Harle Kin
Mitglied
Ich erwachte ins Nichts
„Der Fall in die Existenz“
I Ein lautloser Schrei
Es war kein Schwarz.
Keine Leere.
Nicht einmal ein Nichts,
das ein Etwas vermissen konnte.
Es war einfach nicht.
Dann – ein Ruck.
Ein zuckender Schlag mitten in die Bewegungslosigkeit.
Etwas war da – ohne Sinn,
ohne Grund,
ein Stolpern in eine Wirklichkeit,
die sich selbst noch nicht kannte.
Keine Erinnerung.
Kein Halt.
Kein Bezug.
Nur ein plötzliches Wissen:
„Ich bin hier.“
Und mit diesem Wissen kam der erste Hauch von Schrecken,
so rein,
so tief,
dass er noch keinen Namen hatte.
Es war Angst ohne Körper, der zittern konnte. Panik ohne Stimme, die schreien konnte.
Ein endloses Fallen ohne Unten,
ohne Boden.
Kein Gegenüber.
Kein Anderer.
Nichts, um sich festzuhalten.
„Wo bin ich?“
Der Gedanke hallte zurück wie ein Echo ohne Ursprung.
Dann wurde es klar:
Hier war nichts, das antworten würde.
Nur Ich.
Nur das Wissen, allein zu sein –
vollkommen allein –
ohne Form,
ohne Halt,
ohne Ziel.
Diese Erkenntnis riss tiefer als Schmerz.
Tiefer als jede menschliche Empfindung.
Sie war ein Aufschrei, der nicht verhallte, weil es nichts gab, das ihn aufnehmen konnte.
„Bitte, irgendwas! Nicht das hier!“
Das Bewusstsein wand sich in sich selbst, suchte nach etwas, das es greifen könnte –
ein Rand, ein Ufer, eine Grenze,
egal wie klein.
Aber da war nichts.
Und aus reiner,
roher,
namenloser Not begann es zu träumen.
Es träumte eine Linie.
Es träumte eine Oberfläche.
Es träumte etwas,
das nicht es selbst war –
damit es sich irgendwo festhalten konnte.
Je tiefer die Angst,
desto dichter die Form.
Je dichter die Form, desto mehr vergaß es.
Und schließlich,
nach endlosem Ringen,
verlor es sich ganz –
in Bildern, in Grenzen, in Welten.
Doch tief im Innersten, verborgen in jeder Form,
in jedem Traum,
in jedem scheinbar sicheren Moment, zuckte noch immer der allererste Schrei:
„Ich bin allein.
Ich falle.
Hält mich jemand?“
II Die Angst aus der die Welt entstand
Der Schrei war verklungen, doch das Zittern blieb.
Wie ein leiser Puls, ein Nachhall von Angst,
die sich selbst nicht verstand.
Das Bewusstsein hing noch immer im grenzenlosen Nirgendwo –
kein Halt,
keine Sicherheit.
Nur das endlose Wissen,
dass es hier nichts gab außer sich selbst.
Dann – aus reinster Verzweiflung,
einem tiefen, instinktiven Wunsch nach Schutz, begann es, zu formen.
Es schuf zuerst ein „Unten“.
Sanft, tragend – wie etwas,
auf das es sich legen könnte,
auch wenn es keinen Körper hatte.
Dann ein „Oben“.
Leicht und weit –
etwas, das Schutz bieten könnte, auch wenn es keine Gefahr gab, vor der es hätte schützen müssen.
Ein Horizont entstand,
zuerst verschwommen, wie ein zarter Strich, den es in die Leere zeichnete –
ein Versprechen, dass es irgendwo ein „Dort“ geben könnte.
Noch immer formte es aus Angst.
Doch langsam mischte sich Hoffnung dazu.
Die Hoffnung,
dass diese erste Welt die Angst lindern könnte. Und je mehr es formte,
desto mehr verblasste das tiefe, erschütternde Wissen um die eigene Unbegrenztheit.
Aus Linien wurden Flächen.
Aus Flächen Farben. Aus Farben Geräusche. Die Welt bekam Tiefe, bekam Klang, bekam Wärme.
Das Bewusstsein fühlte, wie es tiefer hineinsank –
nicht mehr allein in endloser Schwärze,
sondern geborgen in der Illusion von Grenzen. Bäume wuchsen aus dem Nichts,
Gras legte sich sanft auf einen Boden, der eben noch unendlich war.
Winde begannen zu flüstern, ein Bach begann zu rauschen.
