Im Keller (gelöscht)

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@aligaga

In der Geschichte ist gar kein Mord passiert. Somit braucht sie auch kein Motiv.

Tut mir trotzdem leid, dich angepöbelt zu haben. Eigentlich schätze ich deine Kritiken. Aber hier liegst du mE daneben.

SilberneDelfine
 
A

aligaga

Gast
In der Geschichte ist gar kein Mord passiert. Somit braucht sie auch kein Motiv.
Dass der Mord (per Zufall!) nicht in die Tat umgesetzt wird, ändert doch nichts an dem Wunsch des Lesers, zu begreifen, warum er geplant wurde.

Wie schon gesagt - Totschlag wäre nach Lage der Dinge ja denkbar. Mord nicht. Der ist - auch wenn ein Türschnappschloss ihn verhinderte - buchstäblich an den Haaren herbeigezogen. Sowas stört den kundigen Leser, der gern nachvollziehen können möchte, wovon das Kino denn handelt, das man ihm vorspielt. Doch eigentlich ganz logisch, ne?

Heiter

aigaga
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Silbenstaub
Auch von mir zunächst noch einmal ein herzliches Willkommen im Haifischbecken der LeseLupe.

Plot:
Du präsentierst uns hier eine Kurzgeschichte mit dem Basisplot „Kampf“, speziell hier Mensch gegen Mensch mit dem Grundgerüst der Rache oder verspäteter Selbstverteidigung.

Konflikt:
Der Typ „Karl“ – ihr auserkorenes Opfer – wird als unangenehmer Fiesling kurz vorgestellt, aber relativ spät in der Geschichte eingeführt. Seine Verfehlungen ihr gegenüber waren grapschen und betatschen, was aber offensichtlich bereits Jahre zurückliegt.
Hier sehe ich ein Problem mit dem Leitmotiv. Es fehlt die Steigerung des Grundkonflikts, die für mich als Leser notwendige Erklärung, warum sein „grapschen“ von damals zu ihren Mordgedanken von heute führt.

Story:
Der Einstieg ist gut gemacht, mit einem „krachen“ werde ich als Leser direkt in die Geschichte hineingeworfen.
Die Sprache und die Erzählperspektive sind angemessen und flüssig zu lesen.

Szenen:
Ich verzichte mal auf eine detaillierte Szenenanalyse weil ich denke, Du solltest an diesem Stück noch einmal etwas umbauen bzw. ergänzen.


Logikfehler:
Mehrere Logikfehler sind mir aufgefallen.
1. Das Eingesperrtsein
Warum sollte die Protagonistin nicht in der Lage sein, die Tür von innen zu öffnen während es ein kleines Mädchen von außen mit Leichtigkeit schafft?
Für das „Eingesperrtsein im Keller“ lieferst Du zu Beginn (der einleitende Satz) bereits einen recht guten Lösungsansatz:
Ich stehe auf und gehe zur Tür. Sie lässt sich nicht öffnen. Ich rüttle an der Klinke.
Wie wäre es, wenn die Klinke abbricht, weil sie beim „gegen die Wand krachen“ einen Schlag abbekommen hat? Zwischendurch könntest Du erwähnen, dass die Tür immer nur langsam ins Schloss fällt.
Wieso benutzt sie kein Telefon, um Hilfe zu rufen, damit sie jemand dort herausholt?

Warum muss die Protagonistin das Mädchen nach der Uhrzeit fragen?
Klar, ein theatralischer Effekt, insbesondere die Frage: „Morgens oder Abends?“ Da sie aber selbst eine Uhr besitzt erscheint es mir etwas übertrieben.

