Hey Ihr Lieben!
Das ist jetzt wirklich so viel Input, Feedback und (wunderbar
gemischte) Resonanz von Euch, dass ich etwas brauchen werde, um da auf die vielen spannenden Punkte einzugehen! Ich fühle mich wirklich gesegnet von Eurem vielstimmigen Reaktionen und werde sie sehr genau lesen und bedenken!
Ich will da zunächst wirklich nochmal zuvörderst Deine Befremdung, lieber KK, hervorheben: Es klingt jetzt blöd und total missverständlich, wenn ich schreibe, dass mir an der besonders viel liegt.

Was ich damit dann sicher nicht meine, ist, dass ich Dich (oder sonstwen) mit meinen Gedichten gerne provozieren möchte - das will ich gerade nicht. Es ist aber wertvoll, wenn ich ein Echo erhalte, dass meine Zeilen eine Abwehrreaktion oder Irritation ausgelöst haben, weil mich das dann motiviert, nochmal doppelt und dreifach kritisch über den Schrieb drüber zu gehen, wobei ich gutmöglicherweise (wenn auch nicht zwingend) zu dem Ergebnis komme, dass mit dem Text irgendwas schief gelaufen ist, das soll ja passieren.

In der Hinsicht liegt dieses Gedicht jetzt nochmal mit allerlei Sonden und Endoskopen gespickt im Untersuchungslabor.
Auf Deine Bedenken, liebe Maren, die eine spannende Brücke von der Textstruktur zur "Aussage" schlagen, will ich später noch ausführlicher eingehen. Ebenso auf Eure Angänge, Fee und Ubertas, die mir auf coole Weise komplementär vorkommen.
Daher zunächst erst noch mal vielleicht der Aspekt der Abwehrhaltung, die der Text ja nicht nur bei Dir, KK, sondern eben auch (mit allerdings anderem "Outcome") bei Dir, Frodomir, geweckt hat. Und vielleicht auch bei Dir, lieber Tula, denn aus dem Vergleich mit modernistischen Musealexponaten kann man zumindest eine gewisse distanzierte Belustigung herauslesen, die ja wiederum als ein (sehr milder) Vorbehalt deutbar ist.
Ich habe zu diesen Lesereaktionen noch keinerlei "Theorie", aber sie interessieren mich wirklich sehr, denn offen gestanden habe ich bei diesem Gedicht damit überhaupt nicht gerechnet. Ich war zwar der Meinung, dass die Zeilen einen unstrittigen Häh?-Faktor besitzen, weil sie keine kohärente Geschichte erzählen und die verwendeten Bilder ziemlich mehrdeutig sind, ich hätte aber gedacht, dass ich hier auf der Lupe schon weitaus Sperrigeres verzapft habe (beim gerade stattgehabten schnellen Zurückblättern wären etwa blüt, süßes Fleisch und Normung nach meinem Eindruck Kandidaten für deutlich "drüberere" Lyrik).
Also mein noch hüftschüssiger Erklärungsansatz ist daher erstmal, dass bei diesem Poem hier die schiere Unverständlichkeit gerade noch nicht so groß ist, dass man als Leser*in auf einen Unernstmodus umschaltet, dass sie aber doch ausreicht, um am Ende einen innerliches Kreuzschlagen auszulösen.
Wobei, wenn ich mir Deine Analyse, lieber Frosomir, nochmal durchlese, geht es Dir wohl doch eher um die Haltung, die der Text zu "Fragen des Idylls" einnimmt, weniger aber um einen möglichen pseudoavantgardistischen Blendgranateneffekt aus dem Geist der Unverständlichkeit.
Also... ich bin noch am Schwimmen... aber dennoch guter Uferhoffnung!
Lieben Dank erstmal bis dahin!!!
S.
P.S.
Zu Deinem Hinweis bzgl. irgendjemand vs, irgend jemand, lieber Frodomir: Obwohl ich mir direkt sicher war, dass Du da richtig liegst, hab ich nochmal nachgeguckt und dabei gelernt, dass ich eine Schreibweise aus dem letzten Jahrhundert bemüht habe (bis zur Rechtschreibreform in den 1990ern wäre sie korrekt gewesen). Also irgendwie mag ich jetzt diesen Atavismus. Ich würde es wohl daher (obwohl unkorrekt) vorziehen, dass getrennt geschrieben zu lassen, lege aber Wert auf die Selbsteinschätzungskundtuung, dass ich mich dennoch nicht für einen auffällig sturen Hund bei Hinweisen zu Fehlern und Verbesserungswürdigkeiten halte.