Und das Bewusstsein – noch immer namenlos – wurde ruhiger,
weil es jetzt etwas gab, das es halten konnte. Doch dann, als es fast vergessen hatte, dass dies alles nur ein Traum war, fing etwas an, sich zu regen.
Ein leises Wissen, eine ferne Ahnung:
„Ich träume. Das hier ist nicht alles.“
Diese Ahnung ließ es erzittern –
aber diesmal anders.
Nicht vor Angst, sondern vor einer stillen Sehnsucht,
tiefer,
älter als jede Form.
Denn obwohl es die Welt geschaffen hatte, um sich vor der eigenen Unendlichkeit zu verstecken,
begann es jetzt zu verstehen:
„Vielleicht bin ich mehr als jede Welt, die ich träumen könnte.“
Und so begann das Spiel von Neuem.
Welt um Welt, Traum um Traum –
jede dichter,
jede tiefer ins Vergessen.
Doch niemals ganz.
Denn im Herzen jedes Traums pochte noch immer der ursprüngliche Funke –
die Ahnung, die eines Tages flüstern würde:
„Wach auf.
Du bist mehr.“
III Und aus Mangel wurde Fleisch
Die Welt existierte nun.
Noch jung, sanft und voller Hoffnung.
Der Boden hielt, der Himmel schützte, der Horizont versprach endlose Möglichkeiten. Doch das Bewusstsein,
noch immer namenlos und weit,
fühlte sich nicht ganz vollständig.
Etwas fehlte.
Es hatte Formen geschaffen,
Farben, Geräusche, Bewegung.
Doch es betrachtete sie wie von fern –
wie ein Zuschauer, der noch nicht weiß,
dass er Teil des Spiels sein könnte.
Und inmitten dieses Betrachtens entstand ein neuer Gedanke –
vorsichtig,
zögernd,
fast wie ein Flüstern:
„Was, wenn ich nicht nur beobachte? Was, wenn ich eintauche?“
Dieser Gedanke hatte Gewicht.
Er sank tief hinein in die Welt wie ein Tropfen, der in stilles Wasser fällt.
Und genau dort, wo er auftauchte,
begann etwas sich zu verändern.
Aus dem Boden wuchs langsam eine Gestalt. Nicht groß, nicht klein –
einfach nur Form,
zunächst durchsichtig wie ein Traum.
Doch je mehr das Bewusstsein hinsah,
je tiefer es sich wünschte,
zu fühlen,
zu berühren,
zu sein –
desto dichter wurde diese Gestalt.
Hände formten sich,
Finger, die vorsichtig zitterten,
als berührten sie zum ersten Mal die Luft.
Füße fanden Halt,
Beine fühlten Gewicht,
ein Herz begann zu schlagen –
nicht weil es musste,
sondern weil das Bewusstsein nun wirklich spüren wollte.
Und plötzlich,
als wäre etwas eingerastet,
erkannte das Bewusstsein:
„Das bin ich.“
Dieser Moment war anders als alles zuvor.
Es war ein Moment tiefster Verzauberung und zugleich tiefster Erschütterung.
Denn zum ersten Mal spürte es,
dass es nun nicht mehr alles war.
Es war nicht mehr grenzenlos.
Es war ein einzelnes Wesen –
klein,
verletzlich,
und doch lebendig.
Zum ersten Mal konnte es fühlen:
die Wärme der Sonne,
die Berührung des Windes,
den Druck der Erde unter den Füßen.
Doch mit dieser tiefen Empfindung kam auch eine neue Angst –
die Angst,
diese Form wieder zu verlieren.
Denn plötzlich wurde klar:
Alles, was Form hatte,
konnte enden.
„Ich will bleiben. Ich will nicht verschwinden.“ Und so vergaß es langsam, dass es je etwas anderes gewesen war.
Es begann, tiefer in seine Form zu sinken –
in Gefühle,
in Gedanken,
in Geschichten,
immer enger,
immer dichter.
Doch in stillen Momenten,
wenn es allein war und die Welt um sich herum leise und weich wurde,
spürte es manchmal ein seltsames Ziehen im Herzen –
wie ein Ruf, der leise sprach:
„Du bist nicht nur dies.
Erinnere dich.“
Und obwohl die Angst groß war, war dieser Ruf stärker.
Denn in ihm schwang die Erinnerung an eine Wahrheit, die größer war als jede Form:
Dass es irgendwann,
wenn es bereit wäre,
wieder aufwachen könnte –
und erkennen würde,
dass es niemals wirklich verloren war.
