in bewegung

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T

Trainee

Gast
in bewegung

zu kinderzeiten zog der mond über
den himmel des puppentheaters
später blieb der vorhang geschlossen

seitdem ziehen die tage vorbei augen
aufschläge bei der suche nach treffern
in den los- und lusttöpfen des lebens

irgendwann gehen wir gebeugt hinter
dem sargwagen her werfen einen blick
ins schillernde auge des bodenlosen
Hallo Perry,

ein Werk, das mich sehr anspricht, weil es ohne jedweden Kitsch auskommt, sparsam und genau mit Adjektiven arbeitet und dennoch eine starke emotionale Wirkung ausübt.
Da gibt es einmal das Puppentheater der Kindheit, dessen Vorhang später geschlossen bleibt, vielleicht irgendwo auf einem Dachboden verstaubt.
Das Leben der Erwachsenen steht dir für die ewige Suche nach Glück(streffern) und ihrem häufigen Ausbleiben. Und für eine wachsende Monotonie (die Tage ziehen vorbei).
Besonders stark wirkt die dritte (Alters)-Strophe auf mich mit "dem schillernden Auge des Bodenlosen." Ich stelle mir nassen Asphalt vor, der sich zu öffnen beginnt.

Normalerweise bin ich nicht unbedingt eine Freundin strenger Strophenführung in reimlosen Gedichten; hier passt es aber vortrefflich.

Das Gedicht bannt gleichsam alle drei Zeiten in einer überschaubaren Spanne, einer Aufführung, die hinter den Kulissen weitergeht ... Es bleibt dem Leser überlassen, welchen Akt er gerade durchleben möchte.
Und alles schmiegt sich in das Bild des Puppentheaters.
Ein marionettenartiges Dasein - wohl nicht allzu weit von der Realität eines "normal" Sterblichen entfernt.

Ein sehr hintergründiges, kluges Gedicht. Und gut betitelt: Die Puppen sind zwar in Bewegung, doch sie werden bewegt.

Liebe Grüße
Trainee
 

Perry

Mitglied
Hallo Trainee,

freut mich, dass Dich der Text so intensiv ansprechen konnte, besonders weil Du das "in bewegung" des Titels so treffend auf das Leben im allgemeinen und das Bewegtwerden im Speziellen der Marionetten/Menschen übertragen hast.
Danke dafür und LG
Manfred
PS: Wenn Du einverstanden bist, würde ich deinen Komm gerne auf meiner Homepage unter ausgewählten "Rezensionen" zu meinen Texten posten.
 
T

Trainee

Gast
Hallo Trainee,

freut mich, dass Dich der Text so intensiv ansprechen konnte, besonders weil Du das "in bewegung" des Titels so treffend auf das Leben im allgemeinen und das Bewegtwerden im Speziellen der Marionetten/Menschen übertragen hast.
Danke dafür und LG
Manfred
PS: Wenn Du einverstanden bist, würde ich deinen Komm gerne auf meiner Homepage unter ausgewählten "Rezensionen" zu meinen Texten posten.
Selbstverständlich, Perry.

Es ist mir eine Ehre, denn ich mag das Gedicht sehr! :)

Auf Flohmärkten sehe ich öfter einmal Marionetten mit hängenden und verknoteten Fäden in Ecken oder auf dem Asphalt "herumlungern."
Ein Anblick, der mich ebenso anrührt wie der eines sterbendes Wesens - vielleicht, weil sich die Ebenen des Realen und einer (geschaffenen) Traumwelt mischen. Dinge vergehen und mit ihm ein Teil seines Schöpfers ...

Liebe Grüße
Trainee
 
Lieber Manfred,
ein schnörkelloser Text, beeindruckend und ein fast ganzes Leben beinhaltend. Mir gefällt er sehr.
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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