke wieder schmutzig werden würde, zapfte sie zwei Biere, die -so hatten es die Männer verdient- viel zu viel Schaum abbekommen hatten. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie zu den zwei Männern hinüberging, denn eines wusste Kathrin durch ihre Arbeit, nett fragen bringt meist nichts.
„Na, meine Herren? Die letzte Runde geht aufs Haus! Danach geht‘s heim, wir müssen hier noch aufräumen und sauber machen”, rief Kathrin und donnerte die beiden Biere auf den Tisch. Diese Wirkung schien jedoch im Angesicht der Herren zu verpuffen. Der Herr mit dem Hut blickte weiter in sein Glas, während der alte weiter freundlich lächelte.
„Mein junges Mädchen. Lass uns noch ein Stündchen hier entspannt euer köstliches Bier trinken. Wir werden uns auch erkenntlich zeigen“, erwiderte das freundliche Rundgesicht, in dem es mit einem 5 Markschein wedelte.
„Ich bin doch nicht so käuflich wie `n Wessi“, schimpfte Kathrin mit einem Augenzwinkern. Der Mann mit dem Schnauzer stutzte kurz, ließ sich aber nichts anmerken.
„Wir machen hier gleich zu. Also kommt! Ein Bier und dann weg mit euch“, ergänzte Kathrin im deutlich ernsteren Ton.
„Ich merke, mit ihnen ist nicht zu spaßen, aber jeder Mensch ist käuflich. 15 Mark? Dafür kannst du dir eine Flasche Goldbrand kaufen“, feilschte der feiste Mann unbeeindruckt. „15 scheint zu wenig. Du hast es faustdick hinter den Ohren, meine Liebe. Also, sonst habe ich nur noch einen 50 Markschein für dich“, unterbreitete der Mann sein letztes Angebot und tätschelte Kathrins Arm.
„Ich kann ja mal die Chefin fragen, ob sie noch länger macht“, sagte Kathrin der Berührung ausweichend und ging hinter die Theke zur Küche.
„Heike?“, rief Kathrin bestimmt. „Die Typen von Tisch 3 wollen uns 50 Mark geben, wenn wir länger aufhaben. Heike?“, doch Kathrins Rufe hallten von den Wänden der Küche ab. Sie fühlte sich plötzlich wie benebelt, alles fühlte sich taub an. Sie konnte sich nicht erklären, woher dieses Gefühl stammte. Gleich ist Feierabend, dachte sich Kathrin. Das würde sie noch durchhalten.
Das Licht war gedimmt und tauchte die Küche in einen tiefen Gelbton. Sonst strahlten die Töpfe und Pfannen, die an der Wand befestigt waren, im gleißenden Licht der weißen Neonröhren. In diesem Licht warfen sie jedoch unheimliche Schatten auf die Wände. Sie betätigte den Lichtschalter doch nichts geschah. Eben hatte das Licht doch noch funktioniert, wunderte sich Kathrin. Sie ging um den Küchenblock, auf dem sonst immer das Waffeleisen stand. Es war verschwunden. Hinter dem Küchenblock entdeckte Kathrin den lichtspendenden Backofen. Warum war er angeschaltet? Wollte Heike sich, was zu essen warm machen? Dann kann sie ja locker langer bleiben und auf die Herren aufpassen, dachte sich Kathrin.
„Heike?“, rief sie erneut. „Wo steckt sie denn?“, Heike ließ sonst nur ungern angeschaltete Küchengeräte unbeaufsichtigt. Sie ging weiter auf den Backofen zu, in dem jedoch nichts warm gemacht wurde. Er war leer. Verwirrt schaltete sie den Ofen ab… und stand im Dunkeln.
„So wird das aber nichts mit dem Abitur“, sagte sie kopfschüttelnd.
Plötzlich ein Knall. Die Neonleuchten erstrahlten. Kathrin hielt sich reflexartig ihre rechte Hand vor die Augen. Das zitternde Licht der Neonröhren ließ Kathrin ihren Blick nicht fokussieren. Hat sich was bewegt? Sie erblickte einen Schatten, der plötzlich neben ihr auftauchte. Kathrin zuckte erschrocken zusammen und eine Stimme ertönte direkt neben ihr.
„Sind die zwei Typen endlich weg?“, fragte Heike mit genervtem Unterton und einer Selbstverständlichkeit als ständen sie bereits seit längerer Zeit hier.
„Ne-Nein“, erzitterte Kathrin eine Antwort.
„Denen mach ich jetzt die Hölle heiß. Ich will auch mal heim gehen und nicht andauernd hier in der Küche versauern“, polterte Heike und stampfte Richtung Gästebereich. Kathrin schüttelte sich kurz. Sie brauchte einen kurzen Moment, bevor sie ihr folgen konnte. Was sie nicht wusste, war jedoch, dass es nicht das Gruseligste blieb, was ihr an diesem Tag widerfahren würde.

