Im Jahr des Unglückssterns geboren

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L'étranger

Mitglied
Dunkel noch, und nur der Krach der Straße
stört den Schlaf. Die erste Tram kurvt um die
Ecke, kreischt, dein Traum zerbricht, die Vase
wackelt, stürzt vom Tisch - fällt um, wie

dumm - das wars! Was so beginnt, wird nimmer
gut, geschweige denn ein schöner Tag -
häufig wirds danach noch sehr viel schlimmer.
Wie's auch kommt, du weißt, woran es lag:

"Du hast dein Glück verlorn, bevor du es
je wirklich sahst, und du warst auserkorn,
der Depp der Welt zu sein, die Euterkuh des
Landes - im Jahr des Unglückssterns geborn!"

Ich sag euch mal, was mich schon lange stört:
der Quatsch, dass Glück den Tüchtigen gehört!
 
Zuletzt bearbeitet:

Bellador

Mitglied
Guten Morgen Lé,

es liest sich sehr fließend, die Zeilenübergänge sind dir gelungen. Ist das Gedicht durchgängig in Jamben geschrieben?
Die Aussage ist stark, schmerzhaft aber war.
Ein sehr schönes Gedicht!

Lieben Gruß
Bella
 

L'étranger

Mitglied
Liebe Bella,

Die ersten beiden Strophen sind trochäisch, d.h. sie beginnen mit einer betonten Silbe. Das zusammen mit den zeilenübergreifenden Sätzen macht es anfangs so schnell und dringlich.

Ab Strophe 3, quasi fürs Resumee ist es dann im Jambus gehalten; wobei der letzte Vers in der dritten Strophe irregulär mit einer Betonung beginnt, dann aber nach dem Bindestrich wieder in den Jambus übergeht.

Der Inhalt spiegelt die pessimistische Haltung wieder, die vorherrscht, wenn man übers Leben jammert. Das ist nicht so ganz ernst gemeint ;-).

Gruß Lé.
 

Bellador

Mitglied
Lieber Lé,

...deswegen klappte es bei mir nicht mit den X-en. Danke für die Erklärung, es ist mir doch zu kompliziert, etwas für Profis :)

"Der Inhalt spiegelt die pessimistische Haltung wieder, die vorherrscht, wenn man übers Leben jammert. Das ist nicht so ganz ernst gemeint ;-)."

Da bin ich erleichtert. Ich versuche immer meine Gedichte positiv zu deuten, oder mindestens so zu beenden.

Wir sollten uns als glücklich schätzen!

Gruß, Bella
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Lé,

ich habe die Zeilenumbrüche einmal vollkommen ignoriert und laut gelesen.
Die Reime stellen sich automatisch ein.
Das ist fein gemacht!

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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