denn die aussage dient als begründung zum daß
der finalen folge: die spiegelt das weil
wie die zukunft vergangenheit spiegelt am jetzt
asymmetrisch in offener frage brand neu
(1) Syntaktisches
Hm, lassen wir die musikalische Analogie beiseite (ich möchte sie erst angehen, wenn genug Verständnis für die linguistische Ebene gefunden wurde), dann bleibt das Thema und die Aussagenfolge der dritten Strophe schon kompliziert genug.
Hier eine Überlegung zu kausalen und finalen Nebensätzen, also der Hypotaxe und ihrem logischen Verhältnis zum ihnen syntaktisch übergeordneten, dominanten Satz, einem Satz, der - etwas vage formuliert - meistens logisch abhängig ist, von seinem scheinbar subdominanten Nebensatz.
Und das sei hier noch kombiniert mit dem, was man gern als das Problem des "freien Willens" bezeichnet und aufzuhellen versucht.
(2) Drei Sätze, ihre Analyse und der "freie Wille"
Drei komplexe Lang-Sätze (Vordersatz kombiniert mit Hintersatz/ „Weilsatz“) dienen uns als Grundlage. Wir setzen voraus, dass in diesen alltagssprachlichen Sätzen gängige, alltagserprobte Konzepte und Modelle des „freien Willens“ erkennbar sind.
Was bedeutet „freier Wille“?
S1: Ich habe ein X auf den Wahlzettel gemacht,
weil ich für Benn stimmen wollte.
S2: Ich habe Magenbeschwerden bekommen,
weil ich für Benn stimmen wollte.
S3: Die Brücke ist eingestürzt,
weil ein Erdbeben ihre Fundamente erschütterte.
Alle drei Sätze enthalten eine kausale Beziehung zwischen Vorder- und Hintersatz, signalisiert durch die Konjunkton „weil“: Der Vordersachverhalt ist durch den hinteren Sachverhalt verursacht. Aber es gilt:
? Satz 3 enthält im Hintersatz eine hinreichende Bedingung, das Erdbeben ist eine zentrale Voraussetzung für den Einsturz der Brücke.
? Auch Satz 2 enthält eine (hinreichende ?) Bedingung, hier für die Magenbeschwerden. Der Satz behauptet nämlich, die somatische Beeinträchtigung sei durch eine „Aktion“ oder die Aktionsbereitschaft einer handelnden Person hervorgerufen.
- Die Magenbeschwerden sind dem Akteur „zugestoßen“, er hat sie nicht willentlich hervorgerufen. Sie entstanden vor oder nach der Wahl.
- Vermutlich ist dem Akteur aufgegangen, dass die anstehende oder bereits erfolgte Wahl für das Land nicht wünschenswert ist. Als Folge dieser Erkenntnis oder des Gefühls ist Übelkeit eingetreten. Die Wahl „hat/ist dem Akteur auf den Magen geschlagen“.
? Satz 1 dagegen ist in mehrfacher Hinsicht ein Spezialfall:
- Der Weil-Satz enthält nicht unbedingt eine hinreichende Bedingung: Nichts zwingt „mich“ dazu, das Kreuz tatsächlich zu machen.
- Es ist wahrscheinlich, dass der Handlung ein Bewusstwerden der Gründe für eine Wahlentscheidung vorausgeht. Es geht nicht um einen Automatismus oder einen Reflex.
- Die Entscheidung und das tatsächliche Ingangsetzen der Handlung sind kein zwingender Prozess. Selbst wenn die Handlung einsetzt, ist nicht gesagt, dass die Handlung auch vollendet wird.
- Satz 1 ließe sich ersetzen durch:
Damit Benn gewählt wird, habe ich ein „X” auf den Wahlzettel gemacht. Das bedeutet: Dem Ich ist „bewusst”, dass der Wahlzettel und die Wahlentscheidung ein geeignetes
Mittel für die Wiederwahl sind.
- Finalsätze mit „damit” ersetzen bis zu einem gewissen Grad Kausalsätze mit „weil + wollen”. Sie verweisen mit „da-mit“ nicht nur auf eine erwünschte Folge, sondern auch auf den Einsatz eines im Kontext genannten und für die Absicht passenden Mittels:
Ich fahre in die Stadt, damit ich das Sonderangebot bei Norma nützen kann.
(3) Vorläufiges Fazit
Offensichtlich hat „freier Wille“ mit folgenden Merkmalen oder Faktoren zu tun; ein Akteur kann
? sich überlegt Ziele setzen
? und diese planmäßig und mit dem Einsatz gängiger Mittel handelnd verfolgen.
? Und sich dabei auf eine Naturgabe stützen, auf ein „psychisches Antriebspotential“.
? Die Handlung bis zu einem gewissen Grad revidieren.
Spricht man von „Willensschwäche“, so ist dieses Antriebspotential beeinträchtigt – wir befinden uns nicht im „Normalfall“. Ähnliches gilt bei Faktoren wie „zwanghafte“ oder „ von außen gesteuerte Handlung“ oder „Hypnose“.
Zu weit weg vom sprachphilososophischen Potential des Gedichtes?
Wünschenswert:
Eine deutliche Explikation der Begriffe
kausal. konsekutiv, final, offensichtlich ist diese Begrifflichkeit eine der Grundlagen für das Gedicht, seine Struktur und das Verstehen