Hi Mimi,
ein subtil differenziertes Gedicht ist Dir hier m.M.n. gelungen, das die „Huldigung“ letztlich mehrdimensional bricht und sich nicht in einem einfachen unreflektierten Abfeiern des LI gegenüber der dargestellten Vaterfigur erschöpft.
Dazu ein paar Gedanken:
1. "In den Schuhen aus Kindertagen" weist auf die sentimentale Rückbesinnung auf die Kindheit hin und könnte symbolisieren das Leben, das die Tochter durch die Augen ihres Vaters erlebt hat. Die Schuhe können auch eine Metapher für die von der Tochter geerbten Eigenschaften oder Lebenswege sein. Zum Beispiel könnte "In den Schuhen aus Kindertagen" die Erwartungen und das Erbe symbolisieren, das die Tochter von ihrem Vater geerbt hat. Dies könnte dann gleichzeitig eine Gnade und eine Bürde sein, da sie möglicherweise unter dem Druck steht, den Erwartungen ihres Vaters gerecht zu werden und in seine Fußstapfen zu treten.
2. Die Zeilen "und deine arme / vater / wenn sie mich heben / hinauf" könnten physische Erinnerungen an das Hochheben als Kind evozieren, eine Geste der Liebe und des Schutzes. Der "süßliche Luft" und die "fahlsegler" könnten Metaphern für Unschuld und Freiheit sein, Symbole der Kindheit, Regressionsbilder, die die notwendige Energie für die nachfolgenden Ambivalenzen liefern müssen.
3. "Über den rot gesprenkelten Plantagen" und "zu saft die beeren / mohnrote lippen" rufen bei mir Bilder von leuchtenden, fruchtbaren Landschaften hervor, die die Süße und Fülle des Lebens symbolisieren, das der Vater seiner Tochter ermöglicht hat, wobei die Träume des Mohns, das Rot als Farbe der Sinnlichkeit und die Beeren eine erotisierende Komponente haben. Hierin steckt eine durchaus vielschichtige Erhöhung des Vaterbildes, das tief hinabreicht (vielleicht zu tief).
4. Die Zeilen "weil ich dir schulde / was ich bin / bin ich nicht / meines vaters tochter" erkennen an, dass der Charakter, die Identität und das Leben der Tochter stark von ihrem Vater geprägt sind, könnten aber auch ein Gefühl der Schuld oder Verpflichtung gegenüber dem Vater hervorrufen. Obwohl dies ein Zeichen der Wertschätzung ist, könnte es auch eine Belastung oder ein Gefühl des Mangels an Autonomie bedeuten.
5. "auf deinen pupillen / mein spiegelbild / und das blau des himmels" könnte eine Metapher für die Reflexion der Tochter in den Augen des Vaters sein, und diese Worte erinnern uns daran, wie tiefgreifend die Vater-Tochter-Beziehung sein kann. Das "blau des himmels" könnte Hoffnung, Unendlichkeit oder den Wunsch nach Freiheit symbolisieren, den der Vater für seine Tochter hat. Darin könnte sich aber auch eine Reflexion der Identitätsprobleme verbergen, die mit der ständigen Reflexion des Selbst durch die Augen eines Elternteils einhergehen. Dies könnte auch darauf hindeuten, dass die Tochter Schwierigkeiten hat, ihre eigene Identität außerhalb der Beziehung zu ihrem Vater zu finden. In diesem Sinne könnte die die Zeile "und das blau des Himmels" eine Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit symbolisieren, was wiederum auf eine gewisse Bedrückung oder Kontrolle in der Beziehung hindeuten könnte.
mes compliments
dio