in den museen hängt der krieg

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mich traf der krieg jüngst
im museum
ein bild es war
nur ein soldat
verreckt im schlamm
von neuzehnhundertsiebzehn
neben totgeschossnen bäumen

und das volk ist friedensmüde

auch meine texte sind
von kriegslosigkeit so voll
was wissen sie vom sterben
von dem tod
den einarmigen den blinden
den kriegsentstellten kindern

und das volk ist friedensmüde

das feuilleton es wird erregt
von nichtpreisträgern
bomben sind spektakel
als news auf den bildschirmen

_____________--und das volk
ist friedensmüde
auf der seite der gewinner

und ich müde dieses lebens
 
Zuletzt bearbeitet:

Ubertas

Mitglied
Liebe Charlotte,
es gibt den Augenblick des Verstummens. Du erreichst ihn mit deinen Worten, denn dein Gedicht ist ein Gedankenspiegel für mich.
Lieben Gruß ubertas
 

trivial

Mitglied
Liebe Charlotte,
die unausweichliche, traurige Wahrheit, die in Deinen Worten steckt, berührt sehr.

Liebe Grüße
R
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Charlotte,

ich finde Dein Gedicht auch sehr anrührend, aber was mich aufmerken lässt, ist die Formel, das Volk sei friedensmüde.
Das halte ich für einen Trugschluss - oder sogar Propaganda eingegeben.
Mal abgesehen davon, dass ich ein Volk nie für friedensmüde halte, sondern eher für geschickt beeinflusst, erscheint mir hier inhaltlich ein Bruch mit meinen Empfindungen, sodass es mir den Wert schmälert. Da kann ich dann nicht anders.

Liebe Grüße
Petra
 
liebe Petra,
ich wäre sehr glücklich, wenn du recht hast.
ich denke in den letzten jahren (!) oft an den demian von hesse.
und habe die demos im osten noch vor augen und ohren. und
sehe die wahlerfolge der nazis.
aber vielleicht und hoffentlich liege ich falsch.
der vorwurf propaganda trifft mich.
liebe grüße
charlotte
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Charlotte,

das mit der Propaganda war nicht gemeint, Dich zu treffen; im Grunde sind wir dem alle ausgeliefert und manchmal hilft nur Medienabstinenz.

Was mich aber wundert - machst Du den Krieg als einen gesellschaftlichen fest? Und meinst Du wirklich, die 'Nazis' wären dafür verantwortlich? Ich möchte Dein Gedicht nicht mir einer politischen Diskussion überfrachten, sehe nur etwas anderes als Du: Die systematische Ausgrenzung von Protest als rechts - und das seit langem und das bevorzugt im Osten.
Wenn Du die Ausweitung einer Kriegsgefahr in Europa meinst, dann sind meiner Beobachtung nach interessanterweise demokratische und linke Kräfte dabei, die Gefahr zu schüren.

Dein Gedicht erzählt aber von Deinen Gefühlen und Beobachtungen, und darum willl ich auch nur meine Position an die Seite stellen und begründen, warum ich es anders lese.

Liebe Grüße
Petra
 
Hallo Schwarzer Lavendel,
das ist politische Lyrik, wie ich sie bevorzuge. Allerdings stört mich das Wort totgeschossen. Ich würde es durch erschossen ersetzen.
LG Karl
 
lieber Karl,
vielen dank! das bedeutet mir etwas.
das wort totgeschossen finde ich auch wichtig wie R. aber ich bewege das natürlich in mir.
liebe grüße
charlotte
 

mondnein

Mitglied
dann sind meiner Beobachtung nach interessanterweise demokratische und linke Kräfte dabei, die Gefahr zu schüren
Gefahr? ist doch schon längst real.
Der oberste Kriegstreiber bezeichnet übrigens seine Gegner immer als "Nazis" und "Faschisten". Gleichzeitig fördert er fleißig die rechtsnationalen Parteien in Europa, die ihn als Friedensfürst küssen.
 



 
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