heike von glockenklang
Mitglied
Ich bin die Fee. Meine Mama behauptet, ich heiße Juliane Felizitas. Aber das stimmt nicht. Ich kenne mich doch und ich heiße Fee. Ich bin schon bald zwei Jahre alt.
Jetzt erzähle ich euch mal, was für ein großes Mädchen ich bin. Meiner Mama helfe ich fleißig im Haushalt. Heute zum Beispiel hat Mama große Wäsche. Wenn Mami große Wäsche hat, werfe ich ihr immer die Klammern in die Waschmaschine.
Zwischendurch will Mama putzen. Das mache ich auch gern. Mami holt sich Putzwasser. Bis sie kommt, habe ich die Küche schon lang fertig. Darüber ärgert Mama sich ziemlich. Findet sie putzen denn so schön? Mami schimpft, ich soll die Milch nicht immer auf den Boden schütten. An den Putzeimer darf ich nicht. Womit soll ich denn sonst putzen?
Wenn die Waschmaschine die Wäsche gewaschen hat, hängen wir die Wäsche auf. Nach dem Wäsche aufhängen bin ich sehr müde. Einen halben Korb Wäsche Stück für Stück über die Erde zu schleifen, ist sehr anstrengend. Mami findet das auch. Deshalb bringt sie mir meine Flasche und bringt mich ins Bett. Ich will Heia machen. Heia machen ist ganz, ganz schön, wenn ich mein Heiakissen habe. Mein Baby Fritz ist immer mit dabei. Irgendwann, wenn ich so ungefähr tausend Lieder gesungen habe, schlafe ich ein.
Hallo, jetzt bin ich wieder wach. Ich sitze am Tisch und soll essen. Mit dem Löffel. Weil ich schon groß bin, esse ich mit dem Messer. Mama nimmt mir das Messer weg. Pah, dann esse ich eben gar nichts. Wütend haue ich mit meiner Hand auf den Teller. Mama stellt ihn weg. Jetzt möchte ich wieder essen. Aber es ist aus. Mami ist bestimmt sauer auf mich.
Was kann ich nur tun, dass sie mich wieder lieb hat? Auja, ich weiß was.
Mama geht auf‘ s Klo. Prima. Ich werde ihr eine große Überraschung machen. Hopsa auf den Mülleimer und noch ein Hopser auf den Schrank. So komme ich besser an die Kaffeemaschine. Ich werde meiner Mama einen guten Kaffee kochen. Es steht alles praktisch in meiner Nähe. Sprudelwasser, das ich vorsichtig in die Maschine schütte. Die Kaffeedose ? guckt mal, der Kaffee sieht aus wie Sand. Damit kann ich ja schöne Backekuchen machen. Ein bisschen Kaffeesand schütte ich vor mich hin. Hmm... riecht das gut, da wasche ich mir auch gleich die Haare mit. Gerade kommt Mama vom Klo zurück. Ich freue mich und zeige ihr meine Überraschung. Mama guckt ganz groß, dann sagt sie: „Oh Fee!“ Ich glaube, die Überraschung ist mir gelungen.
Nachmittags gehe ich gern raus. Heute wollen wir den Ball mitnehmen. Ich hole ihn und meine Schuhe. Mama hat mir die Strümpfe angezogen. Weil ich das allein kann, ziehe ich sie wieder aus. Ich bin ja schließlich kein Baby mehr. Die Schuhbänder kann ich allein aufbinden. Mama macht einen Knoten in die Schleifen. Da dauert das Aufbinden etwas länger.
Mami geht endlich mit mir in den Hof. Es sind schon viele Kinder da. Auch mein großer Bruder. Darüber freue ich mich, denn er ist lieb zu mir. Manche Kinder sind größer als ich. Die kommen zu mir und wollen mich knutschen und herumtragen. Schrecklich! Ich bin doch kein Knutschkissen.
Ich bin die Fee und will Ball spielen. Am liebsten schieße ich Tore mit meinem Bruder. Ihn rufe ich so lange, bis er mit mir schießt. Juchhu, das macht Spaß. Nach kurzer Zeit hat Holger keine Lust mehr. Schade.
Na dann gehe ich eben zum Sandkasten. Ich backe Sandkuchen zum Abendbrot. Mutti sagt: „Wir wollen wieder ins Haus gehen. Es ist Zeit zum Baden. “Also, gut.“ Ich packe meine Sandkuchen in die Hosentasche. Mama will aber keine Backekuchen mitnehmen.
In unserem Flur ziehe ich mich ganz allein aus. Mama lässt Badewasser in die Wanne einlaufen. Schnell hole ich alles, was ich zum Baden brauche: Mein Baby Fritzchen, seine Badewanne, meinen Ball, mein Buch, meine Bausteine, mein Heiakissen, meine Flasche, mein Telefon, meine Seife, meinen Waschlappen und natürlich ? mein Handtuch. Mama meint, halb soviel ist auch genug. Na, dann eben nicht. Während ich mein Baby bade, deckt Mutti den Tisch. Danach holt sie mich aus der Badewanne. Wir trocknen mich ab. Ich ziehe meinen Schlafanzug an. Das dumme Ding ist heute wieder völlig verdreht. Mama hilft mir, damit alles richtig passt.
Nach dem Abendessen werde ich als erste ins Bett gebracht. Alle sagen, weil ich die Kleine bin. Das verstehe ich nicht. Ich bin doch nicht klein. Die anderen sind riesengroß. Nachdem ich heute wieder so viel geschafft habe, glaube ich, dass ich bald erwachsen bin.
Bis bald
Fee
Ps:Ich melde mich wieder und erzähle euch noch mehr von mir.
Erstmals in der Stadteilzeitung 14. Fritz-Erlersiedlung im Juni.1983 veröffentlicht.
