Ich? In Australien? Niemals!

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Ich? In Australien? Niemals!

Endlich war es so weit, die Schule war zu ende, das Abitur geschrieben, die Prüfungen mit ach und krach bestanden und das leben konnte beginnen.
Aber womit? Was sollte nun kommen? Sollte ich wirklich nach 14 Jahren Schule sofort anfangen zu studieren, oder eine Ausbildung zu machen? Aber was soll ich denn machen?
In der Schule war immer alles so einfach, wir haben vorgegeben bekommen, was wir lernen müssen, jeder hat einfach das selbe getan und Individualismus war noch nicht gefragt, vielleicht auch nicht gewünscht. Es war stupide, aber sicher, man folgte einfach dem Strom. Und nun stehe ich da, alleine, viel zu viele Türen mir voraus, und zu viele davon warten darauf das ich hindurchgehe. Welches aber ist meine Tür, in welche Richtung soll ich mich bewegen?
Ich meine es ist nicht so, dass ich noch nie über Zukunft nachgedacht habe, ich habe natürlich auch immer ein so genanntes Berufsziel gehabt, aber es war doch immer nur so eine Überlegung, es war doch nichts ernsthaftes, oder vielleicht doch? Was aber wenn es das falsche ist, woher weiß ich denn überhaupt in welchem Beruf ich aufgehen werde, was mich erfüllen könnte? Und selbst wenn es die richtige Entscheidung sein sollte, ist es nicht noch viel zu früh? Zu früh um so gezielt auf etwas vor zu arbeiten? Ich meine ich war erst 19, ein Kind! Jetzt schon ein geregeltes, gesellschaftstypisches Leben anfangen? AHHHHHHHH, nein auf keinen Fall, lasst mich zurück in die Schule, gebt mir einen Weg, kann mich nicht irgendwer an die Hand nehmen und mir den richtigen Weg zeigen?
Aber es war keiner da, die einzigen Leute die da waren, waren diese Fragezeichen Menschen, diejenigen die mich bei jeder Begegnung fragten, was ich den nun vorhaben würde. Gibt es denn nichts Wichtigeres als Zukunft in dieser Welt?
Und dann sah ich den Bericht im Fernsehen, der mein Leben auf den Kopf stellte. Eine Doku zum Thema Auslandsjahr! Warum eigentlich nicht? Kann ja nicht so schwer sein! Und ich hatte endlich etwas das ich all diesen Fragezeichen sagen konnte!
Wohin? Egal! Mexiko, Australien, USA Hauptsache weg.
Ich weiß nicht mal mehr wie ernst ich es meinte, ich glaube eigentlich wollte ich mir mit dieser Geschichte überwiegend Zeit organisieren, Zeit um mich zu entscheiden was ich wirklich machen wollte.
Aber dann die Reaktionen aller meiner Bekannten, Verwandten und Freunde. Ich würde es so oder so nicht durchziehen, ich alleine in der Welt, bei meinem schlechten Englisch, ich würde doch an Heimweh eingehen. Gerade erst ist ein Mensch nach einem Monat wieder gekommen, und alle dachten sie würde durchhalten. Ich dagegen nie im Leben!
Und geboren war mein Stolz!
Ich war schon immer der Typ Mensch, der es anderen beweisen wollte, endlich wollte ich mal gesehen werden, anerkannt werden, den großen Wow Effekt erhalten. Umso mehr man mir erzählte ich würde es nicht tun, umso sicherer wurde ich mir, dass ich es tun werde!
Also fing ich reell an Informationen zu sammeln, das Internet zu durchwühlen und Bücher zu wälzen. Und dann war das Angebot da: Australien, ein Jahr, ich und mein Rucksack!
Klasse, das würde Eindruck schinden.
Je mehr Energie ich dafür aufbrachte alles zu planen, umso weniger Zeit hatte ich mir alles durch den Kopf gehen zu lassen! Ich habe mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, was mich erwarten würde, wie ich überleben sollte, wo ich wohnen werde, geschweige denn wie Australien aussehen würde! Ich hatte noch immer nicht wahrgenommen, dass ich fahren würde, es war nicht ich, der fuhr, sondern ein anderer. Ich bekam nur die Anerkennung.
Die zwei Monate, die ich hatte alles fertig zu machen, verflogen förmlich, die Zeit rannte. Im August sollte ich fliegen, es war schon ende Juni, mein Geburtstag. Nie werde ich vergessen was ich bekam, da ich nie ein Geschenk für so sinnlos gehalten habe. Australien Reiseführer, fünf oder sechs verschiedene, aber wofür? Ich wollte doch gar nicht fahren! Langsam merkte ich, dass etwas mit meinem Plan extrem schief gelaufen war! Aber wie sollte ich hier wieder raus kommen, kneifen? Auf keinen Fall. Aber vielleicht sollte ich krank werden oder mir etwas brechen, so dass ich nicht fahren kann. Ich werde unter keinen Umständen fliegen!
