Im Sandkasten

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Im Sandkasten oder Das Wesen der Welt

Kinder spielen im Sand. Die Eltern sitzen etwas abseits und unterhalten sich über das Wetter, die neuen Nachbarn, Politik und wofür sich Kinder sonst noch alles nicht interessieren. Eines formt den Sand mit den Händen zu einem Hügel. Wäre der Sand etwas feuchter, würde es besser halten, denkt es sich.

Ein Sandkasten ist ein geradezu prototypisches Spielgerät für Kinder. Günstig, einfach herzustellen (Man nehme einen Kasten und Sand) und mit jeder Menge Konfliktpotenzial. „Eeeeeeyyy!“, ruft eines der Kinder, nachdem ein anderes auf seine „Burg“ getreten ist. Der erste Sand fliegt durch die Luft. Nach knapp einer Minute können die Eltern das Treiben nicht länger ignorieren und sehen sich gezwungen, einzugreifen, bevor die Korngröße in den makroskopischen Bereich übertritt. Man möge die Kinder ihre Konflikte ruhig unter sich austragen lassen, nur Blut solle bitte nicht fließen. Und so fließen heute nur die Tränen und zwar bei allen Beteiligten. Die Erwachsenen, wie es sich gehört, weinen nicht.

Da sind nun in einem Millionen von Jahren andauernden Erosionsprozess die Gipfel der Welt zu Staub geschliffen worden. Und was machen die Kinder damit? Sie bewerfen sich gegenseitig. Sie könnten Mikrochips aus dem Quarz machen. Und das ganze seit tausenden von Jahren.

Die Eltern sind zu ihrem Platz zurückgekehrt und reden wieder über Anderes. Einer von ihnen schaut herüber.
Kinder spielen im Sand.
 

F. Schwarz

Mitglied
Eine erfrischend erwachsene Sichtweise auf den kindlichen Prozess des Spielens im Sand (mir gefällt die Wiederholung zu Beginn und am Ende)!
Die Wahl des Titels regt zum Nachdenken an: Ist nun das unvoreingenommene Spiel das wahre Wesen der Welt; lässt sich die Welt in ihrem Sein als Ganzes als ein großer Sandkasten betrachten? Oder besitzen Kinder in ihrer Befangenheit den Blick für das Wesentliche eben noch nicht (anders als die Erwachsenen)?

Lieben Gruß

F. Schwarz
 



 
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