Im Münsterland rundum geschaut

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lillii

Mitglied
Im Münsterland rundum geschaut

Im Münsterland, dem Ort von altem Schlage,
lausch ich der Sprache meiner Kindertage:
dem wohlgepflegten Münsterländer Platt.
In Burgen, die die Gräfte rings umspülen,
sitzt noch der Adel fest auf den Gestühlen.
An Schloss und Burg seh ich mich niemals satt.

Dort steht das Milchvieh noch auf fetten Weiden;
die Bächlein plätschern leis, so ganz bescheiden,
und Schmetterlinge tanzen in der Luft.
Auf Bauernhöfen stehen alte Eichen
als Wächter; Blumen blühen ohnegleichen,
erfrischen Aug und Herz mit ihrem Duft.

Das Münsterland mit seinen weiten Feldern,
mit Bauernhöfen zwischen dunklen Wäldern –
ist immer eine große Reise wert.
Erholung findet man auf Wanderwegen,
bei Wind, bei Sonne oder auch bei Regen –
vielleicht bei einem Ausritt hoch zu Pferd.

Als Gott der Herr den Münsterländer formte,
gelang's ihm nicht, dass er nach sich ihn normte –
er ist von Anbeginn als stur bekannt.
Sein eigenartig willensstarkes Wesen
kann mit der Zeit, wer eingeweiht ist, lesen:
er ist ein liebenswerter Querulant.

Wenn diese Menschen sich jedoch vergnügen,
genießen sie ein Fest in vollen Zügen,
sie lieben durchaus die Geselligkeit.
Ob Ostern, Hochzeit, Schützenfest im Freien,
die Pingsterbrut, auch die kann sie erfreuen;
sie sind ein jederzeit zum Spaß bereit.

© L-R.
lillii
 

James Blond

Mitglied
Liebe lilii,
nach soviel freundlichem Lob auf den Münsterländer hätte ich mir fast einen gekauft, die großen gelten als intelligent und kinderfreundlich, brauchen allerdings viel Auslauf, den ich ihnen leider nicht bieten kann. ;)

Mir gefällt die solide handwerkliche Arbeit, die du in diese Verse gesteckt hast, die nun durchs große Sommerschweigen der LeLu treiben. Ich denke, ein wenig Rückmeldung könnte nicht schaden.

Auch wenn ich einiges kritisch anzumerken habe, so gefällt mir die freundliche, aber zugleich sachlich beschreibende Art und Weise, wie du auf dein Thema eingegangen ist. Man spürt, dass dir das Land ans Herz gewachsen ist. Gestört haben mich ein wenig die Allgemeinplätze: inhaltsleere Formulierungen, wie sie die Tourismusbranche oft hervorbringt: "sich satt sehen, immer eine Reise wert, Aug und Herz erfrischen, Erholung finden" - hier würde ich mir eine individuellere Note wünschen.

Ebenso finde ich einige Formulierungen nicht so überzeugend, zu viele Füllwörter, einige Wiederholungen und einige Wortstellungen zu gewagt. Im letzten Vers ergibt das "ein" keinen Sinn.

Meine Vorschläge versuchen, dem mit leichter Ironie humorvoll zu entgehen. Nur zur Anregung.


Im Münsterland, dem Ort von altem Schlage,
lausch ich der Sprache meiner Kindertage:
dem wohlgepflegten Münsterländer Platt.
In Burgen, die die Gräfte rings umspülen,
sitzt noch der Adel fest auf [blue]seinen Stühlen[/blue],
[blue]an Schlössern ist die Gegend richtig satt.[/blue]

Dort steht das Milchvieh [blue]stramm[/blue] auf fetten Weiden;
die Bächlein plätschern leis, so [blue]recht[/blue] bescheiden,
und Schmetterlinge tanzen [blue]durch die[/blue] Luft.
[blue]Um Bauernhöfe halten alte Eichen
still Wache[/blue]; Blumen blühen [blue]zum Erweichen[/blue],
[blue]erreichen Nas [/blue]und Herz mit ihrem Duft.

