Im Wald (gelöscht)

B

bluefin

Gast
saugeil, liebes ~ekel!

es geht nichts über nackte tastsachen und jemanden, der sie so parabolisch-cool beschreiben kann wie du das hier machst. chapeau!

winziger tipp am rande:
Tief drinnen im Wald, inmitten von Farnen, Moos und klimpernden Rehaugen, besprenkelt mit glitzerndem Tau, durchwoben von Lichtschleiern, sanften Halbschatten und dem Schillern von Insektenflügeln, angefüllt mit dem hellen Klingen eines klaren Baches, dem wachen Gezwitscher kleiner Vögel und dem Nachschwingen einer alten, reinen Melodie, grün und satt und weich, soll[blue]e[/blue] es eine Lichtung geben, in deren Rund, wenn die Sonne am höchsten steh[blue]e[/blue], ein weißes Mädchen mit rotem Lächeln [blue]sitze[/blue] und Wünsche erfüll[blue]e[/blue]. Man müsse ihm nur ein Auge opfern, sagten sie. Wenn es ihm schmecke, tue es sein Werk.
begeisterte grüße aus münchen

bluefin
 
allerherzlichsten dank, bluefin!

ja, über genau die von dir "angeprangerten" modi habe ich lange nachgedacht. ich dachte, ich könne sie hier dem in meinem empfinden besseren klang opfern. geht nicht? oder vielleicht wenn ich "solle" schriebe und das nachfolgende als darauf basierende tatsache erscheinen ließe? oder ist eventuell "soll" zwar nicht im modus, doch aber in seiner bedeutung konjunktivisch?
oder sind diese fragen am ende unnötig, da ich es ohne weiteres ändern könnte? ;)

lieb grüßend, C.
 
B

bluefin

Gast
liebes ~ekel,

die konjunktiv-krücken "solle, sollte, wäre, würde" etc. sind nur was für sprachschwächlinge. der kernige literat bildet die richtige form aus dem verb selbst:
"...gebe es eine Lichtung"
.

ganz korrekt müsste allerdings alles im konjunktiv II stehen, weil's ja nicht wirklich so ist ("irrealis"), und hieße dann:
(solle) [blue]gäbe[/blue] es eine Lichtung (geben), in deren Rund, wenn die Sonne am höchsten (stehe) [blue]stünde[/blue], ein weißes Mädchen mit rotem Lächeln (sitze) [blue]säße[/blue] und Wünsche erfüll[blue]t[/blue]e. Man müss[blue]t[/blue]e ihm nur ein Auge opfern, sagten sie. Wenn es ihm schmeck[blue]t[/blue]e, (tue) [blue]täte[/blue] es sein Werk.
deutser sprak, swerer sprak. ist ein bisschen aus der mode gekommen, das korrekte deutsch, und klingt inzwischen fast fremd, wenn man nur noch das geschmarre aus dem radio und das jämmerliche geschreibsel der tagespresse gewöhnt ist.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
morgen bluefin!

nun, in meinem verständnis läuft die sache in etwa so: der prot hört von der lichtung, und damit wird sie für ihn zu reiner wahrheit. das wollte ich mit "sitzt" und "erfüllt" ausdrücken. ist nicht korrekt - ich weiß - aber wie gesagt: klingt für mich besser an dieser stelle. wird jetzt geändert...
später dann fragt er noch mal nach - indirekte rede, also konjunktiv I. das haben wir.
der k2 ist hier deutlich zu weit weg (und auch zu hoch für das kleine textl).

einverstanden? ;)

verkaterte grüße aus berlin, C.
 
O

Open Mike

Gast
Erinnert mich an Odin, der ein Auge opferte, um einen Trunk aus Mimirs Quelle der Weisheit zu erhalten.

soll es eine Lichtung geben, in deren Rund, wenn die Sonne am höchsten stehe, ein weißes Mädchen sitze mit rotem Lächeln und Wünsche erfülle. Man müsse ihm nur ein Auge opfern, sagten sie.
So wirkt's einheitlicher.

