Im Nachgang

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Noch einmal in die Jahre gehn.
Du fragst, was uns dann bliebe.
Ich ließe dich kopfüber stehn.
Los, buchstabier mir Liebe.

Dann sag, was gabst du mir als Pfand,
kein gutes Wort, nur Krallen.
Nun klettre selbst in diese Wand
am Berg und du wirst fallen.

Ich trieb dich rastlos himmelwärts,
ein Hauen und ein Stechen.
Warb niemals wirklich um dein Herz.
Verflucht, es sollte brechen.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Nun klettre selbst in diese Wand
Hey Manfred,

hier gibt es ein kleines Problem mit der räumlichen Logik. Ich glaube, es ist höllisch schwer in eine Wand zu klettern.
Korrekter wäre: "an". Die Wand ist als Bild außerdem etwas bezugslos bzw reimgeschuldet, würde es aber mit dem Argument der "poetischen Lizenz" durchwinken.

Lg EV
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
ich dachte hier an die Berge und da klettert man in eine Wand.
Das ginge, aber Bezug fehlt:


Nun klettre selbst in diese Wand
am Berg und du wirst fallen.

Oder du formst einen Genetiv, um Dativitis zu vermeiden "des Berges Wand". (Um ehrlich zu sein, bin ich selbst nicht der größte Fan des Genetivs. Nun Schande über mein Haupt).


Nun klettre selbst in diese Wand
des Bergs und du wirst fallen.

lg EV =)
 

sufnus

Mitglied
Das gefällt mir richtig gut, lieber Franke!
Inhaltlich find ich schick, dass in dieser Rückschau auf eine Beziehung, die offenbar leider nicht tragfähig war, die "Rollenverteilung", also die Zuschreibung, wer der gute und wer der böse Part war, offen bleibt. Das lyrische Du scheint im Hinblick auf die besungenen "Krallen" nicht gerade besonders sozialverträglich agiert haben, aber das lyrische Ich, welches den Partner bzw. dessen Herz gebrochen sehen wollte, steht auch nicht so unschuldig dar. Ein wechselseitiges Hauen und Stechen also, wie im Gedicht konstatiert, Ich denke, so eine Einsicht in die dunklen Seiten sowohl des Expartners als auch der eigenen Person ist eine wichtige Voraussetzung für Heilung.
Und formal noch: Sehr schön ist der Kadenzwechsel, der dazu führt, dass man die abwechselnd vier- und dreihebigen Jamben beim Vortrag auch über die ungeraden Zeilenumbrüche hinweglesen kann und so einen paargereimten Siebenheber mit Binnenreim anklingen lässt; damit kann man sehr schön spielen bei einer Rezitation. :)
LG!
S.
 
Sehr schön ist der Kadenzwechsel, der dazu führt, dass man die abwechselnd vier- und dreihebigen Jamben beim Vortrag auch über die ungeraden Zeilenumbrüche hinweglesen kann und so einen paargereimten Siebenheber mit Binnenreim anklingen lässt; damit kann man sehr schön spielen bei einer Rezitation. :)
Gestern dachte ich nur: Das gefällt mir vom Klang her so gut. Jetzt weiß ich auch, warum :). Danke für die Erklärung, Sufnus.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo @sufnus und @SilberneDelfine

Der Inhalt stand sehr schnell fest. Die Ausarbeitung hat dann doch Arbeit gekostet. Wenn es sich gelohnt hat, freut mich das sehr.
Vielen Dank für eure Kommentare.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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