im schuppen das kind

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auch das versteck wurde vererbt
die mutter sucht das kind

das kind im schuppen sieht die mutter
doch nicht das feine lächeln
als diese suchend ruft

als kind saß sie im gleichen schuppen
die mutter lief vorbei und rief
aufgeregt blieb sie ganz still

und was für ein triumph als sie
später dann ins zimmer trat
die mutter so erleichtert

nun sucht die mutter nach dem kind
vorbei am schuppen hinterm haus
auch den triumph gibt sie heut weiter

das kind im schuppen sitzt ganz still
es wird einmal geschichten weitergeben




auch dieses gedicht gehört zu den fotopoetischen erinnerungen für den weggebaggerten ort. zu sehen sind die zerschlagenen scheiben des schuppens und über alles ist schon gras gewachsen
 

minimalist

Mitglied
Verstehe ich es richtig, dass es eine Art Fotosammlung gibt, auf deren Fotos sich jeweils ein Text bezieht? Interessant, auch mich fasziniert die Kombination Foto (Bild) und Text. Beides kann sich herrlich ergänzen und befruchten. Interessant wäre, mal das Foto zu sehen.

Ich nehme an, es gibt hier noch ähnliche Texte zum Thema? Werde mal schauen gehen.
 
ja, das sind dreizehn fotos, die ein bekannter von einem freund in einem schon verlassenen dorf gemacht hat, das mittlerweile verschwunden ist. »um dessen glut« gehört noch dazu und das »alles fließt«
das buch soll im herbst rauskommen. aber ich brauch noch ein gedicht. ;) aber das bild macht es mir schwer.
 

minimalist

Mitglied
Ich glaube, der Text zündet erst mit dem Foto so richtig. Es ist irgendwie kein Text, der für sich allein steht. Allerdings bin ich voreingenommen, da du ja die Hintergründe genannt hast.
Auf jeden Fall ein interessantes und trauriges Thema. Ein Kinderspiel, das über Generationen an diesem Ort gespielt und "vererbt" wurde, wird es nicht mehr geben, ebenso wie den Ort selbst nicht mehr, der verlassen dasteht.

Wird sicher eine interessante Foto-Text-Kombination. Ein schönes Projekt zu einer traurigen Geschichte in unserer Zeit.
 

minimalist

Mitglied
Irgendwie unheimlich das Gedicht…..ich empfinde es als unheimlich, wieso auch immer.Freud vielleicht.
Unheimlich vielleicht vor allem, wenn man die Bilder dieser Ruine berücksichtigt, die die Autorin im Anhang beschrieben hat. Ein Kinderspiel von Mutter und Kind, über Generationen, und jetzt nur noch der verlassene Schuppen, völlig ohne Leben. Was bleibt, ist der Geist der Erinnerung.

Ja, in dieser Hinsicht auch unheimlich.
 

sufnus

Mitglied
Ich finde diese Zeilen einfach wunderbar, im Zusammenhang mit dem Foto tieftraurig und ohne das Foto sehr zugeandt und dabei auf richtig gute Weise nachdenklich. Das Gedicht säh ich persönlich sehr gerne in der Empfehlungsliste, auch ohne das Foto. :)
LG!
S.
 

minimalist

Mitglied
Ich finde diese Zeilen einfach wunderbar, im Zusammenhang mit dem Foto tieftraurig und ohne das Foto sehr zugeandt und dabei auf richtig gute Weise nachdenklich. Das Gedicht säh ich persönlich sehr gerne in der Empfehlungsliste, auch ohne das Foto. :)
LG!
S.
Schließe mich an, eine Empfehlung ist es allemal wert. Und doch, Sufnus, gebe ich zu bedenken, dass wir den Text nicht unvoreingenommen ohne den Hintergrund Foto lesen. Ich beschäftige mich selbst viel mit Fototexten, und die Zusatzinfo des Bildes verändert die Wahrnehmung eines Textes enorm.

Aber der Text überzeugt mich selbstverständlich auch solo ( siehe 4 Punkte).
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hey minimalist,
in meinem Kommentar habe ich versucht, genau diese Lese-Veränderung durch die Bildwahrnehmung (oder hier: charlottes Erwähnung des Bildkontextes) für mich zu beschreiben, wobei natürlich die post hoc-Wiederherstellung der Kontextignoranz nur eine ausgedachte Unwissenheit sein kann. Das ist natürlich eine Limitation meines Gedankenexperiments. :)
LG!
S.
 



 
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