Mit "soll es eine Lichtung geben" wird eine Äußerung wiedergegeben, ohne für deren Realitätsgehalt zu bürgen. Wie vom Autor bemerkt, wäre "solle" in derlei Fällen nicht korrekt, es sei denn, jene, die dem Erzähler von der Lichtung erzählten, sagten bereits "soll".

der prot hört von der lichtung, und damit wird sie für ihn zu reiner wahrheit
Ja, so der Verlauf dieser Geschichte.
Doch wozu dann überhaupt das Abrücken mittels "soll"?
Alternative:
→ "gebe es eine Lichtung, in deren Rund, wenn die Sonne am höchsten stehe, ein weißes Mädchen sitze mit rotem Lächeln und Wünsche erfülle, man müsse ihm nur ein Auge opfern, sagten sie."

om
 
B

bluefin

Gast
liebes ~ekel,

die regeln der deutschen sprache sind einheitlich und verbindlich. es macht keinen sinn, in prosatexten außerhalb wörtlicher reden und munsartstücken ein gemisch aus richtig und falsch anzubieten - damit outet sich der autor als der geschriebenen sprache (partiell) unkundig und erntet kritk bei allen, die sorgfältig lesen und mit sprache (noch) umgehen können.

dass die mehrheit der mitbürgerinnen und ~bürger inzwischen mit dem konjunktiv nichts mehr anzufangen wissen, exkulpiert keinen autor.

an den galgen mit den sprachpfuschern...*smile*...

liebe grüße aus münchen

p. s.: ich finde dein g'schichterl trotzdem ganz großartig!
 
ja, bluefin, ich seh´s ja schon ein ... ;)

om: danke für´s beschäftigen mit dem text!
das "soll" würd ich ganz gern behalten, da es eine kleine zusätzliche schwingung mitbringt > der prot klammert sich ein wenig an die idee von der lichtung; sie "muss" dort einfach zu finden sein. oder funktioniert das so nicht?

liebe grüße euch beiden, C.
 
O

Open Mike

Gast
Was das Modalverb "soll" hier indiziert, ist eine Behauptung von Personen, denen der Erzähler nicht völlig vertraut.

Dass "der Prot sich ein wenig an diese Idee klammert", schwingt da noch nicht mit.

om
 

FrankK

Mitglied
Hallo eenemenetekel
Cool, gutes Werk. Diese 'Feinst-Erbschen' mit gäbe/gebe/sollte/solle streifen mich nur wenig.
Die langgezogene Einleitung über sieben von neun Zeilen ... puh.
Nach der fünften Zeile habe ich schon aufgestöhnt und gesagt:
"Langsam reicht es, ich habe kapiert, es ist ein wunderschöner märchenhafter Wald. Fehlt nur noch das Salsa-tanzende Einhorn."
Vielleicht etwas 'to much'.
Als es sich im dritten Kapitel noch einmal, allerdings gegenteilig, so langzog, war immerhin schon ein 'Ende' (des Kapitels) in optischer Sichtweite.
Hmm, vielleicht einfach den letzten Satz des ersten Abschnittes zum ersten Satz des zweiten Abschnitts machen?
Damit würde dem 'Schönwald' kongruent zum 'Altwald' ein ganz eigener Absatz gewidmet.

Nicht ganz gelungen finde ich das Bild von
besprenkelt mit glitzerndem Tau
und später
wenn die Sonne am höchsten stehe
Zu dem Zeitpunkt ist es nichts mehr mit glitzerndem Tau.
Vielleicht einfach den Punkt 'glitzernden Tau' strichen? Die klimpernden Rehaugen sind schon reichlich süffig und finden im 'Altwald' keinen Gegenpart von ausreichend imposanter Symbolik.

Abgesehen von diesen Anmerkungen finde ich Deine Geschichte gut gelungen.


Viele Grüße
Frank
 
hallo frankk!

danke für´s lesen und die anmerkungen!

findste sie denn wirklich so anstrengend, die paar zeilen waldeindrücke? dann sei man froh, dass ich mich kurz gefasst hab. ;)
nein, ich weiß schon, ist ein wenig dicke, muss aber hier sein. ist ein groooßer wald.
Hmm, vielleicht einfach den letzten Satz des ersten Abschnittes zum ersten Satz des zweiten Abschnitts machen?
das würde mir nicht so richtig behagen. dieser satz ist gut als abschluss eines absatzes, finde ich - als anfang hingegen ...
besprenkelt mit glitzerndem Tau
na ja, in den ecken und winkeln könnte doch noch etwas tau zu finden sein, oder? andererseits sind es vielleicht die rehaugen, die besprenkelt sind ...
ich überleg´s mir mal.

liebe grüße, C.
 
B

bluefin

Gast
da ist nichts zu ändern, lieber @frank - das muss ein wenig übertrieben klingen, sonst funzt's ja nicht. ohne spannung keine auflösung et vice versa: kunst, halt.

für mich ist der ausgesprochene liebreiz dieses stückerls vor allem darin zu finden, dass es die klischees sich selbst absorbieren läßt - eine geniale und ebenso gut ausgeführte idee. da ist keine silbe überflüssig.

und die conclusio erst: "gedanklich mit heiler haut davongekommen zu sein". cooler, find ich, geht's nicht. jetzt, wo die indirekte rede beinahe stimmt, isses in den augen des walfisches eine glatte 11.

liebe grüße aus münchen

blueifn
 

FrankK

Mitglied
Nein, lieber eenemenetekel,
Zu Anstrengend meinte ich nicht. Nur zu lang. Machtvoll aufgeplüstert, ein gewaltiger Wald, ja.