2. Die Konfliktsteigerung (der Auslöser)
Seit zwei Jahren fahre ich oft nach Hagen bei Wind und Wetter und lege mich auf die Lauer und warte. Letzte Woche habe ich Karl wieder beobachtet.
Dies legt leider eher den Schluss nahe, dass die Protagonistin den „armen Karl“ stalkt.
Umgekehrt könnte daraus eine Steigerung des Konflikts entstehen – er stalkt sie. Verfolgt sie in den sozialen Medien, schickt ihr anonyme Briefe, belästigt sie mit anzüglichen Bemerkungen. Sie hat Albträume von ihm.
In der Nacht, die sie im Keller verbringt, könnte sie darüber reflektieren, das seine Aufdringlichkeiten es ihr unmöglich machen, eine Beziehung zu führen. Auslöser für die Mordgedanken könnte eine vorangegangene Trennung gewesen sein. Damit würde auch die Notwendigkeit, es vor seiner Auswanderung zu tun, erklärt.


Fazit:
Unterschwellig erzählst Du mir als Leser, es gebe eine „höhere Macht“, die dafür sorgt, dass sie ihren Mordplan nicht ausführt.
Als Leser vermisse ich aber die „poetische Gerechtigkeit“. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Karl nicht nur mit der Protagonistin „herummachte“. Nur ... wenn es eine höhere Macht gibt, die den Mord verhindert, wird Karl dadurch „beschützt“. Dies ist für mich als Leser extrem unbefriedigend. Ich glaube, dies ist es, was DocSchneider als „sie (die Geschichte) ist ohne Ausweg“ bezeichnet.
Am Ende könnte ein kleiner Zeitsprung erfolgen, aus einem Telefonat mit ihrer Mutter erfährt sie vielleicht, das Karl an dem Abend, als sie im Keller eingesperrt war, mit einem allergischen Schock (Schutzimpfung?) in ein Krankenhaus gebracht und dort die Nacht nicht überstanden hat.


Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht entmutigt und Dir genügend Stoff zum nachdenken geliefert. Die Grundidee und das Setting (Szenerie) Deiner Geschichte sind sehr interessant. Lediglich im Storylauf hakelt es ein wenig. ;)


Aufmunternde Grüße aus Westfalen
Frank
 

Silbenstaub

Mitglied
Hallo Maribu,
danke, dass du dich durch meinen Text gearbeitet hast. Das Ende überzeugt nicht und ein paar andere Dinge stimmen auch nicht, das wurde auch schon von Ord angemerkt. Ich stimme euch zu. Das funktioniert so alles nicht. Ich lasse den Text eine Weile liegen und nehme dann einen neuen Anlauf.
Kritik hält mich sicherlich nicht vom Schreiben ab. Das muss man/frau aushalten können.
Freundliche Grüße
Silbenstaub
 

Silbenstaub

Mitglied
Hallo FrankK,
besten Dank für deine sehr gute Textanalyse, die so umfassend ist, dass ich im Moment aus Zeitgründen nicht auf alles eingehen kann.
Ich habe beschlossen, die Geschichte erstmal „vom Netz“ zu nehmen und sie in mein persönliches Korrekturcenter zu verschieben, weil ich in den nächsten Wochen nicht dazu komme, sie zu bearbeiten.
Mir kam schon der Gedanke, so wie die Figur angelegt ist mit ihrer Problematik, dass Selbstmord eigentlich das konsequente Ende wäre. Es ist richtig, dass sie Karl stalkt. Da besteht eine Ambivalenz der Gefühle. Wenn er nach Australien auswandert, verliert sie einen Lebenssinn. Mord ist nicht wirklich die Lösung, das weiß sie. Es ist nur ein hilfloser Versuch, den inneren Konflikt zu bewältigen.
Eine andere Idee war, dass Karl am Schluss im Keller auftaucht, weil er gemerkt hat, dass sie ihn beobachtet und dann dreht er den Spieß um, gewissermaßen.
Aber das ist alles noch sehr unausgegoren. Auf jeden Fall, nehme ich mir den Text nochmal gründlich vor. Die Gedanken, die du in deinem Fazit ansprichst, finde ich sehr interessant.
Schöne Grüße aus Berlin nach Westfalen von Silbenstaub (nicht entmutigt)
 
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