in den schuhen aus kindertagen (hommage)

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Mimi

Mitglied
in den schuhen aus kindertagen (hommage)


und deine arme
vater
wenn sie mich heben
hinauf
in die süßliche luft
wo die fahlsegler fliegen
über den rot gesprenkelten plantagen

auf der zunge zerinnen
zu saft die beeren
mohnrote lippen
die lautlos worte formen
weil ich dir schulde
was ich bin

bin ich nicht
meines vaters tochter
auf deinen pupillen
mein spiegelbild
und das blau des himmels
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe Mimi,
großartig. das spiel mit der ambivalenz - es beklemmt mich auch ein bisschen.
liebe grüße
charlotte
 
Hi Mimi,

ein subtil differenziertes Gedicht ist Dir hier m.M.n. gelungen, das die „Huldigung“ letztlich mehrdimensional bricht und sich nicht in einem einfachen unreflektierten Abfeiern des LI gegenüber der dargestellten Vaterfigur erschöpft.

Dazu ein paar Gedanken:

1. "In den Schuhen aus Kindertagen" weist auf die sentimentale Rückbesinnung auf die Kindheit hin und könnte symbolisieren das Leben, das die Tochter durch die Augen ihres Vaters erlebt hat. Die Schuhe können auch eine Metapher für die von der Tochter geerbten Eigenschaften oder Lebenswege sein. Zum Beispiel könnte "In den Schuhen aus Kindertagen" die Erwartungen und das Erbe symbolisieren, das die Tochter von ihrem Vater geerbt hat. Dies könnte dann gleichzeitig eine Gnade und eine Bürde sein, da sie möglicherweise unter dem Druck steht, den Erwartungen ihres Vaters gerecht zu werden und in seine Fußstapfen zu treten.

2. Die Zeilen "und deine arme / vater / wenn sie mich heben / hinauf" könnten physische Erinnerungen an das Hochheben als Kind evozieren, eine Geste der Liebe und des Schutzes. Der "süßliche Luft" und die "fahlsegler" könnten Metaphern für Unschuld und Freiheit sein, Symbole der Kindheit, Regressionsbilder, die die notwendige Energie für die nachfolgenden Ambivalenzen liefern müssen.

3. "Über den rot gesprenkelten Plantagen" und "zu saft die beeren / mohnrote lippen" rufen bei mir Bilder von leuchtenden, fruchtbaren Landschaften hervor, die die Süße und Fülle des Lebens symbolisieren, das der Vater seiner Tochter ermöglicht hat, wobei die Träume des Mohns, das Rot als Farbe der Sinnlichkeit und die Beeren eine erotisierende Komponente haben. Hierin steckt eine durchaus vielschichtige Erhöhung des Vaterbildes, das tief hinabreicht (vielleicht zu tief).

4. Die Zeilen "weil ich dir schulde / was ich bin / bin ich nicht / meines vaters tochter" erkennen an, dass der Charakter, die Identität und das Leben der Tochter stark von ihrem Vater geprägt sind, könnten aber auch ein Gefühl der Schuld oder Verpflichtung gegenüber dem Vater hervorrufen. Obwohl dies ein Zeichen der Wertschätzung ist, könnte es auch eine Belastung oder ein Gefühl des Mangels an Autonomie bedeuten.

5. "auf deinen pupillen / mein spiegelbild / und das blau des himmels" könnte eine Metapher für die Reflexion der Tochter in den Augen des Vaters sein, und diese Worte erinnern uns daran, wie tiefgreifend die Vater-Tochter-Beziehung sein kann. Das "blau des himmels" könnte Hoffnung, Unendlichkeit oder den Wunsch nach Freiheit symbolisieren, den der Vater für seine Tochter hat. Darin könnte sich aber auch eine Reflexion der Identitätsprobleme verbergen, die mit der ständigen Reflexion des Selbst durch die Augen eines Elternteils einhergehen. Dies könnte auch darauf hindeuten, dass die Tochter Schwierigkeiten hat, ihre eigene Identität außerhalb der Beziehung zu ihrem Vater zu finden. In diesem Sinne könnte die die Zeile "und das blau des Himmels" eine Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit symbolisieren, was wiederum auf eine gewisse Bedrückung oder Kontrolle in der Beziehung hindeuten könnte.

mes compliments

dio
 

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Mitglied
Eine ganz großartige Verdichtung zur Essenz einer Vater-Tochter-Beziehung, liebe Mimi!

Binnen- und Nachhall sind gewaltig. Chapeau!

LG,
fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Ich glaube nicht an dieses Gedicht, es ist zu einfach, ohne Literatur ...
 

Mimi

Mitglied
Liebe Charlotte, lieber Dionysos, liebe Fee,
ein Dankeschön Euch fürs Lesen, Kommentieren und Bewerten!

Vater-Tochter-Beziehungen sind nicht immer einfach, allerdings prägt gerade diese Beziehung, eine Frau oft ein Leben lang ... bewusst oder unbewusst.
Ich gebe zu, dass in dieser Hommage neben dem LyrIch auch ein großer Teil der Autorin selbst spricht ...
Umso mehr freut es mich, wenn ich Euch mit meinem Gedicht erreichen konnte.


