Milchiger Novembernebel zeichnet ihre zierliche Gestalt in weichen Konturen, als wolle sie sich nicht am frühen Herbstalltag reiben. Letzte Morgenstrahlen der verglimmenden Straßenlaterne malen ihren schmalen Schatten auf feuchten Asphalt.
Sie wendet mir den Rücken zu. Ihr kurzer taillierter Mantel verführt den Blick auf schlanke Beine in modischen Stiefeln. Sie steht bewegungslos. Ihr Atem verliert sich im Sekundentakt vermischt mit Zigarettenrauch hastig in kühle Novemberluft.
Noch ein paar Minuten bis zur Ankunft des Busses. Sie bemerkt mich nicht. Tritt die Kippe aus. Ich halte Abstand, als wollte ich mir eine Illusion bewahren, die mir die Fantasie vorspiegelt. Sie zieht den Knoten ihres Kopftuches fester. Darunter schimmert helles Haar. Wie alt mag sie sein? Habe sie hier noch nie gesehen. Und um diese Zeit? Sicher auf dem Weg zur Arbeit?
Der Bus hält, die Türen schieben sich auf. Sie steigt vorne ein, ich hinten. Der Bus übervoll. Viele stehen, halten sich schwankend an Schlaufen fest. Ich sehe sie nicht mehr. Muss nach zwei Haltestellen aussteigen. Dann entdecke ich sie ganz vorne.
Versuche mich vorzudrängeln.
"Nicht so ungestüm, junger Mann!", lässt sich ein älterer Herr vernehmen.
"Junger Mann, wie schmeichelhaft!", denke ich.
Ein wenig näher fühle ich mich ihr. Sie hat einen Sitzplatz gefunden, schaut aus dem Fenster. Der Bus verlangsamt die Fahrt. Ich muss hier raus. Da erhebt sie sich. Sie müsste hinten aussteigen. Werde sie von Angesicht sehen. Sie wendet sich nach vorne. Ich verlasse den Bus hinten. Wir betreten gleichzeitig den Bürgersteig.
Sie bleibt stehen, tritt einen Schritt auf mich zu.
"Kennen Sie sich hier aus?"
"Ein wenig, kann ich Ihnen behilflich sein?"
Sie lächelt mich ein wenig verlegen an.
"Ich suche die Herzstraße."
"Die ist hier gleich um die Ecke."
"Dankeschön! Vielleicht treffen wir uns ja im Bus einmal wieder?"
"Ja, vielleicht? Morgen?"
Sie eilt davon, winkt noch einmal ohne sich umzudrehen. Ich blicke ihr nach. Eine hübsche Frau.
Schätze sie auf etwa siebzig Jahre. Das Haar ergraut, lebhaft die Augen, die Züge weich und voller Leben. Ein verhaltener Charme geht von ihr aus. Alte Menschen können faszinierend sein.
Warum sehen wir das nicht in unserem verächtlichen Jugendwahn, verweisen sie allzu gerne in Seniorenparkhäuser, indem wir sie nur noch von hinten betrachten bevor sich die Tür hinter ihnen schließt.
Freue mich auf Morgen.
Sie wendet mir den Rücken zu. Ihr kurzer taillierter Mantel verführt den Blick auf schlanke Beine in modischen Stiefeln. Sie steht bewegungslos. Ihr Atem verliert sich im Sekundentakt vermischt mit Zigarettenrauch hastig in kühle Novemberluft.
Noch ein paar Minuten bis zur Ankunft des Busses. Sie bemerkt mich nicht. Tritt die Kippe aus. Ich halte Abstand, als wollte ich mir eine Illusion bewahren, die mir die Fantasie vorspiegelt. Sie zieht den Knoten ihres Kopftuches fester. Darunter schimmert helles Haar. Wie alt mag sie sein? Habe sie hier noch nie gesehen. Und um diese Zeit? Sicher auf dem Weg zur Arbeit?
Der Bus hält, die Türen schieben sich auf. Sie steigt vorne ein, ich hinten. Der Bus übervoll. Viele stehen, halten sich schwankend an Schlaufen fest. Ich sehe sie nicht mehr. Muss nach zwei Haltestellen aussteigen. Dann entdecke ich sie ganz vorne.
Versuche mich vorzudrängeln.
"Nicht so ungestüm, junger Mann!", lässt sich ein älterer Herr vernehmen.
"Junger Mann, wie schmeichelhaft!", denke ich.
Ein wenig näher fühle ich mich ihr. Sie hat einen Sitzplatz gefunden, schaut aus dem Fenster. Der Bus verlangsamt die Fahrt. Ich muss hier raus. Da erhebt sie sich. Sie müsste hinten aussteigen. Werde sie von Angesicht sehen. Sie wendet sich nach vorne. Ich verlasse den Bus hinten. Wir betreten gleichzeitig den Bürgersteig.
Sie bleibt stehen, tritt einen Schritt auf mich zu.
"Kennen Sie sich hier aus?"
"Ein wenig, kann ich Ihnen behilflich sein?"
Sie lächelt mich ein wenig verlegen an.
"Ich suche die Herzstraße."
"Die ist hier gleich um die Ecke."
"Dankeschön! Vielleicht treffen wir uns ja im Bus einmal wieder?"
"Ja, vielleicht? Morgen?"
Sie eilt davon, winkt noch einmal ohne sich umzudrehen. Ich blicke ihr nach. Eine hübsche Frau.
Schätze sie auf etwa siebzig Jahre. Das Haar ergraut, lebhaft die Augen, die Züge weich und voller Leben. Ein verhaltener Charme geht von ihr aus. Alte Menschen können faszinierend sein.
Warum sehen wir das nicht in unserem verächtlichen Jugendwahn, verweisen sie allzu gerne in Seniorenparkhäuser, indem wir sie nur noch von hinten betrachten bevor sich die Tür hinter ihnen schließt.
Freue mich auf Morgen.