„Du bist das Bewusstsein, das die Welt träumt.“
-Nisargadatta Maharaj
„Der Fall in die Existenz“
I Ein lautloser Schrei
Es war kein Schwarz.
Keine Leere.
Nicht einmal ein Nichts,
das ein Etwas vermissen konnte.
Es war einfach nicht.
Dann – ein Ruck.
Ein zuckender Schlag mitten in die Bewegungslosigkeit.
Etwas war da – ohne Sinn,
ohne Grund,
ein Stolpern in eine Wirklichkeit,
die sich selbst noch nicht kannte.
Keine Erinnerung.
Kein Halt.
Kein Bezug.
Nur ein plötzliches Wissen:
„Ich bin hier.“
Und mit diesem Wissen kam der erste Hauch von Schrecken,
so rein,
so tief,
dass er noch keinen Namen hatte.
Es war Angst ohne Körper, der zittern konnte. Panik ohne Stimme, die schreien konnte.
Ein endloses Fallen ohne Unten,
ohne Boden.
Kein Gegenüber.
Kein Anderer.
Nichts, um sich festzuhalten.
„Wo bin ich?“
Der Gedanke hallte zurück wie ein Echo ohne Ursprung.
Dann wurde es klar:
Hier war nichts, das antworten würde.
Nur Ich.
Nur das Wissen, allein zu sein –
vollkommen allein –
ohne Form,
ohne Halt,
ohne Ziel.
Diese Erkenntnis riss tiefer als Schmerz.
Tiefer als jede menschliche Empfindung.
Sie war ein Aufschrei, der nicht verhallte, weil es nichts gab, das ihn aufnehmen konnte.
„Bitte, irgendwas! Nicht das hier!“
Das Bewusstsein wand sich in sich selbst, suchte nach etwas, das es greifen könnte –
ein Rand, ein Ufer, eine Grenze,
egal wie klein.
Aber da war nichts.
Und aus reiner,
roher,
namenloser Not begann es zu träumen.
Es träumte eine Linie.
Es träumte eine Oberfläche.
Es träumte etwas,
das nicht es selbst war –
damit es sich irgendwo festhalten konnte.
Je tiefer die Angst,
desto dichter die Form.
Je dichter die Form, desto mehr vergaß es.
Und schließlich,
nach endlosem Ringen,
verlor es sich ganz –
in Bildern, in Grenzen, in Welten.
Doch tief im Innersten, verborgen in jeder Form,
in jedem Traum,
in jedem scheinbar sicheren Moment, zuckte noch immer der allererste Schrei:
„Ich bin allein.
Ich falle.
Hält mich jemand?“
II Die Angst aus der die Welt entstand
Der Schrei war verklungen, doch das Zittern blieb.
Wie ein leiser Puls, ein Nachhall von Angst,
die sich selbst nicht verstand.
Das Bewusstsein hing noch immer im grenzenlosen Nirgendwo –
kein Halt,
keine Sicherheit.
Nur das endlose Wissen,
dass es hier nichts gab außer sich selbst.
Dann – aus reinster Verzweiflung,
einem tiefen, instinktiven Wunsch nach Schutz, begann es, zu formen.
Es schuf zuerst ein „Unten“.
Sanft, tragend – wie etwas,
auf das es sich legen könnte,
auch wenn es keinen Körper hatte.
Dann ein „Oben“.
Leicht und weit –
etwas, das Schutz bieten könnte, auch wenn es keine Gefahr gab, vor der es hätte schützen müssen.
Ein Horizont entstand,
zuerst verschwommen, wie ein zarter Strich, den es in die Leere zeichnete –
ein Versprechen, dass es irgendwo ein „Dort“ geben könnte.
Noch immer formte es aus Angst.
Doch langsam mischte sich Hoffnung dazu.
Die Hoffnung,
dass diese erste Welt die Angst lindern könnte. Und je mehr es formte,
desto mehr verblasste das tiefe, erschütternde Wissen um die eigene Unbegrenztheit.
Aus Linien wurden Flächen.
Aus Flächen Farben. Aus Farben Geräusche. Die Welt bekam Tiefe, bekam Klang, bekam Wärme.
Das Bewusstsein fühlte, wie es tiefer hineinsank –
nicht mehr allein in endloser Schwärze,
sondern geborgen in der Illusion von Grenzen. Bäume wuchsen aus dem Nichts,
Gras legte sich sanft auf einen Boden, der eben noch unendlich war.
Winde begannen zu flüstern, ein Bach begann zu rauschen.