Das Münsterland mit seinen weiten Feldern,
mit Bauernhöfen zwischen dunklen Wäldern –
ist immer eine [blue]Urlaubsreise[/blue] wert.
Erholung findet man auf Wanderwegen,
[blue]mit Sonne, Wind, selbst noch im Sommerregen[/blue] –
vielleicht bei einem Ausritt hoch zu Pferd.

[blue]Weil nicht[/blue] der Herr den Münsterländer formte,
[blue]gelang es ihm, dass er sich selber [/blue]normte –
er ist von Anbeginn als stur bekannt.
Sein [blue]ausgeprägtes,[/blue] willensstarkes Wesen
[blue]versteht man erst nach langer Zeit zu[/blue] lesen:
er ist ein liebenswerter Querulant.

[blue]Doch können [/blue]diese Menschen [blue]sich [/blue]vergnügen:
[blue]Ein Fest genießen sie[/blue] in vollen Zügen
[blue]und schätzen überaus[/blue] Geselligkeit.
Ob Ostern, Hochzeit, Schützenfest im Freien,
die Pingsterbrut, [blue]selbst[/blue] die kann sie erfreuen;
[blue]denn [/blue]sie sind jederzeit zum Spaß bereit.


Grüße
JB
 

lillii

Mitglied
lieber James,

Danke für Deinen Kommentar, ich werde ja nun nicht gerade verwöhnt davon, wie Du schon schreibst, es könnte dem Sommerschweigen zugeschoben werden.
Deine kritischen Anmerkungen habe ich mit Wohlwollen aufgenommen,sehe da meine Fehler ein und werde versuchen, sie zu vermeiden.
Es sind ja oft nur einige Worte, die von Dir geändert wurden.
Wenn ich die jetzt übernehmen würde, könnte ich dieses Werkchen dann noch als das meine in der zweiten Version einsetzen?

Das wüsste ich gerne, mit fremden Federn möchte ich mich nicht schmücken.
Ich sage zuerst mal ein Danke.

Grüße von lillii
 

anbas

Mitglied
Hallo lillii,

ich will James nicht vorgreifen - aber die Leselupe ist vor allem als Arbeitsforum gedacht. Somit ist es völlig normal, Anregungen auch mal 1:1 umzusetzen. Wichtiger ist, ob es für Dich nach den Änderungen noch Dein Werk ist. Wenn Du Dich weiterhin damit identifizieren kannst, ist doch alles in Ordnung. Außerdem verschwindet die ursprüngliche Fassung ja auch nicht. Sie bleibt als Link unterhalb des Textes erhalten.

Für mich ist dieses Gedicht übrigens das bisher Beste, was ich bisher von Dir hier in der Leselupe gelesen habe. Der Kritik von James muss ich mich allerdings anschließen. Ob seine Lösung auch Deine ist, das musst aber Du entscheiden.

Liebe Grüße

Andreas
 

James Blond

Mitglied
Hi lilii,

Andreas war so freundlich, meiner Antwort vorzugreifen. Dem habe ich eigentlich nichts hinzuzufügen - außer, dass es mir eine Freude ist, wenn du meine Vorschläge aufgreifst. Mir lag es fern, dein Gedicht zu entstellen und nun liegt's an dir, Teile oder alles davon nach Belieben zu verwenden.

Liebe Grüße
JB

P.S.

Ähm, wolltest du nicht schon längst im Urlaub sein, Andreas? ;)
 
Hallo Lillii,
ich finde dein Gedicht in der Urfassung wunderschön. Du hast das Münsterland und seine Bewohner gut beschrieben. Die Metrik ist auch in Ordnung.
So vieler Änderungen, wie James dir vorschlägt, bedurfte es m. E. nicht.
Lediglich die Sache mit dem Gestühl würde ich ändern und statt „eigenartig“ ausgeprägt schreiben. Warum sollen das Milchvieh [blue]stramm[/blue] auf den Weiden stehen?
Doch, wie anbas schon schrieb, es ist deine Entscheidung.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 

James Blond

Mitglied
Liebe Marie-Luise!

