Ich fliehe

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
… ich fliehe vor dir, dieser Vernunft, vor dem Wahn rasch gewaschener Worte, den Schlafrockplattitüden, in den Saustall der Liebe, zu mir. Ich fliehe in die eigen und eigenartig verwinkelten Gänge eines kleinen Gefühls, das den Zitter und Gewitterhauch eines Gedankens verrät, der fort muss um zu bestehen. Ich kann nur seltsam gebückt und schwer und langsam gehen und an den Säulen der Gänge stehen hundert Zeichen in Flammen. Jeder Winkel hat ein eigenes Ich, jeder Winkel bricht das Ich und krümmt es grün über das Selbst. Und dann steht und ringt und schwingt mein Körper im Saustall der Liebe und lässt den Worten den Dreck, den sie brauchen, um sich zu behaupten.
 

Scal

Mitglied
Hallo Patrick,

klingt wie der Atem von einem, der durch das Bergwerk der Poesie schlurft und sein schürfendes Tun dabei zutage wortet: Bernsteinglanz.
Kann hier nur poetisch antworten.
Seltsam, dein forschend atmender Schürfstil hat mit sich gebracht, dass Novalis und seine Hymnen an die Nacht aus meinem Gedächtnis heraufgestiegen sind.

LG
Scal
 

Tula

Mitglied
Hallo Patrick
In jedem Winkel ein anderes Ich. Freud hätte hier seine Freude ;)
LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 22727

Gast
Hallo Patrick,

ich hätte hier und da ein paar Kleinigkeiten anders gemacht, etwa die Ansprache ("ich fliehe vor dir") ausgelassen, denn im Folgenden wird deutlich, wen/was Du meinst. In solch kompakten Stücken ist eine erhabene Sprache nicht das Schlechteste, Du zeigst sie mit "Ich kann nur seltsam gebückt ...". Schlafrockplattitüden, Saustall der Liebe, Dreck wollen da nicht so recht passen.

Kafka zeigt in der Sammlung 'Er' , wie man Prosaminiaturen gleichbleibend auf hohem Niveau durchschreibt.

Alles Gute
dmity
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
ich fliehe vor dir, dieser Vernunft, vor dem Wahn rasch gewaschener Worte, den Schlafrockplattitüden, in den Saustall der Liebe, zu mir
Hallo @Patrick Schuler, das regt mich zu folgendem Gedanken an:
Ich fliehe vor dir, deiner Vernunft, vor deinem Wahn rasch gewaschener Worte, deiner Schlafrockplattitüden, deinem Saustall der Liebe, zu mir. Ich fliehe in die eigen und eigenartig verwinkelten Gänge eines kleinen Gefühls, das den Zitter und Gewitterhauch eines Gedankens verrät, der fort muss um zu bestehen. Ich kann nur seltsam gebückt und schwer und langsam gehen und an den Säulen der Gänge stehen hundert Zeichen in Flammen. Jeder Winkel hat ein eigenes Ich, jeder Winkel bricht das Ich und krümmt es grün über das Selbst. Und dann steht und ringt und schwingt mein Körper, lässt den Saustall der Liebe los und lässt auch den Dreck der Worte los, weil ich nichts mehr brauche, um mich gegen dich zu behaupten.


Danke dafür!
 



 
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