„Kathrin, jetzt komm endlich”, rief eine Stimme, die Kathrin sehr bekannt war. Sie befand sich in einem Garten, dem Garten von Mandys Eltern. Es war der erste sonnige Tag im Jahr, perfekt um ihn mit leckeren Waffeln zu begrüßen. Kathrin und Mandy hatten beschlossen nach der Schule zusammen zu kochen und da Mandys Eltern an diesem Tag lange arbeiten mussten, machten sie es sich im Haus gemütlich. Kathrin hatte Mandy vor kurzem in der Schule kennen gelernt. Sie war neu in der Klasse und hatte sich direkt neben Mandy gesetzt. Zum Glück dachte sich Kathrin. Sie verstanden sich verdammt gut. Kathrin und ihre Eltern waren aus Westdeutschland gekommen und zogen frisch nach Neugattersleben, einer kleinen Gemeinde im Salzlandkreis. Kathrin wusste noch, wie ihre Eltern urplötzlich von dem bevorstehenden Umzug berichteten und sie aus allen Wolken gefallen war. Wie konnten sie ausgerechnet in die DDR ziehen, wo doch fast jeder versuchte aus diesem Land zu flüchten, hatte sich Kathrin gefragt. Aber was sollte sie machen, sie war noch nicht volljährig und konnten nicht eigenmächtig umherziehen.
„Hast du das Basilikum gefunden?“
Es war Mandy. Sie trug eine weiße Kochschürze und hatte einen Kochlöffel in der Hand, mit der sie in einer Schüssel rührte. Ihre roten, kurzgeschnittenen Haare wehten in der angenehmen Frühlingsbrise.
„Klar. Aber seit wann heißt es das Basilikum? Der Basilikum sagt man“, erwiderte Kathrin schnippisch. Sie hatten sich erst vor ein paar Tagen kennen gelernt, aber schon jetzt nahmen sie kein Blatt vor dem Mund.
„Sag du nur, was du willst. Ist halt eben falsch“, rief Mandy achselzuckend und wandte sich wieder ihrer Schüssel zu.
„Was kochen wir eigentlich? Du hast dich sehr bedeckt gehalten“, sagte Kathrin mit Blick auf eine klumpige Masse in der Schüssel.
„Das ist ein Geheimnis!“, konterte Mandy und verbarg die Schüssel hinter ihrem Rücken.
„Ui, da hast du dich aber ins Zeug gelegt, dass niemand dieses Geheimnis lüftet… Du machst Teig und in der Küche steht ein Waffeleisen. Was wirst du wohl machen?“, detektierte Kathrin. Sie hatte aber wirklich keine Ahnung, wofür Mandy Basilikum bei Waffeln brauchte. Sie kannte nur süße Waffeln, am liebsten mit Eszet-Schnitten, die langsam auf der Waffel schmolzen. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Gedanken verloren starrte sie mit einem leichten Lächeln in die Tiefen des Teigs, den Mandy wieder hervorgebracht hat.
„… und deswegen mach ich unter Anderem schön Basilikum drauf. Ich mag süße Waffeln nicht so“, schloss Mandy ihren Monolog, den Kathrin eher dürftig gefolgt war. „Kathrin?“
„J-Ja?“, stotterte Kathrin überrascht. So gedankenverloren war sie nie unter Menschen. Mandy hatte etwas an sich, dass sie tiefenentspannt werden ließ. Sie hatte bereits jetzt das Gefühl, über alles mit ihr reden zu können oder auch mal nichts zu sagen zu müssen.
„Alles gut bei dir?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, aber einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.
„Wie kann es mir gut gehen, wenn man das Basilikum sagt?“, rief Kathrin empört.
„Ach, du bist blöd“, sagte Mandy belustigt und warf einen Topflappen nach ihr. Zusammen feixten sie sich durch den Abend und genossen die deftigen Waffeln. Kathrin musste zugeben, dass sie fast so lecker waren wie die süßen Waffeln ihrer Mutter.

