In der Nacht

juliawa

Mitglied
Nachts
zwei Mädchen im Zimmer
dabei etwas
das sie nicht
beschreiben können
oder wollen

durch die Klostergänge
humpelt ein Zwerg
vom Leben ums Leben betrogen
sein Gesicht
erhellt
von plötzlichen Blitzen
ist hoffnungsvoll

In dieser Nacht
fühlen sich die Sünder
wie befreit
als hätte der Sturm ihre Schuld gepackt
und übers schwarze Land
an alle verteilt.

Bald wird es hell
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 21589

Gast
Liebe juliawa,

dein Gedicht hat in meinen Augen einen berührenden Inhalt, krankt aber auch an mangelnder Verdichtung. So könnte z.B. die erste Strophe ohne Zeilenumbrüche auch als Einleitung eines Prosatextes gelesen werden - trotz der Reime. So habe ich das Gefühl, dass der Text eher eine Erzählung sein möchte als ein Gedicht. Deswegen wäre es vielleicht eine Überlegung wert, diesem Drang nachzugeben und den Zeilen in einer ausformulierteren Textform ihren Raum zu lassen?

Wenn du aber bei der Lyrik bleiben möchtest, könnte es meiner Meinung nach eine Überlegung wert sein, das Erzählschema (Es war einmal - dann ist das passiert - Conclusio) aufzubrechen und eher im Moment zu bleiben. Das kann man bis ins extrem Minimalistische treiben. Mir gefiele z.B. folgendes:

durch die Klostergänge
humpelt ein Zwerg
zurückgelassen
in der Nacht
der Sünde


Natürlich ist das nur eine schnell zusammengezimmerte Idee, aber ich versuche damit zu verdeutlichen, dass eine stärkere Verdichtung in einem lyrischen Text eine viel intensivere Wirkung erzielen kann als Verse, die dem Leser die ganze Geschichte auf dem Silbertablett servieren.

Herzliche Grüße
Frodomir

PS: deine Tastatur hat bei entstellt einen Buchstaben verschluckt
 

Mimi

Mitglied
Hallo Juliawa,

... das Erste, was mir beim Lesen deines Textes durch den Kopf ging, war Notre-Dame de Paris von Víctor Hugo...
ganz besonders die 2. Strophe erinnert doch sehr an die Geschichte vom missgestalteten Quasimodo...
... die 3. Strophe hat für mich zumindest Parallelen zu der Figur des Dom Claude Frollo...
... da sich mein Eindruck nicht gesamt-textlich zusammenfügt... glaube ich aber nicht, dass dies die Hintergründe zu deinem Text sind...
... ich persönlich finde die Grenzen zwischen prosaischem Text und Lyrik fließend...
dein Text ist für mich eine Mischform... er erklärt sich aber für mein Empfinden zu viel...

allerdings muss ich an dieser Stelle Frodomir Recht geben: mehr Verdichtung würde deinem teilweise interessanten Text, viel mehr Intensität verleihen...

liebe Grüße
Mimi
 

juliawa

Mitglied
Hallo Frodomir, Hallo Mimi

ihr habt Recht, ich muss das verdichten. Werde das mal versuchen :)
Das Problem war, dass ich zwschischen gereimten und ungereimtem hin und herschwanke. und gereimtes lässt sich meistens schwerer verdichten

LG
juliawa
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo juliawa,

ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und das Gedicht auf die Kernaussage verdichten.

In dieser Nacht
fühlen sich die Sünder
wie befreit
als hätte der Sturm ihre Schuld gepackt
und übers schwarze Land
an alle verteilt.

Bald wird es hell
Das alleine würde mir reichen und wäre ein klasse Gedicht.

Liebe Grüße
Manfred
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich sehe hier kein Problem, das muss Mmn. nicht weiter verdichtet werden und der erzählerische Stil nimmt gar nicht so sehr die Überhand. Für mich ist das ein gelungenes Gedicht, ehrlich gesagt, verstehe ich nicht ganz, warum da alle anderer Meinung zu sein scheinen.

L.G
Patrick


P.S: ahhh verstehe ... ich habe gerade in die Historie geguckt. Sorry
 



 
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