Mein persönlicher Geschmack, und daher nicht verbindlich, wäre es immer noch, den letzten Satz des ersten Abschnittes zu verschieben.
Ich könnte es auch anders begründen:
- Vier Abschnitte für vier verschiedene Szenen im Kopfkino.
- Helle, freundliche Musik untermalt die Darstellung des 'Schönwalds'
- Indirekte Rede im Hintergrund durch einen unsichtbaren Sprecher, während der 'Haupt-Darsteller' erstmals erscheint.
- Düstere, bedrückende Musik untermalt die Darstellung des 'Altwalds'
- Direkte Rede in den Totalen mit den 'Darstellern'.
- Ende
In der jetzigen Form habe ich die Empfindung, der Sprecher aus der zweiten Szene quatscht bereits in die Schlussakkorde der ersten Szene hinein.

Oder auch:
Ein Abschnitts- und damit Szenenwechsel unmittelbar nach der Schönwaldbeschreibung baut eine kleine Pause ein, welche die Wirkung des Schönwaldes verstärken mag.


Ich muss mich auch selber korrigieren. :)
Der Sonnenstand bezieht sich auf den Zeitpunkt, an dem das Mädchen auf der Lichtung anzutreffen ist.
Die Schilderung des Waldes erscheint mir (im Nachhinein, als ich mir die Szenarien noch einmal bildlich vorstellte) eher aus den frühen Morgenstunden.
Passt auch besser mit dem Reh und dem wachen (erwachenden?) Gezwitscher der kleinen Vögel.


Ersatzweise darf ich Dir noch einen kleinen Fehler unterjubeln (Wer suchet, der findet) :) :
"Ja.", sagte ich leise.
Der Punkt hinter dem Ja ist überflüssig.


Viel Spass beim Grübeln
Frank
 
hallo frankk,

tut mir leid, aber ich kann diese beschreibenden passagen wirklich nicht ändern - hab´s mal versucht. für mich haben sie genau so, wie sie da stehen, den richtigen rhythmus. weniger würde diesen ruinieren. mehr hingegen ginge. ;)

ja, der sprecher "quatscht" in die beschreibung - und holt den leser somit im wald ab. wie schon gesagt: diesen letzten satz (oder auch die letzten zwei) des ersten abschnittes kann ich mir nur schwerlich als eröffnung des nächsten vorstellen. ist sicherlich von subjektivem empfinden abhängig. für mich würde´s anders nicht stimmen. der "schönwald" braucht gar nicht allzu lange nachhallen - er wird eh in trümmer gelegt.

der sonnenstand ist ok? eine kleinigkeit: mit "wach" meine ich etwas wie "lebensfroh", "neugierig", "flügelschlagend, die sonne im flaum und der kehle auf dem ast sitzend".

ist "Ja." hier nicht ein satz? ich glaub, der punkt muss sein. ist auch gut für die aussage des prot. er macht keine großen worte mehr - nur knappe antworten. ja. punkt.

vielen lieben dank in jedem falle für dein beflissenes lesen!

der himmel grau, die grüße dennoch fröhlich, C.


bluefin: die "11" lass ich mir rahmen! ;)

winkend, C.
 
S

suzah

Gast
hallo eenemenetekel,

ich habe deine geschichte gern gelesen, sie gefällt mir gut, jedoch folgendes nicht so sehr:

..."besprenkelt" mit glitzerndem Tau,... hellen "Klingen" eines klaren Baches,
mir fällt im moment zwar auch nichts besseres ein, aber "besprenkeln" ist eine tätigkeit wie etwas mit flüssigkeit besprenkeln, blumen mit wasser oder tischdecken vor dem bügeln, das trifft bei tau nicht zu.
das "klingen" sagt nicht viel aus.

von "angedauten" Faltern - war mir nicht geläufig, meinst du halb verdaut?

vom Fehlen der Sterne und den Fallgruben,
das "fehlen" der sterne ist klar, aber man könnte auch denken, dass sich das fehlen ebenfalls auf die fallgruben bezieht. vielleicht solltst du erst von den fallgruben und dann vom fehlen der sterne sprechen?

liebe grüße suzah
 



 
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