Schon war es ende Juli, Freunde fingen an mich zu verabschieden, Partys wurden geschmissen, ich hörte sogar auf in der Kneipe zu arbeiten „um mehr Zeit zum verabschieden zu haben“.
Anfang August fing es dann an, dass sich Menschen von mir verabschiedeten, für ein Jahr, mit der Gewissheit, dass sie mich in dieser Zeit nicht sehen werden. Ich lebte wie in einer Wolke, ich erlebte alles, nahm aber nichts wahr, ich würde ja hier bleiben, oder nicht?!
Mittwochs nachts um vier Uhr sollte mein Zug Richtung Flughafen fahren, sonntags saß ich abends noch mit meinen Eltern vorm Fernseher. (aus meiner Wohnung war ich ja schon vor zwei Wochen ausgezogen). Montagmorgen würde mein Vater für eine Woche beruflich wegfahren. Als ich müde wurde machte ich mich auf in mein Zimmer und brachte mein übliches „Nacht“, ich wollte gerade die Tür hinter mir schließen, als mir erschreckend bewusst wurde, das ich meinen Vater für ein Jahr nicht sehen würde (sollte ich fahren, und noch dachten es ja alle). Er war der erste Mensch, dem ich „auf wieder sehen“ sagen musste, wo es mir etwas bedeutete, und es war das erste mal wo ein Hauch eines Bewusstseins in mir hoch kam, aber auch nur ein Hauch. Schon war wieder vergessen, was ich vorhatte!
Die Stunden bis Mittwoch verbrachte ich dann nur noch mit packen, verabschieden, keine Sekunde hatte ich für mich alleine, keine Chance noch mal über alles nachzudenken.
Und schon war Mittwoch! Meine beste Freundin lud mich noch ein, eine Runde schwimmen zu fahren, es war heiß und ich wurde nervös! Sie organisierte es noch einmal die meisten meiner Freunde zu versammeln, die dann, als wir im Wasser waren, mit einem Sekt und einer Karte am Seerand auftauchten. Ich glaube, für sie war es schwer Abschied zu nehmen, einige weinten. Ich tröstete, würde doch bald wieder da sein (sollte ich gehen). Ich stand total neben mir, meine Erinnerung heute ist wie ein Nebelspiel, wie ein Traum!
Bei meiner Mutter, versuchten wir dann noch etwas Schlaf zu bekommen, ich hatte nunmal eine lange Reise vor mir. Es war meine Mutter die so verwirrt war, dass sie um eins anfing „Frühstück zu machen“ da sie nicht schlafen konnte. Es war sie, die Angst hatte, nicht ich!
Um drei Uhr fuhren wir drei (meine Mutter, meine beste Freundin und ich) los zum Bahnhof, hier werden meine Erinnerungen immer schwächer, das Traumbild immer deutlicher.
Und dann standen wir da, nach und nach kamen immer mehr Freunde in den total verschlafenen Bahnhof, viele mit einer Tasse Kaffe in der Hand, viele mit Tränen auf den Wangen. Die Minuten rannten, der Zug war da, mein Gepäck schon im Abteil. Abschied!
Noch immer lachte ich, nahm es nicht ernst, alles im Nebel. Ich würde nicht nach Australien fliegen, ich doch nicht!
Der Schaffner pfiff, ich stieg ein, vor mir schlossen sich die Türen, draußen eine Traube an Menschen, die ich als die wichtigsten in meinem Leben ansah, viele weinten, der Zug fuhr an und ich erwachte aus meinem Traum! So wie sie da standen, ich alleine im Zug, aller Nebel war weg, die Realität nach zwei Monaten wieder da. Doch es war zu spät, ich saß im Zug, alleine auf dem Weg in eine Welt, über die ich noch nie nachgedacht hatte! Ich brach zusammen, alles kam in mir hoch und unter Tränen viel ich auf meinen Sitz! Was hatte ich mir nur gedacht?!

Keine Ahnung was auf mich zukam, keinen Menschen den ich kannte, eine Sprache der ich kaum mächtig war, kein Geld in der Tasche, und genau so startete ich das beste Jahr meines Lebens! Ohne Planung, ohne Erwartungen, und im zarten Alter von 20 Jahren!
 
Hallo Inbred Teleri,

erst mal Herzlich Willkommen auf der Leselupe. Ich würde den Text nochmals bezüglich Kommas und Groß-/Kleinschreibung überprüfen, am Anfang hast du einen Zeitenwechsel drin.
Der Anfang hat mir recht gut gefallen, gegen Ende könntest du ein wenig kürzen.
Generell lies es sich ein wenig hektisch, du solltest dem Leser die Chance zum Verweilen gebén.

Bis bald,
Michael
 



 
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