ich seh dich

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Mitglied
ich seh dich wie an unsrem ersten tag
dein schiefes lächeln
sitzt vielleicht ein bisschen schiefer
der trotz der jugend
steckt dir noch im unterkiefer
doch es fehlt das grollen
als würdest du im alter nur noch wollen
dass unsre tage friedlich golden glänzen
altweibersommerfäden uns bekränzen
und einen sanften teppich weben
ich seh dich
und in dir mein gutes leben





.aug_2023
 

Sidgrani

Mitglied
Hallo Fee,

schöner kann man dem Lyrischen Du nicht sagen, wie sehr man es noch immer liebt und schätzt. Eindringliche Worte.

Lieben Gruß
Sid
 

sufnus

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Also da mach ich jetzt auch mal nicht allzu viele Worte... sehr stimmig (und auch ein bisschen mit einem freundlich-schiefen Lächeln) verwobene Innigkeit. Mag ich sehr. :)
LG!
S.
 

Marcson

Mitglied
Hallo fee,
das finde ich ganz wunderbar! Schöne Textmelodie, gefühlvoll gezeichnet.

Im ersten Lesen hatte ich einen kleinen innerlichen Stopper in Zeile 4, weil ich die erst einmal anschlüssig zu lesen versuchte und den Trotz nicht sofort als Substantiv erkannte. Das löste sich dann aber im zweiten Lesen auf. Ich dachte, ich sage das jetzt einfach trotzdem mal, falls du irgendwann mal mit der Idee gespielt hattest, in diesem Text nicht auf konsequente Kleinschreibung zu setzen.

Es gibt ein Wort in dem Text, das ich persönlich streichen würde: friedlich. Das hat zwei Gründe: in dem Vers werden mit "friedlich" und "golden" dem "glänzen" zwei Adverbien beigestellt, eines würde mir reichen und auch die Textbewegung gewinnt für mich durch die Streichung eher, als etwas zu verlieren.
Der zweite Punkt: da steht auch bald noch "sanft" im Text. Das Streichen von "friedlich" würde eine Häufung dieser weichen Worte vermeiden. Der Text hat bereits einen friedlichen, sanften Klang, denke ich, er könnte also auf eine solche direktere Anzeige verzichten.

Das ändert alles nichts an meinem Gesamteindruck: ein tolles Gedicht!
LG Marc
 

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sehr stimmig (und auch ein bisschen mit einem freundlich-schiefen Lächeln) verwobene Innigkeit. Mag ich sehr. :)
Das freut mich sehr, lieber sufnus! Danke!

Schöne Textmelodie, gefühlvoll gezeichnet.
Und das freut mich nicht minder, Marcson! Herzlichen Dank!

Ich kann nachvollziehen, dass dir etwas, das "friedlich golden glänzt" ev. ein bisschen zu viel des Guten scheint. Die Häufung war aber durchaus von mir gewollt und es waren mir nicht nur der Rhythmus und eine entsprechende Silbenzahl im Vers wichtig, sondern auch, näher zu definieren, welches "Gold" da glänzt. Eben kein dem Leben heldenhaft kämpfend abgetrotztes, sondern ein friedliches. Eins von Angekommenen. Eines, das sich selbst genügt. Ich hoffe, das ergibt für dich als Erklärung Sinn.

Danke dir für den ausführlichen und feinen Kommentar und die feinfühlige Auseinandersetzung mit meinem Text. Sie hat mich meinen Text nochmals hinterfragen lassen - und das schadet nie und ich habe es aufgrund deines Kommentars auch gerne getan.

Liebe Grüße euch beiden!

fee
 

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diese irrsinnige Nähe
Hm. Interessant, liebe Hera.