Kathrin stand hinter der Theke und hielt zwei leere Biergläser in der Hand. Sie zitterte immer noch leicht. Was war gerade in der Küche vorgefallen? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Nur noch saubermachen und dann ist sie endlich hier weg. Die beiden Männer hatten sich scheinbar doch damit abgefunden, das Lokal zu verlassen und hinterließen nur die zwei leeren Gläser, die Kathrin nun in der Hand hielt. Ein Problem weniger.
Sie stellte die Gläser in die volle Spülmaschine und drückte die Tür hastig zu.
„Kannst du auch noch schnell den Tisch von den Herren abwischen?“, rief Heike als sie aus der Küche und hinter die Theke kam.
Kathrin eilte zum Tisch und wischte schnell über die klebrigen Ringe, die die Gläser auf dem Tisch hinterließen. Erst ging sie mit dem gleichen gelben, klebrigen Lappen, mit dem sie bereits die Theke mehr als einmal sauber machte, über den Ring, der sich vor dem Platz des älteren Herren mit Schnäuzer befand. Er ließ sich ohne Probleme entfernen. Dann ging sie ein weiteres Mal mit dem Wischtuch über den Glasabdruck des hageren Mannes. Auch er ging anstandslos weg, jedoch prangte ein kleiner, schwarzer Punkt auf der weißen Kunststoff-Tischplatte, der sich auf Biegen und Brechen nicht wegwischen ließ. Der war da vorher noch nicht, da war sich Kathrin sicher. Sie wischte und wischte, schrubbte und schrubbte, doch der Fleck ging nicht fort. Es wirkte beinah so, als würde er immer etwas größer werden. Kathrin verzweifelte. Das kann doch nicht wahr sein, fluchte sie. Der kleine Punkt war mittlerweile so groß wie eine 1-Pfennig Münze. Wie konnte das sein? Sie schrubbte weiter. Schweißperlen tropften in ihr Auge. Die Ränder des Flecks dehnten sich in kürzester Zeit auf die Größe ihrer Handfläche aus. Sie stoppte.
War die schwarze Farbe am Lappen? Nein, er sah genauso aus wie davor; gelb, nass und absolut siffig. Daran konnte es nicht liegen. Sie wischte sich mit ihrer Hand den Schweiß von den Augen. Kaum zu glauben, dass ein kleiner Fleck ihr so zu schaffen machte. Sie stütze sich mit ihren Händen auf den Tisch; für den Moment musste sie durchatmen. Was hat es mit dem Fleck auf sich? Haben die beiden Männer etwas auf den Tisch geschmiert? Ist etwas von der Decke getropft? Sie schaute nach oben an die Decke. Doch da war nichts, kein Loch, keine Verfärbung, rein gar nichts. Schweiß drohte in ihre Augen zu laufen und sie blickte wieder nach unten. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Aber egal wie diese Substanz dahin kam, Kathrin kannte keinen Stoff, der sich wie auf diesem Tisch immer weiter ausbreitete. Nachdenklich starrte sie den Fleck an, um ihm auf dem Grund zu gehen; dabei merkte sie nicht, wie ein Schweißtropfen auf ihrer Stirn seine Reise antrat, ihr Schicksal grundlegend zu ändern.
Der Tropfen -so klein er auch war- rann langsam, aber stetig die Stirn herab, an ihren braunen, buschigen Augenbrauen vorbei, den Nasenrücken erklimmend, hinunter zu ihrer Nasenspitze mit der sich Kathrin, so dachte sie es jedes Mal, wenn sie in den Spiegel blickte, noch nie anfreunden konnte. Sie hatte eine enorme Hakennase, die in ihrem Gesicht sehr hervorstach. Ihr Vater meinte, dass sie die Nase von einem ihrer Vorfahren vererbt bekommen hatte und stolz darauf sein sollte. Kathrin wollte aber lieber eine schöne Stupsnase. Aber diese Gedanken störten den Tropfen nicht. Er sammelte sich an ihrer Spitze und wartete seelenruhig auf den perfekten Moment, sich von ihrer warmen Haut zu lösen und in die Tiefe zu stürzen, in den schwarzen Fleck einzutauchen und sich mit ihm zu verschmelzen. Der Tropfen löste sich. Kathrin verwirrt und immer noch etwas benommen, blickte immer noch den seltsamen, schwarzen Fleck an und sah, wie der Schweißtropfen die Oberfläche eben jenes Fleckes traf.
Es zischte, es qualmte. Angst stieg in Kathrin empor, doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie versuchte wegzurennen, doch weder ihr Körper noch ihr Blick konnten sich abwenden. Dann ein lauter Knall.
Stille.
Kathrin stand mit angstverzerrtem Gesicht regungslos da. Ihre Beine wollten rennen, doch sie bewegten sich nicht. Ihr Mund wollte schreien, doch er rührte sich nicht. Ihr Körper wollte ohnmächtig werden, doch er konnte nicht. Stumm stand sie da und blickte auf den Fleck, der fortwährend auf der Tischplatte verharrte. Doch war er nicht mehr schwarz, sondern glühte blutrot. Eine Hand, tief vernarbt, kam in Kathrins Blickfeld geschwebt und nahm ihn auf. Der Fleck zog sich zu einem unförmigen Klumpen zusammen und fing an wie wild zu pulsieren. Kathrins Blick folgte der unwirklichen Masse willenlos und sah sich im Angesicht des hageren Mannes. Den schwarzen Hut hatte er abgenommen, was sein narbengespicktes Gesicht zum Vorschein brachte. Es schien als würde er aus einer einzigen Narbe bestehen, die sich über seinen ganzen Körper zog und jegliche seiner Zellen in Beschlag nahm. Dort, wo sich sein Mund zu befinden schien, ließ sich ein kurzes Zucken vernehmen, was vermutlich einem Grinsen gleichkommen sollte, aber lediglich wie eine schmerzverzerrte Grimasse aussah.
„Wer nicht hören will, muss fühlen“, sagte eine belustigte Stimme, die zum Herrn mit Schnauzer zu gehören schien, aber deutlich befreiter wirkte. „Hat es dir die Sprache verschlagen?“
Kathrin konnte sich immer noch nicht rühren, geschweige denn etwas sagen. Sie war ihnen hilflos ausgeliefert. Ihre einzige Hoffnung war Heike, doch sie tauchte nicht auf.
„Damit haben deine Eltern wohl nicht gerechnet, dass wir dich hier finden“, lachte er. „Ihr zieht extra in die DDR, um uns zu entkommen. Aber da hättet ihr euch mehr einfallen lassen müssen. Die Organisation hat überall ihre Fühler ausgestreckt.“ Er setzte sich auf seinen Platz direkt gegenüber von Kathrin und schaute ihr entspannt in das Gesicht.
„Lange waren wir unsicher, ob ihr wirklich Nachfahren von Adam Smith seid, aber diese Nase war einfach unverkennbar. So einen Zinken haben nicht viele Leute.“
Kathrin könnte heulen. Ihre gottverdammte Nase war der Grund, dass diese Leute sie hier aufsuchten. Aber warum? Vor allem wer sind sie? Und wer zur Hölle ist Adam Smith, dachte sich Kathrin.
„Bei deinem Vater ist sie nicht so ausgeprägt… ausgeprägt gewesen. Gewesen, muss man wohl sagen. Er hat sich ziemlich gesträubt und sogar seine Frau dafür geopfert. Was für ein Idiot! Hoho. Er hätte uns einfach sein Blut geben sollen, nicht wahr?“, sagte der dicke Mann vergnügt und nickte dem hageren Narbengesicht zu.
Kathrin wäre erstarrte, wenn sie nicht bereits bewegungsunfähig gewesen wäre. Sollte das heißen, dass ihre Eltern tot sind? Sie spürte, wie sich alles in ihr zusammenzog. Sämtliche Wärme entfloh aus ihren Extremitäten und zog sich in ihre Magengrube zusammen, wo ein tiefes Brennen begann. Ihr war kalt, aber gleichzeitig trieb ihr Schweiß aus ihrer Haut. Ein fernes Schrillen machte sich plötzlich in ihren Ohren breit und kam schlagartig näher. Es war ohrenbetäubend und übertönte alles. Ihre Trommelfelle bebten und fühlten sich an als würden sie gleich explodieren. Sie konnte nicht mehr.
Wie aus dem Nichts entfernte sie sich vom Tisch. Sie wurde von dem Narbengesicht hochgehoben und aus dem Restaurant getragen. Dumpf wurde sie auf die Ladefläche eines Golfcarts geschmissen. Die Gewitterwolken hatten den Horizont verlassen und verdunkelten den Himmel.

