In diese gute Nacht

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sufnus

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In diese gute Nacht

Wenn rings im Abendspät die lichtverlassne Welt,
der stille Wald weit draußen vor der lauten Stadt,
die Farben wie ein Bettelmann sein letztes Geld
verschenkt an ein Erinnern und sich endlich matt

aus unsrer Zeit, dem regen Treiben stiehlt: Wie leicht
fühlt da die Lebensklugheit etwas wie Betrug,
doch ist das Glück nur Wartestand und nie erreicht
und unvollendet, ohne Saum, sich selbst genug.
 

Scal

Mitglied
Betrüg ich dich, wenn ich, die Rege, Reiche, Schöne, mich aus der Hülle schäle und vor dir steh als selbstgenüglich unvollendetes Wesen,
ein Wartestand nur, ohne Farben und Geld, draußen vor der lauten Stadt?
So ist es letztlich nun, bin mir genug, so will es sein.
Genüge ich dir noch, ohne Saum? Genüge ich dir nicht?

Die jahreszeitliche Gestimmtheit, das dichterisch fließende, ertastende Sinnen, die „stimmige“ Länge …
Wie viele unterschiedliche Orte Du in deinen Texten aufzusuchen verstehst!

Ein besonders schönes Gedicht!

LG
Scal
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Manche deiner Gedichte finden zunehmend ihren Weg und werden - erfolgreich - ein Gemisch aus alt und modern. Ohne dabei aber wie ein anderer zu sein/ zu klingen. Vor zwei Jahren war das noch nicht so klar. Deine Werke haben sich entwickelt, Sufnus.

Eine dichte Literarizität für den eher anspruchsvollen Leser, ohne dabei Klang und Fühlung zu verlieren. (Nanana, wir werden nicht über den Begriff diskutieren. Period.) :)
Mach weiter so, Brudi. :D;)
 
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sufnus

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Hey Fee, Scal & P! :)

Schönere Kommentare kann man sich ja wirklich nicht wünschen. Vielen Dank, Ihr Lieben! :)
Bei diesen Zeilen ging es mir tatsächlich zunächst einmal darum, einfach "schöne" Verse zu formen. Dein Zuruf, liebe Fee, freut mich daher ganz besonders... das Schönversformungsvorhaben war offenbar tatsächlich einigermaßen erfolgreich... *Freudenhüpfer mach*

Was die inhaltliche Seite angeht, da hast Du, Scal, dann die Vorlage dann wirklich äußerst wirkungsvoll veredelt und eine philosophische Grundierung zutage gefördert, die in meinem Ausgangstext nur teilweise vorhanden ist. Eigentlich, Scal, ist Dein Kommentar auch zu großen Teilen gar kein Kommentar, sondern ein richtig cooles Gedicht, bei dem ich, wenn es hier separat eingestellt würde, sofort mit Sternen um mich zu schmeißen anfinge!


Enthüllung

Betrüg ich dich wenn ich
die Rege Reiche Schöne
mich aus der Hülle schäle
und vor dir stehe

selbstgenüglich unvollendet
ein Wesen im
Wartestand nur
ohne Farben und Geld

draußen vor der lauten Stadt?
So ist es letztlich nun,
bin mir genug so will es sein

Genüge ich dir noch
ohne Saum? Genüge ich
dir nicht?


.... und zu Deiner, wirklich schmeichelhaften Einschätzung, lieber P: Inwieweit ich mich in den letzten Jahren entwickelt habe, das kann man natürlich tatsächlich nur von Außen beurteilen... man ist an sich selbst hat in der Regel zu nah dran, um das einschätzen zu können. Was meine obigen Zeilen angeht, habe ich allerdings gerade mit Schrecken festgestellt, dass diese schon fünf Jahre alt sind (gefühlt ist das Gedicht erst gestern entstanden)... vielleicht habe ich mich dann doch eher im Kreis entwickelt? So eine Kreisbahn wäre m. E. auch nicht weiter schlimm... red ich mir jetzt mal ein... zumindest solangs einen dabei nicht aus der Kurve trägt... :)

Merci Euch allen & liebe Grüße!

S.
 



 
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