Manfred Ach
Mitglied
Die Schuldgefühle gegenüber dem riesigen Gesundheitsapparat STAAT zu verlieren, hat zur Folge, als Revolutionär ins Haus für Nervenkosmetik deponiert zu werden, wo aus den Monitoren die synthetischen Stimmen von ironischen Moderatoren quengeln und über die Dialektik von Krankheit und Kapital referieren. Informatische Überfrachtung zur Krisenprävention, die Elektroden an den Schläfen und die Füße in der ideologischen Wasserschüssel. Trepanierten Anarchisten werden mittels Ultraschallstrahlern die ausgeflippten Assoziativschaltungen wieder eingehängt. Durch monolithische Kanalisierung fällt der Überreizungspegel, und die Erregungsmuster können nun umgepolt werden. So macht sich revolutionäre Ungeduld als kreislaufstützender Schrittmacher nützlich, und Archetyp Bakunin sorgt für die Linderung zentralnervöser Störungen. Das kranke System wird als Zellendefekt diagnostiziert, und software-Spezialisten sorgen in der Nachbehandlung mit einschleichender Dosierung für die zuverlässige Kupierung des Heimwehs nach der Revolution. Die Wirksubstanz konkreter Utopien wird nach intravenöser Darreichung von der Blutpolizei durch alle Zellen gejagt und schließlich chemisch ausgefällt. Die verbliebenen Umsturzwünsche können sich allenfalls noch in Trunkenheit am Steuer äußern, und die endogene Deliktaffinität wird in infantilen Sandkastenstrategien mit spastischem Feedback abgebaut.
Der Anarchist verlässt als modifizierter Archist die Gitterfenstervilla mit liberal lächelndem Psychopillengesicht. Freundlich grüßt er Herrn Keineswegs und Herrn Kurzundgut. Er kauft sich wieder Zeitungen. Er schluckt sie unzerkaut, um die Depotwirkung zu sichern. Durch die Morgenzeitung wird der ganze Tag abgedeckt. Manchmal ist wiederholte Verabreichung von optimal aufeinander abgestimmten Zeitungen nötig. Er weiß, die Gedanken sind so frei, wie der Wunsch ihr Vater ist. Er erkennt die Handlungsreisenden in Sachen Rechtsstaat sofort an ihrer sympathischen Krawatte. Er weiß, über seinem Kopf entscheidet sich, wer über seinen Kopf entscheidet. Er weiß: Im Großen und Ganzen sollte man alles kurz und klein schlagen. Aber er tut nichts. Er liest Zeitung, hat pünktlichen Stuhlgang und uriniert vorschriftsmäßig. Er weiß alles über die Konditionierung von Ratten. Er kann nur darüber lächeln. Seine Gesundheit ist chronisch und unheilbar.
Der Anarchist verlässt als modifizierter Archist die Gitterfenstervilla mit liberal lächelndem Psychopillengesicht. Freundlich grüßt er Herrn Keineswegs und Herrn Kurzundgut. Er kauft sich wieder Zeitungen. Er schluckt sie unzerkaut, um die Depotwirkung zu sichern. Durch die Morgenzeitung wird der ganze Tag abgedeckt. Manchmal ist wiederholte Verabreichung von optimal aufeinander abgestimmten Zeitungen nötig. Er weiß, die Gedanken sind so frei, wie der Wunsch ihr Vater ist. Er erkennt die Handlungsreisenden in Sachen Rechtsstaat sofort an ihrer sympathischen Krawatte. Er weiß, über seinem Kopf entscheidet sich, wer über seinen Kopf entscheidet. Er weiß: Im Großen und Ganzen sollte man alles kurz und klein schlagen. Aber er tut nichts. Er liest Zeitung, hat pünktlichen Stuhlgang und uriniert vorschriftsmäßig. Er weiß alles über die Konditionierung von Ratten. Er kann nur darüber lächeln. Seine Gesundheit ist chronisch und unheilbar.