Wieso denkst du, dass ein liebevolles Wahrnehmen eines langjährigen Lebenspartners auf jeden Fall auch etwas mit erdrückender Nähe zu tun haben muss? (so zumindest interpretiere ich deine Anmerkung).
Ich nehme es eher so wahr, dass man, je länger und besser man sich mit den Jahren kennt (und wenn da eine vertrauensvolle Liebe zwischen den Partnern herrscht), man dem Anderen mehr und mehr Raum zugestehen kann. Und mehr Eigenheiten. Die Nähe ist dann keine unbedingt räumliche, sondern eine Verbundenheit, die sich von selbst versteht. Und deshalb erdrückt man sich auch gegenseitig nicht (oder nicht mehr).

LG,
fee

PS: auch Frauen wollen übrigens nicht erdrückt werden von ihren PartnerInnen. Das ist aus meiner Sicht keine ausschließliche Männer-Sache. ;)
 

Hera Klit

Mitglied
Hm. Interessant, liebe Hera.

Wieso denkst du, dass ein liebevolles Wahrnehmen eines langjährigen Lebenspartners auf jeden Fall auch etwas mit erdrückender Nähe zu tun haben muss? (so zumindest interpretiere ich deine Anmerkung).
Ich nehme es eher so wahr, dass man, je länger und besser man sich mit den Jahren kennt (und wenn da eine vertrauensvolle Liebe zwischen den Partnern herrscht), man dem Anderen mehr und mehr Raum zugestehen kann. Und mehr Eigenheiten. Die Nähe ist dann keine unbedingt räumliche, sondern eine Verbundenheit, die sich von selbst versteht. Und deshalb erdrückt man sich auch gegenseitig nicht (oder nicht mehr).

LG,
fee

PS: auch Frauen wollen übrigens nicht erdrückt werden von ihren PartnerInnen. Das ist aus meiner Sicht keine ausschließliche Männer-Sache. ;)
Auch wieder ein schöner Traum, liebe Fee,
der mit der Realität nichts zu tun hat.
Ich kenne viele Männermeinungen dazu und meine eigene.
Unisono ist vom Wunsch nach Freiheit die Rede.

Als unsere Tochter aus dem Haus war, wünschte meine Frau mehr gemeinsame Unternehmungen
und mehr Nähe und ich wünschte mir mehr meine Ruhe und Unternehmungen ohne sie.
In vielen Gesprächen mit Freunden und Kollegen wurde mir bestätigt, dass ich ganz normal bin,
wenn ich so fühle, denn sie fühlten gleich.

Das ist oft der Grund, warum Männer endlose einsame Radtouren in dichten Wäldern unternehmen.

Frauen lassen Männern oft gerne gerade so viel Luft aus den Flügeln, dass sie nicht mehr abheben
können, um zu einer anderen Blüte zu flattern.

Das heißt nicht, man liebt sie nicht, aber....


Liebe Grüße
Hera
 

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Unisono ist vom Wunsch nach Freiheit die Rede.

Als unsere Tochter aus dem Haus war, wünschte meine Frau mehr gemeinsame Unternehmungen
und mehr Nähe und ich wünschte mir mehr meine Ruhe und Unternehmungen ohne sie.
In vielen Gesprächen mit Freunden und Kollegen wurde mir bestätigt, dass ich ganz normal bin,
wenn ich so fühle, denn sie fühlten gleich.

Das ist oft der Grund, warum Männer endlose einsame Radtouren in dichten Wäldern unternehmen.

Frauen lassen Männern oft gerne gerade so viel Luft aus den Flügeln, dass sie nicht mehr abheben
können, um zu einer anderen Blüte zu flattern.
Ich weiß schon, was du meinst, liebe Hera.

Klar gibt es das. Und sicher auch nicht selten. Ich stoße mich aber an deinem so absolut gezeichneten Frauen- und Männerbild. Was du beschreibst, habe ich auch schon mit genau anders verteilten Rollen beobachtet.
Du stellst hier doch eine grobe Verallgemeinerung in den Raum und liest meinen Text durch deine ganz persönlich stark getönte Brille. Um dieses Thema geht es aber in meinem Gedicht überhaupt nicht. Ich nehme an, es hat dich heute einfach auf dem falschen Fuß erwischt beim Lesen.