„Wo sind eigentlich deine Eltern?“, fragte Mandy, nachdem sich die Beiden auf der Coach breit gemacht hatten. Kathrin hatte sie eingeladen, diesmal bei ihr zuhause Waffeln zu machen; zum einen, weil sie Mandy wieder sehen wollte, zum anderen, weil ihr süße Waffeln heute lieber waren.
„Ach, die sind immer irgendwo arbeiten. Die fahren immer durchs halbe Land“, sagte Kathrin beiläufig, während sie die leergeputzten Teller stapelte und zur Seite stellte.
„Und was arbeiten die, wenn die nur am Reisen sind?“, hakte Mandy nach.
Kathrin stutzte. Das wusste sie selbst nicht so genau. In all der Zeit kam es nie zur Sprache. Kathrin war immer nur froh gewesen, wenn ihre Eltern zuhause waren und mit ihr etwas unternahmen. Bei einem ihrer wenigen Ausflüge hatte sie von ihrem Vater einen Plüschtiger im Zoo geschenkt bekommen. Er begleitete sie seitdem und half ihr in schlechten und einsamen Zeiten. Gerri -so nannte sie ihn- hatte einen festen Platz in ihrem Bett. Allerdings hatte sie ihn kurz bevor Mandy kam, noch schnell im Schrank versteckt. Es tat ihr etwas leid, aber sie wollte nicht wie ein kleines Mädchen wirken, gerade nicht vor Mandy, die so forsch und selbstbewusst war. Es war ihr wichtig, was sie von ihr dachte.
„Bist du im Fresskoma?“, lachte Mandy. Kathrin war so in Gedanken verloren gewesen, dass sie gar nicht mehr auf dem Schirm hatte etwas zu antworten zu müssen.
„Ja, meine Eltern verkaufen irgendwas und müssen dafür durchs Land fahren. Ich weiß aber auch nicht so genau was“, leierte sich Kathrin aus den Rippen. Sie wollte gekonnt beiläufig antworten, was ihr scheinbar gelungen war, da Mandy sich mit dieser Antwort zufriedengab und aufstand.
„Wohin gehts?“, fragte Kathrin, froh über die Ablenkung.
„Auf die Toilette, falls ich darf“, antwortete sie aufschneiderisch und wendete sich gespielt beleidigt ab. „Oder darf man das hier auch nicht mehr?“
Während Mandy auf die Toilette verschwand, machte sich Kathrin daran das Schlachtfeld, was die Beiden in der Küche hinterlassen hatten, langsam aufzuräumen. Sie räumte die Teller und das Besteck in die Spülmaschine ein und machte sich daran, die große Schüssel mit dem restlichen Waffelteig in die Spüle zu geben. In ihrem Hinterkopf hörte sie die Stimme ihrer Mutter, die erbost rief: „Das schüttest du bitte schön ins Klo. Das verstopft sonst noch alles.“ Mit genug Wasser klappt das schon, dachte sich Kathrin trotzig und riss den Wasserhahn auf. Das Wasser sprudelte in die Spüle und vermengte sich mit dem dickflüssigen Teig. Abgelenkt wischte sie die letzten Teigkleckse von der Arbeitsplatte und stellte die Spülmaschine an. Als sie wieder auf das Spülbecken blickte, war es bis zur Kante mit Teigschmodder gefüllt und drohte überzulaufen. Hastig schloss sie den Wasserhahn und verdrehte die Augen. „Ich hasse es, wenn Mama recht hat.“
Nachdem sie erfolgreich die Verstopfung gelöst und das Waschbecken geleert hatte, nahm sie den gesammelten Teig und stapfte Richtung Toilette. So langsam müsste Mandy es ja auch mal vom Pott geschafft haben, feixte Kathrin vor sich hin. Und tatsächlich war die Toilette unbelegt, jedoch fehlte von Mandy jegliche Spur.
„Mandy?“, rief Kathrin besorgt, doch sie hörte keine Antwort, lediglich ein leises Rascheln erhaschte sie aus ihrem Zimmer. Sie stieß die Tür, die nur angelehnt war, mit ihrem Fuß auf und sah den Grund für das Geräusch.
Mandy saß im Schneidersitz vor Kathrins Schrank und durchstöberte ihn sorgfältig. Hinter ihr lagen eine Vielzahl von Klamotten über den Boden verstreut, die den Eindruck erweckten, dass sie damit bereits eine halbe Ewigkeit beschäftigt war.
„Was machst du da? Das ist mein Zeug“, rief Kathrin erbost. „Du kannst doch nicht einfach an meinen Schrank gehen!“
„Oh mein Gott, ist der süß“, kreischte Mandy. Sie streckte den Plüschtiger in die Höhe und strahlte Kathrin an, als wäre sie nicht geradewegs auf frischer Tat ertappt worden. „Warum hast du den denn so versteckt? So putzig wie er doch ist.“
„Ich hab den nicht versteckt“, antwortete Kathrin bockig. „I-Ich brauch den halt nicht mehr, deswegen ist der im Schrank.“
„Kann ich ihn dann haben?“
„N-Nee“
„Warum? Du brauchst ihn doch nicht mehr, hast du gesagt.“
„Ähm, Gerri- der, der Plüschtiger gehört eben mir. Was machst du überhaupt in meinem Zimmer?“, versuchte Kathrin das Thema zu wechseln. Sie konnte es nicht haben, wenn jemand in ihren Sachen stöbert, selbst Mandy nicht. Mandy ließ sich jedoch nicht beirren.
„Gerri? Dein Plüschtiger heißt Gerri?“, lachte Mandy laut auf, während Kathrin rot anlief. Doch sie wurde nicht rot vor Verlegenheit, sondern vor Wut.
„Das ist einfach nur ein altes Plüschtier! Jetzt lenk nicht ab. Warum durchwühlst du meine Sachen?“
Kathrin versuchte Mandy den Plüschtiger abzunehmen, die sich aber geschickt drehte und Kathrin auswich.
„Ich wollte mir nur dein Zimmer angucken. Es sah aber so leer aus, dass ich dachte, du hast die interessanten Dinge versteckt“, sagte Mandy.
„Du kannst doch auch einfach fragen, ob du mein Zimmer sehen kannst!“, gellte Kathrin und machte einen zweiten Versuch ihr Plüschtier in Besitz zu nehmen. Wieder wich ihr Mandy aus und kuschelte den Tiger demonstrativ an sich.
„Dann hätte ich aber niemals deinen süßen Gerri kennen gelernt“, versuchte Mandy die Situation zu entschärfen, was jedoch gründlich schief ging.
„Das ist nicht Meiner! Und überhaupt was fällt dir ein, einfach meinen Kram zu durchwühlen.“
Kathrin spürte, wie Wut in ihr hochkochte und sich Hitze in ihren Wangen sammelte.
„Ist doch nicht schlimm. Ich hab doch nichts schlimmes gefunden“, sagte Mandy beschwichtigend.
„Darum geht’s doch gar nicht. Das ist mein Kram und das geht dich nichts an“, plärrte Kathrin und riss endlich den Plüschtiger aus Mandys Händen.
„Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe“, sagte Mandy zerknirscht nach einer längeren Pause. Kathrin nickte.