Nun ja, vieles mag Geschmacksache sein, wenn ich z.B. die Kühe zur Kitschattacke auf den fetten Weiden "stramm" stehen lasse, verstehen manche keinen Spaß. :) Ich schrieb ja auch, dass es sich dabei um "Vorschläge" handelt.

Allerdings kennzeichnen die blauen Textpassagen überwiegend solche Stellen, die im Original geändert gehören, und zwar weniger aus Geschmacksgründen, sondern weil sie formale oder inhaltliche Fehler enthalten.

Das würde ich auch, falls gewünscht, im Einzelnen darlegen.

Grüße
JB
 

lillii

Mitglied
im Münsterland

ich bedanke mich bei allen, die sich mit "meinem Münsterland"aauseinandergesetzt haben. Ich finde die meisten Vorschläge passend und werde sie übernehmen. Wie stelle ich mich jetzt an?
Stelle ich es jetzt an. Gehe ich auf bearbeiten und setze die neue Version ein oder lösche ich etwas ?

Danke im Voraus sagt dankbar und mit Grüßen die lillii
 

James Blond

Mitglied
Ja, genau so geht es.

Nachdem du "bearbeiten" gewählt hast, lässt sich der Text editieren. Erst wenn du dann auf "Ausführen" klickst, werden deine Änderungen übernommen, zusätzlich erscheint unter dem geänderten Text ein link zur Vorversion.

Das Ganze lässt sich auch mehrfach wiederholen und alle Versionen werden mit einem Zeitstempel versehen aufbewahrt.

Viel Erfolg!
JB
 

anbas

Mitglied
Unter Deinem Text und den darunterliegenden beiden Kästen gibt es den Button "Bearbeiten/Lö.". Den klickst Du an, überschreibst oder ersetzt die Stellen, die geändert werden sollen (oder ersetzt den Text komplett durch die neue Version) und klickst dann auf "Ausführen" - und schon isses fertig :).

Liebe Grüße

Andreas
 

lillii

Mitglied
Im Münsterland rundum geschaut

Im Münsterland, dem Ort von altem Schlage,
lausch ich der Sprache meiner Kindertage:
dem wohlgepflegten Münsterländer Platt.
In Burgen, die die Gräfte rings umspülen,
sitzt noch der Adel fest auf seinen Stühlen.
Um Schlösser finden häufig Feste statt.

Das Milchvieh steht dort stets auf fetten Weiden;
die Bächlein plätschern leis, so recht bescheiden,
die Schmetterlinge tanzen durch die Luft.
Um Bauernhöfe halten alte Eichen
still Wache; Blumen suchen ihresgleichen,
erreichen Nas und Herz mit ihrem Duft.

Das Münsterland mit seinen weiten Feldern,
mit Bauernhöfen zwischen dunklen Wäldern –
ist immer eine Urlaubsreise wert.
Erholung findet man auf Wanderwegen,
mit Sonne, Wind, selbst noch bei Sommerregen;
vielleicht bei einem Ausritt hoch zu Pferd.

Weil nicht der Herr den Münsterländer formte,
gelang es ihm, dass er sich selber normte –
er ist von Anbeginn als stur bekannt.
Sein ausgeprägtes willensstarkes Wesen
kann mit der Zeit, wer eingeweiht ist, lesen:
er ist ein liebenswerter Querulant.

Wenn diese Menschen sich jedoch vergnügen,
genießen sie ein Fest in vollen Zügen,
sie schätzen durchaus die Geselligkeit.
Ob Ostern, Hochzeit, Schützenfest im Freien,
die Pingsterbrut, selbst die kann sie erfreuen;
denn sie sind jederzeit zum Spaß bereit.