Es geht im Text darum, dass ein Partner den anderen sieht - über eine längere gemeinsame Lebensspanne hinweg. Immer noch - oder vielleicht sogar mit noch liebenderem Blick auf diesen. Und ein wahrhaft liebender Blick (jetzt nicht kitschig gemeint, sondern ein hart erarbeiteter) urteilt nicht, engt nicht ein, drängt nicht in eine Rolle, sondern nimmt das Wesen des Gegenübers wahr. Mit allen Macken, Lücken und Kanten. Darum geht es in meinem Gedicht vor allem. Das gemeinsame Wachsen und Wachsen-Lassen. Denn ein Ich wird - wie Viktor Frankl es so schön und richtig gesagt hat - immer erst am Du. Man wächst aneinander im besten Fall und erkennt sich selbst und ein gelungenes Leben (auch) im Partner.

Das mag für jemanden, der Beziehung nur als ein Tauziehen um Zugeständnisse und Freiheiten kennt, natürlich rosarot klingen. Aber das gibt es. Und das ist dann auch hart erarbeitet in den meisten Fällen - war also auch nicht immer nur rosarot. Okay?

Wenn einer - egal ob jetzt Mann oder Frau - in einer Beziehung nicht mehr abheben kann, hat nicht nur der Partner daran schuld. Auch da gehören immer zwei dazu.
 

Hera Klit

Mitglied
Ich weiß schon, was du meinst, liebe Hera.

Klar gibt es das. Und sicher auch nicht selten. Ich stoße mich aber an deinem so absolut gezeichneten Frauen- und Männerbild. Was du beschreibst, habe ich auch schon mit genau anders verteilten Rollen beobachtet.
Du stellst hier doch eine grobe Verallgemeinerung in den Raum und liest meinen Text durch deine ganz persönlich stark getönte Brille. Um dieses Thema geht es aber in meinem Gedicht überhaupt nicht. Ich nehme an, es hat dich heute einfach auf dem falschen Fuß erwischt beim Lesen.

Es geht im Text darum, dass ein Partner den anderen sieht - über eine längere gemeinsame Lebensspanne hinweg. Immer noch - oder vielleicht sogar mit noch liebenderem Blick auf diesen. Und ein wahrhaft liebender Blick (jetzt nicht kitschig gemeint, sondern ein hart erarbeiteter) urteilt nicht, engt nicht ein, drängt nicht in eine Rolle, sondern nimmt das Wesen des Gegenübers wahr. Mit allen Macken, Lücken und Kanten. Darum geht es in meinem Gedicht vor allem. Das gemeinsame Wachsen und Wachsen-Lassen. Denn ein Ich wird - wie Viktor Frankl es so schön und richtig gesagt hat - immer erst am Du. Man wächst aneinander im besten Fall und erkennt sich selbst und ein gelungenes Leben (auch) im Partner.

Das mag für jemanden, der Beziehung nur als ein Tauziehen um Zugeständnisse und Freiheiten kennt, natürlich rosarot klingen. Aber das gibt es. Und das ist dann auch hart erarbeitet in den meisten Fällen - war also auch nicht immer nur rosarot. Okay?

Wenn einer - egal ob jetzt Mann oder Frau - in einer Beziehung nicht mehr abheben kann, hat nicht nur der Partner daran schuld. Auch da gehören immer zwei dazu.
Ein schöner Traum, liebe Fee, der vielleicht zu drei Prozent in der Realität vorkommen mag.
Solltest du diese Seltenheit haben, dann Hut ab und weiter so.
Meistens halten sich die Partner allerdings gegenseitig schön klein, aus Angst,
da entwickelt sich was, das trennend wirken könnte.

Dann bemerkt man ca. 3-4 Jahren nach der Trennung, wenn das Gehirn wieder locker durchschaltet,
auf was man alles verzichtet hat und ärgert sich ganz schön.

Dennoch wünsche ich dir viel Glück.

Liebe Grüß
Hera
 



 
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