in der stille des spätnachmittags

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Mitglied
staubkörnchen zählen ohne dich
hinter dreifachverglasten scheiben
kopfüber den spuren der schlieren
im letzten sonnenlicht folgen
restlos weggewischt schienen sie
doch der glanz der tage war nicht
von dauer jetzt wo die schatten
den raum erobern dort übers
parkett kriechen wo deine fußspuren
nicht mehr sind die dielen knacken
und es zieht sich zusammen
mein erkaltendes herz





.jan_2023
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Solche Gedichte sind nicht leicht zu ertragen, so ohne Aussicht auf eine Wendung ...

Beim Lesen, liebe Claudia, ging mir das Bild eines Flugzeugs weit oben am Himmel durch den Kopf - ein Hauch von Hoffnung (denn irgendwann muss auch das kleinste Flugzeug mal landen). Obendrein böte das Gedicht eine gewaltige Raumgröße an, vom Parkettboden zum Himmel. Nur so fantasiert ...

Überzeugend getextet, die Zeilen gebrochen und zugleich ineinandergeschoben - na ja, wie's Deine gelungene Art ist.

Kristian
 

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Mitglied
...das Bild eines Flugzeugs weit oben am Himmel durch den Kopf - ein Hauch von Hoffnung (denn irgendwann muss auch das kleinste Flugzeug mal landen). Obendrein böte das Gedicht eine gewaltige Raumgröße an, vom Parkettboden zum Himmel. ...
Ein höchst spannender Gedanke, lieber Kristian,

für den ich - wie auch für die Sternchen - herzlich danke. Ja, vielleicht ist mein Gedicht zu hart und lässt den Leser an dem Punkt zurück, wo Hoffnung (noch) nicht möglich ist. Für mich war genau das der Status, den ich versucht habe, zu verdichten. Aber natürlich tanzen mit den Staubkörnchen auch bald wieder positive Gedanken und Träume im Sonnenlicht. Nur eben nicht jetzt.
Denkst du, man sollte dem Leser generell dieses Fünkchen Hoffnung andeuten? Ich werde jedenfalls deinen Gedanken im Hinterkopf behalten für zukünftige Texte dieser Art, denn du hast mich nachdenklich gemacht. Und das schadet bekanntlich nie. ;)

Liebe Grüße,
Claudia
 

sufnus

Mitglied
Hi Fee,
ich habe es ja insgesamt sehr metaphorisch gelesen als ein Trauergedicht über eine verlorene Liebe, insbesondere das "erkaltende Herz" habe ich im übertragenen Sinn verstanden. Nach Kristians Hinweis auf die schwer zu ertragende Ausweglosigkeit war ich mir dann nicht mehr sicher, ob Du das erkaltende Herz hier wörtlich meinst.
Aber suizidal ist es doch nicht gemeint, oder?!
(dass ich unabhängig von der letztlichen Deutung Erzählstimme und Autor deutlich auseinanderhalte, versteht sich von selbst)
LG!!!
S.
 

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Mitglied
Lieber sufnus,

du liegst mit deiner Interpretation goldrichtig. Daher fand ich ein subtiles Hoffnungsangebot im Text eben auch nicht nötig.
Ich freue mich, dass du meine Zeilen richtig erspürt hast. Und deine Nachfrage bezüglich eines suizidalen Inhalts finde ich so mutig wie richtig und wichtig!
Alles okay hier und Suizid ist jetzt nicht ein Thema, das ich einem Leser zumuten würde. Dazu ist das Thema viel zu ernst.

Der Text entsprang einer Erinnerung an eine "stinknormale" "Gebrochenes-Herz-Phase". Bloß, dass die sich eben nie stinknormal anfühlen. ;)

Liebe Grüße,
fee
 

sufnus

Mitglied
Hey fee! :)
Ah... alles klar! Na... dann hoffe ich, dass dieses Erlebnis wenigstens schon etwas länger zurückliegt. In einer ganz akuten Phase dürfte es auch schwierig sein, Wort zu finden.
Danke fürs Erklären! :)
LG!
S.
 



 
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