Es gibt zur Story von mir gezeichnte Karikaturen.
hkeuper-g
Jetzt erzähle ich euch mal, was für ein großes Mädchen ich bin. Meiner Mama helfe ich fleißig im Haushalt. Heute zum Beispiel hat Mama große Wäsche. Wenn Mami große Wäsche hat, werfe ich ihr immer die Klammern in die Waschmaschine.
Zwischendurch will Mama putzen. Das mache ich auch gern. Mami holt sich Putzwasser. Bis sie kommt, habe ich die Küche schon lang fertig. Darüber ärgert Mama sich ziemlich. Findet sie putzen denn so schön? Mami schimpft, ich soll die Milch nicht immer auf den Boden schütten. An den Putzeimer darf ich nicht. Womit soll ich denn sonst putzen?
Wenn die Waschmaschine die Wäsche gewaschen hat, hängen wir die Wäsche auf. Nach dem Wäsche aufhängen bin ich sehr müde. Einen halben Korb Wäsche Stück für Stück über die Erde zu schleifen, ist sehr anstrengend. Mami findet das auch. Deshalb bringt sie mir meine Flasche und bringt mich ins Bett. Ich will Heia machen. Heia machen ist ganz, ganz schön, wenn ich mein Heiakissen habe. Mein Baby Fritz ist immer mit dabei. Irgendwann, wenn ich so ungefähr tausend Lieder gesungen habe, schlafe ich ein.
Hallo, jetzt bin ich wieder wach. Ich sitze am Tisch und soll essen. Mit dem Löffel. Weil ich schon groß bin, esse ich mit dem Messer. Mama nimmt mir das Messer weg. Pah, dann esse ich eben gar nichts. Wütend haue ich mit meiner Hand auf den Teller. Mama stellt ihn weg. Jetzt möchte ich wieder essen. Aber es ist aus. Mami ist bestimmt sauer auf mich.
Was kann ich nur tun, dass sie mich wieder lieb hat? Auja, ich weiß was.
Mama geht auf‘ s Klo. Prima. Ich werde ihr eine große Überraschung machen. Hopsa auf den Mülleimer und noch ein Hopser auf den Schrank. So komme ich besser an die Kaffeemaschine. Ich werde meiner Mama einen guten Kaffee kochen. Es steht alles praktisch in meiner Nähe. Sprudelwasser, das ich vorsichtig in die Maschine schütte. Die Kaffeedose ? guckt mal, der Kaffee sieht aus wie Sand. Damit kann ich ja schöne Backekuchen machen. Ein bisschen Kaffeesand schütte ich vor mich hin. Hmm... riecht das gut, da wasche ich mir auch gleich die Haare mit. Gerade kommt Mama vom Klo zurück. Ich freue mich und zeige ihr meine Überraschung. Mama guckt ganz groß, dann sagt sie: „Oh Fee!“ Ich glaube, die Überraschung ist mir gelungen.
Nachmittags gehe ich gern raus. Heute wollen wir den Ball mitnehmen. Ich hole ihn und meine Schuhe. Mama hat mir die Strümpfe angezogen. Weil ich das allein kann, ziehe ich sie wieder aus. Ich bin ja schließlich kein Baby mehr. Die Schuhbänder kann ich allein aufbinden. Mama macht einen Knoten in die Schleifen. Da dauert das Aufbinden etwas länger.
Mami geht endlich mit mir in den Hof. Es sind schon viele Kinder da. Auch mein großer Bruder. Darüber freue ich mich, denn er ist lieb zu mir. Manche Kinder sind größer als ich. Die kommen zu mir und wollen mich knutschen und herumtragen. Schrecklich! Ich bin doch kein Knutschkissen.
Ich bin die Fee und will Ball spielen. Am liebsten schieße ich Tore mit meinem Bruder. Ihn rufe ich so lange, bis er mit mir schießt. Juchhu, das macht Spaß. Nach kurzer Zeit hat Holger keine Lust mehr. Schade.
Na dann gehe ich eben zum Sandkasten. Ich backe Sandkuchen zum Abendbrot. Mutti sagt: „Wir wollen wieder ins Haus gehen. Es ist Zeit zum Baden. “Also, gut.“ Ich packe meine Sandkuchen in die Hosentasche. Mama will aber keine Backekuchen mitnehmen.
In unserem Flur ziehe ich mich ganz allein aus. Mama lässt Badewasser in die Wanne einlaufen. Schnell hole ich alles, was ich zum Baden brauche: Mein Baby Fritzchen, seine Badewanne, meinen Ball, mein Buch, meine Bausteine, mein Heiakissen, meine Flasche, mein Telefon, meine Seife, meinen Waschlappen und natürlich ? mein Handtuch. Mama meint, halb soviel ist auch genug. Na, dann eben nicht. Während ich mein Baby bade, deckt Mutti den Tisch. Danach holt sie mich aus der Badewanne. Wir trocknen mich ab. Ich ziehe meinen Schlafanzug an. Das dumme Ding ist heute wieder völlig verdreht. Mama hilft mir, damit alles richtig passt.
Nach dem Abendessen werde ich als erste ins Bett gebracht. Alle sagen, weil ich die Kleine bin. Das verstehe ich nicht. Ich bin doch nicht klein. Die anderen sind riesengroß. Nachdem ich heute wieder so viel geschafft habe, glaube ich, dass ich bald erwachsen bin.
Bis bald
Fee
Ps:Ich melde mich wieder und erzähle euch noch mehr von mir.
Erstmals in der Stadteilzeitung 14. Fritz-Erlersiedlung im Juni.1983 veröffentlicht.
Es gibt zur Story von mir gezeichnte Karikaturen.
hkeuper-g