Dankeschön auch an den Moderator für die Empfehlung.

Gruß
Mimi
 

Mimi

Mitglied
Ich glaube nicht an dieses Gedicht, es ist zu einfach, ohne Literatur ...
Lieber @Kristian Berger, auch Dir ein Dankeschön für die Rückmeldung, auch wenn ich diese als wenig konstruktiv empfinde, da ich die Formulierung "ohne Literatur" nicht so richtig einordnen konnte ...

Die Lyrik gehört bekanntlich zur Gattung der Literatur, weshalb ich Deine Ausführung widersprüchlich finde.
Vielleicht magst Du diese textbezogen konkretisieren ...?

Mich irritiert allerdings Deine eher kratzbürstige und teilweise grenzwertige Art der Kommentierung an anderer Stelle etwas ...

Gruß
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Pardon, liebe Mimi, aber ich war weder kratzbürstig und schon gar nicht grenzwertig im Kommentar an anderer Stelle (Du meinst Charlotte), nur klar und deutlich, um Missverständnisse auszuschließen.

Deinen Text empfinde ich als flattrig, einigermaßen oberflächlich und keineswegs huldigend. ... süßliche Luft ... mohnrote Lippen ... das Blau des Himmels ... das ist doch sprachlich, mal vorsichtig gesagt, ausgesprochen dünn. Eine Hommage braucht entweder durchgängig die komplizierte! Einfachheit der Sprachmittel oder einen festen, kraftvollen Ton, der (wenn möglich) auch originell und unverwechselbar sein darf. Ich finde beides nicht vor, daher auch das Kürzel 'ohne Literatur'. Ich seh's nicht anders ...

Zum Thema 'grenzwertig' sei ergänzt, dass sich so etwas zeigt, wenn jemand Dichterkollegen/innen als angepisst beleidigt - Du weißt, dieser Bukauski für arme Leute. Er hat es nicht nur bei mir, sondern auch bei cecil und montolo gemacht. Bis heute lese ich von Euch, den Empörten, kein Wort darüber!


Schöne Grüße
Kristian
 

Mimi

Mitglied
Deinen Text empfinde ich als flattrig, einigermaßen oberflächlich und keineswegs huldigend. ... süßliche Luft ... mohnrote Lippen ... das Blau des Himmels ... das ist doch sprachlich, mal vorsichtig gesagt, ausgesprochen dünn. Eine Hommage braucht entweder durchgängig die komplizierte! Einfachheit der Sprachmittel oder einen festen, kraftvollen Ton, der (wenn möglich) auch originell und unverwechselbar sein darf. Ich finde beides nicht vor, daher auch das Kürzel 'ohne Literatur'. Ich seh's nicht anders ...

Mit diesen Ausführungen, lieber Kristian Berger, kann ich Deinen Leseeindruck viel besser verstehen und einordnen.
Gut, ich teile ihn nicht in allen Punkten, dennoch betrachte ich Deine oben stehende Kritik am Gedicht als weitere hilfreiche Rückkopplung eines Lesers, aus der ich durchaus "Verwertbares" mitnehmen kann.


Eigentlich vermeide ich es nach Möglichkeit, meine Texte zu zerlegen und/oder zu erläutern.
Sie sollten "für sich stehen können" - oder eben nicht. Es widerspricht meiner persönlichen Auffassung von Lyrik.
Bei diesem Gedicht ist es mir dennoch ein Anliegen ...

Die von Dir angesprochene "süßliche luft" erklärt sich im Text bereits in der letzten Zeile der 1. Strophe und auch die 2. Strophe, Zeile 1-2. "auf der zunge zerinnen zu saft die beeren", sind als Hinweise darauf zu verstehen, dass sich die Erzählerin auf einer (Erd)berren-Plantage befindet.
Das erklärt auch die "mohnrote lippen".
"das blau des himmels"
lese ich als eine Art Metapher dafür, dass sich die Erzählerin trotz der Verbundenheit zum Vater, als eigenständiges Individuum mit eigener Persönlichkeit und Blick auf die Welt wahrnimmt (oder wahrgenommen werden möchte).

Soviel zur Textarbeit, die hier ja eigentlich immer im Vordergrund steht sollte.


Zum Thema 'grenzwertig' sei ergänzt, dass sich so etwas zeigt, wenn jemand Dichterkollegen/innen als angepisst beleidigt - Du weißt, dieser Bukauski für arme Leute. Er hat es nicht nur bei mir, sondern auch bei cecil und montolo gemacht. Bis heute lese ich von Euch, den Empörten, kein Wort darüber!
Ich erlaube mir an dieser Stelle Dir freundlich zu empfehlen, diese Angelegenheit direkt mit revilo über die Nachrichtenfunktion zu besprechen.
Auch ich bin keine "Empörte" , wie bereits gesagt "nur" etwas irritiert ...

Danke nochmals für die Rückmeldung!

Gruß
Mimi
 

sufnus

Mitglied
Hi Mimi!
Das ist wirklich ganz großartig! Völlig zurecht eine Leseempfehlung.
Glückwunsch zu diesem wunderbaren Text!
Nichts zu verbessern hier, wie ich finde! :)
LG!
S.
 



 
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