mondnein
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Gedichte zu verschenken (samisdat):
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ja, Maren,ich würde Formulierungen wie "bald schon", "ganz ohne", "ein netter versuch" austauschen. Einerseits raubt es dem Werk Sprachqualität und andererseits tragen diese Silben nichts Besseres bei. Das Gleiche gilt auch für "tut" und "grade". Diese Silben lassen, meiner Meinung nach, das Werk sehr bemüht daherkommen.
Ich fand anapästische Anfänge nur bei zwei Zeilen: "Eines Wintermorgens ..." und "Einer Welt ..." War mir garnicht aufgefallen. Innerhalb der Verse wechseln Iamben (bzw. Trochäen) mit Daktylen (bzw. Amphibrachys oder Anapästen).Und warum nicht auch die ersten beiden Strophen im Anapäst?
Sehr gut erkannt. Es könnte eine Rolle spielen, daß das Lyri trotz des impressionistischen Wetterberichts am Ende in seiner ein wenig selbstbetrügerischen Verzweiflung hängenbleibt, wie die meisten Verliebten, die dann, nachdem es unglücklich verlief, anfangen, Gedichte zu schreiben. Und dann erleben, daß das allzu hoch eingeschätzte Dichten und Anbeten so wenig hilft wie das Loben und Anbeten in der allzu hoch eingeschätzten Religion. "Alles wird zu Gott, der sich entzieht".Allerdings misslingt die finale Liebeserklärung, auf die der Vergleich abzielt, in der mir der/die Adressierte fast wie eine Bedrohung vorkommt.
Das mit der Bedrohung ist m. E. gerade der Knackpunkt.Allerdings misslingt die finale Liebeserklärung, auf die der Vergleich abzielt, in der mir der/die Adressierte fast wie eine Bedrohung vorkommt.
Mir scheint hier das überhöhte, fast schon hymnische Bedichten der winterlichen Natur als eine Sprungschanze für die 5. Strophe, wo's dann noch weit höher hinauf geht: Zu jenem höchsten Wesen, welches wir verehren - und fürchten.Und dann erleben, daß das allzu hoch eingeschätzte Dichten und Anbeten so wenig hilft wie das Loben und Anbeten in der allzu hoch eingeschätzten Religion. "Alles wird zu Gott, der sich entzieht".
keine Ahnung, was "Stimmung" sein soll, vor allem in einem Gedicht. Habe ich noch nie verstanden, sieht mir auch sehr nach Holzwolle für Gefühlsbeschreibungen aus. Oder sonst einer Krankheit.um eine Stimmung herzustellen
das No Go ist schon die "Stimmung"ein No Go ist, weil Stimmung mit Worten erzielt werden soll
gut, ich versuchs mal und streiche die beiden kalten Strophen.wobei ich sagen würde, dass die Strophen 3 & 4 nicht ganz das Spannungsniveau der Strophen 1, 2 & 5 halten. In einer Welt, wo nur Gedrucktes existierte und Papierarmut herrschte (das muss irgendein ganz anders geartetes Paralleluniversum sein), könnte man S3 und S4 sogar zur Not weglassen, ohne dass dem Gedicht viel fehlen würde.
ich wußte doch, daß die Geliebte des Lyris bekannt war wie ein bunter Hund. Alle verehrten und fürchteten sie. Da hatte das Lyri keine Chance. Und sein Dichten hat ihm so wenig geholfen wie all den anderen Opfern dieser Domina.Zu jenem höchsten Wesen, welches wir verehren - und fürchten.
Du schießt aber schnell & scharf!gut, ich versuchs mal und streiche die beiden kalten Strophen. […] Jetzt ist es kaputt. Nun ja, wird sowieso bald vergessen sein.