Sie hörte ein Scharren. Ein Geräusch als würde jemand mit Metall an Steinen schaben. Es war stockdunkel. Das Gewitter musste jeden Moment mit tosenden Regen loslegen. Kathrin lag immer noch auf der Lagefläche des Golfcarts und konnte sich nicht bewegen. Der vernarbte Kerl hatte ihr beiden Hände und Füße mit Seilen gefesselt und dabei unablässig gegrunzt. Es war wohl ein Grunzen der Freude. Kathrin hatte Sorge, dass sie der Grund dafür war.
Irgendwie musste sie die Fesseln lösen und von diesem Golfcart kommen. Aber hier war nichts. Vorsichtig drehte sie sich um und blickte direkt in die Augen des älteren Mannes. Seine Augen strahlten.
„Ah, meine Liebe. Wir haben lange auf diesen Moment gewartet“, sagte er in bester Laune. „Ihr habt euch gut versteckt. Dass ihr ausgerechnet in die DDR flieht, damit haben wir nicht gerechnet. Aber wir haben überall unsere Informanten.“
Kathrin war perplex. Geflohen? Meine Eltern sind hierher geflohen? Darum sind wir so plötzlich in die DDR gezogen.
„Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“, stöhnte Kathrin hervor.
„Oh, du kennst uns gar nicht? Haben dir deine Eltern nicht erzählt, wo vor sie davonrannten? Wo vor sie dich beschützen wollten? Das erklärt, warum es so einfach war dich zu paralysieren“, zeigte sich der Schnauzbart sichtlich überrascht. „Aber das ist nun egal“, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. „Das Ritual ist unausweichlich und du, meine Kleine, spielst die Hauptrolle darin.“
Kathrin verstand die Welt nicht mehr. Was für ein Ritual? Warum sie? Sie war doch nur ein Mädchen, was zur Schule ging und nebenher etwas jobbte. Warum war sie die Hauptrolle von irgendwas?
„Natürlich sagt dir das Ritual auch nichts. Meine Güte, was haben deine Eltern sich dabei gedacht. Wollten sie dich etwa opfern?“, Er amüsierte sich scheinbar prächtig, denn er drehte sich unbekümmert vom Golfcart weg.
„Hast du gehört? Sie weiß von nichts. Die ganze Mühe und jetzt wird es so ein Kinderspiel? Hohoho“, lachte er gestelzt.
Kathrin konnte jetzt den Narbenmann sehen. Er lachte auch, zumindest wie es für ihn möglich war. Sein Grunzen klang noch schräger als zuvor. Er hatte einen Spaten in der Hand und stand knietief in einem Loch. Daher kamen also die Geräusche. Es war offensichtlich ein Grab. Langsam kroch Panik in ihr hervor. War das Grab für sie? Ruhig bleiben, sagt sich Kathrin. Ich muss mich irgendwie befreien. Hastig blickte sie sich um. Doch hier war nichts. Heike hatte sich doch vor ein paar Tagen beim Saubermachen an einem Cart geschnitten, fiel Kathrin ein. Sie versuchte sich angestrengt zu erinnern, wo die scharfe Stelle war, über die sich Heike so aufgeregt hatte. Es musste irgendwo am Dach gewesen sein.
„Und der Chef meinte, dass wir den Auftrag nicht auf die leichte Schulter nehmen sollen.“
Das Lachen und Grunzen nahm weiter zu und hallte schon von den umliegenden Bäumen zurück.
Kathrin robbte nach vorne zu den Fahrersitzen des Golfcarts. Es quietschte. Sie guckte sich panisch um. Die beiden Männer waren aber noch in ihren unwirklichen Lauten vertieft. Die Ladefläche war nur Golftaschen und Golfschläger gewöhnt, aber nicht für einen Mensch, der sich möglichst leise fortbewegen wollte. Sachte, jetzt bloß nicht zu schnell.
„Jetzt hör auf zu Lachen und arbeite weiter. Wir wollen heute noch fertig werden“, rief der alte Mann mit Schnauzer plötzlich ungehalten und stapfte zum Narbenmann hinüber.
Das war Kathrins Chance. Sie glitt auf die Knie und ließ sich kontrolliert mit dem Oberkörper nach vorne gegen die Streben fallen, die das Dach hielten. Tonlos schaffte sie es, erst ihr rechtes Bein, dann ihr linkes Bein aufzustellen und sich die Strebe lang hochzudrücken. Zaghaft rieb sie die Fesseln an den Händen an der Strebe entlang. Hier irgendwo musste doch die scharfe Kante sein. Sie rutschte ab und strauchelte.
Beinah wäre sie heruntergefallen. Sie konnte ihr Gleichgewicht im letzten Moment halten, aber ein weiteres Mal durfte es nicht schief gehen. Sie drückte sich wieder hoch. Sie musste weiter nach oben und stieg auf die Zehenspitzen. Gleich hatte sie das Dach und die scharfe Kante erreicht.