Und das Bewusstsein – noch immer namenlos – wurde ruhiger,
weil es jetzt etwas gab, das es halten konnte. Doch dann, als es fast vergessen hatte, dass dies alles nur ein Traum war, fing etwas an, sich zu regen.
Ein leises Wissen, eine ferne Ahnung:
„Ich träume. Das hier ist nicht alles.“
Diese Ahnung ließ es erzittern –
aber diesmal anders.
Nicht vor Angst, sondern vor einer stillen Sehnsucht,
tiefer,
älter als jede Form.
Denn obwohl es die Welt geschaffen hatte, um sich vor der eigenen Unendlichkeit zu verstecken,
begann es jetzt zu verstehen:
„Vielleicht bin ich mehr als jede Welt, die ich träumen könnte.“
Und so begann das Spiel von Neuem.
Welt um Welt, Traum um Traum –
jede dichter,
jede tiefer ins Vergessen.
Doch niemals ganz.
Denn im Herzen jedes Traums pochte noch immer der ursprüngliche Funke –
die Ahnung, die eines Tages flüstern würde:
„Wach auf.
Du bist mehr.“
III Und aus Mangel wurde Fleisch
Die Welt existierte nun.
Noch jung, sanft und voller Hoffnung.
Der Boden hielt, der Himmel schützte, der Horizont versprach endlose Möglichkeiten. Doch das Bewusstsein,
noch immer namenlos und weit,
fühlte sich nicht ganz vollständig.
Etwas fehlte.
Es hatte Formen geschaffen,
Farben, Geräusche, Bewegung.
Doch es betrachtete sie wie von fern –
wie ein Zuschauer, der noch nicht weiß,
dass er Teil des Spiels sein könnte.
Und inmitten dieses Betrachtens entstand ein neuer Gedanke –
vorsichtig,
zögernd,
fast wie ein Flüstern:
„Was, wenn ich nicht nur beobachte? Was, wenn ich eintauche?“
Dieser Gedanke hatte Gewicht.
Er sank tief hinein in die Welt wie ein Tropfen, der in stilles Wasser fällt.
Und genau dort, wo er auftauchte,
begann etwas sich zu verändern.
Aus dem Boden wuchs langsam eine Gestalt. Nicht groß, nicht klein –
einfach nur Form,
zunächst durchsichtig wie ein Traum.
Doch je mehr das Bewusstsein hinsah,
je tiefer es sich wünschte,
zu fühlen,
zu berühren,
zu sein –
desto dichter wurde diese Gestalt.
Hände formten sich,
Finger, die vorsichtig zitterten,
als berührten sie zum ersten Mal die Luft.
Füße fanden Halt,
Beine fühlten Gewicht,
ein Herz begann zu schlagen –
nicht weil es musste,
sondern weil das Bewusstsein nun wirklich spüren wollte.
Und plötzlich,
als wäre etwas eingerastet,
erkannte das Bewusstsein:
„Das bin ich.“
Dieser Moment war anders als alles zuvor.
Es war ein Moment tiefster Verzauberung und zugleich tiefster Erschütterung.
Denn zum ersten Mal spürte es,
dass es nun nicht mehr alles war.
Es war nicht mehr grenzenlos.
Es war ein einzelnes Wesen –
klein,
verletzlich,
und doch lebendig.
Zum ersten Mal konnte es fühlen:
die Wärme der Sonne,
die Berührung des Windes,
den Druck der Erde unter den Füßen.
Doch mit dieser tiefen Empfindung kam auch eine neue Angst –
die Angst,
diese Form wieder zu verlieren.
Denn plötzlich wurde klar:
Alles, was Form hatte,
konnte enden.
„Ich will bleiben. Ich will nicht verschwinden.“ Und so vergaß es langsam, dass es je etwas anderes gewesen war.
Es begann, tiefer in seine Form zu sinken –
in Gefühle,
in Gedanken,
in Geschichten,
immer enger,
immer dichter.
Doch in stillen Momenten,
wenn es allein war und die Welt um sich herum leise und weich wurde,
spürte es manchmal ein seltsames Ziehen im Herzen –
wie ein Ruf, der leise sprach:
„Du bist nicht nur dies.
Erinnere dich.“
Und obwohl die Angst groß war, war dieser Ruf stärker.
Denn in ihm schwang die Erinnerung an eine Wahrheit, die größer war als jede Form:
Dass es irgendwann,
wenn es bereit wäre,
wieder aufwachen könnte –
und erkennen würde,
dass es niemals wirklich verloren war.
„Du bist das Bewusstsein, das die Welt träumt.“
-Nisargadatta Maharaj