Warum so spröde, lieber Hansz-Mondnein?keine Ahnung, was "Stimmung" sein soll, vor allem in einem Gedicht. Habe ich noch nie verstanden, sieht mir auch sehr nach Holzwolle für Gefühlsbeschreibungen aus. Oder sonst einer Krankheit.
das No Go ist schon die "Stimmung"
grusz, hansz
Vielen Dank, lieber Sufnus, für die gelungene Erläuterung. Dein Beispiel macht deutlich, woher mein Gefühl kam - da muss ich mal zu nah neben einem Tabuisten gestanden haben ...Ah... und sorry @petrasmiles ich hatte Deine Umfrage in die Runde weiter oben erst übersehen. Beim "Was meint Ihr?" fühle ich mich jetzt mal mit angesprochen und lese "die geballte Lyrikkraft", soweit als ich bin betroffen, sehr gerne als freundlich-neckende Ironie.
Und da seh ich das mit dem Bildverweis auch völlig entspannt, ein No-Go käme mir hier jedenfalls nie in den Sinn.
Es gibt ein wunderbares Liebesgedicht von Durs Grünbein, bei dem die Besungene sich vielfältig in einer Bade- und Schminkspiegellandschaft spiegelt; dieses Gedicht schließt Grünbein, durchaus selbstironisch, mit den Worten "Ach, Vermeer!". Er spielt damit aber nicht auf ein ganz bestimmtes Bild des Malers an, sondern eher auf dessen Epoche und deren Art der Darstellung weiblicher Schönheit. Der kluge Peter von Matt nimmt das Schlusswort aber zum Anlass für folgendes Statement:
"Auch von den Malern alter Zeiten zu reden in einem heutigen Gedicht ist anrüchig. „Bildungsbürgerlich“ nennen das die Tabuverwalter. Sie ziehen dieses Wort so rasch wie der Sheriff den Colt. Den furchtlosen Dichter lässt das kalt."
Ich denke, das trifft es ganz gut. Bildungshuberischer Zitateballast ist in einem Gedicht kein Selbstzweck und erhöht im Normalfall nicht dessen poetische Berührungskraft. Mancher mag so etwas daher grundsätzlich verdammen. Aber dann hat so ein Verbotsschild natürlich eine unwiderstehliche Anziehungskraft - Lyrik ohne Renitenz gegenüber Regeln und Verboten ist eigentlich auch gar nicht vorstellbar.
LG!
S.
Genau so ist es. Die heilige Mutter Gottes als Angebetete der SM-Fetischisten. Ihr Lyriker seid durchschaut!ich wußte doch, daß die Geliebte des Lyris bekannt war wie ein bunter Hund. Alle verehrten und fürchteten sie. Da hatte das Lyri keine Chance. Und sein Dichten hat ihm so wenig geholfen wie all den anderen Opfern dieser Domina.
nun ja, die paar Leser, die durch die Lupe schauen, kennen den Monet. Und wenn nicht, darf man den artistisch-elitären Anfang dieses Verzweiflungsgedichts dem liebestrunkenen Lyri zuschreiben. Ist seine Charakterschwäche, nicht die des Autors.eine Art Einschränkung - für den Leser - der den Kosmos Monet oder Vermeer kennen muss.
Das lyrische Ich dieses Liedes erinnert sich an das Monet-Bild, er assoziiert es mit seiner Sicht auf die Angebetete. Man könnte ihm vorwerfen, daß er nicht von außen verstanden werden kann, wenn man von außen kommend die elitären Abschirmungen seines Bewußtseins durchbrechen will. Aber das ist ja keine konkrete Person, sondern nur eine imaginierte. Der können wir jedes Wissen geben, wie es nuns paßt, und jeden Charakter, den wir durchspielen wollen.Letztlich finde ich hier bei diesem Gedicht bzgl. der Monet-Anspielung die Frage am wichtigsten, ob das überhaupt "nötig" ist, um dem Gedicht eine zusätzliche Zwiebelschicht zu verpassen. Immerhin ist ja das zitierte Monetgemälde gerade keine Darstellung einer Winterlandschaft und es