„Ich bereite schon mal das Ritual vor und bringe den Köder. Sie wird ihr Blut bestimmt nicht freiwillig geben“, äußerte der dicke Mann eiskalt.
Kathrin stockte kurz. Es war also genau so verheerend wie gedacht. Es ging um ihr Leben. Sie musste sich beeilen. Sie reckte ihre Hände so weit die Fesseln es zuließen nach oben. Sie fuchtelte mit den Händen, um die scharfe Stelle zu finden. Und da, plötzlich spürte sie, wie die Fesseln etwas nachgaben. Sie scheuerte heftig die Seile am Stützbalken. Das Golfcart quietschte immer lauter, doch das war Kathrin egal. Sie musste sich ranhalten, sonst würde sie das Opfer dieses abscheulichen Rituals werden.
Es war geschafft. Die Fesseln rutschten von ihren Händen. Schnell löste sie auch die Knoten an ihren Füßen. Sie war frei. Hastig sprang sie vom Cart und sprintete los. Sie hörte Schreie. Egal. Weg von hier. Das Gekreische wurde lauter und hilfloser, doch Kathrin konnte darauf keine Rücksicht nehmen. Schnell weg.
Urplötzlich blieb Kathrin wie angewurzelt stehen. Sie kannte diese Stimme. Es war nicht irgendeine Stimme; es war die Stimme von Mandy.
„Hoho, ich wusste doch, dass wir dir mit diesem Amuse-Gueule dein Interesse wecken würden“, rief der Mann mit Schnauzbart erheitert. Kathrin war erstarrt, sie konnte sich nicht bewegen. Sie hatten Mandy, diese verdammten Schweine. Kathrin konnte sie nicht allein lassen.
„Lauf weg!“, schrie Mandy aus voller Kehle. Doch Kathrin konnte nicht.
„Halt den Mund, du freche Göre!“
Der alte Mann fegte mit seinem Handrücken durch ihr Gesicht. Es knallte. Kathrin zuckte zusammen. Er hatte einen üppigen Ring an seiner Hand, der merklich einen Abdruck in Mandys Gesicht presste.
„Es wäre besser für sie, wenn du wieder hierherkommen würdest, junge Dame“, winkte er Kathrin herbei und richtete dann penibel seinen Ring an der Hand. Langsam drehte sich Kathrin um und blickte in die verweinten Augen von Mandy. Sie konnte den Blick nicht lange erwidern und schaute betreten zu Boden. Sie konnte Mandy nicht allein lassen. Es ging nicht.
„Nun, mein Mädchen“, eröffnete der Mann mit Schnauzbart, als Kathrin mit hängenden Schultern bei ihm ankam. Das Narbengesicht schien von dem ganzen Vorfall unbeeindruckt und schaufelte weiter das Grab.
„Wir können es auf die harte oder die weiche Tour machen. Wie du dir vielleicht denken kannst, brauchen wir nur dein Blut. Das Blut dieser Göre ist unbedeutend für uns“, und nickte zu Mandy, die eingeschüchtert neben dem Mann kniete. „Wie ich in deinem Blick sehe, ist sie nicht unbedeutend für dich. Ich mache folgenden Vorschlag und der kann sich an Großzügigkeit wirklich sehen lassen, denn diese verdammte Drecksgöre hat mich allerhand Nerven gekostet.“
Er machte eine kurze Pause, um sich zu vergewissern, dass Kathrin ihm folgen konnte. Selbstgefällig holte er ein Messer aus seiner Tasche und wischte die Klinge mit seinem Taschentuch ab.
„Ich hätte es geliebt ihre Kehle durchzuschneiden und ihr Blut den Boden tränken zu sehen. Aber nun, mein Chef will aber nur dein Blut und da muss ich meine Bedürfnisse hintenanstellen, du verstehst?“
Er machte eine kurze Pause, um die Klinge seines Messers zu betrachten. Er lächelte.
„Zu meinem Vorschlag“, und er hielt das Messer an Mandys Kehle. „Du gibst uns dein Blut und ihr geschieht nichts. So einfach ist die Sach-.“
„Wie kann ich sicher sein, dass ihr nichts passiert?“, unterbrach Kathrin den dicken Mann.
„Sicher kann man sich natürlich nie sein. Aber mein Chef hat kein Interesse, sie zu töten. Sie ist ein unbedeutendes Mädchen, dem niemand Gehör schenken wird. Außerdem haben wir bald dieses Land verlassen und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es schafft über die Mauer zu hüpfen. Aber allzu lang, wird die Mauer ohnehin nicht bestehen.“
Er lachte geschwollen. Das Narbengesicht grunzte.
„Ruhe! Du sollst arbeiten!“, rief Schnauzbart ihm sauer zu. Das Narbengesicht grub stumm weiter.
Der alte Mann wandte sich wieder den Mädchen zu und grinste hämisch. „Nun?“
Kathrin nickte.