© L-R.
lillii
 
Als Gott der Herr den Münsterländer formte,
gelang's ihm nicht, dass er nach sich ihn normte –
Hallo Lillii
Diese Zeilen hätte ich stehen lassen.
Gott, der Herr, hat ja auf jeden Fall auch den Münsterländer erschaffen, doch es gelang ihm nicht so, wie er gern wollte.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 

lillii

Mitglied
Im Münsterland rundum geschaut

Im Münsterland, dem Ort von altem Schlage,
lausch ich der Sprache meiner Kindertage:
dem wohlgepflegten Münsterländer Platt.
In Burgen, die die Gräfte rings umspülen,
sitzt noch der Adel fest auf seinen Stühlen.
Um Schlösser finden häufig Feste statt.

Das Milchvieh steht dort stets auf fetten Weiden;
die Bächlein plätschern leis, so recht bescheiden,
die Schmetterlinge tanzen durch die Luft.
Um Bauernhöfe halten alte Eichen
still Wache; Blumen suchen ihresgleichen,
erreichen Nas und Herz mit ihrem Duft.

Das Münsterland mit seinen weiten Feldern,
mit Bauernhöfen zwischen dunklen Wäldern –
ist immer eine Urlaubsreise wert.
Erholung findet man auf Wanderwegen,
mit Sonne, Wind, selbst noch bei Sommerregen;
vielleicht bei einem Ausritt hoch zu Pferd.

Als Gott, der Herr den Münsterländer formte,
gelang es nicht, dass er nach sich ihn normte –
er ist von Anbeginn als stur bekannt.
Sein ausgeprägtes willensstarkes Wesen
kann mit der Zeit, wer eingeweiht ist, lesen:
er ist ein liebenswerter Querulant.

Wenn diese Menschen sich jedoch vergnügen,
genießen sie ein Fest in vollen Zügen,
sie schätzen durchaus die Geselligkeit.
Ob Ostern, Hochzeit, Schützenfest im Freien,
die Pingsterbrut, selbst die kann sie erfreuen;
denn sie sind jederzeit zum Spaß bereit.

© L-R.
lillii
 

James Blond

Mitglied
Als Gott der Herr den Münsterländer formte,
gelang's ihm nicht, dass er nach sich ihn normte –
Das mag im Sinne der r c (religious correctness) vielleicht die bessere Variante sein, stilistisch ist sie es sicher nicht. :)

Denn neben der vertrackten Inversion ist auch der Bezug des "ihm" und "er" nicht eindeutig: Nach der Regel bezieht sich ein Personalpronomen auf das letztgenannte passende Objekt, das wäre hier der Münsterländer. :)

Außerdem geht aus dem Vers

Weil nicht der Herr den Münsterländer formte,
nicht unbedingt hervor, dass der Herrgott nicht auch hier seine Hand im Spiel hatte. Beabsichtigt war doch nur eine leicht ironische Übertreibung, welche die Sturheit des Menschenschlages unterstreichen sollte: "Wir lassen uns in nichts reinreden!"

Aber man kann es eben nie allen recht machen, und Marie-Luise mit Ironie schon gar nicht. ;)

Grüße
JB
 

lillii

Mitglied
lieber JB
ich weiß, dass Du im Grunde recht hast und ich habe durch das Überarbeiten meines Münsterlandes viel gelernt und das ist für eine Achtzigjährige, die immer noch Lehre annimmt, eigenlich ja nicht schlecht.
Ich lerne, so lange ich lebe, so Gott mich lässt oder wie immer man es schreiben will.
Ich bin kein Fanatiker, was Glauben angeht, wie das häufig bei Menschen meines Alters ist, ich tanze immer noch gern aus der Reihe, hinterfragen doch ganz frei von ihm bin ich nicht.

Ich bedanke mich bei Euch allen und bleibt mir gewogen... bitte

Gruß von der lillii
 



 
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