Hallo Patrick,
nach langem schweigen melde ich mich gerne einmal wieder zurück:
Das könnte ein älteres Stück von dir sein. Es hat eine Leichtigkeit in den Formulierungen, die mir sehr zu gefalen weiß, und auch die Bilder sind von einer schlichten Klarheit und Schönheit.
ich streue salz in das gedächtnis damit es wasser zieht
„ich frage nicht
Hhhhhhhh ich antworte nicht
auf so dringliche fragen
freundin
lege nur meine münze auf die lider des sterbenden engels
du brauchst dir keine sorgen zu machen
es gibt dutzendfach engel
und immer eine lederblume die mit dem himmel winkt
Jetzt sind die Jahre des schwarzen Schlafs
um uns ist die stille ungeheuerlich
Hhh aus ihren poren wachsen wir
Hhh wie härchen empor“
Ich lese ein entmystifiziertes Beziehungsdrame.
Es gibt ein Ich, ein du, und auch noch ein von „ungeheurer Stille“ umgebendes „uns“.
Lyrich scheint dem Schmerz entwachsen, und auch die vielleicht früher quälenden Fragen nach dem warum, nach dem wieso begegnet Lyrich nicht mit Sprachlosigkeit, sondern mit einer Abgeklärtheit, die vermutlich auf der erkenntnis fußt, das weder Fragen noch Antworten „weiterhelfen“.
Ich vermute im Titel:“ich streue salz in das gedächtnis damit es wasser zieht“
eine verstärkung meiner Lesart
Das Gedächtnis wird durch das Wasser (der Zeit?) verschwommener, es verliert seine „reinheit“.
Das Salz trocknet dieses Wasser aus, was bleibt ist eine reine , vielleicht schmerzfreie Erinnerung an das Gewesen, und auch an das was bleibt.
Gibt dann also auch keinen Anlass zur Sorge. Denn aus der stille wachsen „ich und du“ einzeln neu hervor.
„Härchen“ finde ich hier gut gewählt. Denn die Haare sind ein sehr sensitives Wahrenehmungsorgan.
Ein Leben lang stellen wir unsr Fragen, und mit der Zeit wachsen wir vielleicht in die Antwort hinein...
Dir einen lieben Gruß
auf bald
Ralf