Das Blitzen der Klinge.
Blut.
Das letzte Stöhnen eines in sich sinkenden Mädchens.
Beim Blute von Adam Smith, von deiner unsterblichen Energie nehme ich nicht, ich borge nur, sodass die unsichtbare Hand auf ewig erhalten bleibe“, vollzog der Mann mit Schnauzbart das Ritual, in dem er das Blut und den wabernden Schweißtropfen zusammenführte.
Ein Blitz. Ein Donner. Gelächter, ein Grunzen. Der Regen prasselte auf Kathrin auf das Gesicht, während sie langsam wegtrat.
„Du hättest nicht so hart zuschlagen müssen, jetzt bekomme ich bestimmt eine Narbe im Gesicht“, waren die letzten Worte, die Kathrin vernahm, bevor sie ihren letzten Lebensatem aushauchte. Es waren die Worte einer weiblichen Stimme. Sie kam ihr sehr vertraut vor, doch umso fremder hörte sie sich an.
Es wunderte niemanden, als tags darauf an Loch 9 ein neues Hindernis aufgeschüttet worden war, lediglich der darauf wachsende Basilikum, machte den Golfern zu schaffen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

ahorn

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Moin Bleibrot8,

herzlichen Glückwunsch zur richtigen Wahl des Forums. Krimi und Thriller, das Forum der Unerschrockenen, die nicht nur spannende, verworrene Geschichten schreiben wollen, sondern mit ehrlicher, gut gemeinter, harter Kritik umgehen können. Ganz nach dem Motto: Dichter am Text. :cool:

Ich habe sogar deinen Text gelesen. Nicht übel. Dachte mir sogar in meiner Blauäugigkeit, dir eine kleine Kritik zu kredenzen – in einer Stunde, das wäre ein Klacks. Doch Pustekuchen! Dauert doch länger :rolleyes:.

