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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Interessant ist es zu vermerken, dass es in der Menge der komplexen Zahlen keine Ordnungsrelation
kleiner als „<“ oder größer als „>“ gibt (im Gegensatz z.B. zu den reellen Zahlen). Von zwei unterschiedlichen
komplexen Zahlen lässt sich nicht sagen, welche die größere bzw. die kleinere Zahl ist,
weil der Menge ein lineares, eindimensionales Ordnungsprinzip fehlt. (Wikipedia)
http://www.uni-magdeburg.de/exph/mathe_gl/kzahlen.pdf


„Räum endlich auf!“, sagte meine Mutter und warf die Tür hinter mir zu. ringsumher fand ich ein völliges Durcheinander, geradezu ein Wirrwarr von Zahlen, die sich Richtung Ausgang drängelten. Alle standen dicht an dicht und ich dachte: „Wie soll ich das nur schaffen“. Ich versuchte, mich im Gedrängel zurechtzufinden, aber kaum fand ich etwas Platz, genauer, kaum schien ich etwas Platz zu finden, drängelte sich ein Nachbar zwischen mich und mein Zimmer. Ich vergaß, während ich angestrengt darüber nachsann, wo ich mich eigentlich befand, genauer, wo ich mich befände, wenn es ein Wo geben würde. Aber jedes Wo war winzig klein, viel kleiner noch, als die Elementarlänge, mit der ich mich auskannte, seit ich mit meinen Freunden ein Feld damit abgesteckt hatte.
Ich sagte, als ich endlich einen in meiner Nähe zu Gesicht bekam, der nicht mit allen anderen verschmolz: „Wollen wir spielen?“ Da war er schon fort und ich entschloss mich, das Spiel Blindekuh zu nennen. Der andere war so nah, dass viele ihn mit mir verschmolzen sahen, alle, die mich umgaben, versuchten, sich zwischen mich und meinen neuen Freund zu drängen. Wir hingen aneinander und waren doch voneinander entfernt, jeder von uns hatte eine Unzahl von Nachbarn, die sich zwischen uns drängeln wollten. Doch sie kannten mich schlecht. Ich fasste meinen Freund bei den Händen und so tanzten wir zwischen all den Zahlen umher.
In der geringsten Entfernung glichen wir uns wie ein Ei dem anderen. Und doch waren wir verschieden, wie man nur sein kann.
Wir durchsuchten nicht nur die Ebenen, die uns umgaben, nein, wir krochen durch all die unendlichen Weiten, das Seepferdchental, die Spiralen der Arme, all die seltsamen Figuren, die wir durch einfachste Transformationen erreichten. Wir waren dann im Hotel, die Zimmer lagen völlig durcheinander, ich fand den Ort einfach nicht, den ich aufräumen sollte.
Dann kam ich ein eine Menge, die war viel mächtiger als die, in der ich geboren wurde, wenn man von Geburt sprechen kann, denn ich war immer schon innen und außen und bei der Geburt war ich mir überhaupt nicht bewusst, wie mir geschah.
Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, doch war das schwierig, denn mein Gehirn war völlig leer und kein Gedanke fand Platz, mit dem ich weitere Gedanken begründen konnte, die ich denken, über die ich denken wollte.
Allmählich wurde mir bewusst, dass es mir schwerfallen würde, Ordnung zu schaffen, denn meine Umgebung erwies sich als Chaotisch, und ohne das Chaos, so erschien es mir, würde ich nicht existieren, ich wäre wie in Tropfen Öl in einer Plastflasche im Kühlschrank hinter der Butter.

Wieder durchlief ich einen Transformationszyklus und fand Julia, die Schöne, die sich immer änderte und doch gleich blieb, aber sie schien mich abzuweisen, als ich auf einem der Seepferdchen herbeireiten wollte, dabei war das Seepferdchen eine Illussion, eine optische Täuschung, das man nur sah, wenn man sich in die dritte Dimension begab, etwas, wovor ich mich fürchtete.
Ich hatte mein ganzes Leben in der Ebene gewohnt, die waberte und dehnte und streckte sich.
Schließlich erreichte ich, dass sich alles in einer Kugel zusammenrollte, die ich zerschnitt und zusammensetzte, so erreichte ich, dass zwei neue Kugeln entstanden, beide so groß wie die erste.
Dann suchte ich meine Mutter, um ihr das Ergebnis zu zeigen, sie hatte sich aber in einer der Falten der Ebene verirrt und ich konnte sie nicht mehr erblicken.
 

Veil

Mitglied
Was imaginäre Zahlen fähig sind in einem menschlichen Hirn auszulösen, kann man hier gut nachlesen. Allerdings meine ich, dass der Umgang damit (zumeist) nach der Pubertät einfacher wird. Auch Struktur im Chaos lernt der Mensch, wenn auch nicht wirklich. Sein Sicherheitsbestreben lässt ihn nur an Struktur glauben.
Schöner imaginärer Text, dem noch die Mutter fehlt.

Veil
 

FrankK

Mitglied
Hallo Bernd
Du reißt alte Wunden auf!

Komplexe Zahlen - imaginärer Zahlenstrahl.

Maschengleichungen - Knotenregel - Gemischte Netzwerke - Scheinstrom / Blindstrom - Kapazitive / induktive Last.

Und immer dran denken - im Mathebuch ist es "klein i", für uns Elektriker ist es "klein j"!

Und in der Abschlussklausur die freche Aufgabe:
Berechnen sie den Strom in Knoten 3 unter Berücksichtigung der beiden Stromquellen A und B sowie den Spannungsquellen 1, 2 und 3.
Begründen sie die Veränderungen, wenn die Verbindung von Spannungsquelle 2 nach Knoten 1 abreißt.

Wer nach Maschengleichungen den Strom ausgerechnet hat, bekam Punktabzug, wer die Maschengleichung für den zweiten Fall aufstellte, erhielt sogar Null Punkte, weil er die Gesetzmäßigkeiten nicht begriffen hatte.
Maschengesetz: Die Summe aller Ströme in einem Knoten ist 0.


Dein "Seepferdchen" und die "Spiralarme" erinnern mich an Apfelmännchen bzw. Fraktale oder Mandelbrot, Bildauschnitte in der Vergrößerung sehen sich ähnlich, in der mathematishen Beschreibung aber grundverschieden.


Schöner Text, sinnverwirrend und einfühlsam zugleich.

Wieder durchlief ich einen Transformationszyklus und fand [blue]Julia, die Schöne[/blue]
Ich kann nur vermuten - mein Bauchgefühl hat geklingelt - hier liegt ein Querverweis versteckt, den ich nicht entschlüsseln kann.

Oder liege ich völlig daneben?

Grüßend
Frank
 

FrankK

Mitglied
Ah ja, danke.

Fatou sagt mir was - dunkel, lange ist es her, tief verschüttet.
Julia war mir kein Begriff mehr.


Grüßend
Frank
 



 
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