in bewegung
zu kinderzeiten zog der mond über
den himmel des puppentheaters
später blieb der vorhang geschlossen
seitdem ziehen die tage vorbei augen
aufschläge bei der suche nach treffern
in den los- und lusttöpfen des lebens
irgendwann gehen wir gebeugt hinter
dem sargwagen her werfen einen blick
ins schillernde auge des bodenlosen
Hallo Perry,
ein Werk, das mich sehr anspricht, weil es
ohne jedweden Kitsch auskommt, sparsam und genau mit Adjektiven arbeitet und dennoch eine starke emotionale Wirkung ausübt.
Da gibt es einmal das Puppentheater der Kindheit, dessen Vorhang später geschlossen bleibt, vielleicht irgendwo auf einem Dachboden verstaubt.
Das Leben der Erwachsenen steht dir für die ewige Suche nach Glück(streffern) und ihrem häufigen Ausbleiben. Und für eine wachsende Monotonie (die Tage ziehen vorbei).
Besonders stark wirkt die dritte (Alters)-Strophe auf mich mit "dem schillernden Auge des Bodenlosen." Ich stelle mir nassen Asphalt vor, der sich zu öffnen beginnt.
Normalerweise bin ich nicht unbedingt eine Freundin strenger Strophenführung in reimlosen Gedichten; hier passt es aber vortrefflich.
Das Gedicht bannt gleichsam alle drei Zeiten in einer überschaubaren Spanne, einer Aufführung, die hinter den Kulissen weitergeht ... Es bleibt dem Leser überlassen, welchen Akt er gerade durchleben möchte.
Und alles schmiegt sich in das Bild des Puppentheaters.
Ein marionettenartiges Dasein - wohl nicht allzu weit von der Realität eines "normal" Sterblichen entfernt.
Ein sehr hintergründiges, kluges Gedicht. Und gut betitelt: Die Puppen sind zwar in Bewegung, doch sie
werden bewegt.
Liebe Grüße
Trainee