Dennoch etwas Kurzes zum Warm werden.

Diese Geschichte ist eine Reizwortgeschichte (Basilikum, Waffeleisen & Kapitalismus), bei der auch Stil (Horror/Thriller), Ort (Golfplatz, DDR) und Zeit (80er) vorgegeben war. Danke an meinen Mitbewohner...
(Kapitalismus habe ich nur thematisch aufgenommen)
Viel Spaß beim Lesen!
So ein Kram gehört, dort hinein -->
Diese Geschichte ist eine Reizwortgeschichte (Basilikum, Waffeleisen & Kapitalismus), bei der auch Stil (Horror/Thriller), Ort (Golfplatz, DDR) und Zeit (80er) vorgegeben war. Danke an meinen Mitbewohner...
(Kapitalismus habe ich nur thematisch aufgenommen)
Viel Spaß beim Lesen!

Und!
Die Recherche ist des Schreibers Pflicht.
20 Sekunden Arbeit:
Aus golferischer Sicht betrachtet war die DDR also ein Niemandsland. Von den fünf Plätzen, die auf dem Geländer der DDR vor dem Zweiten Weltkrieg existiert hatten, überlebte einzig der des Herzoglichen Golfklubs in Oberhof. Bis 1951 (am 24. April 2006 erfolgte die Neugründung) konnte hier gespielt werden, dann wurden Fairways und Grüns zum Ackerland. In der DDR gab es also keinen Platz KOMMA auf dem der Sport ausgeübt werden konnte, noch weniger gab es Golfklubs oder Schläger und Bälle, nicht einmal als fahrbaren Untersatz konnte man einen Golf erwerben.
Quelle: Bernd Rudolph und der Golfsport in der DDR
Veröffentlicht am 10.06.2009 von Steffen Lüdeke in Welt (Online) – Axel Springer SE

Schau Rainer Zufall, auch die vergessen Kommata. ;)

Jetzt ahnst du gewiss, weshalb ich mehr Zeit brauche. Tut mir leid, bei so einem Fauxpas lecke ich Blut – sind ja bei den Krimis.:p

Gruß
Ahorn
 

Bleibrot8

Mitglied
Moin ahorn,

vielen Dank für deine Editierung und erste Kritik. Ich bin neu hier und das ist meine erste Geschichte, die ich seit der Schulzeit geschrieben habe, deswegen bin ich ein bisschen stolz, dass sie (d)einer Kritik würdig ist :)

Dass Golf in der DDR keine Rolle spielte, ist natürlich ärgerlich für das Fundament der Geschichte und ein Punkt, den ich hätte nachrecherchieren müssen. Ich werde aber trotzdem mit meinem Mitbewohner hart ins Gericht gehen, warum er mir so etwas vorgeben hat :p

Ich freue mich schon auf die komplette Kritik.

Gruß
Bleibrot8
 

ahorn

Mitglied
Moin Bleibrot8

Dass Golf in der DDR keine Rolle spielte, ist natürlich ärgerlich für das Fundament der Geschichte und ein Punkt, den ich hätte nachrecherchieren müssen. Ich werde aber trotzdem mit meinem Mitbewohner hart ins Gericht gehen, warum er mir so etwas vorgeben hat
Sei deinen Mitbewohnern gnädig, der Fehler liegt bei dir. Sorry. Solange du Texte nicht veröffentlichst, kannst du schreiben, was du willst. Vor einer Veröffentlichung, ob in einem Forum, als Print oder Doktorarbeit solltest du alle Fallstricke heraussuchen.
Aus Golfplatz machst du einfach: Sie nannten ihn so, denn ...
Fantasie ist Triumph. :rolleyes:
In Sangerhausen existierte eine Basis von Aliens. Natürlich wusste niemand etwas davon außer dem 1. Vorsitzenden des Ortsparteirats und Karl, der diese Geschichte der Nachwelt ...

Walkman. Markenprodukt von Sony, gab es in der DDR nicht einmal als Bückware, vielleicht im Intershop gegen harte Devisen, die bekam sie bestimmt nicht in einer HO- oder Konsum-Gaststätte. Vielleicht bei Westkundschaft (Männlich) - den Rest kannst dir denken.
Ach ja! HO-, Konsum-Gaststätte wenn um 21:00 Feierabend war, wurden die Gäste rechtzeitig, also um 20:30 herausgeworfen. Wer macht schon gern Überstunden? Es sei den derjenige bekam irgendetwas dafür, vielleicht ein paar Badezimmerfliesen.

Den literarischen Rest werfe ich die entgegen, soweit ich Zeit dafür habe. Einerseits ist Urlaubszeit, andererseits bin ich selbst am Schreiben, außerdem wartet sich Franklyn Francis.
Also mein Tipp in Kürze:
Suche alles heraus, was nicht der Wirklichkeit entspricht, spinne etwas darauf, damit es plausibel wird, denn generell finde ich deine Schreibe lesbar und interessant.

Gruß
Ahorn
 



 
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